Military Madness: Nectaris (WiiWare) im Test

Nintendo Wii
PC Engine Spielern dürfte Nectaris schon seit 1989 ein Begriff sein. Handelt es sich bei dem hier im Westen als Military Madness veröffentlichten Spiel doch um eines der ersten Hexagon-Strategiespiele. Wenn nicht sogar um das erste seiner Art überhaupt, das zahlreiche bekannte Serien inspiriert hat, so z. B. die Battle Isle, die Steel Panthers und die Famicom / Advanced Wars Reihe. Nun ist der neueste Teil der Serie unter dem Namen Military Madness: Nectaris u. a. für die Wiiware Plattform erschienen. Grund genug uns erneut in die Schlacht um den Mond zu stürzen.

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Für die jüngeren Spieler unter uns, die nicht mehr wissen, was Hexagon-Strategiespiele sind zunächst ein kleiner Exkurs: Schon Jahre bevor die heute gängigen Echtzeit-Strategiespiele wie Command & Conquer oder Warcraft auf den Markt kamen, gab es Strategiespiele, die auf einem Rundensystem basierten. Übernommen wurde dieses Konzept von den in den 80ern sehr beliebten Pen & Paper Brettspielen, die eben zur Darstellung der Spielwelt häufig ein Brett benutzten, welches ähnlich dem Schachbrett in kleine Einheiten, die sogenannten Zugfelder, aufgeteilt war. Hier wurden die Zugfelder im Gegensatz zum Schach jedoch nicht in Quadrate, sondern eben in die den Video/Computerspielen namengebenden Hexagonfelder (Sechsecke) aufgeteilt, da sie mehr Bewegungsmöglichkeiten boten. Nectaris hat dieses Prinzip dann 1:1 übernommen.

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Man startet mit einer kleinen Armee, die bereits auf dem Hexagonfeld aufgestellt ist und muss nun innerhalb von 50 Runden alle feindlichen Einheiten auslöschen oder mit Infantrie das gegnerische Hauptquartier einnehmen. Dazu zieht man, dem Einheitenwert entsprechend, seine aus jeweils acht Einheiten bestehenden Verbände (auf der Oberkarte werden die eigenen Truppen jedoch immer nur durch eine Einheit dargestellt) rundenweise auf dem Spielfeld. Sobald man sich feindlichen Einheiten bis zu einem gewissen Abstand (bei Fern- und Artilleriewaffen) oder direkt an deren Base (dem Spielfeld auf dem sie sich befinden) angenähert hat, kommt es zum Kampf.

Dafür blendet das Spiel in einen Kampfbildschirm um, der die miteinander kämpfenden Truppen in gegenübergestellten Schlachtreihen zeigt. Ab hier habt ihr jedoch keinen Einfluss mehr auf das Geschehen,  die Kämpfe laufen automatisch ab. Unter Einbezug von Terrain- (unterschieden wird hier zwischen bergigem, hügeligem, flachen, sowie bebautem und befestigtem Land) und Truppenwerten (Angriffs- und Verteidigungswerte) und einem nicht näher definierbarem Zufallsfaktor werden die Kampfergebnisse berechnet und dann als Resultat angezeigt.

Hier macht sich natürlich wieder das bekannte Stein-Papier-Schere Prinzip bemerkbar. Zudem gibt es noch die Möglichkeit feindliche Einheiten einzukesseln, was zu einem 50% Verlust bei deren Kampfwerten und einem raschen Ende des Kampfes führt. Zudem könnt ihr mit einzelnen Einheiten wieder geschickt Wege blockieren und so gefährliche Einheiten frühzeitig aufhalten und in Kämpfe verwickeln.

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Sind eure Einheiten angeschlagen, ist es nicht ratsam mit ihnen weiterzukämpfen, denn selbst kampfschwächere Verbände können ihnen in diesem Zustand arg zusetzen, wenn sie nicht sogar gänzlich auslöschen. Von daher solltet ihr angeschlagene Truppen möglichst rasch aus dem Kampfgeschehen abziehen und zur Reparatur in befreundete Fabriken schicken. Diese stehen euch entweder von Anfang an zur Verfügung oder können ebenfalls durch Fusstruppen eingenommen werden. Nicht selten erbeutet ihr dabei weitere Einheiten, so dass das Erobern von Fabriken zum wichtigsten Sekundärziel wird.

Die Gegner AI guckt natürlich nicht tatenlos zu und macht ebenfalls Gebrauch von diversen taktischen Manövern. So geht sie radikal gegen potentiell "gefährliche" Einheiten vor und greift primär solche Einheiten an, die Fabriken einnehmen oder ihrer Luftflotte gefährlich werden können. Auch angeschlagene Einheiten sind ein beliebtes Ziel und werden vornehmlich angegriffen. Zudem fliegt sie Artillerie-Stellungen ein und startet immer wieder Kommandoaktionen auf euer Hauptquartier, um dieses in einem günstigen Moment einzunehmen.

