Panzer Tactics im Test

Als großes Vorbild diente bei der Realisierung des Nintendo DS Schlachtengetümmels natürlich der Strategie-Evergreen Panzer General. Wie Anno dazumals dürfen sich Spieler auch hier auf die Seite der Achsenmächte, der Sowjetunion oder der Alliierten schlagen. Die Reihenfolge gibt auch den Schwierigkeitsgrad an - werdet ihr anfangs mit der Wehrmacht in Polen auch dank eines anschaulichen Tutorials keine Probleme haben, so wird die Verteidigung Moskaus und natürlich die Landung in der Normandie deutlich mehr Fingerspitzengefühl abfordern. Ehe ich alle 30 Missionen bewältigte, verging einige Zeit. Obwohl ich wirklich intensiv daddelte. Und dann ist da noch der umfangreiche Multiplayer inklusive Wi-Fi Mode für lokale oder online Duelle sowie ein Highscore Ranking.

In dieser Beziehung muß sich Panzer Tactics also keineswegs vor der Konkurrenz verstecken. Doch wie steht es um das Gameplay? Vor Beginn jeder Schlacht wird zunächst einmal fleißig für den weiteren Kampagnenverlauf rekrutiert. Ähnlich wie die Prestige Punkte im Klassiker Panzer General, investiert ihr eure Kröten hier in die ihren originalen Vorbildern nachempfundenen Einheiten. Doch Vorsicht - etwas Kleingeld sollte noch auf dem Konto bleiben, da sonst im Feld der kostenpflichtige Nachschub zu beziehen ist. Das musste ich zunächst auf die harte Tour lernen - Sprit und Munition gehen meist in der kritischsten Phase einer Operation zur Neige.

Die Anzahl der Ruhmespunkte hängt indes stark mit der Performance zusammen. Da Blitzkrieg bekanntlich etwas mit Geschwindigkeit zu tun hat, müsst ihr auch hier möglichst rasch euer Primärziel erreichen, um eine Gold-Medaille, mindestens aber Silber einzuheimsen. Auch ein Sekundärziel verspricht zusätzliche Ressourcen zur Verbesserung der eigenen Truppenstärke. Daher gilt es Missionen nochmals zu absolvieren und den Vormarsch zu optimieren, um mit wirklich guten Voraussetzungen in die nächsten Missionen zu gehen. Der erste Durchgang dient meist nur der Erprobung und des Studiums der Feindbewegungen. Neben der Aufstockung der eigenen Manpower und des Fuhrparks bzw. Hangars lassen sich außerdem auch noch Offiziere anwerben, die durch ihre Boni viel Raum für individuelle Anpassung lassen.

Wer sich bisher im Strategiegenre vornehmlich mit z. B. dem zweifellos hervorragenden Advance Wars: Dual Strike vergnügte, wird bei Panzer Tactics von der taktischen Tiefe beeindruckt sein. Nur durch den richtigen Einsatz der vereinten Kräfte, dem Zusammenspiel aus Wasser-, Luft- und Bodentruppen lassen sich Siege erringen. Da auch Dinge wie Artillerieunterstützung eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen, sollten Strategen ihre Züge gut überdenken - ein Fehler an der falschen Stelle kann den sicher geglaubten Sieg kosten. „Schuld“ daran trägt auch eine weitgehend von geistigen Aussetzern verschonte KI, die trotz ihrer guten Leistung nur erfreulich kurze Ladepausen einlegt.

Die Kontrolle über die Truppen übt der Spieler wahlweise via Stylus-Pen oder Steuerkreuz aus. Hat man die mittels Symbole dargestellten Menüs und Kommandos erlernt, klappt die Kriegsführung wie im Schlaf. Dauerte bei mir allerdings gut 1-2 Stunden, ehe alles saß. Bevor allerdings wirklich alle Zusammenhänge und Möglichkeiten klar werden, vergeht gut ein halbes Dutzend Stunden.

In visueller Hinsicht fand ich die Kampfhandlungen sehr gelungen. Game Designer Christoph Quas sprach im Interview von einem „erwachseneren“ Grafikstil und ich kann ihm beipflichten. Durch den Verzicht auf einen Comic-Look á la Advance Wars wirkt Panzer Tactics deutlich realistischer. Mit großer Sorgfalt bemühte man sich alle Einheitentypen gemäß ihren historischen Vorbildern abzubilden, wodurch es Kennern kein Problem bereitet, allein optisch z. B. zwischen einem Tiger Panzer und einem Panzerkampfwagen IV zu unterscheiden. Etwas schade fand ich hingegen, dass man vollends auf die Einspielung von z. B. Videoschnipseln der Wochenschau oder Newsreel verzichtete. Christoph argumentiere hier mit versteckten politischen Botschaften, allerdings sehe ich das nicht so. Ein eingespielter Clip der Wochenschau führt mit Sicherheit nicht zum plötzlichen Ausbruch des Nazismus in Deutschland, sondern würde höchstens die Atmosphäre noch intensiver empfinden lassen. Ebenso wie ein paar zünftige Märsche oder Soldatenlieder. Stattdessen bekommen Nintendo DS Besitzer eine müde Midi-Melodie vorgesetzt und auch die Soundeffekte hätten mehr Feinarbeit vertragen können.