Final Fantasy X / X-2 HD - Klassiker auf neuen Systemen im Test

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Square Enix packte mit Final Fantasy X und X-2 HD Remastered den ersten PS2-FF-Klassiker in ein HD-Gewand. Doch wie schlagen sich die HD-Versionen für Sonys Konsolen, vor allem im Vergleich zu der klassischen PS2-Variante. Lohnt sich der Kauf auch noch heute?

Bericht zur Vita-Version (von Patrick)
final_fantasy_x_2_hd_nexgam_13Auf der Vita gibt es mittlerweile das eine oder andere JRPG, doch vermissen wir weiterhin einen ebenbürtigen FF-Ableger auf Sonys kleinem Gerät. Mit der Remastered HD-Version von Final Fantasy X bzw. X-2 bekommen wir immerhin Neuumsetzungen der PS2 - Titel spendiert. Viele hätten hier vermutlich lieber ein Final Fantasy 7 Remake gesehen, jedoch Teil 10 wusste seiner Zeit ebenfalls zu begeistern.
 
Aber ein klassisches Final Fantasy auf der Vita? Geht denn das? Das geht schon, wie Square Enix beweist. Sowohl technisch als ebenfalls spielerisch steht die Vitaversion dabei der PS3-Fassung in nichts nach, wenn man von der geringeren Auflösung absieht. Da die Vita allerdings auch nur mit einem kleinen Bildschirm ausgestattet ist, wirkt alles jederzeit knackig scharf und farbenfroh. Es wirkt teils wegen dem Oled-Display schöner als auf dem heimischen Fernseher. Wie gesagt, bekommt ihr auf der Vita alle Vorzüge, die die PS3-Version ebenfalls bietet. Einige neue Texturen, detailreichere Charaktere (wenn auch nicht jeder Fan mit den neuen Gesichtszügen einverstanden sein dürften) und die neu aufgemixten Soundtracks.
 
Der einzige große Kritikpunkt, der auf dem PS3 eventuell nicht weiter ins Gewicht fällt, ist die Tatsache, dass das klassische »Speicherkristall«-System ebenfalls den Weg in die Vita-Version fand. Zwischendurch speichern und Vita ausschalten ist also nicht immer drin. Hinzu kommt noch, dass man alle Zwischensequenzen nicht überspringen kann. Alles andere als »portabel« könnte man sagen.
 
final_fantasy_x_2_hd_nexgam_18Jetzt aber genug mit den Kritikpunkten. Und um alle positiven Seiten dieses Spiels zu beleuchten, wären mehrere Seiten Text nötig. Wer das Original kennt, der weiß auch die HD-Version zu schätzen.

Wer das Abenteuer noch nicht spielte, kann wunderbar mit der Vita-Version einsteigen: Begleitet Tidus und Yuna auf der Suche nach Sin und einem Weg zurück in Tidus‘ Heimat. Die mittlerweile etwas kitschig wirkende Geschichte ist toll erzählt, die Zwischensequenzen machen heute ebenfalls einiges her. Wie bereits oben erwähnt, wurde der gesamte Soundtrack neu geremixed und hört sich durch die Vitaboxen ebenso sehr gut an. Gleiches gilt für Final Fantasy X-2, auch wenn mir hier einige kurzzeitige »Freezes« aufgefallen sind, die den sonst schönen Gesamteindruck schmälern.

An Final Fantasy X-2 scheiden sich aber bekanntlich sowieso die Geister. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier ebenfalls um ein solides RPG mit gewissen Eigenarten. Das Conditional-Turn-Based System musste dem Active-Time-Battle weichen. Statt fester Figuren gibt es viele verschiedene Kostüme, die die Attribute sowie die Abilities der Kampfmitglieder definieren. Doch anders als bei älteren Final Fantasy Ablegern können die Outfits während des Kampfes jederzeit per Knopfdruck gewechselt werden. Dafür muss man sich leider mit 3 spielbaren Figuren begnügen, nämlich Yuna, Rikku und Payne. Der Charakterwechsel während des Kampfes fällt damit auch weg und weicht dem Kostümwechsel. Atmosphärisch punktet FF X-2 vor allem durch die Erinnerungen an Spira und ihrer Figuren. Alle Orte kennt man so oder so ähnlich noch aus dem Vorgänger. Man trifft alte Bekannte und neue Feinde. Das alles im Rahmen auf der Suche nach dem (Achtung Spoiler!!) verschollenen Tidus.
 
