Baldur's Gate II: Enhanced Edition – Good old times are back again im Test

Es gibt Computerspiele, die vergisst man nie. Selbst wenn es Jahre her ist, dass man sie spielte, sie bleiben einem weiterhin im Gedächtnis. Und irgendwann packt es einen! Man nimmt sich Zeit, um sie erneut zocken zu können.

Jetzt ist das bei PC-Spielen etwas schwieriger als bei Konsolentiteln. Ein Game aus dem Jahr 2000 auf einem aktuellen PC zu installieren, ist nicht immer einfach, schon allein aus dem Grunde, weil sich die Betriebssysteme im Vergleich zu damals enorm verändert haben. Baldur‘s Gate II kam im Jahr 2000 heraus, zu einem Zeitpunkt, als Windows 98 noch weit verbreitet war und Windows XP erst noch erdacht wurde.

Jetzt hat man diverse Optionen, um das Spiel erneut genießen zu können: Entweder man ist im Besitz eines Retro-PCs. Oder man ist regelmäßiger Kunde bei GOG, die diese alten Schätzchen lauffähig auf neueren Rechnern anbieten.

Wer den Titel noch nicht besitzt und zu der erstaunenswerten Fraktion gehört, die ihre Spiele lieber in einem halbwegs modernen Gewand zocken möchte, für den wäre dann die Enhanced Edition von Baldur’s Gate 2 etwas. Wer zuvor mehr über die früheren Spiele der Entwickler erfahren möchte, für den verweise ich an dieser Stelle noch mal auf die jeweiligen Rezensionen von Baldur‘s Gate und Icewind Dale.

Was macht denn überhaupt den Charme dieser Version aus? Zunächst einmal – und das ist schon fast Standard bei den Enhanced Editions – sind sie umfangreich. Sie umfassen nicht nur das Kernspiel, sondern auch die Add-ons. Im Falle von Baldur’s Gate 2 gehen die Entwickler sogar noch einen Schritt weiter. Es gab für die Fassung der mobilen Geräte vier DLCs, die jeweils einen neuen Charakter plus dazugehörige Quests beinhalteten. Diese herunterladbaren Inhalte sind in der PC-Version jetzt mit inbegriffen. Man muss also kein weiteres Geld ausgeben, um in den vollen Genuss zu kommen. Was großartig ist, da man so noch mehr Zeit in der wunderbaren Welt des Games verbringen kann.

Dabei sind diese neuen Figuren auch signifikant für die Stärken des Spiels. Man hat es nämlich, anders als bei Icewind Dale, nicht mit irgendwelchen zufällig generierten Charakteren zu tun. Nein, vielmehr hat jede Figur ihre eigene Story, ihr eigenes Leben. Jemand wie die Diebin Hexxat ist eine Figur, die einem schon nach kurzer Zeit ans Herz wächst und deren Ableben, wenn es denn mal passieren sollte, einem wirklich in der Seele wehtut. Nicht nur, weil sie damit einem nicht mehr zur Verfügung steht, sondern auch, weil man sie als lebendig betrachtet.

Doch auch die Geschichte an sich gehört ebenfalls zu den Stärken des Spiels. Die Entwickler greifen dabei die Ereignisse des ersten Teils auf und schreiben sie logisch fort. Ohne zu viel zu verraten: Es geht um Bhaal bzw. dessen Erbe, das in diesem Teil umso mehr in den Vordergrund der Handlung rückt. Hierbei wird die Story spannend erzählt. Schon allein der Beginn des Add-ons „Thron des Bhaal“ ist hervorragend. Wenn man direkt bei Beginn eine mysteriöse Prophezeiung erhält und dann quasi sofort danach um sein Leben kämpfen muss, erzeugt das eine packende Atmosphäre, die auch wirklich das gesamte Spiel hindurch anhält! Daran kann sich so manch modernes Spiel ein Stück abschneiden.

Allerdings sollte man die Vorgänger gespielt haben, um die Spielmechanik zu kennen. Denn es gibt, und das muss man wirklich bemängeln, dieses Mal kein Tutorial. Man wird so ins kalte Wasser geworfen, was besonders bei „Thron des Bhaal“ zu einem sofortigen Exitus führen kann, wenn man nicht weiß, wie man Magie einsetzt. Hier wird zu viel vorausgesetzt, was nicht bei jedem Gamer vorhanden ist.

Trotzdem ist Baldur’s Gate II: Enhanced Edition das gelungene Remake eines der besten RPGs aller Zeiten.