SNK Arcade Classics Vol. 1 im Test

Das Neo Geo MVS, so der Name dieser revolutionären Arcade-Hardware, schlug bei den Aufstellern wie eine Bombe ein. Unnötig zu erwähnen, dass sich während ihrer Lebenszeit von immerhin 15 Jahren ein beachtliches Spiele-Portfolio ansammelte. Der größte und qualitativ hochwertigste Teil eben jener Titel trägt dabei den First Party-Stempel, wurden also von SNK höchstselbst gebaut.

Mit der vorliegenden Collection möchte euch SNK Playmore an dieser glorreichen Zeit teilhaben lassen. Lust, einige Zeit auf der History-Lane zu verbringen? Los geht's!

Art of Fighting war, nach Fatal Fury, die zweite große Beat’em up Serie auf dem Neo. Mit niemals zuvor gesehener Grafik und einer überwältigenden Spritegröße avancierte der Titel schnell zum Arcade-Chartbreaker. Die, zu jener Zeit durchaus spannende, Geschichte rund um Ryo Sakazaki und seinen Freund Robert Garcia, welche Schwesterlein Yuri Sakazaki aus den Fängen böser Ganoven befreien wollen, tat hier ihr übriges. Aus heutiger Sicht die das Spielsystem allerdings gnadenlos veraltet und kann mit vergleichbaren Spielen nicht konkurrieren. Dafür sehen die gigantischen Sprites auch heute noch sehr imposant aus, trotz quasi nicht vorhandener Animationen.

Mit dem Sportspiel Baseball Stars feierte die junge Firma SNK Mitte der Achtziger gigantische Erfolge auf dem NES, insbesondere in den baseballbegeisterten USA. Beinahe schon absehbar, dass man später auch in der Arcade sein Glück versuchen wollte. So lieferte man, nach dem Erstling Baseball Stars Professional, ein, für damalige Verhältnisse, sehr aufwendiges Arcade Baseballspiel ab. Mit insgesamt 12 Teams aus 2 Ligen macht der Titel auch heute noch eine Menge Spaß und besticht durch einen unwiderstehlichen Mix aus arcade- und simulationslastigem Gameplay.

Mit Burning Fight lieferte SNK einen beinahe schon dreisten Final Fight Klon ab - glücklicherweise in jeglicher Hinsicht. Als klassiches Sidescrolling Beat’em up macht sich der Spieler als Duke und Billy auf dem Weg, einem japanischen Syndikat den Gar auszumachen und die Straßen von Osaka vom Gesindel zu befreien. Insgesamt ein sehr gelungener Genrevertreter, der trotz grafischer Schwächen mit einem menschlichen Mitspieler immer noch viel Spaß macht.

Mit Fatal Fury lieferten SNK nicht nur ihr erstes echtes Prügelspiel (Fighting Street einmal außen vor), sondern auch den ersten Auftritt von "Lone Wolf" Terry Bogard, seinem Bruder Andy und Freund Joe Higashi ab. Seinerzeit vor allem grafisch sehr ansehnlich, kann Fatal Fury heute nur noch hargesottene Retro-Fans begeistern.

Anno 1994 brachte SNK den ersten Teil seiner wohl berühmtesten Prügelspielserie auf den Markt. Die Rede ist natürlich von King of Fighters, in welchem man sich anschickte, die bereits bestehenden Serien Fatal Fury und Art of Fighting zu vereinen. Daneben stand das neuartige Team-Play im Vordergrund, bei welchem ganze 6 Recken gegeneinander antreten durften. Auch heute noch macht der erste Teil, der übrigens nie auf einer der damaligen Heimkonsolen umgesetzt wurde, eine Menge Spaß. Mit einem menschlichen Gegner natürlich doppelt so viel.

