SEGA Vintage Collection: Toejam and Earl im Test

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Sie waren die vielleicht ungewöhnlichsten Helden der 16-Bit-Ära: Die beiden Rapper Toejam and Earl. Aliens, wie sie auffälliger nicht sein könnten. Auf dem SEGA MEga Drive nahmen sie neben Sonic die Funktion von Maskottchen ein. Und jetzt, viele Konsolengenerationen später, darf man ihre ersten Abenteuer erneut nachspielen.

SEGA_Vintage_Collection_Toejam_and_Earl_3Denn im Rahmen der SEGA Vintage Collection brachte der Konzern mit dem Igel die Spiele Toejam & Earl und Toejam & Earl: Panic on Funkotron auf die Xbox Live Arcade sowie dem Playstation Network. Und wie es bei den Vorgängern der Sammlung üblich ist, wurde das eigentliche Gameplay kaum angetastet. So kommt man als HD-Verwöhnter in den „Genuss“ der originalen Mega Drive-Auflösung.

Doch worum geht es in den beiden Spielen überhaupt? Toejam, der aussieht wie ein Bündel Würstchen mit Augen, und Earl, eine Art übergewichtige, humanoide Nacktschnecke, sind im ersten Teil auf der Erde gestrandet. Sie müssen die Oberfläche des Planeten erforschen um an die benötigten Teile ihres Raumschiffes zu gelangen. Dabei sind ihnen allerdings die Bewohner der Welt im Wege, denen sie ausweichen müssen.

In Panic on Funkotron sind die beiden Freunde zurück auf ihrer Heimatwelt. Jedoch schlichen sich einige Menschen mit an Bord und sorgen so für Chaos auf der Welt. Die beiden Freunde des Funks müssen die Eingeschleppten einfangen und zurück zur Erde verschicken.

SEGA_Vintage_Collection_Toejam_and_Earl_8Toejam and Earl sind vor allem dem Geiste Greg Johnsons entsprungen. Nachdem er bei EA an den Spielen Starflight und Starflight 2 mitwirkte, entwarf er eines Tages am Strand von Hawai die beiden Figuren.  Bald darauf traf er den Programmierer Mark Voorsanger und überzeugte ihn, gemeinsam ein Entwicklungsstudio aufzubauen. So gründeten sie Johnson Voorsanger Productions. Da die Zwei einen guten Ruf als Spieleentwickler hatten, konnten sie sich mit SEGA of America treffen. Es gelang ihnen Hugh Bowen, seines Zeichens damaliger Marketing Manager der Firma, von ihrem Produkt zu überzeugen. Denn das Game erfüllte das Verlangen von SEGA nach innovativen Spielideen und neuen Maskottchen, um sich im Wettbewerb mit Nintendo behaupten zu können. Und so erschien 1991 der erste Teil.

Was auffällt ist, dass das Spiel größtenteils ohne Gewalt auskommt. Man steuert entweder solo oder zu zweit eine Spielfigur über eine Landmasse und muss die Einzelteile für die Raumschiffreparatur besorgen. Die Kontinente, die frei in der Luft schweben, sind mit Aufzügen miteinander verbunden. Außerdem wird ihr Design bei jedem Spielneustart neu gestaltet. Und das zu einer Zeit, als das PC-Spiel Diablo, welches dieses Game-Element bekannt machte, noch nicht einmal in Gedanken existierte.

SEGA_Vintage_Collection_Toejam_and_Earl_9Die Bewohner der Erde bestehen aus bizarren Figuren, wie beispielsweise Nerds, großen Hamstern oder menschenfressenden Briefkästen. Der Humor, der dadurch dieses Spiel auszeichnet, ist dementsprechend schräg. Ein Grinsen oder ein Schmunzeln kann und wird man sich nicht verkneifen können, einfach weil viele Ideen so herrlich abgedreht sind. Falls man sich doch seiner Haut wehren muss, greift man dabei auf die überall verstreuten Powerups zu. Tomaten sind die Waffe deiner Wahl. Allerdings alterte der Titel graphisch schlecht. Die Darstellung der Oberwelt und die vergleichsweise spärlichen Animationen der Figuren wirken heutzutage nicht mehr zeitgemäß. Da kann auch der geniale Soundtrack nicht hinwegtäuschen.

