Die Spielanleitung, die bei WarioWare D.I.Y. (do it yourself) beiliegt, verspricht auf den ersten Blick ein dickes Gesamtkonzept und lässt mich als Käufer gleich ein Schaudern über den Rücken zaubern, wenn es heißt, Minispiele in Eigenregie zu ’’programmieren’’. Aber hier kann ich schon die erste Entwarnung geben; die Entwickler von Intelligent Systems haben einen sehr guten Job gemacht um den Stoff an den Mann zu bringen. In einem äußerst witzigen Tutorial werden alle wichtige Faktoren durchgenommen so das ihr schon nach wenigen Minuten selbst Hand anlegen könnt. Genau wie Little Big Planet ist WarioWare D.I.Y. eine zweigeteilte Erfahrung. Im eigentlichen Spiel dürft ihr kleine Abenteuer mit bekannten WarioWare-Charaktern erleben die dann wieder in total durchgedrehten Minispielen für einige Lacher sorgen. Hier werden dann mit dem Stylus kleine Tätigkeiten auf den Touchscreen verrichtet die eure Reaktionen fordern werden.
Die andere Seite der Medaille ist das Erstellen eigener Minigames mit einer grafischen Oberfläche. Somit hier gleich die zweite Entwarnung: Ihr braucht überhaupt keine technischen Vorkenntnisse. Nur zwei Dinge: Ihr solltet kreativ und ein bisschen malbegeistert sein. Die kreativen Tätigkeiten sind auch in eine kleine Geschichte eingebettet. Wario, der Obergroßkotz aller Nintendo-Charakter will seine eigene Videospielfirma in Diamant City errichten und dabei mega Schotter verdienen. Hierzu erwirbt er eine Maschine, die sich Kreativator Ultra 21 (wohl eine Anlehnung an das Ultra64) nennt und ihr seit sein Topmann, der seine Firma in den Verkaufszahlen nach oben bringen soll. Damit es erstmal soweit kommt, macht ihr eine kleine Schulung in der WarioWare, Inc und nehmt Aufträge an. Die variieren immer ein bisschen. Manchmal gilt es einfach kurz Objekte mit Animationsphasen zu erstellen oder eben eine passende Musik zum Game zu kreieren.
Im eigentlichen Studio (abseits der Einzelspielerkampagne) dürft ihr euch ohne große Vorgaben selbst an die Spielprogrammierung versuchen. Hierbei solltet ihr zuerst das Grundschema verinnerlichen: Idee>Hintergrund malen>Objekte erstellen>Musik komponieren>KI-Programmieren>fertig! Das hört sich auf den ersten Blick recht kompliziert an, aber in der Praxis ist es wirklich einfach. Zuerst solltet ihr eine gewisse Idee haben wie euer Minispiel auszusehen hat und was es tun soll. Ist das erledigt, geht es schon in das Grafikprogramm um Hintergründe und Objekte zu erstellen. Hier erinnert die Benutzeroberfläche ein bisschen an Microsoft Paint. Der obere Bildschirm zeigt euch jederzeit eine Vorschauversion eures Werkes, während auf dem Touchscreen alle wichtigen Funktionen eingebetet sind. Von der Farbauswahl bis hin zu verschiedenen Pinselgrößen oder Zoomfunktionen.
Was Komplexität angeht, liegt es allein in eurer Hand, wie schwer oder einfach ihr es euch machen wollt. Möchtet ihr ein längeres Minispiel mit vielen Animationsphasen erstellen, das noch einige Details wie Schatten oder Effekte zeigen soll, werdet ihr ein bisschen länger brauchen, weil alles müsst ihr mit dem Stylus selber zeichnen. Ein tolle Hilfe ist hier die Importfunktion von Gegenständen aus bestehenden Minigames. Danach kommt die Musik an die Reihe. Mit einfachen Tonspuren und einem kleinen Synthesizer klebt ihr die Noten auf fünf Tonspuren. Ist euch das zu schwierig, gibt euch das Spiel zwei Möglichkeiten. Da wäre z.B. die Maestro-Funktion, die nach dem Zufallsprinzip eine kleine Melodie erstellt, oder mit der Summ-Funktion pfeift ihr die passenden Noten ins Mikrofon die das Programm sofort auf die Tonspuren setzt. Der schwierigste Schritt ist die K.I-Erstellung, denn ihr müsst dem Programm nun mit vorgefertigten Befehlen genauestens sagen wie das Minispiel nun laufen soll und wann/wo ein Soundeffekt zum Beispiel zum Einsatz kommen soll. Dann ist die eigentliche Arbeit schon getan und ihr packt eure Kreation noch in eine dekorative Cartridge und bringt es in den virtuellen Fachhandel.
Auch in Sachen wie Community hat sich WareWare D.I.Y. ein paar Dinge von Sony ausgeliehen. Nintendo-untypisch verfügt das Spiel über eine breite Masse von Onlinefunktionen. Eigene Kreationen könnt ihr über eine Wi-Fi-Verbindung mit der ganzen Welt teilen. Sollte hier euer DS nicht an einem Internetanschluss verbunden sein, könnt ihr alle Daten über die Wii ins Internet schicken. Aber auch andere arbeiten von Freunden oder kreativen Menschen die es einfach nur lieben Minispiele zu erstellen stehen für euch zum runterladen frei. Hierbei ist die Downloadzeit angenehm kurz. Im NinSoft-Shop stehen jetzt schon einige Spielchen von Nintendo-Programmieren zum Download bereit, die schon recht gut zeigen was jedermann mit ein bisschen Kreativität erstellen kann.
Ob eigene oder heruntergeladene Spiele, alle Cartridges findet ihr im D.I.Y-Shop im Hauptmenü von WarioWare wieder. Dort lassen sich dank Mixfunktion bestehende, von euch selbst erstellte oder von anderen gemachten Spiele in einem Topf werfen. Zudem sind dort auch Comic, Schallplatten oder die aktuellen Videospielcharts zu begutachten. Um der Sache noch die Krone aufzusetzen, verfügt das Spiel über ein simuliertes Forum, wo sich andere Entwickler untereinander austauschen und ihr nötige Info findet.
WarioWare D.I.Y. ist einer der Sorte von Spielen, was eher für kreative Naturen gemacht wurde. Möchtet ihr euch es nur allein wegen der Minispielsammlung kaufen, rate ich davon ab. Zwar sind 90 Minispiele fest eingebaut, aber die richtige Langzeitmotivation steckt hinter dem Kreativator Ultra 21 und euren skurrilen Ideen.