Prince of Persia: Die Vergessene Zeit im Test

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Wir erinnern uns an das Jahr 2008… Damals erlebten wir den ersten „Next Gen“-Ausflug des persischen Prinzen. Selbiger kam zwar etwas unkonventionell, in Form eines harmlosen Abenteuers daher, konnte aber dank hübscher Cell Shading-Optik und gelungenem Gameplay ansehnliche Wertungen abstauben. Nichts desto trotz entfernte sich Ubisoft damit ziemlich von den eher düsteren Wurzeln der Vorgänger und konnte viele Fans der Reihe nicht wirklich zufrieden stellen. Doch nun soll alles anders werden!

persia6.jpgMit Prince of Persia: Die Vergessene Zeit wird nämlich ein neues Prinzen-Abenteuer serviert das sich sowohl spielerisch, als auch stilistisch wieder stärker an den Tugenden der Franchise - also Kämpfen & Klettern - orientiert. Schluss mit Lichtkeime sammeln und Händchen halten von Sidekick Elika, in Die Vergessene Zeit geht es bedeutend erwachsener und vor allem brachialer zur Sache. Die Story des Spiels ist schnell erzählt, orientiert sich wiedererwartend aber kaum an der Geschichte des aktuellen Prince of Persia-Kinofilms. Stattdessen wird eine eigene Geschichte erzählt, die zeitlich zwischen den beiden Prince of Persia-Ablegern Sands of Time und Warrior Within angesiedelt ist. Im Wesentlichen geht es darum dass unser Königreich von einem gigantischen Heer bedroht wird und kurz vor dem Untergang steht. Um Schadensbegrenzung zu betreiben und die Streitmacht vielleicht doch noch aufzuhalten, erweckt unser Bruder Malik König Salomons legendäre Sandarmee zum Leben.

Leider lässt diese sich nicht wirklich kontrollieren, stellt sich ebenfalls gegen Persien und beginnt sogleich den Palast zu überfluten. Zu allem Überfluss wird Malik auch noch in den Bann des mysteriösen Medallions gezogen, mit dessen Hilfe die untote Armee aus ihrem sandigen Gefängnis befreit wurde. Nun liegt es an uns einen Weg zu finden das ganze Land vor dem bevorstehenden Unheil zu bewahren und Malik vor sich selbst zu retten.

persia2.jpgUnterstützung bekommen wir dabei von der schönen Dschinn Razia, die uns zwischen den Spielabschnitten mit Rat und Tat zur Seite steht und uns mit den nötigen - magischen - Fähigkeiten ausstattet um den gegnerischen Heerscharen Einhalt zu gebieten. Einen Innovationspreis verdient die typische Gut/Böse-Geschichte zwar nicht, für einige unterhaltsame Stunden sorgt sie aber allemal. Präsentiert wird das Ganze in netten Cut-Scenes, die aber leider weder grafisch noch inhaltlich das Niveau des sehenswerten Intro-Videos erreichen. Vom Gameplay her lässt sich Prince of Persia: Die Vergessene Zeit am Besten als Hack n´Slay mit ausführlichen Kletter- und kleineren Rätsel-Passagen bezeichnen. Im Laufe der nicht übermäßigen Spielzeit von etwa acht Stunden durchstreifen wir Salomons Palast und versuchen unser Königreich vor der Vernichtung zu bewahren. Im Prinzip erleben wir ein strikt lineares Abenteuer das uns schlauchartig von Raum zu Raum schleust. Um in den nächsten Bereich vorzudringen reicht es aber nur in den seltensten Fällen durch eine Tür zu treten oder eine Brücke zu überqueren.

In der Regel sind die weitläufigen Sääle und Hallen nämlich so gebaut dass wir sie nur mit ausführlichen Kletter- und Sprungpassagen durchqueren können. Mit unseren akrobatischen Tricks ist das aber alles kein Problem! Stangen-Schwünge, Wandläufe, Weitsprünge und Kraxel-Einlagen, auf die jeder Free Climbing-Profi neidisch wäre, sind für den Prinzen ein Kinderspiel.