Teil II ist dagegen der totale Kontrast. Vorbei die Zeiten, wo man auf einer Oberwelt herumflaniert. Panic on Funkotron entpuppt sich als waschechtes Jump’N’Run. Dabei sollte es ursprünglich demselben Spielprinzip wie der Vorgänger folgen. Man war bereits in der Entwicklung, als SEGA klar machte, dass sie mit dem Design nicht glücklich waren. Zwar läge die Entscheidung letzten Endes bei Johnson und Voorsang, doch wäre es nicht möglich… Und wirklich warfen die beiden Entwickler das bekannte Gameplay über den Haufen und programmierten einen waschechten Plattformer. Dabei nutzten sie die größere Modulkapazität für eine detailliertere Graphik sowie einer überarbeiteten Musik.

SEGA_Vintage_Collection_Toejam_and_Earl_5Und das sieht man dem Game an. Die Figuren wirken größer und besser animiert. Auch das neue Spielprinzip gefällt, vor allem weil die Entwickler den Humor noch mehr intensivierten. Das merkt man beispielsweise an den Menschen, die man einfangen muss. Es gibt zum Beispiel den Touristen, der alles und jeden knippst und dabei mit seinem grellen Blitzlicht alles lahmlegt. Aber ebenso gilt es den Bauarbeiter, der mit seinem Presslufthammer die Gegend unsicher macht, zu fangen. Minispiele, wie beispielsweise einen Rap-Contest, in dem man den Beat des Beatmasters haargenau nachmachen muss, oder viele Abkürzungen und versteckte Objekte, laden dazu ein, selbst nach Spielende wiederholt zu zocken, bis man wirklich alles entdeckt.

Allerdings fällt der Kontrast zwischen Teil 1 und 2 sehr groß aus. So schön Panic on Funkotron aussieht, so sehr wirkt es mit Distanz betrachtet, wie eben ein typisches 08/15 Jump’n’Run. Zwar mit einigen netten Ideen, doch der Charme des Vorgängers fehlt. Kein Wunder also, dass die Entwickler mit Toejam & Earl III, welches auf der Xbox erschien, zurück zu den Wurzeln gingen. Wobei der Kollege Alexander alles andere von dem Game angetan war, wie man in seiner Rezension lesen kann.

Die Anpassung an die HD-Konsolen wurde behutsam vorgenommen. Der Multiplayer-Modus ist jetzt auch online möglich und mit ein Grund dafür, weshalb man einen Blick in die Spiele wagen sollte. Denn zu zweit macht es einfach mehr Spaß als allein. Ebenso ist es möglich, die Darstellung anzupassen. So lassen sich beispielsweise Scanlines einfügen, was den Retro-Charme deutlich verstärkt.




Götz meint:

Götz

Mit Toejam and Earl bringt SEGA zwei Mega Drive Klassiker für die HD Konsolen neu heraus. Dabei büßten die Spiele im Laufe der Zeit zwar einiges an Charme ein, doch die ursprüngliche Faszination ist immer noch vorhanden. Beide Games wirken auf ihre eigene Art faszinierend. Bei dem ersten Teil ist es die abgedrehte Oberfläche sowie das Gameplay, bei Panic on Funkotron hingegen die überarbeitete Graphik und Musik. Die Anpassung an die HD-Konsolen erfolgte behutsam. Und so gefällt vor allem die Möglichkeit, auch online zu spielen, als Grund dafür, einen Anlauf zu wagen. Die aktuelle Vintage Collection ist zwar kein Knaller, aber nett ist sie immer noch alle mal.

Positiv

  • Herrlicher Humor
  • Interessantes Gameplay bei Teil I
  • Gelungene Graphik bei Teil II

Negativ

  • Insgesamt etwas schlecht gealtert
  • Teil II wirkt wie ein 08/15 Jump'n'Run
Userwertung
8.05 4 Stimmen
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Forum
  • von Aya:

    Kann mir jemand sagen wie man bei dieser Vintage Collection das erste Toejam and Earl spielt, also was man da überhaupt machen muss.

  • von Civilisation:

    Sie waren die vielleicht ungewöhnlichsten Helden der 16-Bit-Ära: Die beiden Rapper Toejam and Earl. Aliens, wie sie auffälliger nicht sein könnten. Auf dem SEGA MEga Drive nahmen sie neben Sonic die Funktion von Maskottchen ein. Und jetzt, viele Konsolengenerationen später,...

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SEGA Vintage Collection: Toejam and Earl Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2012-11-07
Vermarkter SEGA
Wertung 8
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neXGam YouTube Channel
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