Battle for Wesnoth im Test

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Lange Zeit hatte ich Battle for Wesnoth als Download auf der Festplatte liegen, kam jedoch nie zum anzuspielen. Zum einen aus Zeitmangel, zum anderen hatte ich mir nicht viel von Battle for Wesnoth erwartet. Nach kurzem Anspielen hat sich meine Meinung diesbezüglich ins Gegenteil verkehrt. Nach den ersten Missionen wird klar, dass man es nicht mit einem zusammengeschusterten Homebrew zu tun hat, sondern einem großen Werk. Denn The Battle for Wesnoth wurde nicht von einer kleinen Gruppierung gecoded, sondern ist das Resultat der Zusammenarbeit von hunderten freien Entwicklern einer regen Community.
Was ist The Battle for Wesnoth? The Battle for Wesnoth ist ein Hexagonstrategiespiel im Stile der SSI Strategie Klassiker. Angesiedelt in einem Herr der Ringe inspiriertem Fantasy-Universum mit Orks, Elfen, Untoten, Ogern und allem, was das Fantasyherz begehrt. Der Download ist völlig kostenlos. Und beliefert euch gleich mit ein paar der besten Kampagnen, die es für the Battle of Wesnoth gibt. Unter anderem einer einfach gestalteten Tutorial Kampagne, die euch an das Spielgeschehen heranführt. Neben den vorinstallierten Kampagnen dürft ihr euch noch diverse andere Kampagnen und Szenarien herunterladen.

3.jpgDies geschieht bequem per Menüpunkt aus dem Hauptmenü. The Battle for Wesnoth enthält 14 Kampagnen mit über 180 Missionen, mit den zusätzlichen Downloadkampagnen erwarten euch über 130 weitere Kampagnen mit Tausenden von Missionen. Außerdem gibt es noch einen leicht zu bedienenden Karteneditor mit umfangreichen Möglichkeiten, eigene Szenarien und Kampagnen zu gestalten. Der Schwierigkeitsgrad ist recht ausgeglichen, von einfachen über hammerharten Karten und Kampagnen ist alles dabei. Die Kartengrösse ist variabel, so dass ihr je nach Mission und Schwierigkeitsgrad der Kampagne zwischen einer halben und vier Stunden pro Karte benötigt.  Die Missionsziele können sich von Karte zu Karte unterscheiden. So müsst ihr bestimmte Punkte auf der Karte erreichen oder gewisse Sekundärziele erfüllen, zudem können sich Ziele während einer Mission verändern. Häufig reicht es aber den gegnerischen Rädelsführer zu besiegen, um eine Mission zu erledigen. Dies gilt auch für euren Hauptcharakter, der für euch der wichtigste Mann auf dem Spielfeld ist. Fällt er, gilt die Mission als gescheitert.

2.jpgZu Beginn einer Mission startet ihr meist in eurem Hauptquartier, welches neben den  Hauptquartieren der Feinde der einzige Ort ist, um Truppen anzuwerben. Hierzu platziert ihr euren Anführer in der Mitte eures HQ, woraufhin neue Einheiten rekrutiert oder Veteranen aus vorangegangenen Missionen gegen Aufpreis übernommen werden dürfen. Zum Anwerben und Unterhaltung der Einheiten braucht ihr Gold, das als einziges Zahlungsmittel in der Welt von Wesnoth akzeptiert wird. Um dieses zu ergattern müsst ihr umliegende Dörfer einnehmen, die euch daraufhin Runde für Runde mit einem Tribut unterstützen. Beim Rekrutieren solltet ihr Acht geben nicht allzu verschwenderisch mit euren Goldreserven umzugehen, denn am Ende der Mission wird euer restliches Gold gezählt und zu 40% auf die nächste Mission angerechnet. Seid ihr fix im Lösen eurer Aufgaben, gibt es noch einen Bonus obendrauf. Die Einheiten reichen von einfachen Bauern über Lanzenträger bis hin zu mächtigen Magiern und können gänzlich anders aussehen, je nachdem für welche Partei ihr euch entschieden habt. Die Einheiten haben unterschiedliche Stats, die sich in Angriffswerte, Bewegungspunkte usw. differieren. Jede einzelne Einheit besitzt individuelle Fertigkeiten. So sind einige robuster als andere oder können weiter ziehen als Einheiten des gleichen Typs.

