Wer das Abenteuer noch nicht spielte, kann wunderbar mit der Vita-Version einsteigen: Begleitet Tidus und Yuna auf der Suche nach Sin und einem Weg zurück in Tidus‘ Heimat. Die mittlerweile etwas kitschig wirkende Geschichte ist toll erzählt, die Zwischensequenzen machen heute ebenfalls einiges her. Wie bereits oben erwähnt, wurde der gesamte Soundtrack neu geremixed und hört sich durch die Vitaboxen ebenso sehr gut an. Gleiches gilt für Final Fantasy X-2, auch wenn mir hier einige kurzzeitige »Freezes« aufgefallen sind, die den sonst schönen Gesamteindruck schmälern.
An Final Fantasy X-2 scheiden sich aber bekanntlich sowieso die Geister. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier ebenfalls um ein solides RPG mit gewissen Eigenarten. Das Conditional-Turn-Based System musste dem Active-Time-Battle weichen. Statt fester Figuren gibt es viele verschiedene Kostüme, die die Attribute sowie die Abilities der Kampfmitglieder definieren. Doch anders als bei älteren Final Fantasy Ablegern können die Outfits während des Kampfes jederzeit per Knopfdruck gewechselt werden. Dafür muss man sich leider mit 3 spielbaren Figuren begnügen, nämlich Yuna, Rikku und Payne. Der Charakterwechsel während des Kampfes fällt damit auch weg und weicht dem Kostümwechsel. Atmosphärisch punktet FF X-2 vor allem durch die Erinnerungen an Spira und ihrer Figuren. Alle Orte kennt man so oder so ähnlich noch aus dem Vorgänger. Man trifft alte Bekannte und neue Feinde. Das alles im Rahmen auf der Suche nach dem (Achtung Spoiler!!) verschollenen Tidus.
Als kleines Zusatzfeature kann der Speicherstand zwischen PS Vita und PS3 transferiert werden. Blöd nur, dass das Spiel nicht direkt ein Cross-Buy-Feature anbietet. So müssen also beide Versionen gekauft werden, um das Speicherfeature nutzen zu können.
Und Final Fantasy X enttäuschte mich nicht. Visuell blies es die gesamte JRPG-Konkurrenz ebenso vom Feld, wie westliche Vertreter. Man vergleiche nur den Standard der damaligen Genre-Kollegen a la Grandia 2 mit Squares 27-Millionen-Euro schweren Mammutprojekt. Zusammen mit Titeln wie Metal Gear Solid 2 zeigte es, warum die PS2 "next-gen" war. Zudem kann der Titel als letzter Serienteil unter der Regie von Schöpfer Hironobu Sakaguchi auch als Abschluss der ursprünglichen Reihe gesehen werden. Personelle wie konzeptionelle Änderungen und die Fusion mit Enix ließen Final Fantasy bald zu etwas anderem mutieren. Etwas, das durch das zweite auf der Disc enthaltene Spiel, Final Fantasy X-2 gut repräsentiert wird.
Kurz gesagt: Final Fantasy X ist ein Rollenspiel, dem besondere Bedeutung zukommt. Umso mehr gibt es bei einer ungeschickten Neuauflage falsch zu machen.
Nachdem Informationsarmut zunächst lange kein gutes Schicksal für den "HD Remaster" des Klassikers vermuten ließ, überraschte mich das Endergebnis positiv.
Fangen wir bei der Grafik an; sicher dem vorrangigen Aspekt eines Spiels, das mit hochauflösender Überarbeitung im Titel wirbt. Und siehe da, in der Tat taten die Entwickler der chinesischen Firma Virtuos (Square-Enix zeichnet nicht selbst für die Programmierung verantwortlich) mehr als ihre Pflicht. Wo bei HD-Umsetzungen klassischer PS2-Games in den allermeisten Fällen 720p geboten werden, warten hier beide Abenteuer mit vollen 1080p auf. Besitzer von HD-Ready-TVs, die ihre Konsole in niedrigerer Auflösung betreiben müssen, bekommen in diesem Modus als Ausgleich immerhin besseres Anti-Aliasing.