Für Gegenwehr ist also gesorgt, dennoch kann die AI natürlich keinen menschlichen Mitspieler ersetzen. In gewissen Situationen geht sie zu offensiv vor und verheizt auch mal Einheiten, wo sie besser 1-2 Züge hätte warten sollen bis die langsameren Truppen nachgezogen sind. So gestalten sich gerade die ersten Karten der 32 Missionen langen Kampagne schwierig, da im im Gegensatz zum Gegner noch nicht auf wichtige Technologien wie Flugzeuge und Fabriken zurückgreifen könnt. Späterhin wird das Spiel deutlich einfacher.

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Leider gibt es auch Negatives zu verbuchen, so wurde z. B. die auf Knopfdruck aufrufbare Einheitenbeschreibung der vorangegangenen Teile komplett weggelassen, so dass ihr euch nur noch den Bewegungsradius der eigenen und feindlichen Einheiten anzeigen lassen könnt. Stärken und Schwächen der Einheit sowie Einsatzgebiet der Einheit gehen euch so also völlig ab und müssen per Trial & Error Verfahren eigenständig erforscht werden. Zudem hat sich die Spieltechnik seit 1989 keinen Deut weiterentwickelt, sodass Military Madness: Nectaris gerade im Vergleich zu anderen rundenbasierten Strategiespielen wie der Advanced Wars Reihe richtig alt aussieht. Sind von Famicom Wars bis zu Advanced Wars Dark Ruins ständig neue Gameplay Elemente wie Wetterumschwünge, Spezialattacken und Supereinheiten dazugekommen, ist bei der Nectaris Reihe nichts dergleichen zu verzeichnen.

Sicher, Strategiepuristen wird es gefallen. Alle anderen werden aber ein paar Abwechslung bringende Spielelemente vermissen. Zudem gibt sich Hudson auch bei der Story schwach. Abgesehen von Anfangs- und Endsequenzen in Textform gibt es keine weiteren Storyeinblendungen, so das man etwas zusammenhangslos von einer Mission zur nächsten "hüpft". Hier hätte man deutlich mehr rausholen können (müssen) denn eigentlich bietet die Story mit aufmüpfigen Mondkolonialisten, die die Erde mit atomaren Waffen bedrohen, ein gutes Fundament.

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Auch auf der technischen Seite hat sich Hudson nicht mit Ruhm bekleckert und liefert ein Werk ab, das zu jeder Zeit als Budgettitel zu erkennen ist. So sind die Texturen verwaschen und grau in grau (gut, der Mond besteht nunmal hauptsächlich aus grauem Gestein) und die Einheitenmodelle nicht sonderlich detailliert. Der Polygoncount ist ebenfalls recht niedrig, was sich vor allem bei den Nahansichten während der Kämpfe bemerkbar macht.

Oftmals  sieht Military Madness: Nectaris nicht besser aus, als Conflict Zone für die Dreamcast, nur dass dort noch alles in Echtzeit und auf deutlich größeren Karten ablief. Wenigstens zeigen ansatzweise die netten Schatteneffekte, welche die unterschiedlichen Höhenabstufungen des Terrains deutlich machen sollen, was in der Wii steckt. Die per Jetpack schwebenden Marines wissen ebenfalls zu gefallen. Soundtechnsch bietet sich auch nur Mittelmaß, die (wenigen) Musikstücke können aber immerhin mit  dynamischen Elementen aufwarten, wenn in den Kampfbildschirm umgeschaltet wird.

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Das Highlight von Military Madness: Nectaris ist aber ganz sicher der Multiplayermodus. Online oder zu viert vor der Konsole, im Team oder jeder gegen jeden, es werden ordentlich viele Spielvarianten geboten. Zusätzlich steht im Multiplayer die starke und individuell gestaltbare Commander-Einheit zur Verfügung, die eure Truppen im Kampf unterstützt und neue Taktiken ermöglicht. Besonders gelungen ist der Onlinemodus über die Wi-fi Connection, der es euch ermöglicht gegen Spieler aus der ganzen Welt zu zocken. Leider ist es gegenwärtig noch etwas schwierig Gegenspieler zu finden, sodass ihr am besten auf Freundescodes zurückgreift und euch privat zum Online Zocken verabredet.


Harald meint:

Harald

Military Madness: Nectaris bietet die Strategiekost, die sich Fans der Serie erwarten. Zudem wird endlich Online Multiplayer geboten. Für den Otto Normalzocker gibt es aber zuviele Längen und auch technisch weiss Military Madness: Nectaris nicht so richtig zu überzeugen. Wer von simpler Rundenstrategie aber nicht genug kriegen kann, der greift zu. Neueinsteiger sollten sich erstmal die (besseren) Vorgänger für die PC Engine angucken. (Unter anderem auf der Virtual Console zu finden).

Positiv

  • Toller Multiplayermoodus
  • Lange Singleplayerkampagne

Negativ

  • Nicht mehr zeitgemässes Gameplay
  • Schwache technik
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Military Madness: Nectaris (WiiWare) Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1-4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 12. März 2010
Vermarkter Nintendo
Wertung 7.2
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neXGam YouTube Channel
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