Erfahrungsbericht: Final Fantasy XIV A Realm Reborn im Test

PlayStation 4

Jeder hat eine zweite Chance verdient. Doch man sollte diese auch nutzen und aus seinen Fehlern lernen. Heute will ich euch berichten, ob Square-Enix zu den Firmen gehört die diese Weisheit beherzigen.

FFXIV_1Final Fantasy ist ein großer Name im Videospielsektor, bei dem ich in der Vergangenheit der Reihe wiederholt positiv überrascht wurde. War es beim Storytelling (Final Fantasy VI), dem Kampfsystem (Final Fantasy XII) oder den technischen Gegebenheiten (Final Fantasy VII). Durch diese konsequente Weiterentwicklung einer Serie gehören die Entwickler von Square-Enix zu den Motoren, wenn es um östlich angehauchte Rollenspiele geht. So waren damals zum Release des dreizehnten Serienteils die Erwartungen hoch, doch wurden wir Spieler bitter enttäuscht.

Ich möchte nicht detailliert auf dieses Fiasko eingehen. Als man mir von der Redaktion die Playstation 4-Version von Final Fantasy XIV - A Realm Reborn anbot, konnte ich nicht ‚‚Nein‘‘ sagen. Natürlich las ich zum Launch der 1.0-Version viel darüber und war über den Zustand des Online-RPGs erschrocken. Ihr bekamt bestimmt in der Presse mit, wie es weiter ging. Square-Enix zog den Stecker, entschuldigte sich und überarbeitete die Ur-Version. Herausgekommen ist A Realm Reborn.

Mit einer nicht zu verschleiernden Freude stürzte ich mich sofort auf das Testmuster, als es mit der Post kam. An diesem Tag nahm ich mir viel Zeit, da Online-RPGs immer mit großem Updates daher kommen. Ich wurde nicht enttäuscht. Jedoch musste ich zuerst ein Anmeldeverfahren über mich ergehen lassen, das geschah mir zuletzt in dieser Form vor über 10 Jahren auf dem PC. Als Besitzer eines Playstation Plus-Kontos dachte ich, das alles recht schnell gehen würde, da Square-Enix meine Registrationsdaten von Sony bekommen könnte. Aber ohne ein Square-Enix-Konto passiert erst mal gar nichts! Ist das mühevoll eingefüllt und erledigt, geht es an die Verknüpfung des Playstation-Accounts mit dem Square-Enix-Konto. - Umständlicher geht es kaum! Allerdings sollte es noch getoppt werden!

Startet ihr Final Fantasy XIV - A Realm Reborn zum ersten Mal auf eurer Playstation 4 aktiviert sich ein Login-Programm, welches zuerst ein Update verlangt. Ich wunderte mich, dass dieses trotz Schneckeninternet meiner Freundin in wenigen Sekunden auf dem neusten Stand war. Freudig startete ich die upgedatete Version und kam zum Game-Launcher des Onlinespiels. Hier wurde mir schnell klar das der Weg zum flotten Spielspaß noch ein bisschen dauern würde, weil das Spiel jetzt satte 39 GB an Daten runterladen wollte. Ihr werdet euch fragen, wieso ich so einen Terz mache? Besitzer einer Playstation 4 merkten bestimmt schon, dass es ein Updatesystem gibt, welches sich sofort nach Einschalten der Konsole aktiviert, wenn irgendein Titel eine neue Version braucht. So kann man, während im Hintergrund der Sony-Service seine Dienste verrichtet, etwas anderes tun. Dieses nutzt Final Fantasy XIV - A Realm Reborn leider nicht. - Toll optimiert sage ich nur!

FFXIV_3Als der Downloadprozess erledigt war, saß ich gespannt vor der Glotze und schaute mir das opulente Intro an, welches mich zur Charaktererschaffung führte. Das ist Genre-typisch Standard und bot mir mit seinen vielen Klassen und Rassen die nötige Auswahl. Kritik kann ich hier nur beim Aussehen des Individuums vermelden. In der Vergangenheit spielte ich vergleichbare Konkurrenzprodukte, die mehr Möglichkeiten einer einzigartigen Individualisierung boten. Doch das ist Meckerei auf hohem Niveau.

Obwohl das schon fast Square-Enix-typische Bombastintro keine Wünsche offen ließ, wurde ich nach Erreichen des Startpunkts meines Onlinelebens schnell auf den Boden der Tatsachen geholt. Mein erster Gedanke war: ‚‚Ohh, Playstation 3-Grafik auf 1080p getrimmt!‘‘ Und dabei bin ich kein Grafikfetischist. Trotzdem merkt man dem Spiel sofort seinen Ursprung an. Das ist auch durch das leichte Kantenflimmern verschuldet. Doch die Texturqualität von Objekten und die undetaillierten Charakter lassen den Titel alt wirken.

Nach gut einer Stunde Spielzeit war ich zudem erschrocken, wie belanglos die Geschichte erzählt wurde. Alles wird in Texten vermittelt. Gesprochene Worte werdet ihr bei Final Fantasy XIV - A Realm Reborn recht selten finden. Für ein modernes Rollenspiel ein dickes Manko! ‚‚OK, die farblosen Gespräche sind nicht der Hit, die Story holt es auch nicht wirklich raus, dann sollte doch mindestens das Questdesign den Karren aus dem Dreck ziehen‘‘ waren meine Gedanken. Ich sage nur: ‚‚Eine Enttäuschung!‘‘ Fast alle Quests verlaufen zu oft nach dem üblichen Hol-und-bring-Schema und machen keinen Spaß. Außerdem vielen mir die langen Leerlaufzeiten negativ auf, wo es gar nichts zu tun gab. Rückblickend kann ich sagen, dass jeder Klasse zu wenig Quests bereitgestellt wurden. Was bleibt ist das Dumpfe drauflos kloppen auf Feinde, um Erfahrungspunkte zu sammeln.