final_fantasy_x_2_hd_nexgam_19Die vermutlich größte Schwäche von FF X-2 ist nicht unbedingt das Kampfsystem, sondern die Story und der neue Look von Yuna. Vielen Spielern passte das neue »Spira« mit seinen Fraktionen nicht. Auch die Hauptstory plätschert leider nur vor sich hin. Es war eben seinerzeit ein gewagter Schritt von Square, zum ersten mal einen direkten Nachfolger eines Final Fantasy Teils zu entwickeln. Trotzdem machen die Kämpfe einiges her. Auch wenn sie viel hektischer und teils chaotischer ablaufen als noch bei Final Fantasy X. Final Fantasy Veteranen und Verfechter des CTB wird das Kampfsystem mit klassischem ATB-Balken und Kostümwechsel besser gefallen bzw. sie werden sich sofort heimisch fühlen.
 
Der grafische Look ist etwas bunter und fröhlicher, der Soundtrack rockiger und trashiger. Das mag nicht jedem gefallen, doch ist es ein schöner Kontrast zum emotionalen 10. Teil.
 
Natürlich kann die Vita insgesamt nicht mit dem Komfort von einem großen Fernseher mithalten, aber um Final Fantasy X und X-2 auch unterwegs genießen zu können, reicht die Technik aus.

Als kleines Zusatzfeature kann der Speicherstand zwischen PS Vita und PS3 transferiert werden. Blöd nur, dass das Spiel nicht direkt ein Cross-Buy-Feature anbietet. So müssen also beide Versionen gekauft werden, um das Speicherfeature nutzen zu können.
 
final_fantasy_x_2_hd_nexgam_1Bericht zur PS3-Version (von Daniel)
Final Fantasy X und ich, das ist eine Liebesgeschichte. Seit der ersten Vorstellung des Spiels beim "Square Millenium Event" im Januar 2000, wo auch Vorgänger und Nachfolger erstmals präsentiert wurden, bin ich fasziniert. Damals gab es nur von einer Leinwand abfotografierte Bilder in Heften zu sehen. Aber der Look und die Ankündigung, dass all dies Echtzeit-3D-Grafik auf dem kommenden High-Tech-Monster PlayStation 2 sein soll raubten mir bereits den Atem. Final Fantasy, das war großes Kino im Videospielbereich. Fans fieberten jedem neuen Teil entgegen wie Star-Wars-Liebhaber den lang erwarteten Prequels ihrer Saga.

Und Final Fantasy X enttäuschte mich nicht. Visuell blies es die gesamte JRPG-Konkurrenz ebenso vom Feld, wie westliche Vertreter. Man vergleiche nur den Standard der damaligen Genre-Kollegen a la Grandia 2 mit Squares 27-Millionen-Euro schweren Mammutprojekt. Zusammen mit Titeln wie Metal Gear Solid 2 zeigte es, warum die PS2 "next-gen" war. Zudem kann der Titel als letzter Serienteil unter der Regie von Schöpfer Hironobu Sakaguchi auch als Abschluss der ursprünglichen Reihe gesehen werden. Personelle wie konzeptionelle Änderungen und die Fusion mit Enix ließen Final Fantasy bald zu etwas anderem mutieren. Etwas, das durch das zweite auf der Disc enthaltene Spiel, Final Fantasy X-2 gut repräsentiert wird.

final_fantasy_x_2_hd_nexgam_12Kurz gesagt: Final Fantasy X ist ein Rollenspiel, dem besondere Bedeutung zukommt. Umso mehr gibt es bei einer ungeschickten Neuauflage falsch zu machen.

Nachdem Informationsarmut zunächst lange kein gutes Schicksal für den "HD Remaster" des Klassikers vermuten ließ, überraschte mich das Endergebnis positiv.

