Divinity: Original Sin – Enhanced Edition im Test

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Fantasy-Idylle mit Koop-Modus ist schwer zu finden. Ganz besonders dann, wenn man eine Freundin hat, die noch hohe Ansprüche an ein Videospiel stellt.

Divinity_Original_Sin_Enhanced_Edition_5Ich habe meine Verlobte, nebenbei erwähnt sind wir jetzt fünf Jahre beieinander, mit einem kleinen Videospielvirus infiziert. Kaum lernte ich sie kennen, teilte ich eine meiner großen Leidenschaften mit ihr: die Welt der Videospiele. Natürlich sorgte ich immer dafür, dass wir Titel zusammen im Koop-Modus erlebten. So haben wir Terroristen in Tom Clancy‘s Ghost Recon (Wii) gemeinsam weggeballert, wobei sie mehr den Bereich unter der Gürtellinie traf. Wir durchliefen Dungeon Defender (PS3) im höchsten Schwierigkeitsgrad, wo sie sich als sehr gutes Rückrad in der Verteidigung herausstellte, und säuberten so manche Dungeons in verschiedenen Action-Rollenspielen à la Diablo 3 und Co. Als Teamkollege konnte ich mich immer an ihrer Seite sicher fühlen. Doch war es manchmal schwer, ein passendes Produkt für sie zu finden, welches sie begeisterte. So hat sie schon einige (für uns Nerds) hochrangige Toptitel ausgeschlagen mit der Begründung, dass ihr diese nicht gefallen.

Als ich hörte, dass Divinity: Original Sin – Enhanced Edition ins Haus flattern soll, hoffte ich endlich wieder ein gemütliches Rollenspiel für sie zu finden, welches uns gemeinsame, schöne Stunden bereitet. Doch habe ich den Sprung erst allein gewagt, um zu sehen, ob ihr die Welt von Rivellon gefällt. Der Einstieg fing schon vielversprechend mit der Charaktererstellung an. Während ihr bei vielen Rollenspielvertretern nur einen Protagonisten erstellt, müsst ihr die Fertigkeitspunkte gleich für zwei Figuren verteilen. Positiv zu erwähnen ist die Flexibilität, mit der ihr das Duo erstellt. Feste Klassen gibt es nicht und so lässt sich ein Nahkämpfer bestens zum Heiler ausbilden, indem ihr die Punkte nur richtig vergebt. Ist das Einsteigern zu komplex, könnt ihr vorgespeicherte Typen auswählen, welche die Charakterpunkte für euch verteilt. Das Spiel legt sehr viel Wert auf Kooperation, sodass der zweite Mitspieler auch in die Storyline eingebettet wird. An vielen Storypunkten (auch Nebenquests) müsst ihr oft über Schicksale der Gruppe oder NPCs entscheiden und hier bekommt der Spielpartner Entscheidungsrechte.

Divinity_Original_Sin_Enhanced_Edition_2Äußerst ungewöhnlich für ein Rollenspiel, da der Teampartner meist bei anderen Spielen dieser Art nicht in Storysequenzen eingeblendet wird bzw. in der Geschichte keine Erwähnung findet. Können sich beide Spieler nicht auf einen Konsens einigen, muss Stein, Schere, Papier die Entscheidung treffen. Seid ihr Einzelspieler, dann lässt sich der zweite Charakter wahlweise durch eine Computer-KI steuern oder ihr nehmt euch die Zeit und tut dies selbst. Äußerst angetan bin ich von der Flexibilität des Mehrspielermodus. Jederzeit kann sofort lokal bzw. online ein weiterer Kollege hinzugefügt werden. Sollte die Party aus vier Individuen bestehen, könnt ihr sie in die Obhut des Teampartners geben bzw. aufteilen. Die Übersicht lokal wurde bestens gelöst. Sind beide Hauptcharaktere immer beieinander, bleibt der Bildschirm unverändert. Ein Split-Screen kommt erst zum Einsatz, wenn der Abstand zwischen euch und eurem Partner zu groß wird. Findet ihr wieder zusammen, vereinen sich die Bildabschnitte. Äußerst löblich.

Seine PC-Herkunft ist dem Titel sehr stark anzusehen. Während die Controllersteuerung im Spiel an sich vorbildlich gelöst wurde, merkt man anhand der vielen Menüs und Fummeleien im Inventar, das eine Maus hier besser wäre. Leider besitzt die Party nicht einen gemeinsamen Lagerbestand, wo alles abgelegt werden kann, und so müsst ihr oft mit viel Kopfschmerzen Items verschieben, damit sie bei dem richtigen Empfänger ankommen. Das ist bedauerlicherweise auch bei Tränken so. Diese kauft ihr zum Beispiel beim Händler ein. Die landen zuerst im Inventar des Hauptcharakters, nun müsst ihr diese aufteilen und mittels eines Untermenüs an die Party verteilen. Wollt ihr diese noch im Interface-Menü setzen, bleibt einem keine andere Wahl als den Charakter zu wechseln und wieder mittels fummeliger Untermenüs diese an den richtigen Ort zu platzieren. Das hätte besser gelöst werden können. So geht sehr viel Zeit beim Optimieren der Party verloren. Erfreulich ist aber die Option jederzeit zu speichern, wie es euch beliebt. Es lassen sich sogar optional die Anzahl der Speicherstände bestimmen. Sowas ist auf dem PC Standard, im Konsolenlager leider die Ausnahme.

