Wann hat Nintendos Fummelkonsole genug Minispielsammlungen? Entscheiden das die Entwickler oder doch am Ende der Käufer selbst? Diese Fragen stelle ich mir neuerdings, seit ich mit meinen Achtjährigen Neffen an einem Nachmittag den Mehrspielermodus von Carnival – Die Jahrmarkt-Party und Carnival Games – Minigolf testete. Schon vom bloßen Anblick der großen Verpackung kam ein wildes Schreien aus seinem Mund sowie die Sätze: ’’Nicht schon wieder Minispiele! Gibt es für Nintendo Wii nichts anderes?’’– Und das kommt von einem Achtjährigen! Auch ich muss gestehen, dass Ich selbst erst den inneren Schweinehund überwinden musste um das Carnival-Doppelpack zu testen. Somit saßen ein dreißig- bzw. achtjähriger vor dem heimischen Fernseher, die vor lauter Minispielsammlungen in der Vergangenheit die Motivation verloren haben.
Aber worum geht es bei beiden Titeln? Um familienfreundliche Spielesammlungen zu einem bestimmten Ambiente (indem Fall Minigolf und Jahrmarkt) mit kinderleichter Steuerung! Nehmen wir zuerst den Minigolf-Ableger der Carnival Games, der euch nur zwei Spielmodis bietet. Entweder durchlauft ihr im Preis-Modus alle neun Themen-Kurse, sammelt Münzen ein und duelliert euch mit den Parkbesitzer Barker, der noch ein schlechterer Minigolfspieler ist als ich und mein kleiner Neffe zusammen. Oder ihr sucht drei Opfer in eurer Umgebung und zwingt sie mit euch zu putten. Onlinemodus müsst ihr gar nicht erst erwarten! Gibt es coole Grafik und Spezialeffekte während ihr zwischen Hühnereiern und Cowboystiefel euch zum Golfaffen macht? Nein! Wii-typisch wurden Texturen qualitativ heruntergeschraubt und andere Augenwischereien was vielleicht PS3- bzw. Xbox360-Besitzer tagtäglich haben werdet ihr hier nicht finden. Selbst im Vergleich mit der Grafikqualität einer Playstation 2 geht die neun Jahre alte Konsole von Sony klar als Sieger hervor.
Aber wie wir alle Wissen kommt es bei Nintendo Wii nicht auf die Präsentation an, sondern der Spielspaß und die Steuerung stehen an erster Stelle. Prinzipiell ist die Steuerung mit Wii-Remote gut. Am besten vergleichbar mit dem Golfmodus bei Wii Sports. Bei Minigolf von Take 2 ist sogar das Steuerungsverhalten, wenn es um die Schlagkraft geht, ist die Wii-Remoteumsetzung noch ein bisschen feinfülliger und genauer. Was das größte Manko beim Putten bleibt, ist die Übersicht. Mit den 1-2 Knöpfen könnt ihr vor- und zurückzoomen, das aber bringt euch keinen weit reichenden Überblick über das Spielfeld. Somit sind viele Schläge reine Glückstreffer und das bei einem Sport, wo Genauigkeit äußerst wichtig ist. Die Ziele sind in den leichten Themen-Kursen noch recht überschaubar, wobei goldene Münzen oft euch den Weg weisen. Sackt ihr diese nämlich bei eurem Weg zum Loch ein, könnt ihr diese später im Umkleideraum ausgeben. So wird der Kleiderschrank eures Avatars im Nu voll mit eher nutzlosen Accessoires oder Kleidungsstücken.
Aber äußerst geschickt haben die Entwickler von Cat Daddy Games noch Minispiele zwischen den trockenen Golfsport gepflanzt. So steuert ihr Mario-Kartstyle eine Wilde Krabe, die versucht den Golfball von einem Ort zum anderen zu tragen oder ihr findet euch auf einem Bauernhof wieder, wo ihr mit gezielten Schlägen Küken aus ihren Eiern befreit. Das lockert das allgemein simple Minigolfspielen ein bisschen auf. Die Jahrmarkt-Variante punktet hier mit mehr Abwechslung. Satte 25 Spielveranstaltungen sind dort zu finden die alle Jahrmarktliebhaber kennen sollten. Angefangen von einfachen ’’Hau den Lukas’’ bis über das allseits beliebte ’’Schießbude’’ werden Kirmesgänger wie ich oft A-ha-Momente erleben.
Nachdem ihr entweder allein oder mit Freunde euch einen Avatar zurechtgeschnitten habt zeigen euch die Wegweiser, wo was zu finden ist. Im Schicksalspfad findet ihr das bekannte ’’Wuppi-Ball’’, in das Liebesnest die ’’Fliegende Flaschen’’ oder in der Klauengasse die ’’Blubber-Clowns’’. Habt ihr euch für ein Spiel entschieden erklärt euch Barker, hier als Jahrmarktbesitzer euch die Steuerung. Diese wird leider nicht so gut erklärt wie vergleichsweise bei Mario Party 8. Auch dürft ihr nicht zuvor Probe spielen, obwohl es neun verschiedene Steuerungsbewegungen gibt. Somit müsst ihr genauso wie auf dem echten Jahrmarkt probieren und hoffen das ihr beim ersten Mal euch nicht zu sehr blamiert. Der Vorteil ist dass es euch nicht wie im echten Leben verdammt viel Geld kostet, bis ihr ein Minispiel gemeistert habt.
Aber ich kann euch sagen das Ich und mein Neffe trotz kurzer Anweisungen beim zweiten Versuch oft unser Glück fanden. Hierbei muss ich die Steuerungsprogrammierung der Entwickler wirklich loben, weil die verschiedenen Bewegungsformen kommen dem Original recht nahe. Beim ''Pfeilwerfen'' haltet ihr die Wii-Remote eben wie einen Wurfpfeil in der Hand und macht eine Vorwärtsbewegung, während beim ’’Hau den Lukas’’ eine Schwingbewegung eine Kraftanzeige füllt. Schlagt ihr dann nach unten, hämmert euer Avatar auf das Ziel. Obwohl die vielen Minigames anfangs viel Spaß machen, geht der Reiz trotz 4-Spielersupport recht schnell vorbei. Das liegt zumeist daran das einige der Minispiele schon nach Sekunden vorbei sind. Da hat selbst ein Wario Ware sein Nachsehen. Das Belohnungssystem folgt genau wie beim Minigolfen dasselbe Prinzip. Nur hier wird eure Leistung mit Preisen belohnt, die dann neue Attraktionen oder Goodies freischalten. Technisch ist die Jahrmarkt-Party ein Klon des oben beschriebenen Produkts. Die Grafik wandert auf demselben Level wobei der Sound und die Sprachausgabe nicht so viel Kopfschmerzen herbeiführen wie es beim Minigolf der Fall ist.
Nach langer Testphase im Mehrspielermodus war mein kleiner Neffe und ich wieder froh ein richtiges Spiel (Pikmin 2) zu spielen, was uns als Gamer nicht unterfordert. Zwar ist das Doppelpack der Carnival Games für einen Preis von 35 Euro recht günstig aber in der großen Sammlung an anderen Minispiel-Konkurrenten werden beide Titel sehr schnell unter gehen weil sie inhaltlich und technisch nichts Besseres bieten als die Konkurrenz. Müsste ich eine klare Kaufempfehlung zwischen den beiden Games aussprechen, würde die Jahrmarkt-Party klar mein Favorit sein. Hier ist die Abwechslung größer, der Spielspaß besser und das komplette Spielkonzept ausgereifter als beim Minigolf.