Divekick: Was zum ...? im Test

PlayStation 4Xbox One

Als Redakteur eines Internetportals über Computer- und Videospiele sammelte ich viele Jahre Erfahrung an. Ich sah und spielte viel, darunter so manch bizarren Titel. Im Grunde genommen, so dachte ich, überrascht mich nichts mehr. Bis Divekick bei mir eintrudelte und mich vom Gegenteil überzeugte.

Divekick_neXGam_2Beat‘em up-Spiele basieren auf dem Prinzip »easy to learn, hard to master«. Es ist einfach, Schläge, Würfe und Tritte auszuführen. Mit etwas Glück kriegt man schnell die ersten Kombos hin und erringt, wenn man auf Spieler trifft, die sich ungefähr auf demselben Könnensstand befinden, erste Siege. Falls man sich anschließend mehr mit einem solchen Prügler beschäftigt, lernt man weitere Techniken. Mehr Moves, größere, kompliziertere, bessere Kombos und dann ist man irgendwann in der Lage, Kämpfe gegen Experten durchzuführen, die einfach nur atemberaubend sein können.

Divekick ist die Antithese dazu! Das Spiel macht alles anders, als man es von vielen Beat‘em ups her kennt. Die Energieleiste ist nur schmückendes Beiwerk, das Kampfsystem besteht im Prinzip nur aus zwei Aktionen: Springen und Kicken, dem titelgebenden Divekick. Nicht mehr und nicht weniger. Wie soll das überhaupt spielbar sein?

Die Antithese geht sogar noch weiter. Kämpfe dauern nicht länger als 15 Sekunden und sind bereits nach einem Treffer vorbei. Kombos und Specialmoves sind zwar vorhanden, aber nicht so, wie man es von anderen Genrevertretern her kennt. Hier muss man nicht viele Tasteneingaben aneinanderreihen, sondern nur zwei Knöpfe gleichzeitig drücken bzw. manchmal sogar überhaupt nichts machen.

Divekick_neXGam_3Also im Grunde genommen ist es das perfekte Spiel für diejenigen Gamer, die mit Prüglern nichts anfangen können, oder?

Tatsächlich ist Divekick ein Spiel, das keinen kalt lässt. Entweder man mag es oder man mag es nicht. Woran das liegt?

Zunächst einmal am Gameplay selbst. Meine ersten Gedanken beim Zocken waren: »Was zum ...?« Ich war überrascht wegen der augenscheinlichen Simplizität des Gameplays. »Nur zwei Tasten für Sprung und Kick? Das ist wohl ein schlechter Scherz!«, dachte ich weiter. Und irgendwann hatte ich vom Spiel auch die Nase voll. Das Gameplay erschien mir zu simpel, das Ensemble an spielbaren Figuren zu bizarr.

Inzwischen gewann ich etwas Abstand. Und war ich ursprünglich gegen das Spiel, bin ich jetzt dafür! Warum? Weil ich mich, so wie es sich für Beat‘em ups gehört, noch mehr mit dem Gameplay vertraut gemacht habe. Und das reichte aus, um meine Meinung zu ändern.

Divekick_neXGam_9Ja, das Ensemble ist bizarr. Man hat es mit einem mutierten Vielfraß-Weibchen zu tun, das gerne Zigaretten frisst. Uncle Sensei, der Mentor der Haupthelden, trägt Stiefel über den Händen, und Stream ist ein geflügeltes Monster, das in einer Zwangsjacke steckt. Das sind sogar nur drei von insgesamt 14 Kämpfern. Wer sich jedoch mit diesen Kombattanten näher beschäftigt, wird darin erkennen, dass es sich bei ihnen um Parodien auf bekannten Prügelspielikonen handelt. Der Vielfraß? Erinnert an Wolverine aus Marvel vs. Capcom 3. Stream? Ist das nicht Firebrand? Und so geht es in einem fort.

Jeder Charakter, jede Figur ist ein mehr oder minder gut versteckter Hinweis auf einen Protagonisten von einer der vielen anderen bekannten Beat‘em up-Reihen. Und selbst für die Leute, die sich mit dem Genre nicht so gut auskennen, dürfte es das eine oder andere »Aha«-Erlebnis geben. Und das macht einen Anreiz des Spiels aus.

Der andere ist, dass die Charaktere auch unterschiedlich agieren. Stream kann eine Weile in der Luft schweben, ehe er angreift. Dr. Victoria Shoals trägt mechanische Stiefel, die sie in die Luft katapultieren und sie mit hoher Geschwindigkeit angreifen lassen. Jede Figur unterscheidet sich in Sachen Geschwindigkeit, Sprunghöhe und Trittwinkel. Und bis man alle Kämpfer ausgetestet hat, wird viel Zeit vergehen.

Divekick_neXGam_4Und auch wenn ich eingangs behauptet habe, dass das Kampfsystem simpel ist, ist es in seiner Einfachheit trotzdem herausfordernd. Es kommt hier sehr viel aufs Timing an, mit dem man attackiert, und wenn man Glück hat, landet man sogar einen Headshot, der den Gegner beim nächsten Mal behindert.

Am meisten macht das Spiel Spaß, wenn man mit einem Freund zusammenzockt. Dafür ist es bestens geeignet. Da kann man auch über die limitierte Darstellung und den reduzierten Sound hinwegsehen. Will man hingegen professionell an den Titel herangehen, wird man nicht viel Vergnügen haben. Denn dafür ist es am Ende doch zu simpel.




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Forum
  • von Civilisation:

    Das Problem ist, dass ich kein Beat'em Up-Spezialist bin. Deshalb sind mir einerseits deine fehlenden Begriffe fremd und andererseits sind mir eben die Anspielungen entgangen.

  • von [WCL]OCV:

    Einen wichtigen Begriff vermisse ich: Spacing bzw Raumkontrolle im Deutschen - denn genau das ist es, worauf es zu 90% in Divekick ankommt - zu wissen, welche Reichweite und welche Hitbox der Gegner und man selber hat - die anderen 10% worauf es sonst noch ankommt ist Meter Management... Des...

  • von Psmoke:

    Divekick: Was zum ...? Als Redakteur eines Internetportals über Computer- und Videospiele sammelte ich viele Jahre Erfahrung an. Ich sah und spielte viel, darunter so manch bizarren Titel. Im Grunde genommen, so dachte ich, überrascht mich nichts mehr. Bis Divekick bei mir...

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