Für einen Comic-Fan sind die Marvel-Verfilmungen ein absolutes Highlight des Jahres. Seit mit Iron Man begonnen wurde, auf den Film Avengers hinzuarbeiten, ist es ein Vergnügen, zu beobachten, wie immer mehr Einzelteile auf dieses kommende Leinwand-Abenteuer hinarbeiten. Und einen weiteren Beitrag hat auch Thor geleistet, der im Frühjahr 2011 in die Kinos kam. Nun ist Thor keine reine Erfindung von Marvel, sondern eine alte nordische Gottheit, die mit ihrem Hammer Mjöllnir für Sturm und Donner sorgt. Angelehnt an jene alte Sage, kreierte das Kreativ-Team Stan Lee und Jack Kirby in den 60er Jahren einen eigenen Thor. Einen Superhelden. Der vor kurzem endlich verfilmt wurde. Und wie es üblich ist, gibt es dazu ein Videospiel, welches man vor den eigentlichen Ereignissen des Leinwand-Abenteuers ansiedelte.
Frei nach dem Prinzip „Never Change an winning developer“ ist auch dieses Mal SEGA verantwortlich für die Versoftung des Films. Meine Erwartungen an die Qualität sind allerdings alles andere als hoch, da der berühmte Entwickler bei den HD-Konsolen bisher keine berauschenden Leistungen ablieferte. Doch andererseits heißt es ja, dass man bei niedrigen Erwartungen deutlich weniger enttäuscht wird. Mit diesem Gedanken warf ich den 3DS an und war bereits nach den ersten Minuten positiv überrascht. Klar, das Spiel hat seine Macken, auf die ich im weiteren Test noch näher eingehe. Doch der Gesamteindruck ist der eines gelungenen Titels.
In bester God of War Manier ist es das Ziel, sich von A nach B durch große Feindesscharen zu kämpfen. Und zwar alleine. Das einzige Hilfsmittel ist Thors Hammer Mjöllnir, mit dem sich diverse Angriffkombinationen ausüben lassen. Und von denen gibt es viele. Angefangen mit einfachen Angriffen ist man bald in der Lage, seinen Gegner in die Luft zu schlagen und ihm dort zwei, drei Attacken zu verpassen, ehe er auf den Boden fällt. Und wenn man dann mit seinem Hammer aufschlägt, verursacht dies wahre Schockwellen. Neben den normalen Attacken beherrscht Mjöllnir auch spezielle Angriffe. Man kann ihn beispielsweise aufladen, damit er höheren Schaden austeilt. Oder Blitze herbeirufen, die flächendeckend Gegner angreifen. Allerdings ist die Art und Weise, wie man diese Aktionen auslöst, sehr umständlich. Mitten im Kampf muss man die Steuerungsknöpfe loslassen, um mit dem Stylus auf dem Touchscreen das entsprechende Symbol zu berühren. Im Eifer des Gefechts kann es passieren, dass man währenddessen zur wandelnden Zielscheibe wird.
Diese Attacken und auch Konzeptzeichnungen werden durch das Einsammeln bestimmter Runen freigeschaltet. Diese sind überall in den Leveln verstreut und fallen durch ihre leuchtenden Farben auf. Doch muss man schon besonders achtsam sein, da sie eher klein sind und schnell übersehen werden. Um Abwechslung ins Spiel zu bringen, gibt es auch Passagen, in denen man sich in die Luft begibt. Dort steuert man seinen Helden an allerlei Geschossen und geflügelten Feinden vorbei. Natürlich ist es möglich, sich mit seinen Blitzen zur Wehr zu setzen.
Der Schwierigkeitsgrad ist stark schwankend. Weniger von Level zu Level als vielmehr von Feind zu Feind. Die normalen Gegner sind kein großes Problem. Mit der Zeit hat man sich ein, zwei Kombos angewöhnt, mit denen man sie schnell eliminiert. Anders sieht dies bei den Endgegnern aus, die ziemlich harte Brocken sind. Sie zu besiegen ist eine Herausforderung, selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad.
Allen Figuren gemeinsam ist, dass sie sehr schön designt wurden. Während sich Thor und seine Asgarden Freunde am Film orientieren, gibt es genügend andere Charaktere, die man nicht von der Leinwand kennt. Und bei denen hat sich SEGA einiges einfallen lassen. Leider ruckelt die Darstellung leicht, was schade ist, sind doch die Level abwechslungsreich gestaltet worden. Was den 3D-Effekt von Nintendos Handheld angeht, wird man enttäuscht: Es gibt nur selten Stellen, an denen man merkt, dass die Entwickler ihn eingesetzt haben. Ansonsten kann man ohne einen spürbaren Unterschied zwischen 2D und 3D hin- und herschalten.
Auch die Synchron-Sprecher machen ihre Arbeit recht mittelmäßig. An einigen Stellen ist wirklich bemerkbar, wie wenig Lust die deutschen Stimmen bei ihrer Tätigkeit hatten. Das die musikalische Untermalung ebenfalls eher öde ist, fällt dabei schon kaum ins Gewicht.
Thor: God of Thunder ist für eine Film-Versoftung ordentlich geworden. Die vielfältigen Angriff-Kombos und die schön gestalteten Feinde und Level tragen zum guten Gesamteindruck bei. Doch da wäre auch das Ungleichgewicht beim Schwierigkeitsgrad. Ebenso wie der fehlende 3D-Effekt oder die leicht ruckelnde Darstellung. Dass die Synchro eher enttäuscht, nimmt man da fast als gegeben hin, man kennt es schon gar nicht mehr anders.