Das Spiel selbst ist übrigens ein Remake. Das Original Carrier Command erschien 1988 auf diversen Heimcomputern, wie dem Amiga oder dem C64. Und der Titel räumte durch die Bank weg sehr hohe Bewertungen ab. Es gab im Prinzip kaum ein Magazin, welches dem Game keine Note im 90er Bereich gab.
Doch seit damals ist viel Zeit vergangen und der ursprüngliche Entwickler Realtime Games Software ist den Weg alles Irdischen gegangen. Das Spielkonzept wurde seitdem nur einmal erneut aufgegriffen, und zwar von dem 2001 erschienenen Game Hostile Waters: Antaeus Rising. Das Entwicklungsstudio Bohemia Interactive programmierte jenen Titel allerdings nicht. Überhaupt lag der Schwerpunkt im Portfilio der Programmierer hauptsächlich auf Ego-Shootern wie Armed Assault oder Operation Flashpoint. Die Anpassung des Strategie-Klassikers an die Neuzeit war also eine Herausforderung.
Irgendwann in der Zukunft: Die Erde ist in einem Konflikt zwischen der United Earth Coalition und der Asian Pacific Alliance nahezu unbewohnbar geworden. Die Ressourcen sind knapp, weshalb eine Raumexpedition zum Planeten Taurus gestartet wird. Die Welt ist fast komplett von Wasser bedeckt und nur wenige Inseln ragen über dem Nass hervor. Und auch hier wird der Krieg fortgesetzt. Bei einer Auseinandersetzung wird der Protagonist samt Crew abgeschossen und sie müssen sich auf sich gestellt durchkämpfen. Doch dann gelingt es ihnen einen feindlichen Carrier – eine Art Flugzeugträger nur ohne Flugzeuge - zu übernehmen und sie machen sich auf, der Asian Pacific Alliance in den Arsch zu treten.
Die Story erinnert von der Inszenierung her an einen 08/15 Science fiction-Film, deren Macher sich an Michael Bay orientieren. Etwas Patriotismus, etwas Schwarz/Weiß-Zeichnung der Figuren und natürlich viel Action, um die dünne Geschichte zu übertünchen. Doch letzteres Manöver gelingt den Entwicklern nicht, da man, wenn man sie ausbreitet, perfekt eine darunterliegende Zeitung lesen kann.
Der Auftakt von Carrier Command lässt übrigens keine wirklichen Rückschlüsse auf das eigentliche Game zu. Du spielst den Protagonisten in einem sehr lahmen Ego-Shooter-Level. Du schießt dich also von A nach B und musst dabei weniger mit den Feinden, als vielmehr mit der schwammigen Steuerung kämpfen. Es ist einfach unmöglich beständig geradeaus zu laufen, ständig musst du per Hand nachkorrigieren. Und das lässt für den weiteren Verlauf des Titels nichts Gutes erahnen.
Überstehst du diese Passage, gelangst du in den Besitz des titelgebenden Carriers, womit der eigentliche Spielablauf starten kann. Wir verlassen den Ego-Shooter-Bereich und landen in der Echtzeitstrategie. Dein Ziel ist es, eine Reihe von Inseln zu erobern, wobei dir natürlich diverse Einheiten und Gebäude zur Verfügung stehen. Nach einigen erklärenden Worten sowie einem Temporal-Sprung, um die Reisezeit zu verkürzen, geht es auch schon zur Sache.
Deine erste Gruppe wird zu Wasser gelassen und darf sich durchkämpfen, bis du einen wichtigen Punkt eroberst. Das klingt im Prinzip recht einfach, doch das Gegenteil ist der Fall. Der Grund ist weniger der Schwierigkeitsgrad, als vielmehr die strohdoofe KI mit ihrer saudämlichen Routefinding-Routine. Regelmäßig wirst du feststellen müssen, dass der Computer nicht in der Lage ist, simpelste Entscheidungen richtig zu treffen.
Ein Beispiel: Du musst ein feindliches Lager einnehmen. Der direkte Weg ist versperrt. Eigentlich müsste die KI selbstständig in der Lage sein herauszufinden, dass es am besten wäre, einen Umweg zu fahren. Doch exakt dies tut sie nicht. Sie fährt so lange gegen das Bollwerk an, bis du entweder eingreifst, oder es kaputt ist. Letzteres übrigens nicht, weil die Feinde auf das Gefährt schießen, sondern weil es durch jeden Kontakt mit feindlichen Gebäuden Schaden nimmt!
Und das ist beileibe kein Einzelfall. Ebenso verheddert sich der Computer gerne in engen Gassen, wo man sich fragt, wie zum Geier er es schaffte, da hineinzukommen. Per Hand lässt sich das Fahrzeug nicht mehr herausmanövrieren, da die einzelnen Vehikel sich sehr schwerfällig steuern. Es hilft nur der Neustart des Levels!
Grafisch überzeugt das Spiel auch nicht. Die Darstellung ist eher mittelprächtig und die Videosequenzen ruckeln arg. Noch schlimmer trifft es den Sound. Und hier weiß man wirklich nicht, ob man lachen oder weinen soll. Zunächst einmal: Es gibt keine deutsche Synchro sondern nur deutsche Untertitel. Doch selbst die englische Sprachausgabe ist nicht lippensynchron mit dem Dargestellten. Sie hinkt hinterher. Und das ist etwas, was der Redakteur noch nie zuvor bei einem Game erlebte!
Carrier Command: Gaea Mission ist das Remake eines Computerspiels aus den 80er Jahren. Doch die Neuinterpretation reicht bei weitem nicht an die Qualität der Vorlage heran. Die Steuerung ist schwammig und die KI ist unglaublich dumm. Vor allem das Talent in Situationen zu geraten, wo nur noch ein Neustart hilft, ist unfassbar. Die Videosequenzen ruckeln und die englische Synchro ist nicht lippensynchron! Das Spiel ist ein Flopp!