Spore im Test

PC Windows
Was haben wir nicht schon für Höllenqualen ausgestanden, weil das neueste Spiel des Sim City Schöpfers Will Wright bereits eine Ewigkeit auf sich hat warten lassen. Jetzt ist es endlich soweit und Electronic Arts liefert die Schillerscheibe bepackt mit der PC & Mac Version von Spore an den deutschen Handel aus...
Wenn Will Wright, den seine Mitarbeiter positiv als "völlig durchgeknallt" betiteln, etwas anpackt, dann kann man sich fast sicher sein - irgendwo wird dabei irgendein Mikrokosmos simuliert. So durften Spieler weltweit bereits Städte und Einwohner, Farmen, Ameisenkolonien und Helikoptereinsätze managen. Mit Spore verabschiedete sich der bekennende Sammler von Utensilien des sowjetischen Weltraumprogramms ('mal was ausgefallenes als Hobby..) von seiner früheren Bescheidenheit - dieses Mal soll nämlich glatt das gesamte Universum mitsamt Entstehung simuliert werden!



Hier nimmt alles seinen Anfang (click to enlarge)


Daher beginnt Spore eigentlich auch sehr zögerlich, indem ihr euch zunächst zwischen einer pflanzen- oder fleischfressenden Mikrobe unterscheiden müsst. Die Entscheidung ist mit etwas Anstrengung später nicht unumkehrbar, gibt aber grob eine erste Marschrichtung vor. Sodann findet ihr euch in der Ursuppe wieder und versucht euren Mikroorganismus in die nächste Evolutionsstufe zu hieven, indem ihr unterwegs massig Nahrung aufstöbert und/oder unter Umständen auch einen schwächeren Einzeller nicht verschmäht. Ist ausreichend Energie zugeführt, wächst und gedeiht euer kleines Lebewesen und ihr erhaltet bald schon Gelegenheit, ihn im mitgelieferten Editor den eigenen Wünschen und Ansprüchen anzupassen.



Im Editor basteln wir ein neues Lebewesen (click to enlarge)


Im Auge müsst ihr dabei lediglich die Anzahl an freien Spore Punkten haben, ansonsten sind euren Vorstellungen gerade im späteren Spielverlauf keine allzu engen Grenzen gesetzt. Bei einer Mikrobe lassen sich beispielweise an beliebiger Stelle noch weitere Flagellen und Geißeln anbringen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Dabei dienen nicht alle Änderungen dem Zweck nach zur Verbesserung von Eigenschaften, sondern mitunter auch einfach der Ästhetik. Erfreulich am wirklich simpel zu bedienenden DNA Baukasten ist die Möglichkeit sich weitere Inhalte über eine Internetverbindung kostenfrei in das eigene Spiel zu laden. Nüchtern betrachtet bleibt es spielerisch allerdings nicht recht viel mehr als eine einfache Geschicklichkeitseinlage, was Spore in den Augen vieler Reviewer wohl bereits an dieser Stelle durchfallen liess.



Mit dem eigenen Wesen auf Beutezug.. (click to enlarge)


Doch es lohnt sich bei der Stange zu bleiben: Nach dem Gang an Land und einer wesentlich breiteren Entwicklung eurer Spezies geht es irgendwann dann sogar ins Stammes-Zeitalter, wo ihr in der Tradition großer Echtzeit-Strategicals euer Lager ausbaut, Truppen aufstellt und euch damit den gesamten Kontinent untertan macht. Ab hier dürfen dann übrigens Gebäude mittels Editor gebaut (und online getauscht) werden. An netten Gags mangelt es Spore dabei, sowohl in den kurzen Cut-Scenes, den Editor-Werken als auch auf der Planetenoberfläche nicht. So nimmt das Spiel u. a. jederzeit Bezug auf vergangene Entwicklungen, wodurch ihr z. B. altbekannte Spezies, mit denen ihr euch einst in den Wäldern um Futter gebalgt habt um eure Sci-Fi Städte schleichen seht.


