Empire: Total War im Test

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Richtig gute Strategie-Software machte sich in den letzten Monaten am PC ganz schön rar. SEGA schickt sich an dies zu ändern - die Japaner veröffentlichen hierzulande den langerwarteten nächsten Teil der vielgepriesenen „Total War“ Reihe. Und seit langem war ich nicht mehr so spitz darauf, einen Datenträger aus seiner Verpackung zu pellen ...

Empire_total_war_01Eine halbe Stunde später war Empire: Total War schließlich auf Platte gebannt und der Titel bei Steam (jep, es herrscht Steam Zwang!) registriert. Nur so kommt ihr an die notwendigen Patches für Empire: Total War. Und anfänglich will man noch gar nicht erraten, wie wichtig diese Funktion noch werden wird. Mittlerweile ist auch der große Ansturm vorbei, der den Server die ersten Tage gnadenlos überforderte und zu unerträglichen Download-Geschwindigkeiten führte.
 

Startet ihr Empire: Total War zum ersten Mal, erreicht ihr nach allerhand Logos schließlich ein erfreulich übersichtliches Startmenü: Von hier aus lässt sich ein kurzes Tutorial in der Land- und Seekriegsführung starten (empfehlenswert), außerdem lässt ein kurzer Skirmish zwischendurch oder gleich die große Kampagne starten, wie man sie aus den Vorgängern kennt. Auch ein Multiplayermodus über LAN / Internet darf natürlich nicht fehlen und so ein 8-Spieler Multiplayerabend ist schon eine feine Sache. Das Bonbon ist meiner Meinung nach aber die „Road-to-Independence“, eine kleine Kampagne bei der sich in vier Gefechten die amerikanische Unabhängigkeit nachspielen lässt.

Das Herzstück von Empire: Total War ist wie in den vier Vorgängern die große Kampagne, bei der ihr eine von zwölf Fraktionen zur Weltmacht aufbaut. Bevor ihr mit euren Truppen die Nachbarn besucht (mal wieder der bevorzugte Weg für „Terraingewinn“) wollen zunächst die Mittel aufgebracht werden, um eine große Armee zu unterhalten. Schon winzige Armeen entpuppen sich als mindestens so kostspielig wie ein mittleres Bundesministerium, was es nicht einfach macht, größere Armeen aufzustellen.
 

Empire_total_war_00Immerhin - habt ihr eine schlagkräftige Truppe aus Artillerie, Kavallerie und Infantrie beisammen, wird euch so schnell niemand mehr die Hammelbeine langziehen. Denn die KI in Empire: Total War ist nur als schrecklich doof zu bezeichnen. Anders lässt es sich kaum erklären, dass der CPU-Gegner stets den Frontalgriff auf eure Truppen wählt, was ihn zur leichten Beute gestaffelter Linieninfantrie macht. Strategische Tiefe, pah! Hier hatte der unmittelbare Vorgänger Medieval Total War 2 mehr taktische Tiefe zu bieten.

Dabei lassen sich noch zahlreiche weitere Kritikpunkte finden - etwa erstarrte KI-Soldaten auf einstürzenden Stadtmauern oder aber die Unmöglichkeit der Computerspieler, euch über das Meer anzugreifen. Ja, tatsächlich lebt es sich als Engländer auf der Insel ganz ungeniert - denn „Besuch“ hat man nicht zu erwarten, unabhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad. Ebenso wurde Indien oder Amerika (mit Ausnahme von mir selbst!) nicht ein einziges Mal erobert.
 

Last but not least schreit dann auch noch die Diplomatie nach einem oder gar zwei kräftigen Patches. Diplomatische Interaktion lohnt sich schlichtweg nicht, da die KI unfähig scheint, freundschaftliche Bindungen einzugehen. Unabhängig vom Grad der Beziehung wird urplötzlich und unerklärlich der Krieg erklärt. Das wirkt umso unverständlicher, wenn es sich dabei auch noch um ein militärisch klar unterlegendes Reich handelt. Nicht aber, dass man beim Feind zu Friedensverhandlungen bereit wäre - die KI erkennt die eigene Unterlegenheit einfach nicht an und weigert sich, den Waffenstillstand zu unterzeichen. Diese KI hätte Berlin auch über den Mai 1945 hinaus noch verteidigt. So oder so läuft es auf das „vernichte-mich-doch-restlos-wenn-du-kannst“ Spielchen hinaus, was insbesondere Freunde anspruchsvollerer Strategie aus dem Hause Paradox (Hearts of Iron, Europa Universalis) das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Empire_total_war_03Zur dümmlich agierenden CPU-Gegnerschaft gesellen sich weitere Probleme: Die zweifellos imposant dargestellten Seeschlachten zehren an den Nerven, da sich die Schiffe des Feindes nur selten kapern lassen - oftmals „fliehen“ gekaperte Schiffe vom Schlachtfeld und fließen nicht in die Wertung ein. Ein zweites Problem ist eine Weltkarte mit zweifelhaften Proportionen. Ganz Frankreich füllt beispielsweise lediglich zwei Provinzen aus. Daraus ergibt sich, dass La France (in der Realität kaum zu erobern und kontrollieren) hier mal eben spontan bei einem Sonntagsspaziergang kurz überrannt und annektiert werden kann.
 

Doch trotz seines gefühlten ‚early beta‘ Status werden sich Fans der Reihe bei Empire: Total War heimisch fühlen. Nach kurzer Einspielzeit ist da wieder dieses „Nur-noch-dieser-Zug“ Gefühl, dass mich stundenlang vor dem Rechner sitzen ließ. Dazu erlaubt die aufgepeppte Grafik-Engine nun auch optisch grandios inszenierte Schlachten - beeindruckend! Schade nur, dass vereinzelte Soundaussetzer und gelegentliche CTD (Crash to Desktop) den Spielgenuss etwas schmälern, was laut den Entwicklern aber in Kürze behoben werden soll. Genau - mit einem Patch. Sofern man abgesehen davon etwas kritisieren will, dann vielleicht die Tatsache, dass praktische jede Nation über die gleichen Truppen verfügt. Leider steht zu befürchten, dass spezielle Ausnahmen erst in Form eines Add-Ons käuflich zu erwerben sein werden, was böse Zungen auch dazu verleitet, dem Publisher SEGA mit „$€GA“ direkt ein neues Firmenlogo zu spendieren... zurecht!




Sebastian meint:

Sebastian

Das Fazit fällt mir schwer. Empire: Total War hat aufgrund der Erfolge der Vorgänger mit hohen Erwartungen zu kämpfen. Diese kann es nicht erfüllen. Neben sinnvollen Verbesserungen wie den Seeschlachten, einer steuerbaren Technologieforschung und der neuen Grafik-Engine fallen insbesondere die dümmliche KI und die vielen vielen Bugs negativ ins Gewicht. Nicht nur einmal hat man das Gefühl, das Gameplay sei zu Gunsten der Optik vernachlässigt worden. Schade, denn Empire: Total War hätte das Zeug zu einem großen Strategiehit. Momentan ist es das noch nicht - mal sehen, was die nächsten Patches & Mods so mit sich bringen...

Positiv

  • Grandios inszenierte Schlachten
  • Seeschlachten mit Kapern von Schiffen
  • Mehrspielermodus über LAN / I-Net

Negativ

  • Bugs, Bugs, Bugs .. überall!
  • KI ist strunzdumm
  • Stottersound
Userwertung
8.4 2 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Und hier ist der Review zum Spiel, geschrieben von Sebastian. Empire: Total War Richtig gute Strategie-Software machte sich in den letzten Monaten am PC ganz schön rar. SEGA schickt sich an dies zu ändern - die Japaner veröffentlichen hierzulande den langerwarteten nächsten...

  • von OnDaRoXx:

    Anfang März kommt der Nachfolger zu Medival: Total War raus. Diesmal spielt es im 17./18. Jahrhundet zu Zeiten der Entdeckung der neuen Welt und des Unabhänigkeitkrieges. Diesmal wird es endlich auch Seeschlachten geben und vor allem einen Kampagnen Multiplayer (per Patch zeitnah zum Release). ...

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Empire: Total War Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2009-03-04
Vermarkter SEGA
Wertung 6.9
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