persia9.jpgSchon nach kurzer Eingewöhnungszeit in die zugängliche Steuerung funktioniert selbst die Aneinanderreihung komplexer Bewegungsabläufe spielend und wir turnen elegant und flüssig durchs Leveldesign. Leider ist die Kameraperspektive nicht immer optimal, weshalb Fehltritte, Abstürze oder Sprünge ins Leere schon mal vorkommen! Um Frustmomenten vorzubeugen wurde, neben vielen automatischen Speicherpunkten, sinnvollerweise auch eine Funktion integriert, mit der wir auf Knopfdruck die Zeit zurückspulen dürfen. Das geht zwar immer nur für wenige Sekunden, reicht aber aus um falsche Absprünge oder Landungen rückgängig zu machen. Damit das Ganze nicht zu einfach wird sind an vielen Plattformen und Wänden Fallen angebracht, die es geschickt zu umgehen gilt. Rasiermesserscharfe Sägeblätter, aus dem Boden schießende Speere, tödliche Pendel und stachelbewährte, schwingende Balken sind absolut keine Seltenheit und erfordern ein ordentliches Maß an Timing. Das Selbe gilt auch für Zeitlimits, etwa wenn nach der Verschiebung einer Bodenplatten oder dem Betätigen eines Hebels schnell ein kurzzeitig geöffneter Durchgang erreicht werden muss.

persia1.jpgNatürlich wird in Prince of Persia: Die Vergessene Zeit nicht nur geklettert und herumgesprungen, ebenso wichtig sind die unzähligen Kämpfe mit Salomons Armee und allerlei anderen Kreaturen. In bester Hack n´Slay-Manier schlitzen wir uns dabei durch die gegnerischen Reihen und bekommen es nicht selten mit 30 oder mehr Feinden gleichzeitig zu tun. Taktik oder spielerischer Anspruch sucht man hier allerdings vergebens, außer einem leichten und aufgeladenen Angriff mit dem Schwert, einem Tritt um die sandigen Skelett-Krieger auf Abstand zu halten oder ihre Deckung zu durchbrechen, einer Ausweich-Rolle und einem Sprung-Angriff hat unser Prinz nämlich nicht viel im Repertoire. Die Möglichkeit zu Blocken oder zu Kontern fehlt leider komplett, dafür gibt es brachiale Finisher.

Befindet sich der vor uns stehende Gegner in der Nähe einer Wand, einer Büstung oder liegt nach einem Fußtritt gar auf dem Boden, kann ihm mit der Angriffstaste ganz locker der Rest gegeben werden. Entweder donnert man seine hohle Denkfabrik gegen die nächste Säule, schubst ihn einen Abgrund hinab oder jagt ihm ein letztes Mal das Schwert in den Körper. Selbst das Springen auf Schulter oder Rücken des Feindes mit anschließende, "Angriff von oben" ist möglich.

persia4.jpgDa sieht Anfangs noch ganz cool aus, die Handvoll Finisher-Animationen wiederholen sich allerdings recht schnell und funktionieren auch nicht immer genau so, wie man es gerne hätte. Die USK12-Freigabe von Prince of Persia: Die Vergessene Zeit lässt sich übrigens mit der Tatsache erklären, dass es keinerlei Bluteffekte - ist ja eh alles Sand - zu sehen gibt und besiegte Gegner sofort verschwinden. Im weiteren Spielverlauf erhalten wir zudem noch einige magische Attacken, deren Einsatz im Hinblick auf die simplen Kämpfe aber nur selten notwendig ist. Zur Auswahl stehen hier ein Feuerschweif, ein Eis-Sturm, ein Wind-Angriff und die sogenannte Steinhaut, mit der "normale" gegnerische Angriffe kurzzeitig keinerlei Schaden verursachen. Ausgelöst werden die Element-Attacken über das Digi-Pad, allerdings verschlingt ihr Einsatz wertvolles Mana, das wir auch zum Zurückdrehen der Zeit benötigen. Um unseren Mana-Vorrat und die Lebensanzeige am linken oberen Bildschirmrand wieder aufzufüllen sammeln wir verschiedenfarbige Orbs, die von besiegten Feinden hinterlassen werden oder in Gefäßen und seltenen Sarkophagen zu finden sind. 

