Dynasty Warriors: Gundam 2 im Test

PlayStation3
Das Geräusch von tausend klingenden Schwertern, das Zischen von Pfeilen, die wie ein Regenschauer auf die Erde hinabfallen und das Kampfgebrüll vieler tapferer Männer. Massenschlachten kennt man aus vielen Filmen und werden in der Regel sehr imposant in Szene gesetzt. Nur in wenigen Spielen wurde diese Thematik richtig behandelt, da das Gameplay meist nicht über 8-stündiges Button-Smashing hinaus geht. Die Dynasty Warriors Serie hat im Jahre 2000 auf der PlayStation 2 die Videospiel-Massenschlachten salontauglich gemacht und bietet mittlerweile mehr als 20 Titel inklusive Spin-Offs, darunter Dynasty Warriors Gundam. Der erste Teil konnte wegen des geringen Umfangs und dem eintönigen Spielverlaufs nicht begeistern. Hat Entwickler Koei aus den Fehlern gelernt und in Dynasty Warriors Gundam 2 alles besser gemacht?

Viele werden sich jetzt fragen: Gundam? Was ist das? Nie gehört. Hier eine kleine Erläuterung: Gundam ist eine in Japan sehr beliebte Anime-Serie, die ihren Siegeszug 1979 mit einer Serie namens "Mobile Suit Gundam" begann. Im Vordergrund stehen die riesigen, humanoid aussehenden Kampfroboter, sogenannte Mobile Suits, die sich mit ihren Piloten in den Kampf um das Universum begeben. Das Epos umfasst mittlerweile sieben verschiedene Timelines, jede mit ihren eigenen Serien, die jedoch meist dieselbe Hintergrundgeschichte haben. Dynasty Warriors Gundam 2 beschäftigt sich mit der Handlung des 1988 erschienenden Kinofilms "Gundam: Char’s Counterattack". Chaz Aznable will mit Hilfe seiner Neo Zen Streitkräften die Erdföderation unterwerfen, indem sie die Erde mit einem Asteroiden-Angriff unbewohnbar machen. Es liegt an Amuro Ray diesen Plan zu vereiteln. Obwohl die Story mit mehreren Charakteren spielbar ist und man somit verschiedene Perspektiven hat wird sie für nicht-Gundam-Fans nur schwer zu verstehen und nachvollziehbar sein. Doch das soll das Gameplay nicht weiter stören.

Der Spieler hat die Wahl zwischen einem offiziellen Modus und einem Missionsmodus. Im offiziellen Modus wird besagte Story mit vier Charakteren durchgespielt. Zu Anfang stehen Amuro Ray, Char Aznable, Kamille Bidan und Judau Ashta zur Verfügung. Nach und nach werden noch mehr Personen freigespielt. Durch die zwei Hauptcharaktere Amuro und Char hat man demnach die Wahl, die Story auf der guten oder auf der bösen Seite durchzuzocken. Der Missionsmodus hingegen beschäftigt sich mit der Handlung der TV-Serie und neuen, extra für das Spiel entworfenen Geschichten. Abgerundet wird dies mit einer freispielbaren Gallery mit allen Charakteren, Mobile Suits und Schlachschiffen, Videosequenzen und Musikstücken aus dem Spiel und einem Off- und Online Multiplayer Modus.


Im offiziellen Modus unterscheidet sich jeder Charakter zwischen Nahkampf, Feuerkraft und Verteidigung. Nachdem man sich für einen entschieden hat, können sich Gundam-Neulinge sich diverse Akten mit Informationen zur Person und seinem Hintergrund durchlesen. Die Story wird nach und vor den Missionen mit Standbildern und Texten dem Spieler näher gebracht. Danach geht es weiter zur Einsatzbesprechung. Hier werden in den Spielereinstellungen die erworbenen Fertigkeiten geändert, die Teile und Eigenschaften des Mobile Suits angeschaut und noch mal alle verfügbaren Tastenkombinationen ins Gedächtnis gerufen. Noch einen kurzen Blick auf die Karte werfen mit all ihren Gegnern und den Siegbedingungen, die meist mit "zerstören Sie alle Gegner" anfangen, nach und nach aber in der Mission noch erweitert werden, und schon geht es ab in die Schlacht.