Divinity_Original_Sin_Enhanced_Edition_3Apropros Speichern: Solltet ihr als Schwierigkeitsgrad „Klassicher Modus“ gewählt haben, macht euch bereit die Hucke vollzubekommen, denn die Feinde sind, nachdem ihr die Stadt Cyseal verlasst, mörderisch. Oft besitzen die zahlenmäßig überlegenen Gegner doppelt so viel Lebenspunkte und wirken als Team kompromisslos, sodass ihr schnell eingekreist werdet. Schaltet ihr einen Schwierigkeitsgrad runter, werden die rundebasierten Scharmützel fast zu einfach. Reden wir über die Kämpfe: Wie vorhin schon erwähnt, geht es rundenweise zur Action, in denen jedem Charakter Aktionspunkte fürs Laufen, Angreifen oder Zaubern zur Verfügung stehen. Bleiben Punkte aus der vorigen Runde übrig, könnt ihr diese in die nächste mitnehmen. Gefechte gewinnt man, indem ihr am besten Fähigkeiten und Elementarzauber kreativ kombiniert. Ein Beispiel: Eine Horde Skelette sind anfällig für Feuer, also werft eine Ölgranate in ihre Richtung und den Feuerzauber gleich hinterher. Steht das Schlachtfeld in Flammen, löscht es mittels Regenzauber oder mit den beim Händler eingekauften Wasserballons. Hierdurch sind die Kampfmöglichkeiten mithilfe dieses Systems recht vielfältig.

Das größte Manko in Divinity: Original Sin – Enhanced Edition empfinde ich bei der Hauptgeschichte und dem Heldenduo. Diese wirken trotz guter englischer Synchronisation langweilig und uninteressant und auch die anfangs noch als Mord getarnte Aktion, die euch zur Küstenstadt Cyseal führt, wird nicht wirklich gut erzählt. Larian Studios Rollenspiel glänzt eher durch seine reichhaltige Welt, wo ihr viel Entdecken könnt, wenn ihr danach sucht. Zudem sind die Nebenquests zum großen Teil interessanter erzählt als die eigentliche Hauptgeschichte. Grafisch ist Rivellon schön anzusehen. Die 3D-Engine von Divinity: Original Sin – Enhanced Edition zaubert wunderschöne Landschaften auf den heimischen Fernseher. Dank stimmungsvoller Beleuchtung wirken verlassene Wälder noch bedrohlicher und einsame Dungeons noch mysteriöser. Ein Fest für die Augen mit einem Manko: Die Kameraeinstellung im Kampf zeigt leider nicht immer den besten Blickwinkel und lässt sich nur schwer kippen.




Dominic meint:

Dominic

Ob ich am Ende meine Freundin mit Divinity: Original Sin – Enhanced Edition begeistern kann, steht noch offen. Obwohl ich ihr schon Gameplayszenen gezeigt habe, wird wohl erst das Anspielen mit ihr es entscheiden, ob sie den Titel mag. Ich für meinen Teil empfinde das klassische Rollenspiel von Larian Studios als Bereicherung auf den Konsolen und man muss die Liebe zum Detail, den die Entwickler in die Welt von Rivellon steckten, würdigen. Auch der Fokus auf Kooperation mit einem Teamkollegen ist ein richtiger Ansatz, der im Rollenspielsektor mehr Beachtung finden sollte. Trotzdem wirken einige Dinge nicht ganz rund. Es gibt noch kleine Schrauben, die vielleicht mittels Update festgezogen werden könnten. Eine schnellere Laufgeschwindigkeit bzw. ein überarbeitetes Partysystem, um Gegenstände besser zu platzieren, wären wünschenswert. Auch sollte der Schwierigkeitsgrad nochmals nachbearbeitet werden. Sind diese Mankos kein Problem, dann erwartet euch eine schöne Rollenspielwelt zum Erkunden.

Positiv

  • Schöne, grosse Rollenspielwelt zum Entdecken
  • Koop-Partner wird gut in die Geschichte eingebunden
  • Gutes Kampfsystem

Negativ

  • Fummelige Itemverwaltung
  • Belanglose Hauptgeschichte
  • Unübersichtliche Kamera
Userwertung
8.96 5 Stimmen
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Forum
  • von Mistercinema:

    Larian Studios veröffentlichen heute den ersten großen Patch für Divinity: Original Sin 2 für die iPad-Version, die seit Mai für iOS erhältlich ist. Mit diesem Update können Fans des vielfach ausgezeichneten Rollenspiels ihre Abenteuer auch unterwegs fortsetzen – dank der...

  • von Phill XVII:

    Die Flugrüstung klingt ziemlich cool. Irgendwann gehe ich noch mal die ONE Version an....

  • von Mistercinema:

    Larian Studios hat heute das nächste kostenlose Gift Bag DLC “The Four Relics Of Rivellon” für Divinity Original Sin 2 angekündigt und veröffentlicht. Das von Kritikern gepriesene Rollenspiel erschien letztes Jahr für Nintendo Switch mit einem Metacritic-Rating von 94. Darüber hinaus...

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Divinity: Original Sin – Enhanced Edition Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode -
Auflösung / Hertz 1080p
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2015-10-27
Vermarkter Koch Media
Wertung 8
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