Können Videospiele Kunst sein?
Eine Frage, die in fast schon regelmäßigen Abständen immer wieder gestellt wird. Während man sich bei Gemälden, Skulpturen, Büchern und zum Teil bei Filmen im Konsens darüber befindet, werden bei Videospielen hartnäckig beide Seiten vertreten. Während Videospiele bereits im Mai 2011 vom National Endowment for the Arts (NEA), einer amerikanischen Stiftung zur Förderung von Kunst und Kultur, in die Definition der medialen Kunst mit einbezogen wurden, argumentieren unter anderem Persönlichkeiten wie der ehrenwerte Herr Roger Ebert gegenteilig.
Doch warum ist es so schwierig, Videospielen den Kunstbegriff zuzuordnen? Wie ist Kunst überhaupt definiert? Welche Spiele können Kunst sein und welche nicht? Das sind Fragen, die geklärt werden sollten, bevor überhaupt eine anständige Diskussion darüber erfolgen kann.
Warum darf die Mona Lisa im Louvre hängen, aber Mario nicht?
Schauen wir uns doch zuerst einmal an, was so gewöhnlich als Kunst bezeichnet wird. Die Mona Lisa, die Deckenmalerei in der Sixtinischen Kapelle? Ohne Zweifel. Goethes und Schillers Dichtkunst? Nicht umsonst ist Deutschland das Land der Dichter und Denker. Bach und Beethoven? Das Schöne kann durch das leichte als auch durch das schwere getragen werden.
Es gibt unzählige weitere Beispiele als die, die hier genannt wurden. Doch keine einer videospielfremden Person würde jemals auf die Idee kommen Fumito Uedas oder Shigero Miyamotos Werke als Kunst zu bezeichnen.
Und eigentlich scheint dies auch einleuchtend. Sind doch Videospiele im Vergleich ein noch junges Medium. In gerade einmal 30 Jahren fand eine komplette Entwicklung statt. Waren elektronische Spiele in den 70er und 80er Jahren noch eine Begleiterscheinung, wurde der Mainstream spätestens mit der Playstation erreicht. Heutzutage sind Millionenseller keine Ausnahme mehr. Trotz der rapiden Entwicklung auf der Highspeed-Autobahn werden Videospiele noch von einem Teil der Gesellschaft belächelt. Leider gehören zu diesem Teil einige der größten Kritiker und Kenner (wie z. B. der eingangs erwähnte Filmkritiker Roger Ebert) die sich, vielleicht absichtlich, weigern Videospielen einen Kunstfaktor zuzusprechen. Videospieljournalisten besitzen derweil noch zu wenig Einfluss, um entsprechend zu reagieren. Dieser Zustand ist glücklicherweise gerade im Begriff sich für die Gamer-Gemeinschaft zum Positiven zu ändern.
Natürlich darf man die Nichtakzeptanz nicht nur auf die Kritiker schieben. Zweifellos trifft die Schuld auch uns, die Gamer. Wenn sich heutzutage Triple-A-Produktionen millionenfach verkaufen, darf man nicht erwarten, dass alle den Kunstbegriff verstehen (wollen). Das mag zwar etwas harsch rüber kommen, aber ist es nicht so, dass oftmals Äußerungen fallen, die die Kunst als „aufgehängte Scheiße“ bezeichnen? Darf man dann nicht aber auch diesen Aussagen eine Art von Ignoranz, Desinteresse und Missverständnis unterstellen?
Man könnte dem Ganzen entgegenwirken, indem man eine stimmige Definition entwickelt. Aber oftmals wird dieser Entschluss, wie ich bei meiner Recherche festgestellte, fallen gelassen. Man möchte den Leser nicht langweilen, heißt es. Das ist FALSCH! FALSCH! FALSCH!
Es ist bekannt, dass Kunst schwer zu definieren ist und selbst anerkannte Kunsthistoriker auf eine genaue Definition verzichten. Dadurch verliert man aber die Diskussionsgrundlage und kapselt sich vom Allgemeinverständnis ab. Man benötigt eine einstimmige Definition, um zu erörtern, sich auszutauschen und vor allem um zu verstehen. Zu diesem Zweck versuche ich nun, eine Definition aufzustellen. Wie soll das aber nun jemand wie ich machen, der nicht in der Kunstgeschichte bewandert ist und auch sonst nicht in diesem Thema unterwegs ist?
Eine kleine Randnotiz am Ende: In diesem Artikel werde ich bewusst nicht auf Machinimas, Mods, Videospiele in anderen Kunstformen oder dergleichen eingehen. Das ist ein höchst interessantes Thema für sich selber und könnte nie gebührend in so einem Artikel behandelt werden. Die folgenden Seiten beschäftigt sich einzig und allein mit kommerziellen Spielen, also Games, die man entweder offiziell im Laden oder über verschiedene Plattformen a la Steam erwerben kann.