Mafia 3 bekommt nicht zu unrecht das 18er Siegel. Allein die Stealth Kills rechtfertigen die Entscheidung der USK. Hier werden Kehlen aufgeschlitzt und mehrfach auf Opfer mit einem Kampfmesser eingestochen. Es ist nichts für schwache Nerven, und das, obwohl man die harten Nahkampfkills in den Einstellungen ausstellen kann. Diese brachiale Art passt jedoch zu unserem Hauptcharakter. Lincoln Clay ist kein Kind von Traurigkeit und ein verdammt tougher Kerl im nachgebildeten New Orleans der 60er Jahre. Und damit kommen wir auch schon zu dem ersten Opfer von Licht uns Schatten.
Die Story ist auf dem Papier nichts Außergewöhnliches. Typisch Rachestory sollte man meinen. In den ersten Stunden ist sie jedoch so genial inszeniert, dass man bis zu einem gewissen Punkt immer bei der Stange gehalten wird. Spielt man den Prolog des Games, fühlt man sich sofort heimisch. Alles erinnert an die Vorgänger. Die gelungen dargestellten Dialoge, abwechslungsreiche Storymissionen und ein Einsatz von Musik, der seinesgleichen sucht. Mafia 3 startet auf einem derart hohen Niveau, dass man sich sofort in das Spiel verliebt. Ich möchte hier nichts spoilern, aber eine Szene wird wohl jedem, der das Game spielt, lange Zeit in Erinnerung bleiben.
Leider bremst sich Mafia 3 viel zu schnell selbst aus und das ausgerechnet auf Grund einer Kritik aus dem Vorgänger. Dort wurde vor allem reklamiert, dass die offene Welt leer wäre und man auf der Karte nur von A nach B fährt und Dialogen in den Autos lauscht. Dadurch wurde zwar das Hauptaugenmerk auf die Story gelegt, der Charme einer Open World fehlte jedoch irgendwie. Mit Teil 3 versuchten die Entwickler jetzt, diese Negativkritik auszumerzen. Es gibt also auch abseits der Geschichte genug auf zu tun und ebenso viel Sammelbares. Das hat allerdings einen großen Preis. Sobald man den Prolog abgeschlossen hat und sich einem die verschiedenen Beschäftigungen öffnen, sinkt durch die Open World das zu Beginn sehr hohe Niveau rapide. Die Story ist zwar noch existent, kommt aber in keinster Weise mehr an den Standard des Prologs heran. Hier stellt sich Mafia 3 einfach selbst ein Bein. Man hat versucht, auf die Kritiken der Community einzugehen, hat dabei jedoch die tollen Aspekte, die Mafia trotz der leeren Welt so großartig machten, etwas schleifen lassen. Das spiegelt sich zusätzlich noch im Gameplay wieder.
Das Gameplay in Mafia 3 funktioniert. Es macht sogar richtig spaß. Es mangelt jedoch auch hier an Abwechslung. Da so gut wie jede Mission darauf hinausläuft, dass wir an eine Person herankommen müssen und uns dafür erstmal durch eine große Gruppe Gegner durchkämpfen oder schleichen müssen, dann wird das oftmals schnell langweilig. Einzig die Autofahrten und die Musik im Radio halten einen hier gerne bei der Stange. Man sollte das Fahrverhalten auf jeden Fall auf »Simulation« stellen, dann macht das Driften und an sich die Fahrphysik einiges her. Auch die Schusswechsel sind schön wuchtig, das Deckungssystem funktioniert ebenfalls reibungslos. Nur das Stealthsystem ist viel zu übermächtig. Es ist machbar, eine komplette Lagerhalle voll von Gegnern zu säubern, ohne einen einzigen Schuss abgeben zu können. Das ist an sich nicht schlecht, wenn einem ein Spiel die Möglichkeit dazu gibt. Mafia 3 ist auf dem Gebiet aber unfreiwillig komisch.
Da passiert es gerne, dass zwei Wachen miteinander reden, ja die ganze Zeit nebeneinander stehen. Ich hocke hinter der Ecke und pfeife einmal. Nun bemerkt Wache 1, und nur Wache 1, das Pfeifen und kommt mit einem dicken Fragezeichen, um nachzuschauen. Sobald der Gegner in der Nähe ist, drücke ich einen Knopf und der Stealthkill wird ausgeführt. Nun pfeife ich ein zweites Mal und Wache 2 bemerkt auf einmal den Pfiff, obwohl sie sich nicht vom Fleck bewegt hat. Völlig verwirrt läuft sie den gleichen Weg wie der Partner, scheint nicht mal die Leiche zu bemerken und stirbt exakt den selben Tod wie der Kollege davor. Und das funktioniert einfach immer!
Ich konnte mich zum Beispiel während des Spielens nicht über schlimme Bugs beklagen, auf der One lief das Spiel bei mir rund. Und was ich auf jeden Fall positiv hervorheben muss, ist der geniale Soundtrack und wie er oftmals eingesetzt wird. Es passiert nicht selten, dass ich an einem Missionsort ankomme, und einfach noch eine Runde um den Block drehe, um das Lied zu Ende zu hören. Die deutsche Synchronisation macht ebenfalls einen großartigen Job, wie schon in den Vorgängern ist man von Beginn an in der Mafia Atmosphäre, alleine durch die Dialoge der Charaktere. Ebenso gut gelungen ist den Entwicklern die Authentizität. Wenn ich von einem Verkäufer direkt angepöbelt werde, wenn ich in seinen Laden gehe, nur weil der Hauptcharakter eben schwarz ist, dann fühlt man sich direkt bedrängt. Rassismus ist ein großes Thema in Mafia 3 und wird genau wie alles andere in seiner puren Fülle und ohne Eischränkungen dargestellt. So war es nun mal im New Orleans der 60er Jahre.
Mafia 3 mag für viele nicht das geworden sein, was sie erwartet hatten. Wer die Vorgänger mochte und das Ganze nicht ständig mit GTA 5 vergleicht, der kann sich auf das Spiel einlassen. Mafia 3 hat seine Schwächen, aber auch viele tolle Momente. Und für diese lohnt es sich, die Disk laufen zu lassen!
Mafia 3 mag für viele nicht das geworden sein, was sie erwartet hatten. Wer die Vorgänger mochte und das Ganze nicht ständig mit GTA 5 vergleicht, der kann sich auf das Spiel einlassen. Mafia 3 hat seine Schwächen, aber auch viele tolle Momente. Und für diese lohnt es sich, die Disk laufen zu lassen!