Fangen wir bei der Grafik an; sicher dem vorrangigen Aspekt eines Spiels, das mit hochauflösender Überarbeitung im Titel wirbt. Und siehe da, in der Tat taten die Entwickler der chinesischen Firma Virtuos (Square-Enix zeichnet nicht selbst für die Programmierung verantwortlich) mehr als ihre Pflicht. Wo bei HD-Umsetzungen klassischer PS2-Games in den allermeisten Fällen 720p geboten werden, warten hier beide Abenteuer mit vollen 1080p auf. Besitzer von HD-Ready-TVs, die ihre Konsole in niedrigerer Auflösung betreiben müssen, bekommen in diesem Modus als Ausgleich immerhin besseres Anti-Aliasing.
Auch den Texturen wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt: Die Welt von Spira präsentiert sich knackscharf und in satten Farben. Die wichtigen Charaktere hüllen sich ebenfalls in ein schickes, neues Texturgewand - und sind zu allem Überfluss noch mit reichlich Extrapolygonen ausgestattet worden. Besonderes Augenmerk legten die Devs, wie Kollege Patrick bereits anmerkte, auf die Gesichter. Diese waren schon auf der PS2 State-of-the-Art (man nutzte hochdetaillierte Mimik in aufwendigen Cutscenes sowie Nahaufnahmen und weniger ausgearbeitete im normalen Spielverlauf). Dasselbe gilt auch für FF X/X-2 HD Remaster; nur wurden hier die Polygongesichter neu gestaltet und mit noch mehr Details versehen. Insgesamt ein lobenswerter Aufwand, der getrieben wurde. Allerdings weiß nicht unbedingt jedes Facelifting zu gefallen. Erkennt man in Aurons vernarbten, faltigen Gesicht besser denn je den kampfgestählten Veteranen, so erscheint der fröhliche Wakka ungewohnt fies. Aber das ist Gemecker auf hohem Niveau; normalerweise ist es nicht ausgerechnet das Übermaß an investierter Arbeit, das man an solchen Compilations bemängeln kann.

final_fantasy_x_2_hd_nexgam_10Deutlich abfallen tun nur die NPCs. Diese wirkten schon früher eher klobig, und ihnen wurde hier weder in Sachen Polygone noch was Texturen anbelangt, eine merkliche Schönheitskur verpasst.

Zudem merkt man generell den Animationen an, dass zur Jahrtausendwende Motion Capturing kein Standard war. Die ansonsten großartig inszenierte und synchronisierte Geschichte leidet ein wenig unter Bewegungen Marke Kasperletheater.

Trotz all der Verbesserungen im visuellen Bereich laufen beide Spiele auch mindestens ebenso flüssig wie ihre PS2-Urväter. Selten stört ein kleiner Ruckler den hervorragenden Gesamteindruck.

Musikalisch gibt es natürlich wie auf der Vita auf der PS3 Remixe zu hören. Was soll ich sagen, diese Neuvertonung ist Geschmackssache. Manche Stücke gefallen mir gut, insgesamt bin ich jedoch der Meinung, dass hier die alten Soundchiparrangements der PS2-Ära trotz ihrer rein technischen Unterlegenheit oft den Ton des Spiels besser trafen. Der Speicherplatz der Blu-Ray verleitete den Komponisten dazu, aus dem vollen zu schöpfen. Aber manchmal ist weniger mehr, und nicht jede Melodie profitiert von unbegrenzten Möglichkeiten. Das wäre an sich auch nicht weiter tragisch, nur versäumte man bedauerlicherweise, die Originaltracks mit auf die Discs zu pressen. Eine Auswahlmöglichkeit hätte mir hier den größten Makel am Spiel wettgemacht. Die japanische Sprachausgabe findet sich ebenfalls nicht auf der Disc. Was bei Bandai Namco mittlerweile Standard ist, ist bei Square-Enix leider nicht zu finden. Und wenn doch, dann als kostenpflichtiger DLC.

final_fantasy_x_2_hd_nexgam_2Inhaltlich muss man über die Titel kaum noch ein Wort verlieren. Spielerisch sind beide Abenteuer gut gealtert, und in der Tat halte ich die über eine Dekade alten Klassiker für deutlich besser als das, was unter dem Namen Final Fantasy seither meist erschienen ist. Teil 10 legt den Fokus klar auf die Story, hier wird durch Emotionen, Dramatik und eine originelle Erzählstruktur weit mehr geboten als im Großteil anderer RPGs. Weniger atmosphärisch und mit eher vergessenswerter Handlung gestraft, punktet der Nachfolger dafür mit einem noch umfangreicheren Spielsystem. Man griff das alte Jobsystem auf und bietet dank Kostümwechsel mitten im Kampf ein tolles Gameplay.