1.jpgGenial, so ist eine möglichst große Diversität zwischen den verschiedenen Einheiten geboten, die sich auch bei den  Namen der Einheiten zeigt. Jede Einheit hat ihren eigenen Namen, selbst der kleine Fußsoldat. Die Namen sind nicht willkürlich, sondern der jeweiligen  Rasse angepasst. Elfen heißen „Heklywiel“ oder „Elriladriang“, während menschliche Recken z. B. Jarek oder Deoran heißen. Ein kleines, wenn auch feines Randdetail. Da macht es besonders viel Spaß, seine Einheiten entwickeln zu sehn. Rollenspieltypisch sammeln eure Streiter bei Kämpfen Erfahrungspunkte, die nicht nur die Stats, sondern auch das Aussehen, bzw. den Einheitentyp verändern. Ist eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten erreicht ,dürft ihr zwischen unterschiedlichen Entwicklungsrichtungen wählen und könnt beeinflussen, ob aus einem Speerträger ein schwergepanzerter Hellebardier oder ein leichtfüßiger Speerwerfer wird.

5.jpgDie Art der Bewaffnung ist für den erfolgreichen Verlauf einer Mission von immenser Bedeutung. So haben Magier mit ihren Feuer- und Blitzangriffen z. B. leichtes Spiel gegen Untote und Geister, während Speerträger an  „luftigen“ Skeletten verzweifeln und diese häufig verfehlen. Defensive Phalanx ist gut um feindliche Angriffe zu stoppen. Seid ihr jedoch in engen Höhlensystemen unterwegs, können sie schnelle Vormärsche eurerseits aufgrund des geringen Bewegungsradius erschweren. Zudem sind alle Einheiten in zwei zu berücksichtigende Klassen eingeteilt: Lichtscheue und Redliche, die bei unterschiedlichen Tageszeiten verschieden stark sind. Es gibt nämlich einen vollen Tag und Nachtzyklus, der die Abwehr- und Angriffswerte eurer und des Gegners Truppen beeinflusst. So ist „lichtscheues“ Gesindel, zu denen Diebe und Untote zählen, nachtaktiv, während ihnen „redliche“ Recken bevorzugt tagsüber den Garaus machen. Auch auf die genannten Spezialfähigkeiten solltet ihr Acht geben. Weiße Magier sind aufgrund ihrer Heilzauber immens wichtig, während Spezialeinheiten die Moral eurer Truppen  stärken und deren Treffsicherheit erhöhen. Unterschiedliches Terrain wirkt sich ebenfalls auf die Stats eurer Einheiten aus und beeinflusst Verteidigungs- und Bewegungswerte. Einheiten hinter Palisaden sind deutlich schwerer zu verwunden als Truppen, die gerade mühevoll einen Fluss überqueren. Auch hier gibt es wieder einheitenspezifische Unterschiede: Wassermenschen können sich z. B. schnell auf dem Wasser bewegen, haben auf Land aber Probleme. Elfen oder Waldläufer kommen in bewaldetem Gebiet gut voran, während schwere Infanterie dort Probleme hat.

7.jpgKommt es zu einem Kampf, könnt ihr euch im Vorfeld den zu erwarteten Kampfausgang bzw. die Veränderungen der Lebenspunkte anzeigen lassen. Dank eines Zufallsfaktors bei der Kampfberechnung sind dies aber nur Wahrscheinlichkeitswerte. Das simple Kampfsystem á la Panzer General überzeugt, vor allem durch die Wahl zwischen Fern- und Nahkampf. Einige Einheiten sind zwar spezialisiert und können z. B. nur nahkämpfen, die meisten Einheiten können aber beide Angriffe ausführen. Schwertkämpfer können per mitgeführtem Wurfspeer auch Fernkämpfen und berittene Truppen greifen zur Armbrust. Der Fernangriff ist schwächer als der Angriff aus der Nähe, dafür bietet sich dem Gegner keine Möglichkeit zurückzuschlagen, wenn er nicht in Fernkampftechniken bewandert ist. Je nach Typ gestalten sich die Angriffe unterschiedlich stark. Der Computer wählt automatisch immer die für euch günstigste Angriffsmethode aus. Nur in seltenen Fällen müsst ihr die Angriffsart wechseln, z. B. wenn ihr einen härteren Angriff benutzen wollt, auch das Risiko höher ist größeren Kampfschaden einzustecken.

