Tom Clancy's Ghost Recon 2 im Test

GameCube

Erstaunlich, wie sehr neben der Filmindustrie auch die Videospielbranche von der jeweils aktuellen politischen Lage beeinflusst wird. Waren Bösewichte in Hollywood früher ausschließlich Russen oder Deutsche (man denke an Gerd Fröbe bei James Bond), so verändert sich das Feindbild entsprechend der weltpolitischen Situation. Stichwort: »Achse des Bösen«. Waren im letzten Jahrzehnt die Irakis unter Saddam noch gut im Rennen, fiel auch diese »Gefahr« jetzt weg. Nun sieht man sich also verzweifelt unter den übrigen »bösen« Kandidaten um - und stürzt sich nun eben in den Krieg gegen das kommunistische Nordkorea!

Tom_Clancys_Ghost_Recon_2_3Gegen selbige führt der Spieler ein vier Männer starkes Ghost Team in den Kampf. Soweit alles wie beim Vorgänger, vom Szenario abgesehen. Doch das Gameplay wandelte sich gewaltig, was Freunden der Reihe schon nach den ersten Schritten direkt auffallen wird. Weg vom Taktik-, hin zum actionreichen Ego-Shooter!

So ist in der nordkoreanischen Pampa viel weniger strategisches Vorgehen gefragt, als vielmehr ein schneller Finger am Abzug. Zwar lotst ihr eure Kameraden immer noch über ein Befehlsystem mit Kommandos wie »Vorrücken«, »Feuerschutz« und »Neu formieren« durch Feindesland, nur das dies de facto überflüssig ist. Schließlich kann man den IQ der Begleiter an irgendeiner Stelle zwischen Gänseblümchen und altem Turnschuh ansiedeln. So wird bei »Feuerschutz« einfach wild in der Gegend herumgeballert - eventuell zufällig ins nächste Teammitglied. Zudem bleibt die unfähige Truppe ebenfalls öfters an Ecken hängen und kommt nicht oder nur langsam nach. Und last, but not least nerven sie auch noch mit dämlichen Kommentaren, die meine Theorie bzgl. des IQ zu bestätigen scheinen.

Ich freute mich direkt über die späteren Missionen, bei denen ich als Einzelkämpfer ohne Team loszog. Wenn, ja wenn, da nicht ein Haken gewesen wäre: In diesen Aufträgen steigt der bis dato schon übermenschliche Schwierigkeitsgrad noch weiter in die Höhe und lädt zum frustig-fröhlichen Joypadklatschen ein. Es stellt sich ernsthaft die Frage, ob irgendjemand bei Ubisoft den Titel vor Erscheinen testete? Offenbar nicht, denn sonst wäre der heftige Schwierigkeitsgrad aufgefallen. Ich zähle mich nicht zu den ungeübtesten Spielern *hüstel* und hatte trotzdem schon an Mission zwei heftig zu knabbern.

Tom_Clancys_Ghost_Recon_2_4Schuld an dieser Misere sind nicht nur das schnelle Gameplay und die Vielzahl von Feinden, sondern ebenso die Tatsache, dass ihr nur zwischen den Spielabschnitten speichern könnt. Da es auch keine Rücksetzpunkte gibt und sich diese Einsätze in die Länge ziehen können, ist Frust vorprogrammiert ...

Zumindest in Sachen Story ließ man sich einige überraschende Wendungen einfallen. Während die Einsätze aus den üblichen Befreiungs- und Eroberungsmissionen bestehen, passiert es gerne, das zwischendrin irgendetwas nicht nach Plan läuft. Hier heißt es: Flink umdenken und dementsprechend handeln, was etwas frischen Wind in die einzelnen Missionen bringt.

Leider sieht auch die Technik alles andere als berauschend aus. Unverständlicherweise bietet die GameCube Variante eine Weitsicht wie zu N64 Zeiten, vor allem wenn Effekte wie Regen oder Explosionen ins Spiel kommen. Und diese sehen mehr als popelig aus. Immerhin teilen sie diese Einschätzung mit den extrem grob aufgelösten Texturen. Ich war ehrlich gesagt geschockt, als mein Auge dies erblickte. Immerhin der Sound tanzt da etwas aus der Reihe und überzeugt, die dämlichen Kommentare eures Teams ausgenommen. Besser als der Rest des Games gefällt er allerdings allemal, nur da gehört nicht viel dazu ...

Zwei andere Störfaktoren möchte ich nicht ungenannt lassen: Da wären zum einen die teilweise langen Ladezeiten (C64 lässt grüßen!) sowie der ordentlich versteckte Multiplayermodus. Dies ist er so gut versteckt, dass er überhaupt nicht zu finden ist. (= es gibt ihn nicht) Frage an das Entwicklerteam - wie wäre es denn mit einem feinen Multiplayer Koop-Modus?




Sebastian meint:

Sebastian

Ich bin ein großer Fan von Taktik-Shootern. Aber Tom Clancy‘s Ghost Recon 2 für GameCube hat mich maßlos enttäuscht. Gameplay, Technik, alles. Keine Empfehlung von meiner Seite - wenn schon Taktik-Shooter, dann holt euch das mittlerweile reduzierte Rainbow Six 3 ins Haus!

Positiv

  • Einzelne Missionen zwingen einen zum flotten Umdenken

Negativ

  • Mieserable Graphik
  • Grottenschlechte KI
  • Kein Multiplayer
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Tom Clancy's Ghost Recon 2 Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2005-03-24
Vermarkter Ubisoft
Wertung 4.7
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