Last Hope im Test

Neo GeoNeo Geo CD

Nachdem SNK Playmore im Juli 2004 mit Samurai Shodown 5 Special offiziell das letzte NeoGeo-Spiel veröffentlicht hatte, sah es düster für die Zukunft der edlen Kult-Konsole aus. Daher ist es wohl für jeden NeoGeo-Fan etwas besonderes, dass aus einem Homebrew-Projekt von zwei Brüdern aus Hannover doch noch eine richtige Videospiel-Veröffentlichung geworden ist.

last-hope_01Last Hope ist somit ein Independent-Release, der komplett selbst entwickelt wurde. Ganz im Gegensatz zu vielen Copy & Paste Games aus Asien, wie z.B. Crouching Tiger Hidden Dragon 2003, das mit vielen wiederverwendeten King of Fighters Sprites etc. aufwartet. Als Independent-Release hat Last Hope allerdings keine offizielle SNK Playmore-Lizenz, was aber kein Indiz für die Qualität der Software sein muss. Genrekenner werden gleich in den ersten Spielminuten erkennen, dass in Last Hope das Beste aus Shooterlegenden wie Last Resort, Pulstar und R-Type vereint sind. Übrigens: Wer keine 600 Euro für die streng auf 60 Stück limitierte Modul-Version aufbringen kann, hat zusätzlich die Möglichkeit die auf 500 Stück limitierte NeoGeo CD Version plus extra DVD zu ergattern.
 

Storytechnisch versucht ein düsteres Alien-Imperium wieder mal unsere lieb gewonnene Erde in weniger als 6 Tagen zu vernichten. (Also in derselben Zeit, die Gott benötigte, um sie zu erschaffen, bevor er sich am siebten Tage ausruhte). Es ist also höchste Zeit, um in den Z-42 Warpstar zu steigen und den Aggressoren zu zeigen, wer Herr in der Galaxis ist. Dazu fliegt man horizontal (von links nach rechts) durch die Level und bedient sich am bekannten Satellitensystem aus den erwähnten Vorlage-Shootern. Das bedeutet man kann den Satelliten in 360° um das Schiff drehen und so z.B. als Schutzschild missbrauchen oder schwer erreichbare Gegner mit Schusssalven malträtieren.

Durch »gedrückt halten« der Schuss-Taste kann man seinen Laser aufladen und einen Super Beam auf die feindlichen Geschwader loslassen. In den Levels findet man diverse Items, welche die Geschwindigkeit erhöhen oder neue Waffen enthalten. Für besonders gute Combo-Schüsse gibt es noch kleine, runde Extra-Score-Items, mit denen man seinen Punktestand ordentlich für das Ranking aufbessern kann.
 

last-hope_02Kommen wir zum auffälligsten Punkt am Spiel, dem Schwierigkeitsgrad. Eines gleich vorweg: Bei Last Hope geht es von der ersten Sekunde an knallhart zur Sache, da jeder Quadratzentimeter des Level heftig umkämpft ist und man sich den Weg durch die Feind- und Schussformationen mit millimetergenauer Präzision suchen muss. Genau das will Last Hope aber auch sein, denn es ist schließlich kein »Arcade-Action-Shooter« wie z.B. Gun Bird von Capcom, wo man beim letzten Endgegner das erste Mal Probleme bekommt. Sondern es ist ein »Tactical-Shooting-Game«, wie es auch groß auf der Verpackung prangt. Genau hier sollte auch die Motivation des Spielers sein, sich Stück für Stück im Level vorzukämpfen (NeoGeo Klassiker wie Pulstar und Last Resort standen Pate).

Wäre andersherum ja auch eine große Enttäuschung, z.B. 600 Euro für die Modul-Version auszugeben, wenn man alles in 30 Minuten durchgespielt und gesehen hat. Für die über ein Jahr später veröffentlichte NeoGeo CD-Version haben sich die Entwickler vom NG:DEV.TEAM die Kritikpunkte der Modul- und Dreamcast-Version zu Herzen genommen. Sie reduzierten den Schwierigkeitsgrad, indem die Schussgeschwindigkeit der Gegner verringert und die Geschwindigkeit des Schiffes erhöht wurde. Die Geschosse, nun in der Farbe rosa, sind jetzt deutlich von den Explosionen zu unterscheiden. Außerdem sind vier Schwierigkeitsgrade auswählbar und die Anzahl Leben kann auf bis zu 7 Stück aufgestockt werden. Sehr interessant ist auch, dass es sich bei Last Hope um das einzige »Made in Germany« Produkt überhaupt auf dem NeoGeo handelt. Und Software aus Deutschland ist ja bekanntlich noch nie einfache Gelegenheitskost gewesen, sondern immer fordernd.
 

last-hope_03Grafisch haben sich die Entwickler vom NG:DEV.TEAM mächtig ins Zeug gelegt und zaubern in Last Hope bislang unbekannte Effekte auf den 68000 Chips des NeoGeo. Hier wird gerade das transparente Flammenmeer aus Level 4 für ungläubige Blicke bei den meisten NeoGeo Spielern sorgen. Dazu kommen handgezeichnete Hintergründe, animierte CGI Gegner und atmosphärische Licht- und Transparenzeffekte, die in flüssigen 60 Frames mit bis zu 4 Parallax-Ebenen gleichzeitig dargestellt werden. Aber auch die Artworks, allen voran der Grimreaper vom Cover, sind eine wahre Augenweide. Mir ist vorher noch kein so professionelles Homebrew-Game zu Gesicht gekommen. Dafür kann ich wirklich nur meinen allergrößten Respekt aussprechen. Dazu kommen Unmengen an Details in den jeweils komplett unterschiedlichen 6 Levels, so dass die Augen schon mal öfter auf Entdeckungsreise gehen, was allerdings prompt mit einem feindlichen Treffer bestraft wird.
 

