Wann wird der schreckliche Ivan seinen gefürchteten Taiga-Punch einsetzen?
Klingt bisher ganz gut, nicht wahr? Das wäre es auch, wenn man denn das Gefühl hätte sich wirklich vom kleinen Jungen am Ende der Straße bis zur Größe im Amateurboxen hochzuarbeiten. Stattdessen springt ihr aber mehr oder wenig sinnfrei von einem Boxkampf zum Nächsten ohne überhaupt das Gefühl zu haben hier irgendeinem roten Faden zu folgen.
Okay - der Spielmodus ist also für die Tonne. Aber vielleicht überzeugt Showtime Championship Boxing ja in spielerischer Hinsicht? Leider wieder falsch - selbst der mittlerweile über Virtual Console erhältliche NES Klassiker Punch-Out!! strahlt mehr Charme und Spieltiefe aus als dieses Lizenzmachwerk.
Bewaffnet mit Wiimote und Nunchuck nehmt ihr hier aus einer 3rd-Person Perspektive den Faustk(r)ampf auf. Mittels Analogstick lässt sich euer Fighter auch durch den Ring scheuchen, aber das ist a) ziemlich sinnlos und b) bewegt er sich wie ein Schwertransporter. Also zieht man lieber Wiimote und Nunchuck auf Kopfhöhe heran, um sich hinter der Deckung zu verstecken und wedelt wild mit den beiden Händen, um Schläge auszuteilen. In Kombination mit dem B bzw. Z Button lassen sich zudem auch kleine Spezialangriffen wie Haken und ähnliches schlagen.
Vor dem Start werden die Handschube kontrolliert
Eigentlich ja eine schöne Sache. Leider werdet ihr bereits nach wenigen Spielsekunden mit dem niederschmetternsten Manko von Showtime Championship Boxing Bekanntschaft machen - einer Steuerung, die absolut nicht auf eure Eingaben hört. Entweder sie reagiert gar nicht oder nur mit 1-2 sekündiger Verzögerung, was der Sache ihren Witz raubt und z. B. Kombinationen zu einer völligen Glückssache werden lässt. Selbst die Konfiguration der Steuerung mittels Optionsmenü bringt da keine Hilfe und so sollten sich Käufer auf viele Frustmomente vorbereiten, etwa wenn eure Kombination mal wieder nur zum Teil geschlagen wird und euer Nintendo Wii beim anschließenden Konter des CPU-Boxers nicht erkennt, dass ihr schon längst wieder die Hände zur Deckung hochgerissen habt.
Und als wäre das noch nicht genug, leisten sich die CPU Kämpfer herbe KI-Aussetzer. Mal blocken sie gekonnt jeden eurer Angriffe weg und umkreisen euch tänzelnd, ein anderes Mal hingestehen stehen sie wie angewurzelt vor euch mit erschlafften Armen, um von euch als Bocksack mißbraucht zu werden. Wie schon in Punkto Steuerung ist Showtime Championship Boxing daher eigentlich nur im Duell gegen einen zweiten menschlichen Spieler zu gebrauchen, vorausgesetzt ihr findet jemanden, der sich auf das Geduldsspielchen mit der Steuerung einlässt.
Friedensnobelpreis oder Amateuermeisterschaft? Beides geht nicht..
Würde Showtime Championship Boxing nun wenigstens gut aussehen, man könnte sich wenigstens mit einer hübschen Grafikdemo über die deutlichen Schwächen hinwegtrösten. Doch leider sieht die Realität anders aus - stocksteife Animationen, simple Charaktermodelle und vier Austragungsorte mit erstaunlicher Ähnlichkeit samt häßlichem Publikum machen optisch leider nicht viel her. Auch die Verköstigung für die Ohren ist nicht besser - mäßige Melodien (wenn sie denn mal eingespielt werden) und ebenfalls nur durchschnittliche Soundeffekte. Verschollen bleibt zudem der Ringsprecher, der wohl wie das Kommentatorenteam aufgrund des grausigen Gameplays Reissaus genommen hat.
Ich bin jemand, der praktisch kaum einen spannenden Boxkampf im Fernsehen verpasst. Dementsprechend war ich beim einlegen der Schillerscheibe wirklich gespannt. Doch meine Erwartungen an Showtime Championship Boxing wurden bitter enttäuscht - was uns der britische Publisher Zoo Digital hier serviert ist ein spielerischer Tiefschlag, den man ähnlich eines Aufwärtshakens am besten einfach meiden sollte.