1.jpgFalls es nötig ist längerre Strecken zurückzulegen, könnt ihr weiter entfernte Marschziele festlegen. Der Computer berechnet dann die schnellste Route für euch und zieht die Einheiten automatisch am Anfang der nächsten Runde. Manche Truppen verfügen zudem über eine Teleportfunktion und nutzen diese geschickt, um schnellstmöglich über weite Strecken voranzukommen. Übersicht und Planbarkeit gehen dabei nicht verloren, denn die benötigte Anzahl an Runden zum Ziel sowie die Marschroute wird per Klick eingeblendet. Auch lassen sich jederzeit andere Wegpunkte bestimmen bzw. das automatische Ziehen abbrechen. Vorbildlich gelöst.

Die KI ist für einen Titel dieser Art gelungen. Vorstöße mit leichten Truppen eurerseits werden vom Computer eingefangen, Truppen umstellt oder mächtige Sturmläufe vorbereitet, wenn ihr nicht schnell genug eingreift. Schwache oder missionsrelevante Kämpfer werden besonders intensiv attackiert, Deckung genutzt und Fluchtwege versperrt. Frust kommt jedoch nicht auf, da ihr jederzeit speichern könnt. Eine Autosavefunktion ist ebenfalls vorhanden und legt zu Beginn jeder Runde ein neues Savefile an. Einziger Negativpunkt an der KI sind die zum Teil langen Berechnungen der gegnerischen Züge, was sich aufgrund der Potenz der KI aber verschmerzen lässt.

Die einzelnen Kampagnen sind durchweg gut erzählt und können mit zahlreichen Details, atmosphärischen Plots  und guter Charakterzeichnung aufwarten. Nett ist, dass ihr ab und an Entscheidungen trefft, die sich auf den weiteren Verlauf der Kampagne auswirken und Schwierigkeitsgrad, Kampagnenlänge und das Ende beeinflussen.

wesnoth-ritter.pngGrafisch bietet Battle for Wesnoth eine liebevolle, bunte und technisch saubere 2D Grafik aus der Vogelperspektive an, die ihren Zweck erfüllt, aber nicht spektakulär wirkt. Der Style der Figuren ist durchaus gelungen und muss sich vor einem Final Fantasy Tactics oder Ogre Battle nicht verstecken. Leider gibt es einige seltene Grafikbugs, bei denen Charaktersprites nicht richtig geladen werden, so dass ihr nur ein leeres Hexagonfeld mit Energiebalken seht. Nach kurzem Abspeichern und Laden stimmt aber wieder alles. Ebenfalls unschön ist das doppelte Anzeigen von Gegnern während ihres Zuges (auf dem Ausgangs bzw. Endpunkt ihrer Bewegung). Nicht tragisch, aber ein  Punkt, der in Zukunft hoffentlich noch verbessert wird. Die Übersichtlichkeit der Menüs und Statusanzeigen ist hingegen vorbildlich, die Stats werden beim Ankllicken der Einheiten in einer Leiste am rechten Bildschirmrand eingeblendet. The Battle for Wesnoth bietet tollen Sound und atmosphärische Musik, mal mit mittelalterlichen oder orchestralen Klängen. Auch stimmungsvolle Stücke mit Chorgesang oder treibende Schlachtmusik können begeistern. An Soundeffekten wurde genretypisch gespart, außer einem „Wusch“ des Schwertes oder ein paar Magieattacken, gibt es nicht viel zu hören.

The Battle for Wesnoth ist unter GPL veröffentlicht und erhältlich für Windows, Linux,  Mac und iPhone. Zudem ist es komplett mehrsprachig, sowohl Menüs als auch Texte sind in Deutsch, Englisch, Französisch und vielen weiteren Sprachen verfügbar. The Battle for Wesnoth ist aber noch lange nicht fertig entwickelt, es wird stetig weiterverbessert.

Sebastian meint:

Sebastian

Schwierigkeitsgrad, Kartengröße, Einheitendesign oder Musikuntermalung. Alles passt und ist stimmig. Abgesehen von den designtechnischen Vorzügen macht Battle of Wesnoth aber einfach Spaß und fesselt Mission um Mission vor den Rechner. Seit langem habe ich nicht mehr bis halb fünf Uhr morgens gezockt, so wie es beim ersten Anspielen von Battle for Wesnoth der Fall war. Und auch nach Wochen unterhält Battle of Wesnoth mit guter Strategiekost -  ein besseres Argument für ein Spiel gibt es wohl nicht!!

Positiv

  • liebevolles Design
  • Open Source
  • herunterladbare Kampagnen

Negativ

  • Anfangs Schwierigkeitsgrad hart
  • Gelegentliche Grafikbugs
  • KI beim ziehen etwas langsam
Userwertung
9.3 2 Stimmen
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Battle for Wesnoth Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl -
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit -
Vermarkter -
Wertung 9
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