Auf dem selben Weg erhalten wir Erfahrungspunkte, die in einem übersichtlichen Fertigkeitsbaum jederzeit gegen Upgrades eingetauscht werden dürfen. So können wir unsere magischen Fähigkeiten verbessern, die Gesundheitsanzeige verlängern oder den Schaden durch Schwert-Angriffe erhöhen.

persia8.jpgNach einigen Spielstunden erhalten wir außerdem die Macht Wasser einzufrieren, was auch zwingend notwendig ist um voran zu kommen. Wassersäulen, Fontänen und ganze Wasserteppichen eignen sich im vorübergehend erstarrten Zustand ganz hervorragend als Kletterhilfe und auch das ein oder andere Ingame-Rätsel wird auf diesem Weg gelöst. Denkspielchen dürfen bei einem Prince of Persia-Spiel natürlich nicht fehlen, weshalb immer wieder Schalter betätigt, Türen geöffnet, Plattformen verschoben oder Zahnräder gedreht werden müssen um den Weg zum nächsten Raum freizugeben. Im letzten Drittel des Spiels bekommen wir dann noch die Gabe der Erinnerung spendiert, mit der wir verfallene Bereiche des Palasts wieder erscheinen lassen. So können wir Hindernisse überwinden, die uns ansonsten den Weg abgeschnitten hätten. Besonders knifflig sind die meisten Passagen zwar nicht, Anfänger könnten aber eventuell Probleme mit der Koordination bekommen.

Es passiert beispielsweise recht häufig, dass wir während eines Sprungs noch eine Wassersäule einfrieren und unseren Landepunkt erscheinen lassen müssen, nur um dort dann sofort einer tödlichen Falle auszuweichen. Ohne genaues Timing geht hier gar nichts! Speziell die Kletterpartien gegen Ende des Spiels sind nicht von schlechten Eltern, bleiben dafür aber jederzeit fair und dank Zeit-Rückspulfunktion auch für unerfahrene Spieler machbar.

persia5.jpg Das gilt auch für die Kämpfe! Trotz teils enormer Gegnermassen hat man als flinker Prinz kaum Probleme mit den erstaunlich schwerfälligen und langsamen Gegner. Selbst die Auseinandersetzungen mit Zwischen- oder Endbossen erfodern keine besondere Vorgehensweise und sind entsprechend unspektakulär ausgefallen. Erst wird das Fußvolk um den Obermotz dezimiert, dann wird so lang drauf gehauen, bis seine Lebensanzeige zur Neige geht. Zum Schluss dann noch ein kurzer Sprung auf den Rücken und inklusive Gnadenstoß, das war´s. Von den epischen Bosskämpfen eines God of War III, Darksiders oder Dante´s Inferno sind diese Sequenzen meilenweit entfernt. Optisch bewegt sich Prince of Persia: Die Vergessene Zeit im gehobenen Mittelmaß, die einzelnen Bereiche von Salomons Palast sind hübsch designt, können allerdings immer nur auf einem Weg durchquert werden. Alternative Routen oder Erkundungstouren fallen somit weg!

Für Abwechslung sorgt die Architektur, die im Thronsaal, den königlichen Gemächern, den Bädern und dem Observatorium natürlich anders daher kommt, als im Kerker, in den Stallungen, im Aquädukt, in den Schloss-Gärten oder während des kurzen Besuchs einer unterirdischen Dschinn-Stadt. Satte Farben und der orientalische Flair vermitteln ordentliche Atmosphäre und passen ausnahmslos gut zusammen.

persia3.jpgDie Effekte hinken da hinterher, seien es die eigenen Magie-Attacken, das Einfrieren von Wasser, das Ableben von Feinden oder das "große Finale" im Auge eines Sandsturms. Alles sehenswert, aber eben nichts Besonderes! Beim Gegner-Design heißt es "Masse statt Klasse". Neben den Standart-Klon-Skelett-Sandkriegern gibt es noch Klon-Skelettsandkrieger mit Schilden, kräftig gebaute Klon-Skelett-Sandkrieger, fliegende Käfer und einige hünenhafte Kreaturen die uns entweder über den Haufen rennen oder mit einem ziemlich großen Schwert auf uns los gehen. Doch wie steht es eigentlich um unserem Prinzen? Der kommt in der Intro-Sequenz noch hervorragend animiert daher, im Spiel selbst sieht es dann aber doch ein wenig anders aus. Zwar bewegt er sich recht flüssig und speziell die Kletteranimationen oder das Herunterrutschen an einer Fahne mit dem Schwert sehen ganz nett aus, ansonsten sind die Bewegungsabläufe aber etwas hölzern geraten und der Hauptakteur kann sich, obwohl Ubisoft die selbe Engine wie bei Assassin´s Creed II verwendete, nicht mit Meister-Meuchler Ezio messen. Versteht mich nicht falsch! Der Prinz sieht nicht schlecht aus, nur wäre im Bezug auf das grafische Grundgerüst definitiv mehr drin gewesen.

