Projekt Erde - Wendepunkt im Test

Zugegeben: Der Klimawandel und die Umweltverschmutzung sind heiße Themen. Manche halten die aktuellen Wetterkapriolen für natürlich, andere meinen, die Ursache dafür läge im Handeln des Menschen. Bei den Videospielen fällt die Haltung klar aus: Simulationen wie Civilization III oder Call to Power II machen deutlich, dass der Einfluss des Homo Sapiens auf seine Welt auf die Dauer nichts Gutes bringt. Und nur, wer die nötigen Gegenmaßnahmen trifft, kann verhindern, dass die Erde endgültig den Bach runter geht.

Und eben auf diese Maßnahmen konzentriert sich Projekt Erde – Wendepunkt. Hierbei handelt es sich um die Disk-Fassung des Download-Only Titels Projekt Erde. Als Käufer erhält man neben dem Basisspiel auch alle DCLs und eine Soundtrack-CD.  Angeblich soll die Verpackung übrigens umweltfreundlich hergestellt worden sein. Eine Behauptung, die sich nicht überprüfen lässt.

Du übernimmst die Führung der G.E.O., einer 2020 gegründeten Organisation mit weitreichenden Befugnissen. Je nach Mission erhältst du unterschiedliche Zielvorgaben, die fast alle sich mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigen. Einmal musst du verhindern, dass die Erde sich bis 2200 mehr als maximal drei Grad erwärmt. Ein andermal gilt es, Klimaflüchtlingen zu helfen.

Dabei wird Projekt Erde als ein Kartenspiel präsentiert.  Auf einem in 11 Regionen unterteilten Globus musst du Agenten anheuern. Die verschiedenen Gebiete haben zusätzlich unterschiedliche Eigenheiten. Bei einigen ist die politische Lage instabil, bei anderen werden Nachrichten äußerst restriktiv behandelt. Das gilt es alles zu berücksichtigen, wenn man agiert. Für jeden angeheuerten Beauftragten kannst du jetzt eine Karte ausspielen. Diese kosten wiederum Geld. Manche nur einmal, andere hingegen dauerhaft. Weitere erhältst du erst ab dem Moment, in dem du ein bestimmtes Büro eröffnest. Da dir nur ein begrenztes Budget zur Verfügung steht, musst du vorausschauend agieren und selber festlegen, in welchem Land du mehr Leute anstellst und welche Spielkarte du wo ausspielst.

Die Wirkung deiner Entscheidungen erfährst du immer erst zeitversetzt. Beendest du eine Runde, vergehen fünf Jahre, in denen sich eine Menge tut. Während dieses Zeitraums können unterschiedliche Dinge passieren, auf die du dann reagieren musst. Schlimmstenfalls wirst du aus einem Land herausgeworfen, weil sich die Begeisterung für deine Maßnahmen merklich abbaute. Das schlimme ist, dass viele Pläne, die die du zur Rettung der Welt verfolgen kannst, nicht gerade auf viel Gegenliebe stoßen werden, obwohl sie notwendig sind. Die ökologische Landwirtschaft beispielsweise schont den Planeten und führt zu einem Ansehensverlust in dem Land, in dem Du die Karte ausspielst.

Man merkt, Projekt Erde ist höchst komplex. Bis man sich einspielt und wirklich eine umfassende Übersicht über die Spielzusammenhänge hat, können schon mal viele Fehlversuche vergehen. Das Spiel hat eine äußerst steile Lernkurve, was so manchen Gelegenheitszocker abschrecken dürfte. Das ist schade, denn wenn man sich auf das Game einlässt, wirkt es süchtigmachend, wie es sich für eine gute Simulation gehört.

Leider wirkt die Grafik dabei nicht berauschend. Die Darstellung geriet spartanisch. Bis auf einen sich bewegenden Globus im Hintergrund und spärlich animierten Nachrichtensprechern gibt es kaum Bewegung. Auch fehlt einem eine direkte Rückmeldung, wie kurze Sequenzen, die einem die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen zeigen. So hat man eine große emotionale Distanz zum Geschehen inne, was sehr schade ist. Denn so wirkt die Atmosphäre des Titels steril. Soundtrack-CD klingt ja nach großem Orchester. Nur leider kriegt man davon im Spiel nicht mit. Die Untermalung wirkt wie beliebiges Gedudel. Immerhin hat sie den Vorteil, dass sie einem nicht auf die Nerven geht, da man sie gut ignorieren kann.