Hier erwartet den Spieler typisches Hack’n’Slay Gemetzel. Tausende von Gegnern stehen dazu bereit auseinandergenommen zu werden. Angegriffen wird mit der Vierecks-Taste, während man mit der Dreiecks-Taste mit seiner Waffe schießt. In Kombination dieser zwei Tasten entstehen verschiedene Combos, mit denen sich schnell mehrere Gegner ausschalten lassen. Mit der X-Taste aktiviert man einen begrenzten Boost, um sich schneller fortzubewegen, während die Kreis-Taste eine verheerende SP-Attacke auslöst. Für diese muss man allerdings erst die dafür benötigte Energie aufladen. Das geschieht nebenbei beim Gegner verprügeln, sollte also stets vorhanden sein. Die Hauptaufgabe auf dem Schlachtfeld ist es, diverse gegnerische Gebiete oder auch Felder einzunehmen. Dafür muss eine bestimmte Anzahl an gegnerischen Mobile Suits ausgeschaltet werden. Das eingenommene Feld wird daraufhin von eigenen Kampfrobotern besetzt, die die restlichen Gegner in diesem Feld zur Strecke bringen. Die KI der normalen Gegner ist lächerlich. Meist schauen sie nur tatenlos zu und schießen das ein oder andere mal. Dagegen sind die Endgegner allerdings sogar auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad sehr schwer. Da bemerkt man die Japanherkunft von Dynasty Warriors Gundam 2. Nur mit Geduld und Taktik lassen diese sich besiegen.


Manche Felder werden von Verteidigungskommandanten oder Storyrelevanten Personen beschützt, die es zu erledigen gilt, um das Feld zu erobern. Letztere Personen sind um einiges stärker als herkömmliche Gegner. Sie benutzen wie der Spieler ihre SP-Attacken und können zudem auch noch Kontern. Wenn beide Mobile Suits gleichzeitig angreifen, wird das Spiel kurz angehalten und man hat die Chance durch ein Quick-Time-Event das Aufeinandertreffen für sich zu gewinnen. Während des Kampfes gibt es einige Infos zur Story, die man wegen der vielen Action schnell mal überlesen kann.

Nach jeder Mission gibt es Erfahrungspunkte, um den Piloten ein Level aufsteigen zu lassen und mit verschiedenen Fertigkeiten stärker zu werden. Außerdem findet man während der Schlacht verschiedene Bauteile für alle im Spiel vorhandenen Mobile Suits. Diese kann man sofort anbringen, sofern einem dieses Bauteil gefällt, denn manche legen beispielsweise mehr Wert auf Nahkampf, statt auf Verteidigung. So erschafft der Spieler seine individuelle Killermaschine. Optisch verändern die sich allerdings nicht, es erhöht nur die Eigenschaften.


Im Missionsmodus hat man die Wahl zwischen weit mehr als 20 Charakteren, die sich nach und nach freispielen lassen. Das Spielgeschehen ist ähnlich dem offiziellen Modus. Der Unterschied ist, dass man selbst die Wahl hat, was für Missionen gespielt werden. So gibt es vorgegebene Missionen, die die charakterspezifische Story erzählen, Spezial-Missionen, sowie freie Missionen, die Tutorials oder Challenges darstellen. Um sein Mobile Suit stärker zu machen, spielt man sogenannte Sammel-Missionen, um weitere Bauteile zu finden, während man in Lizenz-Missionen weitere Mobile Suits freispielt. Jeder Pilot ist erst mal auf ein Mobile Suit fixiert, doch mit den jeweiligen Lizenzen kann dieser Charakter auch andere benutzen. Zu guter Letzt gibt es noch Freundschaftsmissionen. Wenn man während einer Mission einen Piloten ausschaltet oder einem Piloten hilft verändert das die Beziehung zueinander. Charaktere können dem Spieler freundschaftlich zur Seite stehen oder einem das Leben schwer machen. Speziell in den Freundschaftsmissionen erklärt ihr euch einem Piloten dazu bereit ihm zu helfen, damit er auf eure Seite kommt.

Doch bevor es an eine Mission geht kann man den Terminal checken. Hier haben verschiedene Charaktere dem Spieler Nachrichten hinterlassen, um die Story weiterzuführen oder auch Tutorials zu geben. Neben dem Terminal gibt es noch den Salon. Hier trifft man andere Piloten um sich Infos zu holen, ändert die Fertigkeiten und schaut sich die erworbenen Lizenzen an. Sobald man eine Lizenz freigespielt hat, kann man im Labor für Mobile Suits einen anderen Kampfroboter wählen und ihn mit verschiedenen Bauteilen versehen. Mit Zubehör lassen sich beispielsweise verschiedene Teile mit Spezialfunktionen erweitern, während Ausrüstungsteile vorhandene Bausätze stärker machen und Entwicklungsteile dafür sorgen, dass man Bauteile auch für andere Mobile Suits verwenden kann.