Abhilfe schaffen die Fates (Full Active Time Events), also zufallsgenerierte Ereignisse. Die passieren an festgelegten Punkten im Minutentakt. Hier kommt ein gewisses Spielgefühl hoch, weil jeder in diesen Momenten zusammenarbeiten kann, zudem winken fette XP-Spritzen. Doch ist die Gefahr gebannt gehen alle ihrer Wege und nach ein paar Minuten passiert dasselbe Unglück. So ist man wiederholt gezwungen, die gleichen Fates zu machen um schneller zu leveln. Bewegt ihr euch mit eurem Alter-Ego in Level-technisch höhere Gebiete heißt es Beine in die Hand nehmen, sonst werdet ihr flott zu Unkraut verarbeitet. Und das selbst bei Feinden die vielleicht fünf Levels höher liegen. Gehört ihr keiner Gilde an, seid ihr in kleine Bereiche eingeschlossen und müsst gezwungenermaßen um euer Leben farmen, damit ihr mehr von der Umgebung seht. Erschreckend stellte ich obendrein fest, dass viele Spieler dieses marode System auch erkannten und im Eilflug von einer Fate zur nächsten huschten, um so schnell wie möglich ihren Protagonisten zu pushen.

FFXIV_7Mein Eindruck über die Community war ernüchternd. Hilfestellung während meiner Spielzeit selbst auf Anfrage wurde nie erhört, obwohl ich diese jedes Mal in drei Sprachen verfasste. Bei vergleichbaren Rollenspielen, muss ich gestehen, machte ich bessere Erfahrungen. Wusste ich mal nicht weiter, wurden meine Fragen, die ich in den Chat tippte, prompt beantwortet, man half mir sogar mehrmals. Man begleitete mich zu einer neuen Stadt und gab mir sozusagen Geleitschutz durchs feindliche Gebiet. Diesen ‚‚Luxus‘‘ habe ich bei A Realm Reborn schmerzlich vermisst. Hier geht jeder seinen eigenen Weg und bemüht sich nicht mit anderen. Als Lichtblick sehe ich das variable Klassensystem.

Dieses lässt sich einfach mit der Wahl der Waffe wechseln und selbst erlernte Kommandos eines anderen Berufes lassen sich hinzufügen. In Sachen Optionsvielfalt ist Final Fantasy XIV - A Realm Reborn gelungen. Möchte ihr Maus und Keyboard an der Konsole benutzen? Kein Problem! Habt ihr einen bestehenden Charakter auf eurer Playstation 3, lässt sich dieser ohne Komplikationen importieren. Die Steuerung mit dem Playstation 4-Controller ist nach kurzer Gewöhnungsphase verinnerlicht. Dank einem flexiblen Buttonlayout lässt sich alles nach euren Vorlieben anpassen. Mit dem Touchpad bewegt ihr einen Mauszeiger auf dem Bildschirm. Was die Serverqualität angeht, kann ich nicht meckern. Lags oder Spielabbrüche hatte ich während meiner langen Testphase keine, Square-Enix gibt auch vorbildlich immer vorher bekannt, wenn besagte Server abgeschaltet werden, um eine neue Version aufzuspielen.

Gut 20 Stunden Zeit investierte ich, um die Welt von Eorzera kennenzulernen und es war schwer diese zu mögen. Klar, gibt es dort noch mehr zu entdecken. Doch am Schlusspunkt wurde ich einfach durch das mittelmäßige Konzept abgeschreckt und so zwang ich mich meine Pflichtstunden abzusitzen. Auch konnte mich die Erscheinung von Eorzera in keiner Weise überzeugen. Ich rede nicht von der technischen Seite, sondern vom Artdesign. Alles wirkte so uninspiriert wie Standard-Fantasy, die man irgendwo schon mal gesehen hat. Was am Ende blieb, ist ein Online-Rollenspiel, was dem großen Namen nicht gerecht wird und ich niemanden anraten kann, zudem noch monatlich Geld hinzulegen.




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  • von Mistercinema:

    Square Enix veröffentlicht während des neusten Brief des Produzenten LIVE den von der Communtiy lang erwarteten Job-Kommando-Trailer für Dawntrail. Die fünfte Erweiterung des gefeierten MMORPGs FINAL FANTASY XIV Online erscheint am 02. Juli 2024. Der von Produzent und Regisseur Naoki Yoshida...

  • von Pestilence:

    Wurde gerade angekündigt: Am 24.04. startet das Yo-Kai Event aus den Jahren 2016, 2017 und zuletzt 2020 erneut: forum.nexgam.de/attachment/333…bce2e09653d83a064cb9a7663 de.finalfantasyxiv.com/lodesto…4/youkai-watch/j9rq1fpxxd Dann kann ich endlich meine Yo-Kai Waffen Sammlung...

  • von Pestilence:

    Wir bringen auch nicht dauerhaft Zeit dafür auf. Meine Frau und ich spielen mal eine Weile intensiv, dann nur noch sporadisch und eine ganze Weile auch mal wieder gar nicht. Wenn ich das mal so auf die Jahre runterbreche, die wir es spielen, dann kommen wir vielleicht auf 15 Stunden Spielzeit pro...

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