Als die Godzilla Filme in Japan Hochkonjunktur hatten, brachte SNK pünktlich zum Neo Geo-Launch mit King of the Monsters das passende Spiel auf den Markt, in welchem der Spieler, in Form von 6 Monstern, die gleiche Anzahl japanischer Städte in Schutt und Asche legen durfte. Im klassischen VS. Gameplay konnten sich die überdimensionalen Monster verschiedene Gegenstände, wie U-Bahnen etc. schnappen, und ihren Kontrahenten attackieren. Das behäbige Spielsystem passt sicherlich gut zu diesem speziellen Spiel, macht deshalb aber im VS.-Play eine eher durchschnittliche Figur.

Durch Last Resort wurde das Neo Geo auch für Shoot’em up Freunde zum absoluten Geheimtip. Brachten es die ehemaligen R-Type Programmierer doch fertig, einen seinerzeit erfrischenden Horizontalshooter zu entwickeln, der besonders durch das innovative Satellitensystem sehr viele Anhänger und auch Nachahmer fand. Besonders der 2 Spielermodus macht hier eine Menge Spaß. Einer der Highlights der Sammlung der vorher noch auf keine andere Konsole umgesetzt wurde.

Als einer der Starttitel auf dem Neo Geo, war ADKs Magician Lord etwas ganz besonders. Leider ist das Spiel grafisch wie spielerisch sehr schlecht gealtert - von seinem Stil hat es jedoch nichts eingebüßt. Ebenso wenig wie seinen knallharten Schwierigkeitsgrad. Wer einen Vorwand sucht, seine alte PSP durch eine moderne Vita zu ersetzen, hat mit diesem Titel die perfekte Ausrede, um die olle Portable gegen die Wand zu werfen.

Ein Metal Slug darf natürlich in keiner SNK Klassik-Compilation fehlen. Mit dem ersten Teil feierte die kleine Programmierertruppe von Nazca ihren Einstand auf der Videospielbühne. Nicht umsonst wurden die Jungs, nach diesem massiven Erfolg, von SNK hastig aufgekauft. Metal Slug besticht dabei damals wie heute durch eine sehr mackabre und knallharte Gewaltdarstellung, gepaart mit einem tadellosen Gameplay, tollem Sound und superben Leveldesign. Definitiv eines der Highlights dieser Compilation.

Die überaus talentierten Programmierer von Nazca, welche bereits mit Metal Slug eine Bombe hatten platzen lassen, brachten noch im gleichen Jahr mit Neo Turf Masters das wohl mit Abstand beste Golfspiel für das Neo Geo auf den Markt. Selbst heute noch macht die Prerender-Grafik und die digitalisierten Figuren eine Menge her - dazu gesellt sich ein ebenso eingängiges wie forderndes Gameplay. Für Golffans mit Neo Geo-Hardware auch heute noch ein Must-Have und der Geheimtip der Sammlung. Aber Vorsicht: Suchtgefahr!

Mit der feudalen Schwertkeilerei Samurai Shodown etablierte SNK anno 1993 eine weitere äußerst erfolgreiche Serie auf dem Arcade-Markt. In der Tat handelt es sich hier um den Gründungstitel des Subgenres 'Weapon Fighting Game'. Erstmals kämpften die Charaktere mit Waffen, was sich im veränderten Spielsystem und Timing wiederspiegelte. Spielerisch ein wirklich sehr guter Vertreter seiner Gattung der auch heute noch richtig Spaß macht.

Sengoku ist der erste Sidescroller auf dem Neo. Hier muss der Spieler einen mächtigen, untoten Kriegsfürsten aufhalten. Spielerisch besonders interessant war die Möglichkeit, den eigenen Charakter mittels diverser Items in andere Figuren, mit unterschiedlichen Waffen und Fähigkeiten, zu verwandeln. Dies brachte eine gewisse Taktik ins Spiel. Grafisch sicherlich einer der schwächeren Titel, dafür aber doch sehr spaßig mit einem weiteren menschlichen Mitspieler. Auch hier besteht übrigens wieder 'Wandwurf-Gefahr'.

