Denn, das muss dazugesagt werden, es ist wirklich gut. Und vor allem ist es strenggenommen auch fair, eben nur auf einem irre hohen Niveau. Damit steht es dann ebenfalls in der Tradition seines offensichtlichen Vorbildes, Super Meat Boy: Bei beiden Titeln handelt es sich um scheinbar simple 2D-Jump 'n Runs, die aber schnell maximale Präzision vom Spieler erfordern und Euch keineswegs durch die Level huschen lassen. Immer und immer wieder wird gestorben, an Checkpoints wieder angefangen und die fiesen Levelstrukturen und Fallen bewundert, die Euch schnell alles abverlangen werden.
Diese sind bei Electronic Super Joy fair gesetzt, so dass Ihr meistens auf dem schmalen Grat zwischen Verzweiflung und schlussendlicher Euphorie beim Schaffen der momentanen fiesen Stelle wandeln werdet. Nur hin und wieder wird es mal derart knackig, dass es zuweilen helfen kann, das Pad beiseite zu legen, etwas Abstand zu gewinnen und am nächsten Tag weiterzumachen.
Sowohl Electronic Super Joy als auch das fleischige Vorbild haben einen einfachen Grafikstil, der hier, von den psychedelischen Hintergründen abgesehen, eher an Atari VCS als an NES & Co.erinnert. Abheben tut sich Joy allerdings mit seinem gewaltigen Soundtrack, den man wohl am ehesten mit Techno klassifizieren würde. Denn dieser ist schlicht genial und treibt Euch zu immer neuen Höchstleistungen an – vor allem dann, wenn man ihn über Kopfhörer genießt, anstatt über dünne TV-Lautsprecher.
Des Weiteren begeistern viele tolle Ideen, die das Grundprinzip wiederholt variieren, mit Euren Erwartungen spielen und die Motivation hochhalten. Gegner rücken Euch auf die Pelle, Zielsuchraketen jagen Euch durchs Level, mal gibt es Autoscrolling, dann andere Lichtverhältnisse, und plötzlich verliert Ihr liebgewonnene Fähigkeiten wie den Doppelsprung und die Sprungattacke. Und, ach ja, zwischendurch duelliert Ihr Euch mit dem Papst in einer coolen Shoot'em up-Sequenz!
Text und Story gibt es nur wenig, aber die vorhandenen Zeilen sind sehr humorvoll bis skurril. Vom Microteufel, der Euren Hund angepupst hat, was Rache verlangt, bis hin zum eben erwähnten Papst, der Euch wüst beschimpft, bevor es zum Bosskampf gegen ihn kommt – originelle Ideen existieren hier reichlich. Und auch die kurzen Dialogzeilen der im Takt groovenden Bewohner dieser Technowelt wirken sympathisch und amüsant.
Der Titel ist also eine absolute Empfehlung für alle, die punktgenaue Sprünge genauso wenig scheuen wie Level, in denen man mal 20 oder mehr Leben lässt. Die fairen Checkpoints helfen, Frust zu vermeiden, genau wie die Möglichkeit, sich manuell zu einem solchen zurücksetzen zu lassen. Trotzdem, und das muss betont werden, ist der Schwierigkeitsgrad wirklich hoch...alleine der Soundtrack ist es aber wert, sich hier durchzubeißen.