Auch den Texturen wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt: Die Welt von Spira präsentiert sich knackscharf und in satten Farben. Die wichtigen Charaktere hüllen sich ebenfalls in ein schickes, neues Texturgewand - und sind zu allem Überfluss noch mit reichlich Extrapolygonen ausgestattet worden. Besonderes Augenmerk legten die Devs, wie Kollege Patrick bereits anmerkte, auf die Gesichter. Diese waren schon auf der PS2 State-of-the-Art (man nutzte hochdetaillierte Mimik in aufwendigen Cutscenes sowie Nahaufnahmen und weniger ausgearbeitete im normalen Spielverlauf). Dasselbe gilt auch für FF X/X-2 HD Remaster; nur wurden hier die Polygongesichter neu gestaltet und mit noch mehr Details versehen. Insgesamt ein lobenswerter Aufwand, der getrieben wurde. Allerdings weiß nicht unbedingt jedes Facelifting zu gefallen. Erkennt man in Aurons vernarbten, faltigen Gesicht besser denn je den kampfgestählten Veteranen, so erscheint der fröhliche Wakka ungewohnt fies. Aber das ist Gemecker auf hohem Niveau; normalerweise ist es nicht ausgerechnet das Übermaß an investierter Arbeit, das man an solchen Compilations bemängeln kann.
Deutlich abfallen tun nur die NPCs. Diese wirkten schon früher eher klobig, und ihnen wurde hier weder in Sachen Polygone noch was Texturen anbelangt, eine merkliche Schönheitskur verpasst.
Zudem merkt man generell den Animationen an, dass zur Jahrtausendwende Motion Capturing kein Standard war. Die ansonsten großartig inszenierte und synchronisierte Geschichte leidet ein wenig unter Bewegungen Marke Kasperletheater.
Trotz all der Verbesserungen im visuellen Bereich laufen beide Spiele auch mindestens ebenso flüssig wie ihre PS2-Urväter. Selten stört ein kleiner Ruckler den hervorragenden Gesamteindruck.
Musikalisch gibt es natürlich wie auf der Vita auf der PS3 Remixe zu hören. Was soll ich sagen, diese Neuvertonung ist Geschmackssache. Manche Stücke gefallen mir gut, insgesamt bin ich jedoch der Meinung, dass hier die alten Soundchiparrangements der PS2-Ära trotz ihrer rein technischen Unterlegenheit oft den Ton des Spiels besser trafen. Der Speicherplatz der Blu-Ray verleitete den Komponisten dazu, aus dem vollen zu schöpfen. Aber manchmal ist weniger mehr, und nicht jede Melodie profitiert von unbegrenzten Möglichkeiten. Das wäre an sich auch nicht weiter tragisch, nur versäumte man bedauerlicherweise, die Originaltracks mit auf die Discs zu pressen. Eine Auswahlmöglichkeit hätte mir hier den größten Makel am Spiel wettgemacht. Die japanische Sprachausgabe findet sich ebenfalls nicht auf der Disc. Was bei Bandai Namco mittlerweile Standard ist, ist bei Square-Enix leider nicht zu finden. Und wenn doch, dann als kostenpflichtiger DLC.
Inhaltlich muss man über die Titel kaum noch ein Wort verlieren. Spielerisch sind beide Abenteuer gut gealtert, und in der Tat halte ich die über eine Dekade alten Klassiker für deutlich besser als das, was unter dem Namen Final Fantasy seither meist erschienen ist. Teil 10 legt den Fokus klar auf die Story, hier wird durch Emotionen, Dramatik und eine originelle Erzählstruktur weit mehr geboten als im Großteil anderer RPGs. Weniger atmosphärisch und mit eher vergessenswerter Handlung gestraft, punktet der Nachfolger dafür mit einem noch umfangreicheren Spielsystem. Man griff das alte Jobsystem auf und bietet dank Kostümwechsel mitten im Kampf ein tolles Gameplay.
Beide Spiele entsprechen den International-Versionen mit Extra-Content. Die dunklen Bestia aus Final Fantasy X kennen Zocker bereits aus dem PAL-Release für die PS2. Die Bonusmission "Last Mission" in Final Fantasy X-2, anwählbar als separater Spielmodus, ist aber westlichen Fans hingegen neu. Hierbei handelt es sich um eine Roguelike-Variation mit Yuna & co. Ungewohnt und spielenswert.
Den Mantel des Schweigens sollte man besser über das ebenfalls enthaltene Hörspiel werfen. Hier wird ganz klar versucht, eine Ausgangssituation für ein mögliches Final Fantasy X-3 zu schaffen. Was sich die Schreiber da aber aus den Fingern sogen, unterbietet selbst manch schlechte Fan-Fiction. Da kann man nur hoffen, dass daraus nicht doch ein neues Abenteuer in Spira entsteht.
Insgesamt muss ich sagen, dass diese Collection mit Sicherheit zur Elite in der Flut der Neuauflagen zählt. Ein absoluter Klassiker, ein etwas andersartiges, aber spielenswertes Game und all das noch in einer technischen Umsetzung, die selbst andere Top-Remasters in die Tasche steckt. Kaufempfehlung!
Bericht zur PS4-Version (von Götz)