Prinzipiell war die Idee gut, wenn sich die 3DO Plattform durchgesetzt hätte. Selbst wenn man kein Konsolenzocker war, konnte man seinen PC aufrüsten und entsprechende Spiele genießen. Die Leistung war jedenfalls ordentlich und der Leistung damaliger Rechner überlegen.
Der 3DO Blaster - ein Selbstexperiment
der 3DO Blaster
Die Hardwarehürden
Leider lässt sich nicht jedes X-beliebige CD-ROM verwenden, sondern es muss ein ganz bestimmtes Modell sein, welches unter der Bezeichnung CR-563-B läuft und von Matsushita hergestellt und von Panasonic, Creative etc. vertrieben wurde.
- Kabel Nr.1 kennen viele, es handelt sich um ein Loop Kabel welches auch die Voodoo1&2 Karten verwendeten. Hiermit wird das Signal der Grafikkarte über die Zusatzkarte zum Monitor weitergeleitet.
- Kabel Nr.2 ist etwas spezieller. Es ist ein internes Kabel, welches den 3DO Blaster mit dem VESA Feature Connector der Grafikkarte verbindet. Der FC wurde benutzt wenn Daten zwischen der Grafikkarte und noch einem Gerät ausgetauscht werden mussten ohne dass der Rest des Systems belastet wurde. Man hatte eine höhere Bandbreite als irgendein Bus (VLB, ISA oder PCI) damals bereitstellen konnte, wobei dies nur theoretische Höchstwerte waren die in damaligen Systemen nicht wirklich erreicht werden konnten.
Der 3DO Blaster benötigt übrigens den DSP der SoundBlaster gar nicht, da der Sound bereits komplett auf dem 3DO Blaster erzeugt und es einfach alles über den CD-Audio Eingang der SB16 weitergeleitet wird.
- mindestens ein 386er PC
- das Mainboard benötigt einen ISA Slot
- ein CR-563-B CD-ROM Laufwerk (Creative/Panasonic/Matsushita)
- eine Grafikkarte (PCI/ISA) mit VESA Anschluss
- eine (ISA) Soundkarte mit analogem CD Audio Eingang (samt passendem Kabel)
- die 3DO Blaster Karte
- 3DO Controller
- diverse Zusatzkabel für die Verbindung von 3DO und Grafikkarte (Looplabel und VESA Kabel)
Die Tücken der Software
Auf der Softwareseite wird zwingend Windows 3.1 bzw. 3.11 benötigt. Windows 95 macht bereits Probleme mit den Treibern. Auch ungünstig, da beim Release des Blasters der Release von Win95 nur noch etwa ein Jahr entfernt lag. Aber lange wurde der Blaster sowieso nicht unterstützt. Ein geplantes FMV Addon-Modul (der Anschluss befindet sich bereits auf der Steckkarte) wurde nie produziert und die 3DO Blaster Software bekam auch nie einen Win9x kompatiblen Release.
- MS-DOS mit Windows 3.1 oder 3.11. Windows 95, 98 oder neuer funktionieren nicht
- 3DO Blaster Software für Windows 3.1
- DOS Treiber für das CD-563-B Laufwerk
- Grafikkartentreiber für Windows 3.1. Je nach Modell keineswegs eine Kleinigkeit
- entsprechende Softwarekenntnisse um Soundkarte, CD-ROM etc. unter DOS konfigurieren zu können
Endlich spielen
Achja, der beigelegte Creative Controller ist völlig nutzlos. Liegt sehr schlecht in der Hand, die Buttons sind ungünstig angeordnet und etwas zu klein, es ist kein Anschluss für einen 2. Controller vorhanden (Kopfhöhreranschluss und Lautstärkeregler sowieso nicht) aber die Krönung sind die Schultertasten. Schaut euch einfach die Bilder an, absolut gruselig damit z.B. einen Shooter zu zocken in dem diese Buttons zum links/rechts-Strafen benutzt werden. Zum Glück funktionieren herkömmliche 3DO Controller (in meinem Fall war es ein japanischer FZ-1 Controller) einwandfrei.
Noch eine Kuriosität, die ich unbedingt testen wollte sind die Japan-only Titel. Der 3DO ist zwar codefree, aber die US/EU Modelle haben keinen Kanji Schriftsatz im ROM, weshalb einige Titel wie z.B. Sword & Sorcery (hierzulande besser bekannt als Lucienne's Quest) nur mit einer japanischen Konsole funktionieren. Das hätte ein weiterer Bonus für den 3DO Blaster sein können, aber leider ist das EU/US ROM auf der Platine und somit verweigert Sword & Sorcery den Dienst.
Fazit
Fassen wir zusammen:
- ein Gerät welches reichlich Zusatzhardware benötigt ist teurer als die Standalone Variante
- der Blaster hat sehr spezielle Anforderungen an die Hard- sowie Software welche allesamt nicht zukunftssicher waren
- der Benutzer musste sich schon einigermaßen mit dem Rechner auskennen (definitiv weit mehr als heute)
Wer also zuviel Geld hatte, aber keinen Fernseher, trotzdem NextGen Konsolenspiele zocken wollte und zufällig einen passenden PC zuhause stehen hatte (oder gekauft hat), für den war der 3DO Blaster genau richtig. Kein Wunder dass selbst heute noch komplett neue Exemplare auftauchen. Der Blaster den ich für diesen Artikel eingebaut und getestet habe, war so ein Kandidat. Noch nie eingebaut und völlig unbenutzt.
Hurra! Jetzt neu: Doom auch am PC! Dank 3DO Power! Für nur 800DM! Ruckelt zwar wie Sau aber endlich! DOOM am PC...wait...what?
Für Retro Zocker, denen es primär um die Spiele geht, ist der 3DO Blaster auf keinen Fall zu empfehlen. Selbst 3DO Fans haben in der Regel nichts von dem Gerät, da der 3DO Blaster gegenüber einer normalen 3DO Konsole, bis auf ein minimal besseres Bild, keinerlei Vorteile bietet. Im Gegenteil, die Nachteile sind erschreckend zahlreich!
Übersicht: Der 3DO Blaster - ein Selbstexperiment
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von NikeX:
Absolut fantastisch! Der Exot unter den Exoten. Das ist irre, so etwas heute noch lesen zu dürfen. Hat meine Neugierde befriedigt....
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von Flat Eric:
Ist klar, finds nur total kultig, weil ich damals in meinem Zimmer nur einen PC hatte und keinen TV un der 3DO Blaster durchaus interessant gewesen wäre (hatte auch ne AWE32). Doch dann 1995 eine Voodoo ins Haus. Trotzdem: So Relikte aus der vergangenen Tagen sind einfach irrsinnig spannend, weil...
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von Mystery:
Dankesehr Hat viel länger gedauert als es mir lieb war (vor allem weil das Meiste ja schon im Forum stand), aber am Ende ist der Artikel doch noch fertig geworden. Ich persönlich finde den 3DO Blaster klasse, aber ich hätte Schwierigkeiten das Gerät irgendwem zu empfehlen *g*...