persia7.jpgÄhnlich sieht es auch bei so ziemlich allen anderen Charakteren im Spiel und in den Zwischensequenzen aus. Optisch ganz nett anzusehen, aber in der Bewegung einen Tick zu steif, in der Mimik viel zu emotionslos und die Lippensynchronität der deutschen Version ist ebenfalls nicht optimal. Kommen wir zum Sound! Die Hintergrundmusik passt hervorragend zum Spiel und hört sich an, wie man es eben von einem Prince of Persia-Ableger erwartet. Die deutsche Synchronisation geht in Ordnung, haut aber wohl niemanden vom Hocker! Der Prinz selbst klingt ganz sympathisch, sein Bruder ist ebenfalls noch ganz gut besetzt und Razia... Eigentlich auch ok, allerdings betont die Sprecherin manche Sätze irgendwie merkwürdig. Soundeffekte und Kampfgeräusche erfüllen ihren Zweck, hätten aber ruhig etwas mehr Druck vertragen. Ist das Solo-Abenteuer beendet steht noch der Challenge-Modus bereit, bei dem aufeinanderfolgende Feindwellen erledigt werden müssen - leider nur acht an der Zahl - für Langzeitmotivation reicht das nicht wirklich.

Über U-Play können zudem noch ein weiterer Challenge-Modus und ein neuer Charakter freigeschaltet werden, mit dem ihr die Kampagne bestreiten dürft. Um wen es sich dabei handelt? Kleiner Tipp, er trägt eine modische weiße Kapuze, ist akrobatisch nicht minder begabt als der Prinz und steht auf ausfahrbaren Klingen am Unterarm! ;-)

Harry meint:

Harry

Prince of Persia: Die Vergessene Zeit macht ihm Prinzip nicht viel falsch, bleibt aber dennoch nicht mehr als ein schneller Action-Happen für zwischendurch. Die Klettereinlagen und Kämpfe machen Spaß, sind aber nicht übermäßig anspruchsvoll ausgefallen, die Präsentation ist "nur" gehobenes Mittelmaß und nach etwas über acht Stunden ist das Abenteuer dann auch schon wieder vorbei. Insgesamt fehlt es an Epik, an spielerischen Highlights und an der 0815-Optik!

Nichts desto trotz hatte ich wegen des weit höheren Action-Faktors und der Anleihen an die ursprünglichen PoP-Games wesentlich mehr Spaß als mit dem Pseudo-Prince of Persia von 2008. Zu altem Glanz verhilft Ubisoft der Reihe mit Die Vergessene Zeit zwar ebenfalls nicht, für ein kurzweiliges Orient-Abenteuer reicht es aber definitiv! Prinzen-Fans dürfen ruhig noch ein Bonus-Pünktchen zur Wertung hinzufügen, weil es sich so herrlich oldschool spielt! ;-)
 

Tobias meint:

Tobias

"Von den Machern von Sands of Time" liest man auf dem Backcover des neuen Prinzen-Abenteuers. Wenn das nicht mal die Erwartungen in die Höhe steigen lässt.  Mithalten kann Die Vergessene Zeit aber leider nicht. Es scheint mir ein Spagat zwischen alten Tugenden und dem 2008er Spin-Off zu sein, denn die altbekannten Kletter- und Kampfpassagen sind recht leicht mit nur wenigen Knöpfen zu meistern. Die Kamera zeigt dem Spieler immer den rechten Weg, somit nicht lang gerätselt und beobachtet werden muss, wie es denn nun weiter geht. Das wirkt sich natürlich auch deutlich auf die Spielzeit aus. Trotzdem kann der neue Prinz mit dem spaßigen Gameplay und dem packenden Soundtrack begeistern, nur wirkt es gegen God of War und Darksiders eher wie Fastfood. Schade drum.

Positiv

  • Spaßiges Oldschool-Gameplay
  • Zugängliche Steuerung
  • Nette Orient-Atmosphäre

Negativ

  • Simple Kämpfe
  • Mittelmäßige Präsentation
  • Kamera-Macken
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  • von Civilisation:

    Ist sie auch eindeutig. Begründung kannst du hier nachlesen: nexgam.de/nintendo/wii/prince-…ne-zeit-nintendo-wii.html...

  • von Darkshine:

    Danke, dann bestelle ich´s mir mal für 13,99€ bei play.com. Die Wii Version soll ja angeblich die spielerisch beste sein.

  • von Civilisation:

    Ja, im Spiel wird deutsch gesprochen.

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Prince of Persia: Die Vergessene Zeit Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 21.05.2010
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7.6
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neXGam YouTube Channel
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