Wo wir auch gleich bei einem der Probleme der Modul-Version wären, denn hier haben Explosionen und feindliche Geschosse im Gegensatz zur CD-Version ungefähr die gleiche Farbe, was im Eifer des Gefechtes bzw. im Explosionswirrwarr schon mal übersehen werden kann und unfreiwillig zu einem Treffer bzw. Ableben führt. Ähnlich problematisch sieht es mit dem Satelliten aus, der nicht alle Schüsse aufhält, sondern nur eine bestimmte Art. Um das aber erstmal herauszubekommen, kann man eigentlich nur die »Try&Error«-Taktik versuchen. Zusätzlich wären ein 2-Spieler-Modus wie in Last Resort, ein Survival-Modus, sowie ein umfangreicheres Rankingsystem eine ungemeine Bereicherung für Last Hope gewesen.
 

Kommen wir nun zu meiner Lieblingsstelle bei Last Hope, dem Soundtrack. Als alter X-Out Fan ist mir nicht entgangen, dass sich die Tracks sehr an alte Klassiker dieses Kalibers orientieren, dabei aber eigenständig und angenehm im Hintergrund bleiben. Der Ambient-Soundtrack ist einer der feinsten aus der Retro 16-Bit Generation und unüberhörbar aus der Feder eines Amiga Liebhabers. Sogar ein paar Fetzen Sprachausgabe haben es ins Spiel geschafft.

last-hope_05Die Modul- und CD-Version von Last Hope auf dem NeoGeo unterscheiden sich gravierend. So bietet die CD-Version neben dem Arcade-Modus der Modul-Version zusätzlich noch den Normalen- und den Action-Mode. Ersterer ist eine einfachere Variante mit langsameren feindlichen Geschossen und zweiter ein Trainingsmodus mit anwählbaren Levels, allerdings ohne Highscore-Speicherung. Zusätzlich wurden die feindlichen Geschosse in rosa eingefärbt, welche im Gegensatz zur Modul-Version nun deutlicher von den vielen Explosionen auf dem Bildschirm zu unterscheiden sind.

Als tolles Fan-Extra liegt der NeoGeo CD-Version auch eine DVD bei, auf der die verschiedenen Taktiken und Strategien detailliert vorgestellt werden. Dazu kommt ein 1 Life Clear Super-Play Video, eine Art Gallery und eine interessante Omake Sektion mit frühen Szenen des Spiels. Die Ladezeiten halten sich außerdem mit durchschnittlich 5 bis 10 Sekunden in einem angenehmen Rahmen (getestet mit einem NeoGeo CDZ). Insgesamt also eine lohnenswerte Anschaffung und definitiv die beste Last Hope Version überhaupt auf dem Markt.




Marco meint:

Marco

Was für eine willkommene Überraschung: Last Hope kann sich als Independent-Release mit den gewohnt hohen Qualitäten eines NeoGeo-Spiels durchsetzen und besteht prompt den Vergleich mit seinen Vorbildern Pulstar, Last Resort und Blazing Star. Die harte Arbeit der beiden Entwickler hat sich mehr als gelohnt, so dass sich kein Genre-Fan den knallharten Horizontal-Shooter entgehen lassen sollte. Die NeoGeo CD Version bietet darüber hinaus sehr viel mehr als die Modul-Variante und ist hier klar die bessere von beiden Versionen. Daher kann für die Wertung der CD-Version auch glatt 0.5 Punkte dazu gezählt werden (Insgesamt also eine verdiente 8.3 als Endwertung).
 

"Our last hope is in your hands..."

 

Positiv

  • Tolle Grafikeffekte
  • Hohe taktische Note
  • Toller 16-Bit Oldschool Soundtrack

Negativ

  • Teils knackiger Schwierigkeitsgrad
Userwertung
6.40667 15 Stimmen
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Forum
  • von Darkshine:

    Die Wertung für die Dreamcast Pink Bullets Version müsste dann ja sogar noch höher ausfallen.

  • von Civilisation:

    Auch nach dem offiziellen Ende der Neo Geo-Ära wird das System weiterhin unterstützt. Homebrewspiele wie Last Hope geben Spielern einen weiteren Grund, das Neo Geo wieder anzuwerfen. Und Marco hat das Spiel getestet. Last Hope Nachdem SNK Playmore im Juli 2004 mit Samurai...

  • von Slainte:

    Rallyefreak schrieb: Wie liegt die CD Version momentan im Kurs? Würd mich auch interessieren.Find in Ebay nur SK Angebote von um die 200 Euro ...

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Last Hope Daten
Genre Shoot’em’up
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2006-07-10
Vermarkter Red Spot Games
Wertung 7.8
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