Auch an einen Multiplayer Modus wurde gedacht. Da wir erst einige Monate nach den Japanern in den Genuss von Dynasty Warriors Gundam 2 gekommen sind, haben wir einen erweiterten Duel-Modus bekommen. Man hat Offline zu zweit, sowie Online mit bis zu vier Spielern die Möglichkeit im Kriegsmodus, Todesmodus oder im Jagdmodus zu spielen. Im Kriegsmodus muss man auf dem Schlachtfeld verschiedene Missionen erledigen, um Punkte zu erhalten. Wer als erstes 1000 Punkte hat, gewinnt das Spiel. Der Todesmodus bietet das klassische Deathmatch-Prinzip. Jeder Spieler hat nur eine geringe Rüstung und keinen Boost. Nach jedem Kill gibt es Punkte, aber auch Punktabzug, wenn man selber draufgeht. Im Jagdmodus gibt es Jäger und Gejagte. Jäger kriegen Punkte, wenn sie einen Gejagten zur Strecke bringen, während Gejagte solange Punkte kriegen, wie sie überleben. Nach jedem Kill wechseln sich die Rollen und die Jäger werden zu Gejagten. Eine nette Idee, doch am meisten Spaß macht der Kooperative Modus. Vor jeder Mission kann, leider nur Offline, ein Freund beitreten und dem Spieler zur Seite stehen.


Die Dynasty Warriors Serie hatte schon immer mit einem riesigen Kontra-Punkt zu kämpfen, der auch hier wieder zutrifft. Die Grafik reicht geradeso zweckmäßig zu sein. Während die Mobile Suits noch sehr hübsch und detailliert gestaltet sind ist das relativ große Schlachtfeld sehr detailarm. Gebäude und Berge fallen wie Bauklötze um. Auch mit vielen Pop-Ups hat der Spieler zu kämpfen. Die Umgebungsvielfalt kann es leider auch nicht reißen. Es gibt ein Weltraumszenario, Städte, Canyons und Höhlen. Das war es leider schon. Gelegentliche Videos heben sich etwas vom Gesamtbild ab, sind aber auch kein großer Hingucker. In den Menüs klickt sich der Spieler nur durch Standbilder der Charaktere mit deutschen Texten, die einige Fehler enthalten. So wird komischerweise nur manchmal kein ä, ü oder ö angezeigt. Dafür läuft das Spiel stets flüssig und hat nur geringe Ladezeiten. Der Sound hat mal wieder die Nase vorne. Dynasty Warriors Gundam 2 bietet zwar keine original-japanische, dafür eine sehr gute englische Synchronisation, die sich im Kampf leider desöfteren wiederholt. Die Soundeffekte wurden direkt aus der Serie übernommen, während im Hintergrund fetziger, schneller J-Rock zur Action beiträgt. Bei besonderen Gegnern oder storyrelevanten Momenten wechselt die Musik sogar zu spannenden orchestralischen Klängen, die dem Spielgeschehen den letzten Schliff verpassen.

Tobias meint:

Tobias

Dynasty Warriors Gundam 2 ist kein Spiel für Jedermann. Der monotone Spielverlauf kann schnell langweilig werden. Der Sammlertrieb will den Spieler nicht so recht packen und was bleibt, ist typische Dynasty Warriors Hack’n’Slay Kost im Gundam Outfit. Doch gerade Metzelfanatiker und Fans der Serie werden viel Spaß mit dem Spiel haben. Der gigantische Umfang erschlägt den Spieler fast. Um alle Charaktere und Mobile Suits freizuschalten gehen mit Sicherheit gute 70 Stunden Spielzeit drauf, davon abgesehen, dass das Spiel verschiedene und sehr herausfordernde Schwierigkeitsgrade bietet. Nur Schade, dass Entwickler Koei wieder das Optische hat schleifen lassen, obwohl es am Sound nichts zu bemängeln gibt. Der Multiplayer Modus ist eine nette Zugabe, doch abgesehen vom Coop Modus will nichts davon richtig Spaß machen. Kurz zusammengefasst lässt sich mal wieder sagen: Hack’n’Slay Fans der Dynasty Warriors und Gundam Serie werden hier wieder voll auf ihre Kosten kommen, während andere wohl nach spätestens zwei Stunden Dauergemetzel gelangweilt den Controller zur Seite legen werden.

Positiv

  • Gigantischer Umfang
  • Gute Synchronisation

Negativ

  • Matschige Grafik
  • Story nur für Gundam-Fans nachvollziehbar
  • Monotoner Spielverlauf
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Dynasty Warriors: Gundam 2 Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 30. März 2009
Vermarkter Koei
Wertung 7.2
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen