Might & Magic Heroes VI im Test

PC Windows

Über fünf Jahre mussten die Fans rundenbasierter Fantasy-Strategie auf den Nachfolger von Heroes of Might and Magic 5 warten. Mehr als doppelt so lange ist es her, dass der legendäre dritte Teil der Reihe erschien, der trotz nicht mehr zeitgemäßer Grafik nach wie vor als bester Ableger der Serie gilt. Das bekannte Spielprinzip wurde auch in Heroes VI beibehalten, jedoch mit einem moderneren Anstrich versehen. Doch sind die Änderungen dem Gameplay zuträglich, oder wurde hier eher verschlimmbessert wie in Teil 4? Man darf gespannt sein…

 

Sammeln, schnetzeln, Städte bauen

 

Das Spielprinzip hat sich seit Erscheinen des ersten Heroes-Teils nicht grundlegend gewandelt: Als Herrscher über ein Reich steuert ihr einen oder mehrere Helden, die jeweils mit einer mehr oder minder guten Armee fantastischer Wesen ausgestattet sind. Rundenbasiert wird die Karte erforscht, denn hier gibt es viel zu entdecken: Ressourcen, Gold, Artefakte, aber auch Minen, Holzfällerlager und diverse Gebäude. Der Held kann Wissensschreine besuchen, mit Hilfe von Aussichtstürmen Teile der Karte aufdecken und natürlich marodierende Monsterhorden oder sogar feindliche Helden bekämpfen. Treffen zwei Armeen aufeinander, so wird in den Kampfbildschirm umgeschaltet, auf dem rundenbasiert alle verfügbaren Einheiten zum Zug kommen und sich auf Befehl des Spielers bekämpfen. Für taktikfaule Recken bietet sich auch die Autokampf-Funktion an, die den Kampf ohne Zutun des Spielers austrägt. Doch wollen wir als großer Held nicht selbst die Geschicke unserer Armee lenken und von eigener Hand Blitze und Verwünschungen auf dem Gegner niederregnen lassen…? Auch der Held kann seinen Truppen im Kampf mit Spezialangriffen und Zaubern unterstützend unter die Arme greifen, steht jedoch (außer in Teil 4) nicht selbst auf dem Schlachtfeld. Werte wie Glück und Moral und natürlich die allgegenwertigen Attribute Macht und Magie können darüber hinaus das Kampfergebnis beeinflussen.

 

Truppennachschub erhält man in Städten, um die Kampfkraft der Helden weiter auszubauen. Diese lassen sich wie gewöhnliche Gebäude ebenfalls auf der Karte einnehmen – gegebenenfalls steht der erfolgreichen Besatzung jedoch eine ausgiebige Belagerung bevor. Als stolzer Besitzer einer Stadt kann man diese mit verschiedenen Ausbauten versehen. Von besonderem Interesse sind dabei die Truppenbehausungen, die es dem Helden ermöglichen, weitere Unterstützung in Form von Einheiten anzuheuern. Diese werden durch erbeutete Rohstoffe und Gold finanziert. Die verfügbaren Einheitentypen und Zusatzgebäude sind dabei von der Fraktion der Stadt abhängig. Die Untoten sind beispielsweise mit der Fähigkeit Nekromantie ausgestattet, die es ihnen erlaubt, gefallene Einheiten für die eigenen Reihen wiederzubeleben. Truppen aus den beiden verfeindeten Fraktionen Haven und Inferno sollte man hingegen tunlichst nicht in derselben Armee kämpfen lassen – zu groß ist die Gefahr, dass sich diese erzwungene Allianz negativ auf die Moral auswirkt.

 

Ziel des Spiels ist es für gewöhnlich, die Oberhand auf der Karte zu gewinnen und die konkurrierenden Helden zu vernichten. Die Details, mit denen man sich den Sieg sichern kann, variieren dabei je nach Teil der Serie.

 

Altbewährtes und Änderungen

 

Heroes ist der erfolgreiche Ableger der Rollenspielserie Might and Magic, deren erster Teil bereits 1986 auf Apple II und PC das Licht der Welt erblickte. Neben Dark Messiah of Might and Magic (2006) ist Heroes das bekannteste Spin-Off aus der M&M-Welt und übertraf die Mutterreihe spätestens mit dem grandiosen dritten Teil (1999), das durch sein ausgeklügeltes Balancing und seinen großen Umfang überzeugte. Die Nachfolger konnten bisher nicht mehr an diese Ruhmeszeit heranreichen, wurden doch die in Teil 4 eingebrachten Änderungen größtenteils kritisch betrachtet. Mitkämpfende Helden, die Abschaffung der Hex-Felder im Kampfmodus und die neue isometrische Ansicht waren nur einige der Kritikpunkte, die teilweise mit Heroes 5 wieder ausgebügelt wurden. Teil 6 hat nicht nur eine Durchmischung des althergebrachten Namens zu bieten: Teilweise besinnt man sich auf erfolgreiche frühere Konzepte, wie beispielsweise die Initiative-Berechnung, die nun wieder sicherstellt, dass jede Einheit mindestens 1x pro Runde zum Zuge kommt und Einheiten mit hohem Initiative-Wert nicht zwei Aktionen zur Verfügung haben. Andere Bereiche hingegen bekommen Neuerungen verpasst, die mehr oder minder sinnvoll sind.
 

Eine dieser Änderungen ist, dass Helden bei einem Levelaufstieg nun nicht mehr wie bisher mit zwei zufällig generierten Fähigkeiten konfrontiert werden, aus denen gewählt werden muss. Bei den Vorgängern führte dies nämlich oft zu sinnlosen Fertigkeiten im Heldenprofil, da die Auswahl nur bedingt beeinflussbar war. In Heroes VI hingegen steht bei jedem Levelaufstieg der gesamte Skillbaum zur Verfügung, der abhängig von der Fraktion des Helden ist. So lassen sich die Talente sinnvoller vergeben, benötigen aber aufgrund ihrer Fülle auch mehr Einarbeitungszeit. Nützliche von weniger hilfreichen Fertigkeiten zu unterscheiden erfordert einiges an Geduld und Lesearbeit.

 

Eine weitere auffällige Veränderung ist der abgespeckte Stadtbildschirm, auf dem sich die Festungen des Reichs verwalten lassen. Ein großer Pluspunkt in puncto Flair war bisher die Möglichkeit, den eigenen Städten beim Wachsen zusehen zu können. Ein neu errichtetes Gebäude war unverzüglich im Stadtbild zu erkennen und konnte mit einem Klick darauf genutzt werden. Unverständlicherweise wurde diese atmosphärische Darstellung nun durch ein funktionales aber wenig Flair bietendes Menü abgelöst. Dieses funktioniert zwar bestens und effizient mit wenigen Mausklicks, schmälert aber das gute Gefühl das sich einstellte, wenn die eigen Stadt langsam vom kleinen Dörfchen zu einer mächtigen Festung mit Türmchen und Zinnen heranwuchs. Auf Protest der Community hin soll dieses Manko allerdings bald mittels Patch behoben werden…

 

Wie es sich für ein Game heutzutage gehört, sind natürlich auch massig Achievements vorhanden, die das Spielerlebnis versüßen. Bei erfolgreichem Abschluss der fünf Teile der Kampagne erhält man Dynastie-Punkte, ebenso wie beim gierigen Abgrasen der Karte oder beim Erreichen bestimmter Werte im Heldenprofil. Für diese Punkte wiederum lassen sich Boni für die eigene Dynastie erwerben, von denen man in allen Spielen profitieren kann. Unter anderem stehen leicht erhöhte Goldeinnahmen pro Tag, neue Spieler-Avatare oder Spielertitel zur Verfügung. Mit etwas Glück findet man auch sogenannte Dynastie-Waffen, die sich von Held zu Held innerhalb der eigenen Dynastie weitergeben lassen – eine schöne Möglichkeit, Profit aus vorangegangenen Sitzungen zu ziehen, denn für gewöhnlich fangen die Helden mit jedem Game wieder komplett grün hinter den Ohren an, bar jeglicher Erfahrung und Ausrüstung.

 

Eine weitere Möglichkeit, seinen Helden im Verlauf des Spiels aufzuwerten, ist das Ergattern von Reputationspunkten, die sich entweder durch Quests, durch die Spielweise oder in Kämpfen erreichen lassen. Lässt man eine verängstigte gegnerische Armee barmherzig fliehen, so erhält man Tränen-Reputation, wohingegen herzloses Abschlachten der unterlegenen Einheiten mit Blut-Reputation belohnt wird. Nach Erreichen einer bestimmten Höhe an Punkten erhält man die Möglichkeit einer Spezialisierung, die weitere Fähigkeiten freischaltet.

 

Wurde bei Heroes VI das Skillsystem deutlich komplexer gestaltet als bei seinen Vorgängern, so gleicht sich dies jedoch im Hinblick auf den Verwaltungsaufwand des eigenen Reiches wieder aus. Beispielsweise wurden die verfügbaren Ressourcen von acht auf vier gesenkt. Darüber hinaus kontrollieren Städte nun gewisse Bereiche der Karte und die dazugehörigen rohstoffproduzierenden Gebäude. Diese Veränderung löst auf den ersten Blick Stirnrunzeln aus, sorgt jedoch für deutlich weniger aufwendiges Mikromanagement um sicherzustellen, dass auch ja jede Mine weiterhin unter unserer Flagge steht. Stattdessen konzentrieren sich die Eroberungspläne nun noch mehr auf die kontrollierenden Städte, was zahlreiche spannende Belagerungen nach sich zieht.

 

In Farbe! Und bunt!

 

Nach viel Auseinandersetzung mit dem Gameplay stellt sich noch die Frage: Und wie sieht das Ganze nun aus? Die Antwort: Nett. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Karten sind hübsch designt und detailreich ausgestattet, allerdings übersieht man als Heroes 3-Veteran gerne den ein- oder anderen Rohstoff am Boden, da diese sich nahtlos in das Aussehen der Umgebung einfügen. Die Kämpfe sind nett anzusehen und die Aminationen untermalen stimmig die Zauber und Spezialfertigkeiten. Auf der schnellsten Geschwindigkeit hält ein Autokampf außerdem einen gewissen Fun-Faktor bereit. Etwas enttäuscht kann man von den Ingame-Zwischensequenzen sein. Als Untermalung für besonders glückliche Angriffe im Kampf mögen sie passen, doch zur Darstellung von Storyline Dialogen wirkt die Grafik etwas altbacken und detailarm. Da sollte mehr drin sein. Über Musik und Vertonung lässt sich hingegen nicht meckern, hier bewegt sich alles auf solidem Niveau.

 

Systemvoraussetzungen für Heroes VI sind 2GHz Dualcore CPU und 1GB RAM mit einer 512MB-Grafikkarte. Als Betriebssystem ist Windows XP, Vista oder 7 vonnöten. 8GB Festplattenspeicher sind ebenso Voraussetzung wie eine Internetverbindung zur erstmaligen Registrierung.




Nina meint:

Nina

Empfehlenswert! Das wohlige Heroes-Feeling kommt auch bei Teil 6 auf: Da werden Ressourcen gesammelt, Helden mit tödlichen Truppen ausgestattet, Städte eingenommen und gegnerische Horden glorreich zu Staub zermahlen. Die meisten Neurungen machen Sinn und unterstützen den Spielfluss. Lediglich der reduzierte Stadtbildschirm enttäuscht und drückt das Flair, doch hier verspricht die Aussicht auf einen baldigen Patch Abhilfe. Dennoch: So genial süchtigmachend wie Heroes 3 ist der aktuelle Teil einfach nicht. So werden mich die Achievements zwar sicher noch eine ganze Weile motivieren, und die Kampagne mit etwa 70-80 Stunden Spielzeit weiß auch vor den Bildschirm zu fesseln. Doch wenn es mich in einigen Jahren wieder nach einer Runde Heroes gelüstet, werde ich voraussichtlich wieder zu Teil 3 zurückkehren. Auch Heroes VI steht im Schatten seines heißgeliebten Vorgängers…

Positiv

  • Klassiker der rundenbasierten Fantasy
  • Rückbesinnung auf Altbewährtes
  • Mut zu Neuerungen

Negativ

  • Dröger Stadtbildschirm
  • Etwas konfuses Skillsystem
Userwertung
7.84286 7 Stimmen
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Forum
  • von milarya:

    Ein weiterer Teil der Fantasystrategiereihe Heroes of Might and Magic ist kürzlich erschienen. Wie immer kämpft man rundenbasiert um die Vorherrschaft, indem die Karte erkundet, Monsterhorden geschnetzelt und Städe ausgebaut werden. Might and Magic: Heroes VI Über fünf Jahre...

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Might & Magic Heroes VI Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2011-10-13
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8.2
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