Forza Motorsport 6 im Test

Als Dank für die zahlreichen Vorbestellungen hatte Entwickler Turn 10 bereits vor knapp zwei Wochen eine kurze Demo zum Spiel bereitgestellt. Damit konnten alle Interessenten schon einmal einen Einblick bekommen, was sie denn Neues erwarten sollte. Wie wohl jeder weiß, versuchte die Forza Motorsport Reihe stets den Spagat zwischen Arcade Racer und Simulation zu schlagen, um so eine breite Masse anzusprechen. Ähnlich wie beim damaligen Rivalen Gran Turismo. In der aktuellen Generation heißt der direkte Konkurrent aus dem Hause PlayStation zwar DriveClub und ist deutlich arcadiger, machte aber trotz anfänglicher Probleme ordentlich Eindruck dank dynamischem Wetter und 1080p mit 60 Frames pro Sekunde. Da wollte man jetzt natürlich passend darauf antworten und präsentiert Forza Motorsport 6 im neuen Glanz.

Wer das Spiel startet, wird zunächst in einem Einführungsrennen mit dem Coverauto, dem 2017er Ford GT, in die Steuerung eingeführt. Diese wird Veteranen sicherlich leicht von der Hand gehen, da bei dieser nichts grundsätzlich verändert wurde. In der darauf folgenden Einführungsveranstaltung erhält man Einblicke in den neuen Aufbau der Karriere. Diese ist nun in fünf Staffeln unterteilt, die jeweils einer Fahrzeugart gewidmet ist. Diese wiederum spalten sich in jeweilige Klassen auf, die verschiedene Rennen bieten. Gewürzt wird das Ganze mit Schaurennen, die immer mal wieder angeboten werden und das klassische Rennfahrerleben etwas auflockern. Für die Einführungsveranstaltung können wir einen von fünf Wagen wählen, um später mit dem nötigen Kleingeld weitere hinzukaufen zu können. Bereits im Grundspiel sind das etwa 450 Karossen, die das Spiel enthält, und dabei ist der DLC noch gar nicht mitgerechnet! Das Schöne daran ist, dass Autoliebhaber diese auch von außen und innen im Autovista-Modus inspizieren können. Zwar sind diesmal nicht mehr die Moderatoren von TopGear für die Erzählungen und Geschichten zuständig, aber die deutschen Sprecher machen auch hier einen guten Job und geben interessante Fakten an den Spieler weiter.

Diese Liebe zum Detail bemerkt man spätestens in den Rennen, da die Innenansicht jedes Autos fein säuberlich nachmodelliert wurde und so über die Cockpitansicht authentisches Rennfeeling aufkommt. Dies wird durch die brandneuen Witterungsoptionen der Rennstrecken noch verstärkt, denn im neuesten Teil von Turn 10s Racinggame kann man sowohl nachts, als auch bei Regen auf den Pisten nach Bestzeiten jagen. Beide neuen Varianten haben dabei ihre Tücken. Beispielsweise hat man im Dunkeln eine kürzere Sicht und muss sich mehr auf sein Gefühl für die Strecke und das Radar verlassen, um keine Kurve zu verpassen. Fataler ist es bei Regen, da sich Pfützen auf der Straße als definitive Gefahrenquelle herausstellen. Wer mit Vollgas durch solche Wasserlachen brettert, muss damit rechnen, bei einem gleichzeitigen Bremsmanöver von der Strecke zu fliegen. Dadurch muss man mit etwas mehr Vorsicht fahren, bringt aber einen angenehm neuen Twist in das Gameplay. Bei den Kursen bietet man eine gute Schnittmenge aus den bisher bekannten von Forza Motorsport 5, wie etwa Yas Marina, und auch solchen, die man nur noch aus älteren Teilen kennt, wie etwa Monza oder der Infineon Raceway. Dazu kommen verschiedene Streckenvarianten sowie die Variationen beim Wetter, was schon eine ordentliche Zahl an Rennkursen bedeutet.

Wer mag, der kann sich von der Sprecherin von einer Meisterschaft zur nächsten begleiten lassen. Genauso bekommt man Rivalenherausforderungen anhand der Strecken, die man persönlich fährt. Wer aber auf eigene Faust das Spiel erkunden möchte, kann selbst zwischen den verschiedenen Renntypen wählen. Neben den fünf Staffeln gibt es auch wieder die Autocrossveranstaltungen, bei denen man möglichst schnell im Slalom durch Polygonkegel fahren muss, Zeitrennen und natürlich der Multiplayermodus. Dieser wurde ebenso auf bis zu 24 Spieler aufgestockt, die sich innerhalb eines Rennens miteinander messen können. Die Idee dahinter ist super, doch allerdings sind die Lobbys derzeit noch sehr anstrengend zu spielen. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass die Leute das Spiel mit einer Autoscooterfahrt auf der Kirmes verwechseln, was sich leider vor allem am Start äußert. Hoffentlich bessert sich dieser Umstand in den nächsten Wochen, ist aber sicher nicht dem Entwickler anzukreiden. Was allerdings schade ist, dass es keine Strafzeiten in den Onlinerennen gibt, da es schon öfter vorkommt, dass man von einem Rivalen abgeschossen wird und dieser dann munter den eigenen Platz einnehmen kann, was auf die Dauer ziemlich nervig ist. Auch ein aktiviertes Schadensmodell hätte hier Wunder gewirkt, ist aber nur in privaten Spielen möglich. Nettes Feature sind auch die Ligarennen, die nur zu bestimmten Zeiten geöffnet sind und in denen man sein Können beweisen kann. Bei einem möglichen Sieg winken natürlich Preise und halten die Spieler bei Stange.

Eine tolle Neuerung ist auf jeden Fall das Modsystem, mit dem man einige Boni abgreifen kann. Diese Mods gibt es in Packs zu kaufen, die aber lediglich mit Ingame-Credits gekauft oder durch das Glückslos beim Stufenaufstieg erhalten werden können. Turn 10 verzichtet beim neuesten Teil fast vollständig auf Mikrotransaktionen, was ich sehr positiv finde. Diese Modkarten können dann dem eigenen Profil hinzugefügt werden. Hier finden sich solche, die man fest seinem Profil zuordnen kann, die etwa 6 % mehr Bodenhaftung bringen, oder aber welche, die man für ein Rennen aufbrauchen kann, beispielsweise für einen Credit- oder Erfahrungsbonus. Zusätzlich kann man sich durch solche Mods Auflagen auferlegen, wie dass man länger zum Schalten des Gangs benötigt oder in einer bestimmten Kameraeinstellung fahren muss oder sogar ein Rennen immer als Letzter starten muss. Dies sorgt für einen gewissen Reiz, seine eigenen Grenzen auszuloten, da ein Rennen nur dann als abgeschlossen gilt, solange man einen der ersten drei Plätze belegt, egal wie viele Konkurrenten am Rennen teilnehmen. So kann jeder sein Fahrerlebnis zusammenschustern, das er haben möchte.