Chip's Challenge 1 & 2 auf Steam im Test

Das werden sich wohl einige von euch fragen. Der Grund für den verspäteten Release war nicht die Faulheit der Entwickler, sondern Lizenzschwierigkeiten, die leider viel zu oft auftreten. Chuck Sommerville, Erfinder des Spiels, entwickelte es mit einem kleinen Team bei Epyx und veröffentlichte den Titel auf dem Atari Lynx. Es erschien auf diversen Plattformen wie Amiga, Commodore 64 bis hin zum ZX Spectrum und konnte dort achtbare Erfolge erzielen. Doch wie wir alle wissen, ging Epyx irgendwann pleite und die Rechte am Spiel gingen an die Bridgestone Multimedia Group, eine christliche Firma, die die Videospielrechte der dahingeschiedenen Epyx kauften, um im eigenen Hause Bibelsoftware zu produzieren. Sommerville versuchte daraufhin, die Rechte an seinem eigenen Spiel zurückzuerlangen. Da Bridgestone aber die Gepflogenheiten der Videospielbranche nicht kannten, verlangten sie eine angeblich sechsstellige Summe, die Sommerville natürlich nicht aufbringen konnte. So lagen die Rechte des Spiels erstmal auf Eis. Bis zum Jahr 2010, in dem man die Gespräche wieder aufnahm. Nachdem man eine Einigung erzielen konnte, wurde in diesem Jahr das Spiel endlich veröffentlicht. Sogar Teil 2, den Sommerville bereits entwickelt, aber mangels Lizenz leider nicht veröffentlichen konnte, hat es so in die Steambibliothek geschafft. Was lange währt, wird endlich gut.

Chip‘s Challenge 1 – der Klassiker

Chip ist schon ein armer Tropf. Bevor er dem Bit Buster Computer Club beitreten kann und seine große Liebe, Melinda the Mental Marvel, treffen kann, muss er zunächst eine Prüfung erfolgreich ablegen. Diese beinhaltet die insgesamt 150 verschiedenen Puzzles zu lösen und das innerhalb eines engen Zeitlimits. Beileibe keine leichte Aufgabe. Obwohl es in den ersten Levels recht zahm beginnt und der Spieler Schritt für Schritt an die Spielmechanik herangeführt wird. Die Hauptaufgabe besteht darin, eine vorgegebene Anzahl an Chips zu bergen, die im Areal verteilt sind. Der Weg dorthin ist aber oft verschlossen und in knifflige Rätsel verpackt. Diese beinhalten Schalterrätsel, verschiebbare Boxen, um neue Wege zu schaffen, Transportbänder und vieles mehr. Oft müssen auch erst verschiedenfarbige Schlüssel geborgen werden, um die jeweils gleichfarbenen Türen zu öffnen und so möglichst zügig ans Ziel zu kommen.


Die Zeit sitzt einem in höheren Levels besonders im Nacken und machen einen Großteil des Schwierigkeitsgrades aus. Die Puzzles sind klug aneinandergereiht und verschachtelt worden. Habt ihr aber das System eines Levels durchschaut, ist die Lösung gar nicht mehr so schwer. Hier also einen großen Pluspunkt für das Leveldesign. Die herumstreunenden Feinde sind auch nicht zu verachten, die euch nach dem Leben trachten und den Spielstufen auch einen gewissen Nervenkitzel bescheren. Das Spielgeschehen wird aus der Vogelperspektive gezeigt, wobei ihr nur einen kleinen Ausschnitt seht und nie den kompletten Level, was leider hin und wieder auf Trial and Error hinausläuft. Wer einen Level aber partout nicht meistern kann, der muss nicht verzagen, denn er kann einfach übersprungen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder angewählt werden. Die Optik ist aufgrund des Alters zwar schlicht, war aber bei dem Titel schon immer zweckmäßig, genauso wie die Soundeffekte. Das Gameplay macht aber diesen Makel mehr als nur wett. Bei der Steamfassung haben Spieler sogar die Möglichkeit hier selbst anzusetzen und anhand von Mods eigene Grafiken und Soundeffekte einzufügen. Sehr löblich!

Chip‘s Challenge 2 – der langersehnte Nachfolger

Ein wenig nervös wurde ich beim Nachfolger, der nun zum ersten Mal veröffentlicht wurde und somit endlich spielbar ist. Wird es so gut wie der Erstling sein oder nur ein fader Aufguss? Auch wenn ich jetzt spoilere, aber Chip hat es im ersten Teil tatsächlich geschafft, das Herz seiner Melinda zu gewinnen. Als beim International Brain Game Club ein Wettbewerb ausgerufen wird, der die klügsten Köpfe der Welt sucht, ist es eine Selbstverständlichkeit für die beiden besten Bit Busters, bei diesem teilzunehmen. Das Resultat ist, dass die beiden Helden insgesamt satte 200 Aufgaben erfolgreich lösen müssen, also mehr als genug tu tun.


Bei der Technik hat sich nicht viel geändert. Warum auch? Hat sie doch so tadellos in Teil 1 funktioniert. Jedoch hat man es sich nicht nehmen lassen, neue Monster und Spielelemente einzufügen, insgesamt 79 an der Zahl. Dadurch, dass man nun auch zu zweit ist, ergeben sich weitere Möglichkeiten der Puzzleverstrickungen, was im Spielverlauf im rauchenden Kopf des Spielers resultiert. Beispielsweise gibt es nun Türen, die man nur als Chip oder als Melinda öffnen kann, aber nicht mit beiden. Wie auch im ersten Teil müssen Mikrochips aufgesammelt werden, bevor man einen Level verlassen kann, und das noch unter Zeitdruck! Wie im Erstling muss man die Levels nicht zwingend abschließen, um weiterspielen zu können. Es gibt ein direktes Levelwahlmenü, bei dem man bequem eines der noch nicht abgeschlossenen Spielstufen auswählen oder eine favorisierte noch einmal spielen kann.


Chuck Sommerville und »Puzzlemaster« Vladimir Gerajkee haben es tatsächlich geschafft, dass Chip‘s Challenge 2 genau den Geist des ersten Teils auffängt und konsequent weiterführt, dass es eine wahre Freude ist. Zwar mag die Technik des Spiels geradezu archaisch wirken, dennoch hat ein Puzzlegame selten so Spaß gemacht. Deshalb ist Chip‘s Challenge ein klarer Kauftipp für mich. Da man beide Games noch in einem günstigen Bundle von knapp 5 Euro bekommt, sollte das euer Anreiz sein, gleich beide zu kaufen und etwas in Erinnerungen zu schwelgen. Einen Leveleditor gibt‘s wahlweise noch oben drauf.