Call of Duty 3 im Test

Um was geht es? Nach bereits zwei Teilen für PC und verschiedene Konsolen gibt es anscheinend immer noch genug Deutsche, die ganz Europa im Namen des Nationalsozialismus unterjochen wollen. Ihr als kriegserfahrender Zocker, der schon ausreichend Sand bei Omaha Beach schluckte, solltet denn Karren erneut aus dem Dreck ziehen. Hierbei schlüpft ihr in die Rolle eines Amerikaners, Engländers, Kanadiers und Polen. Zusammenhängende Storyline: Fehlanzeige! Identifizierung des Charakters: Fehlanzeige! Action: Am Fließband!

Zuvor gibt es eine belanglose Einführung, die in Form von Videos ablaufen, um euer Alter Ego und dessen Trupp sympathischer rüberkommen zu lassen. Ein bisschen Smalltalk, ein hohler Witz und eine Granatenexplosion reichen und ihr seid bereits mitten drin im Zweiten Weltkrieg und Tonnen von Metallgeschossen und so manche Beleidigungen der Gegenpartei fliegen euch um die Ohren. Hier spielt schon seit Einführung des ersten Teils (2003) die Spielserie ihre ganze Stärke aus: Kein anderer Ego-Shooter präsentierte bis jetzt den Zweiten Weltkrieg so wirklichkeitsnahe und das Mittendringefühl geriet mehr als überzeugend. Ein zweiter großer Pluspunkt sind die abwechslungsreichen Aufgabenstellungen, die wiederholt von euch verlangen, das Joypad und euer Können an die Grenzen des Machbaren zu bringen.

Bei Call of Duty seit ihr nicht ein Befehlshaber, der seine Untergebenen rumkomandiert, sondern ihr mimt ein kleines Frontschwein, dass brav Befehle erhält. Zusammen mit eurem Team gilt es ganze Stadtbereiche zu erobern, Stellungen gegen die Deutschen zu verteidigen oder Anschläge zu verüben. Hierbei wurde auf Kosten der Action Befehlsoptionen weggelassen und eure Kameraden agieren völlig frei, was leider fehlerbehaftet ist: So warten eure Kumpels jedes Mal, dass ihr als Erster in die Schlacht rennt - sonst rühren die feigen Kerle keinen Finger. Kommt es zu packenden Gefechten innerhalb von Gebäuden stehen euch die Kollegen oft im Weg und so werdet ihr mehr als einmal ins Grass beißen. Doch sind sie einmal in Bewegung, denken sie mit Rambo verwandt zu sein. Bei den bekannten Fahrzeugmissionen dürft ihr jetzt auch hinter das Steuer eines Jeeps springen und durch vorgegebene Abschnitte rasen, während die Jungs auf den Sitzen die Gegner mit Blei vollpumpen.

Hier kommt leider ein großes Problem zum Tragen: Studiertet ihr die Strecke nicht schon vorher ein, werdet ihr oft an wichtigen Sprungrampen oder Ecken stecken bleiben, weil alle Levelabschnitte von Call of Duty 3 linear sind. Eine weitere große Neuerung ist der Nahkampfmodus: Sobald ihr mit eurem Feind im Clinch liegt, solltet ihr die vorgegebenen Tastenkombinationen drücken, um der Sache Heer zu werden.

Klar ist der Modus nett gemeint, aber große Herausforderungen stellt er nicht. Genauso wenig wie das Legen von Sprengsätzen. Zuvor befestigt ihr die explosive Mischung an das Objekt, welches es zu zerstören gilt, und mit drehen des Analogsticks und Tastenkombinationen aktiviert ihr den Zünder. Jetzt solltet ihr schnell das Weite suchen und dem Feuerwerk steht nichts mehr im Wege.

Ernüchterung macht sich leider bei der Präsentation breit: Nähert der Spieler sich z.B. einer Wand, sieht man deutlich das Aufploppen von Texturen und selbst ganzen Gegenständen. Oft wird das Zielen erschwert, wenn es zu Einbrüchen in der Framerate kommt und dies leider nicht zu knapp. Wirft der Gamer eine Rauchgranate, kann man ein Dauerruckeln auf dem heimischen Fernseher bewundern, welches doch reichlich an der Atmosphäre nagt. Bei dem kinoreifen Sound schlichen sich sogar Bugs ein, die das Explodieren einer Granate nicht ertönen lassen oder sich der Zocker beim Magazinwechsel fragt, ob wirklich Munition nachgeladen wurde. Die Synchronisation ist wie gehabt auf hohem Niveau und lässt darüber hinwegsehen, dass viele Sprachsampels aus dem Vorgänger recycelt wurden.