Der eigene Stamm wächst und gedeiht (click to enlarge)


Ist letztlich der gesamte Planet unterworfen, geht es ab Richtung Weltall. Auch hier seid ihr nicht alleine und werdet relativ rasch auf andere Lebewesen stossen, die ähnlich wie im Tierreich unterschiedliche Einstellungen und Charakterzüge besitzen und sich dementsprechend verhalten. Dies ist auch abhängig von euch selbst, da eine militaristische Kriegergesellschaft natürlich von außen anders gesehen wird als religiöse Pazifisten. Zeigte sich in der Urzeit die Tendenz es als Fleischfresser einfacher zu haben, so ist spätestens im All der friedliche Forscher im Vorteil, lassen sich doch relativ unproblematisch lukrative Handelsrouten einrichten und verbündete Völker auftreiben. Gerade durch diese Wechsel im Gameplay und der sich konstant ändernden Herausforderungen übt Spore einen großen Charme auf Spieler mit Faible für die Evolutionsthematik aus. Dieser Autor hat da so seine Erfahrungen gemacht, mit vergessenen Abendessen und kurzen Nächten...



Auch im All lauert die Konkurrenz (click to enlarge)




Alien Besucher in der Bronzezeit? Erich von Däniken hätte seine Freude..


Doch das übrigens auch in der speziellen Special Edition (dann mit "Making Of" DVD, Poster, ..) vertriebene Spore hat leider mit seinen Problemen zu kämpfen. Das die Mischung aus Strategie, Geschicklichkeit und Action nicht jeden Geschmack treffen kann, dürfte klar sein - aufgrund des großen Umfangs sind hier und da natürlich Abstriche gegenüber üblichen in ihrem Genre verwurzelten Spielen (z. B. Echtzeit-Strategie) zu machen. Die gern ins Feld geführte Behauptung, es handele sich mehr um "Mini Games" lässt sich aber argumentativ durch nichts untermauern. Auch die Optik ist bedingt durch die Flexiblität im Aufbau natürlich eher unter "Durchschnitt" anzusiedeln, wenn auch recht putzig geraten. Nein, Spore hat vielmehr ein Problem mit der gegenwärtigen Produktpolitik in Sachen Digital Rights Management (DRM) in der Branche.


Neue Heimat? Wohl eher nicht...


So werden ehrliche Käufer abermals mit dem Kopierschutz SecuRom gegängelt, während Illegalos ihre Software bereits entsprechend "entschärft" problemlos aus dunklen Ecken des Netzes beschaffen können. Ebenfalls einmal den Effenberg-Finger hat man sich für die Limitierung von drei Aktivierungen verdient. Genervte Windows XP Benutzer kennen es - nach dreimaliger Online-Aktivierung müsst ihr nach einer vierten Installation euer Spore über den Telefonsupport bei EA aktivieren. Da ist die Company ja beileibe kein Einzelgänger in der Branche. Hier wie dort ist der Hintergrund wohl eine Steigerung der Erstverkäufe durch Austrockung des Markts für gebrauchte PC-Games - wohl weil PC Spiele als digitale Produkte ja unabhängig von der Anzahl der Installationen keiner Wertminderung unterliegen. Das Thema gäbe genug Stoff für eine eigene Kolumne her, aber wie sich in den Rezensionen namhafter Internet-Warenhäuser begutachten lässt, regt sich in der Spielergemeinde (zurecht!) erbitterter Widerstand gegen diese Produktpolitik. Erste Hersteller reagieren bereits und verkünden die Anpassung ihres DRM - hoffentlich ein neuer Trend, wenn er für Spore selbst leider zu spät kommen wird....


Systemanforderungen:
  • Windows XP oder Vista
  • 2.0 Ghz Pentium 4 CPU
  • 512 MB RAM (Merke: "viel hilft viel")
  • 6 GB Festplattenspeicher
  • 128 MB Grafikkarte mit 2.0 Pixel-Shader

Sebastian meint:

Sebastian

Nach dem immens hohen Erwartungen und dem Hype musste es ja fast zur kollektiven Prügelattacke gegen Spore und Electronic Arts kommen. Man kennt das ja. Allerdings hat sich EA tatsächlich einen Satz heiße Ohren verdient, denn neben dem Spiel selbst sorgen vorallem der Kopierschutz und das Installationslimit für ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Zudem ist Spore unterm Strich weitaus weniger revolutionär als vorher angekündigt und lässt mangels wirklicher Evolution (á la Sim Earth) nach ca. 10 - 20 Stunden stark in der Dauermotivation nach - ergo sind die geforderten 50 Flocken für Spore schlichtweg deutlich überbezahlt! 

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Spore Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 04. September 2008
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 7
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