Rock Band: AC/DC Live im Test
Im Gegensatz zu der Konkurrenz gibt sich Harmonixs Rockrosine bei der Präsentation nüchterner. Keine humorvollen Intros, sondern Stadionatmosphäre und jubelndes Publikum begrüßen den Spieler nach Einlegen der DVD. Die Messages im Ladebildschirm wurden anscheinend von spießigen Volljuristen geschrieben. Gilt es bei Guitar Hero noch "den Verstärker aufzudrehen, da die Ohren noch nicht bluten", gibt es hier staubige Beschreibungen des Tremolos oder neutral geschriebene Infos über die Namensgeber zu lesen. Schade, schließlich schimpft sich der Titel Rock Band und nicht Klassik Quartett. Hat man sich schließlich bis zum Menü durchgeklickt, so wird man von Optionen nicht gerade erschlagen. Solo & Multiplayermodi, ein Trainingsraum und die Optionen gehören heute mindestens zur Standardausrüstung - hier hätte es auch gerne mehr sein dürfen. Nicht einmal einen wirklichen Karrieremodus gibt es zu entdecken.
Startet man das Solospiel oder den Multiplayer, so arbeitet man sich auf vier Schwierigkeitsgraden Lied für Lied bis zum Ende durch. Eigentlich sollte die Spielmechanik bekannt sein, aber hier noch einmal die Details im Schnelldurchlauf: Eure Instrumente (abseits vom Micro natürlich) verfügen über jeweils eine eigene Notenspur auf dem Bildschirm. Farbige Noten laufen vom oberen Teil des Screens hin zur Anschlagsmarkierung auf der Ihr die entsprechende Taste/das entsprechende Drumpad beackern müsst. Für jede richtig gespielte Note gibt’s Punkte, Falschspieler werden mit Tonaussetzern und Bonikürzung gestraft.
Zwischendurch erscheinen Overdrivenoten die analog zum Guitar Hero Pendant Star Power einen Punkteschub bei Auslösung versprechen. Spielt man längere Notenserien fehlerfrei regnet es Boni, Soli und Freestylemoves gegen Liedende geben nochmals Extrapunkte. Auch nervig: bei manchen Titeln darf jedes Instrument einen eigenen (langen) Solopart spielen. Im Mehrspielermodus vielleicht ganz witzig, im Solomode eher störend. Auch sind improvisierte Livesoli rhythmisch nicht immer für den musikalischen Laien nachvollziehbar. Ein intuitives Mitrocken ist nur mit genauer Kenntnis der Lieder möglich.
Vergleicht man den Titel mit Activisions Rockfeuerwerk, so unterscheiden sich die direkten Konkurrenten auf dem Papier nur marginal - doch der Teufel steckt wieder einmal im Detail. Erste Enttäuschungen gibt es bei der Bühnenshow: Wer gehofft hat die Originalmusiker in Videogameformat zu sehen hat sich getäuscht. Liebevoll animierte No-Name-Rocker sind in Sachen grafischer Qualität zwar der Konkurrenz voraus, aber leider fehlt das Flair eines hopsenden Angus Young, der in Schuluniform über die Bühne rockt. Das sah bei Aerosmith anders aus. Schön wären auch Liveausschnitte der erhältlichen DVD gewesen.
Auch bei den Audiodetails gibt’s Grund zu meckern. Naturgemäß schließen die Down-Under-Rocker ihre Konzerte mit dem Klassiker "(For those about to rock) We saltute you" der auch hier als letztes Liedchen herhalten muss - inklusive Feuershow. Bis dahin ist es kein steiniger und auch kein wirklich langer Weg. Lediglich 18 Tracks haben es in das Spiel geschafft - der Spieler rockt das legendäre Doningtonkonzert der Combo nach - nicht mehr und nicht weniger. Sicher finden sich darunter Hits wie: Thunderstruck, TNT, Dirty Deeds, Highway to Hell oder auch Moneytalks. Aber besonders letzteres wurde lieblos inszeniert.
Regnet es bei richtigen AC/DC Konzerten Banddollars von der Bühnendecke, so wurde dieser Umstand gekonnt ignoriert – eine Software für Fans sieht anders aus. So hangelt man sich durch die Tracklist, am Ende ist’s vorbei und man fragt sich "War’s das wirklich? Kann das schon alles sein?" An sich macht der Titel natürlich Laune, doch des Pudels Kern ist der nicht überspringende Funke Rockstarfeeling. Hier darf beim Nachfolger mit den Beatles nachgebessert werden.
Harald meint:
Positiv
- AC/DC !!!!!!
- Für ein Musikspiel gute Grafik
- AC/DC !!!!!!
Negativ
- Wenig Songs / dafür zu hoher Preis
- Kein wirklicher Karrieremodus
- Lustlose Präsentation
Userwertung
Es hätte so schön sein können: Die volle Ladung der Powerrocker von AC/DC selbst nachzuspielen war schon immer der Traum meiner Jugend. Endlich die Luftgitarre bei dem Intro zu Thunderstruck mit etwas handfestem zu tauschen ließ mich hellhörig und guter Dinge werden. Leider krankt Rock Band: AC/DC an mehreren Unzulänglichkeiten, die den Spielspaß einschränken. Fun bringt der Titel natürlich mit sich, aber für den Preis von 40 Euro darf man eigentlich mehr erwarten als 18 Livetracks zum mitspielen. Kein wirklicher Karrieremodus, keine Originalmusiker in den Bühnenshows, Brian Johnsons Stimme geht durch die Liveaufnahmen teilweise unter. Die Liste der Enttäuschungen für Fans ist lang - da hilft auch die ansonsten dem direkten Konkurrenten überlegene Grafik nicht viel. Ein paar liebevolle Details und das eigenständige Trackpack hätte Hitpotential. So reicht es nur für die nette Runde Zwischendurch – Ich bleibe lieber bei der Konkurrenz oder warte auf den Nachfolger Rock Band 2.