Das, von Altmeister Saurus entwickelte, Shock Troopers erlangte auf dem Neo Geo schnell ähnlichen Kultstatus wie hauseigenen Titel. Das lag einerseits an der unwiderstehlichen Non-Stop Action und andererseits an der, für damalige Verhältnisse, herben Gewaltdarstellung: Hier gehören abgetrennte Gliedmaßen und zerplatzende Körper zur Tagesordnung. Ganz im Stil des SNK Klassikers Ikari Warriors steuert der Spieler einen von acht Söldnern aus der Vogelperspektive durch die Levels und ballert auf alles, was sich bewegt. Definitiv eines der Highlights der Sammlung und zudem der erste Port dieses tollen Spiels überhaupt!

Die große Soccerserie auf dem Neo Geo ist ohne Zweifel Super Sidekicks. Die Arcade Classics bieten, mit Teil 3, auch gleich einen der besten Ableger an. Gerade die überragenden Scalingfähigkeiten des NeoGeo wurden hier massiv ausgenutzt, so dass die Größenverhältnisse und die dynamischen Zooms sehr gut zur Geltung kommen und einen entsprechenden Tiefeneffekt vermitteln. Spielerisch gibt sich Super Sidekicks 3 ganz und gar arcadetypisch. Simulationsansätze sucht ihr bei diesem Kick 'n Rush-Gameplay vergebens.

Als einer der beiden Kopfgeldjäger Roddy und Kathy muss der Spieler in Top Hunter die verschiedensten Planeten von bösen Weltraumpiraten befreien. Das Jump’n Shoot ist dabei für sein Genre eher untypisch und kommt mit dem Zwei-Ebenen-System und dem Greifarm sehr innovativ daher. Dazu kann der Titel auch auf grafischer Linie voll überzeugen. Sowohl auf dem Neo als auch in der vorliegenden Compilation ein Geheimtip.

Mit World Heroes versuchte Second-Party-Entwickler ADK anno 1993, an den Erfolg des weltweit äußerst erfolgreichen Street Fighter II anzuknüpfen. Trotz viel Kopiererei und ein paar vereinzelten witzigen Ideen gelang ihnen dies jedoch nicht - zu abgedreht die Charaktere, zu schwammig die Steuerung. Word Heroes wird übrigens erst mit 10 gewonnenen Medaillen freigeschaltet.

In sämtlichen Titeln hat der Spieler die Möglichkeit, sogenannte Medaillen für erledigte Aufgaben einzuheimsen. Jene 'Achievements' unterteilen sich in vier Schwierigkeitsgrade - je schwerer, desto wertvoller das Lametta. Als gameinterne Währung können damit anschließend Extras, wie z.B. Videos, Artworks, Movelisten und Soundtracks freigeschaltet werden. Insgesamt eine zweckdienliche Idee, um die Langzeitmotivation der SNK Arcade Classics Vol. 1 zu gewährleisten. Arcade-typisch dürft ihr des Weiteren einen menschlichen Gegen- oder Mitspieler zum fröhlichen Beisammensein laden.

Auf der grafischen Seite sollte jedem klar sein, dass es sich bei der SNK Arcade Classics Vol. 1 um eine Retro-Compilation handelt, bei der die Titel schon mehrere Jahre (vereinzelnd auch Jahrzehnte) auf dem Buckel haben. Dank der gelungenen Bildschirmfilter fällt dies bei vereinzelten Spielen, wie Shock Troopers, Neo Turf Masters oder Metal Slug jedoch kaum auf. Es empfiehlt sich darüber hinaus, die Klassiker in ihrem ursprünglichen Bildformat (4:3) zu genießen.

Die Emulation lässt bei diversen Titeln sehr zu wünschen übrig. So überraschen beispielsweise KoF '94 und Samurai Shodown mit nervigen Slowdowns, welche in den Originalen nicht zu finden sind. Zumindest ungeschnitten kommen die Spiele daher - weißes Pixelblut wäre aber auch nicht mehr zeitgemäß, gelinde gesagt.

In Sachen Akustik leistet der verwendete Emulator gute Arbeit. Sowohl BGM als auch Sounds kommen in gewohnter Neo Geo-Qualität daher.