Beide Spiele entsprechen den International-Versionen mit Extra-Content. Die dunklen Bestia aus Final Fantasy X kennen Zocker bereits aus dem PAL-Release für die PS2. Die Bonusmission "Last Mission" in Final Fantasy X-2, anwählbar als separater Spielmodus, ist aber westlichen Fans hingegen neu. Hierbei handelt es sich um eine Roguelike-Variation mit Yuna & co. Ungewohnt und spielenswert.

Den Mantel des Schweigens sollte man besser über das ebenfalls enthaltene Hörspiel werfen. Hier wird ganz klar versucht, eine Ausgangssituation für ein mögliches Final Fantasy X-3 zu schaffen. Was sich die Schreiber da aber aus den Fingern sogen, unterbietet selbst manch schlechte Fan-Fiction. Da kann man nur hoffen, dass daraus nicht doch ein neues Abenteuer in Spira entsteht.

Insgesamt muss ich sagen, dass diese Collection mit Sicherheit zur Elite in der Flut der Neuauflagen zählt. Ein absoluter Klassiker, ein etwas andersartiges, aber spielenswertes Game und all das noch in einer technischen Umsetzung, die selbst andere Top-Remasters in die Tasche steckt. Kaufempfehlung!

Bericht zur PS4-Version (von Götz)
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Über ein Jahr später ist jetzt auch HD-Remake für die PS4 herausgekommen. Dass so etwas geschehen würde, war im Prinzip schon kurz nach dem Release der Versionen für die Vita und die PS3 klar. Und so war die Frage, ob etwas Neues geboten werden würde?
 
Die Antwort: Nicht ganz. Der Content ist beinahe derselbe, wie man es von den anderen Versionen her kennt. Die Collection umfasst erneut Final Fantasy X, X-2, sowie auch die anderen Extras, wie die »Last Mission«, die nach X-2 stattfindet. 
 
Es ist dabei nicht das erste Final Fantasy HD-Remake, das dieses Jahr für die PS4 herauskam. Diese Ehre gebührt Type-0 HD. Wobei allerdings X/X-2 HD von der Grafik her besser aussieht, als der andere Titel. Man hat den Eindruck, als ob die Entwickler Virtuos die Erfahrung aus der Arbeit an den PS3 und PS Vita-Versionen nutzten, um noch einmal Details nachzubessern. Vor allem die Landschaft kann überzeugen, was ja bei Type-0 stellenweise nicht der Fall war.
 
final_fantasy_x_2_hd_nexgam_18Gleichwohl muss man auch betonen, dass das Spiel immer noch seine Schwächen hat. Vor allem die Nebenfiguren und Hände sind es, die nicht vollständig überzeugen können. Weil man vor allem bei ihnen immer noch den PS2-Ursprung merkt.
 
Eine Besonderheit besitzt die PS4-Fassung: Es ist nämlich möglich, zwischen dem Original und dem Remasterten Soundtrack umzuschalten. Was ja ein Kritikpunkt war, den der Kollege Daniel bei der PS3-Fassung hatte. 
 
Ob das ausreicht, um den Kauf für jedermann zu empfehlen? Meiner Meinung nach nein. Wenn man schon die PS3 und Vita-Version besitzt, ist die bessere Grafik und die Option, den Soundtrack zu wechseln kein Grund, nochmal Geld dafür auszugeben. Wer hingegen das HD-Remaster noch nicht sein Eigen nennt, der kann beruhigt zugreifen. 

 



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Forum
  • von Ignorama:

    Du wirst eh nur ne Translation verstehen, oder? Also hast du so oder so das, was andere aus dem "Original" machen. Fand diesbezüglich immer witzig das bei X die deutschen Untertitel oft kritisiert wurden, weil die ja so frei interpretiert wären und irgendwann kam dann raus, dass das viel...

  • von Kou:

    Dann "O voice acting", simma bissle kleinkariert? Wenn der Dev char XY von sich aus anderssprachig entwickelt hat: gut alles klar. Aber dieses eindeutschen/einenglischen.. no way. Da wurde ständig so viel zeit mit verplempert und games sonst wie viel Jahre verzögert. Noooo neeed....

  • von Ignorama:

    Kou schrieb: Oton = beste ton. Gibt bei Games nur keinen O-Ton Oiseau schrieb: Bei One Piece könnte ich mir die Charaktere überhaupt nicht ohne Original Voice Over...

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