Claire: Extended Cut im Test

PSVitaPlayStation 4Xbox One

Wer von uns hatte, als kleines Kind, nicht hin und wieder Angst, wenn er in der Nacht alleine in seinem dunklen Zimmer aufgewacht ist? Ein lautes „Mama! Papa!“ folgte in der Regel und brachte für gewöhnlich schnell Erlösung in Form der verschlafen dreinblickend, aber dennoch tapfer anmarschierenden Eltern. 

Claire_Extended_Cut_neXGam_3Nicht anders ergeht es der kleinen Claire eines Nachts. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied das ihre Eltern nicht auftauchen. Stattdessen wirkt das ganze Haus verlassen und verwandelt sich recht schnell in ein morbides Horrorszenario. Das Licht flackert und fällt aus, der Fernseher produziert nur Geriesel und Rauschen und die gesamte Umgebung wird düster. Seltsame Geräusche folgen und dann, im Schlafzimmer der Eltern, Blut und ein Schrei! Im nächsten Moment befindet sich Claire, jetzt ein Teenager, im Krankenhaus am Bett der kranken Mutter. Alsbald beginnt sich jedoch auch hier alles zu verändern…
 
Wer sich jetzt an Silent Hill erinnert fühlt, liegt gar nicht so falsch. Der Gedanke drängt sich auf. Mit dem dezenten Unterschied: Alles findet in pixeliger 2D Grafik statt! Denn beim „Claire- Extended Cut“ handelt es sich, mal wieder, um ein Indiespiel und diese setzen seit längerem auf Retrooptik. Statt in Ausschweifenden 3D Welten bewegen wir unsere Protagonistin durch, im 16-Bit Style gehaltene Räume. Die wenigen Gespräche und Alice Gedanken sind nicht vertont, lesen ist angesagt. 
 
Claire_Extended_Cut_neXGam_4Technikfetischisten sollten also einen großen Bogen um das Spiel machen. Wer gerne an der Hand genommen wird übrigens auch. Zwar könnt ihr zu Beginn aus drei Schwierigkeitsgraden wählen (ich entschied mich für „Story“, was wohl den einfachsten Schwierigkeitsgrad darstellt), erklärt bekommt man im Vorfeld dennoch nahezu nichts. Das Tutorial, sofern man es denn so nennen mag, beschränkt sich auf „mit A kannst du rennen“, „drücke XY für das Menü“ etc. pp. . Der Rest ist learning bei doing. Ebenso wenig wird uns erläutert, worum es geht. Warum sind wir hier? Was ist das Ziel? Fehlanzeige. Kleiner Tipp: eure, nennen wir es mal, Aufträge, findet man im Menü unter dem Punkt Journal. So wissen wir, dass zu Beginn eine Taschenlampe gefunden, Kaffee organisiert und ein Arzt aufgetrieben werden soll.
 
Mutig stapfen wir durch ein Krankenhaus und andere Örtlichkeiten, öffnen Türen und Schränke, finden Gegenstände und hier und da andere Personen, ohne genau zu wissen, was das alles soll. Erst im weiteren Verlauf des Games stellt der Spieler fest, dass er sich mehr oder minder im Geist der Protagonistin befindet. Wir steuern also einen Psychotrip, in dessen Mittelpunkt quasi die Selbstfindung der Teenagerin Claire steht. Klingt schräg, ist es aber nicht, wenn man sich auf das Spiel einlässt. 
 
Claire_Extended_Cut_neXGam_8Einher mit der 2D Grafik geht allerdings ein kleineres Orientierungsproblem. Da wir nur nach links oder rechts gehen können, verliert man beim Durchschreiten der zahlreichen Türen schnell die Orientierung. Zwar gibt es auch eine Karte, das ständige switchen zwischen dieser (erst ins Menü wechseln, dann auf die Map) und dem eigentlichen Spiel (zeitweise musste ich tatsächlich alle paar Sekunden auf die Map schauen, um zu wissen, wo ich bin) nimmt leider einiges von der Atmosphäre. Ebenso kann es vorkommen, dass man Türen oder Gegenstände nicht sofort erkennt. 
 
Kämpfe werden im Spiel kleingeschrieben. Wegrennen ist angesagt. Bei beweglichen Feinden kein Problem, sieht man sie doch auf einen zukommen. An anderer Stelle bestehen sie jedoch nur aus schwarzen Gebilden, die (zumindest von mir) nicht auf den ersten Blick als Gegner zu erkennen sind. Schwups verliert man Energie. Dies geschieht übrigens ebenso, wenn Claire zu sehr in Panik gerät, was, ganz atmosphärisch, mit treibenden Sound und heftiges Vibrieren des Controllers vermittelt wird. Auf dem Bildschirm äußert sich das durch eine verzerrte Darstellung und ein kleines, pochendes Herz. Ein klassischer Energiebalken wäre allerdings die bessere Alternative gewesen denn das man kurz vor dem Exitus steht, merkt meist erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Dann heißt es nachladen und ggf. ein großes Stück erneut spielen.
 
Das Claire dennoch funktioniert liegt an der tollen Atmosphäre. Wie gesagt, lässt man sich auf die Optik ein (oder ist, wie ich, sogar ein Fan davon) zieht einen das Game ähnlich schnell in seinen Bann wie die „großen Brüder“. Teilweise verstörend, Morbide und nicht zuletzt dank der super Soundkulisse (kommt am besten, wie sollte es anders sein, beim Spielen im dunklen Zimmer rüber) macht Claire genau das, was ein Horroradventure tun soll. Es gruselt und verführt einen immer wieder zum Weiterspielen womit es sich wesentlich besser schlägt als so mancher moderne, in Highendoptik programmierte Vertreter des Genres.



Götz meint:

Götz

Claire kann nicht bedingungslos empfehlen. Dafür ist es zu speziell und besitzt doch die ein oder andere Macke. Dennoch lege ich es all jenen Horrorfans ans Herz, die keinen Wert auf aktuelle Technik legen. Der Start ist holprig, die Story braucht bis sie in die Gänge kommt bzw. bis man versteht worum es geht, aber das Spiel ist es wert gespielt zu werden.

Positiv

  • Ein gelungenes Horror-Adventure der etwas anderen Art
  • Sehr gute Atmosphäre

Negativ

  • Es wird nur wenig erklärt
  • Leicht unübersichtlich
  • Ein Energiebalken wäre empfehlenswert gewesen
Userwertung
6.5 1 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Civilisation:

    Unser Supertester Azazel hat wieder zugeschlagen und den Extended Cut von Claire getestet. Claire Extended Cut Wer von uns hatte, als kleines Kind, nicht hin und wieder Angst, wenn er in der Nacht alleine in seinem dunklen Zimmer aufgewacht ist? Ein lautes „Mama! Papa!“ folgte...

Insgesamt 0 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Claire: Extended Cut Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl -
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2016-09-06
Vermarkter -
Wertung 6.5
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen