Pro Evolution Soccer 2011 im Test

Der geneigte Fußball Fan und Videospieler hat in diesem Jahr mal wieder die Qual der Wahl. Zwei neue Fußball Spiele stehen im Regal und wollen natürlich beide gekauft werden. Und beide Entwickler versprechen zudem einzigartige Erneuerungen, die ihr Produkt so einzigartig machen sollen. Doch welche Erneuerungen sind es denn nun bei PES 2011 genau? Sind es denn überhaupt Neuerungen, oder handelt es sich nur um Versprechungen, die auch mal gern in der Luft hängen bleiben? Um diesen Fragen auf den Zahn zu fühlen, haben wir PES 2011 ins Laufwerk unserer Konsole geschoben und uns zuerst einmal das Hauptmenü angeguckt.

Hier erwartet den Spieler eine überarbeitete und sehr schön strukturierte Menüführung. Und auch die Modi Vielfalt hat es deutlich in sich. Alle bekannten Spielmodi des Vorgängern PES 2010, wie etwa die UEFA Champions League und die UEFA Europa League, haben es ins Spiel geschafft und teilen sich den Platz im Menü mit Neuheiten wie etwa der Copa Santander Libertadores, der südamerikanischen (und voll lizenzierten) Meisterschaft der Vereinsmannschaften. Neu ist zudem, dass die bekannte Meister Liga nun auch online spielbar ist und so unmengen an Stunden Spielspaß bietet, ohne jemals langweilig zu werden. Und es geht noch weiter: An den Lizenzen hat man bei Konami auch geschraubt, und so kommen im neuesten Ableger der FC Bayern München und der Werder Bremen dazu, die die Champions League kräftig aufmischen sollen. Die Gewinner der UEFA Wettbewerbe spielen ebenfalls im UEFA Super Cup Finale, welches nun vollständig in der Meister Liga und dem Werde zu Legende Modus integriert ist. Was die Lizenzen angeht, muss man als Fußball Fan aber auch dieses Jahr zugeben, dass die Konkurrenz von EA die Nase vorne hat. Aber Konami holt Jahr für Jahr auf und es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis beide Fußballspielreihe hier gleichauf sind.
 

Kreative Köpfe unter euch werden sich auch über einen erweiterten Editor freuen können. So steht es euch nicht nur frei, eigene Kicker und Teams zu entwerfen, nein, ihr dürft diesmal sogar eigene Stadien kreieren und das Gesamtpaket eures eigens erstellten Fußballspiels gekonnt abschließen. Der Stadion Editor funktioniert recht gut und ist schön übersichtlich. Inwiefern man ihn nun zwingend braucht, hängt vom jeweiligen Spieler ab. Er ist eine nette Dreingabe, muss aber nicht zwingend ausprobiert und angewandt werden.

Ihr seht schon, hier hat Konami nicht zuviel versprochen und liefert Fans diese Jahr die total Packung an Inhalt, der euch über Monate unterhalten wird. Das alles in einem schn übersichlichen Menü ist wirklich beachtilich und verdient ein großes Lob. Aber was hat sich denn spielerisch getan? Wer die Pressemeldungen im Vorfeld verfolgt hat, weiß, dass das japanische Studio auch hier einiges versprochen hat. Von 1000 neuen Animationen, einem komplett freien 360° Passsystems und einem Tricksystem war die Rede. Auch eine verbesserte KI und aufgebohrtes Torwartverhalten sollen die Videospieler von PES 2011 überzeugen. Was davon alles im Endprodukt steckt erfährt man, wenn es endlich auf den grünen Rasen geht. Zwischen der Teamauswahl und dem Anpfiff werdet ihr feststellen, das PES 2011 auch dieses Jahr ein richtiges Taktik-Schwerkaliber ist. Es gibt quasi nicht, was ihr vor Spielbeginn dem Zufall überlassen könnt. Strategie, Druck auf den Gegner, Spielgestaltung und Spielausrichtung - alles kann frei von euch bestimmt werden. Neu ist auch der Dynamische Taktik Editor. Hier könnt ihr eure Spielausrichtung genau festlegen und auch bestimmen, wann welcher Spieler ausgewechselt wird. Taktik Füchse kommen also voll auf ihre Kosten und verbringen eine lange Zeit in den Voreinstellungen, bevor es dann endlich auf den Platz geht. Wem das alles zuviel ist, braucht aber nicht verzagen, da man auch ohne Know-How ins Spiel gehen kann. Alles andere übernimmt dann einfach das System.

Mit dem Anpfiff des Schiedsrichters werdet ihr euch sofort heimisch fühlen. PES 2011 fühlt sich genauso gut an wie seine Vorgänger. Das bekannte Pro Evolution Spielgefühl ist von Anfang an da und überzeugt auch den kleinsten Fußball Fan. PES 2011 ist eine reine Simulation, und das merkt man von der ersten Sekunde. Doch wie siehts mit den versprochenen Erneuerungen im Gameplay aus? Tatsächlich hat Konami den Mund nicht zu voll genommen. Ganz besonders fällt hier das manuelle Passsystem auf. Jeder Pass muss also genau getippt und abgestimmt sein, was Richtung, Stärke und Genauigkeit angeht, sonst kann es euch passieren, dass ihr dem Gegner vor die Füsse spielt. Anfangs ist es recht schwer und die Quote des Ballverlustes ist hoch, aber mit Übung - oder einigen Stunden im Trainigsmodus - hat man das 360° Passsystem drauf und lernt es wirklich zu schätzen, da das Spiel dann auch sehr sehr realistisch vorkommt und man es auch nicht mehr missen will.

Das erneuerte Tricksystem ist ebenfalls spürbar, obwohl die Auswirkungen auf das Gameplay nicht so gravierend sind, wie noch bei den Pässen. Die Trickkombinationen sind gegen die starke KI eher zwecklos, funktionieren aber gegen menschliche Mitspieler und lassen so gewisse Taktik und ein Gefühl der Überlegenheit aufkommen. Sehr schön ist, dass man sich Trickkombos zusammensetzen, abspeichern und dann per Knopfdruck abrufen kann. Hier steckt der Teufel wirklich im Detail. Wurde im Vorgänger noch die etwas zu schnelle Spielgeschwindigkeit kritisiert, kann man hier Entwarnung geben. Die Standart Einstellung bietet euch gewohnten Spielfluss, der recht realistisch rüberkommt. Wem das nicht genug ist, der kann die Spielgeschwindigkeit aber nach Belieben einstellen. Gut gemacht, Konami!

Etwas zweigespalten kommt die überarbeitete KI daher. Meister agieren die computergesteuerten Kicker sehr gut, was man vor allem als Stürmer spührt. Oft ist einfach kein Durchkommen bei der gegnerischen Verteidigung. Mitspieler, wie auch Gegenspieler spielen meist sehr gute Partien und verlangen euch einiges ab. Auch das Torwartverhalten kann überzeugen und kommt besser und realistischer daher. Einzig der Schiedrichter ist in seinen Entscheidungen manchmal nicht nachvollziehbar. Hier hätte etwas mehr Feintuning gut getan. Die in diversen Foren und Artikeln dritter erwähnten groben Aussetzer in der KI habe ich nach eine Woche spielen nicht bemerken können. Abschließend kann man wirklich behaupten, dass Konami auch hier ganze Arbeit geleistet hat. Schon nach dem ersten Spiel merkt man deutlich, dass PES 2011 sinnvolle Erweiterungen mit sich bringt und sich auch ein gutes Stück realistischer spielt, was vor allem an der genialen 360° Passsteuerung liegt.
Für Solisten bietet PES 2011 eine recht große Palette an Spielmodi, mit der man sich bis frühestens nächstes Jahr mit beschäftigen kann, bis eben der Nachfolger in den Startlöchern steht. Aber Fußball ist ja bekanntlich ein Mannschaftssport und so ist es natürlich nicht verwunderlich, dass PES 2011 mit menschlichen Mitspielern in unerreichte Spielspaßhöhen aufsteigt. Bevor wir zu den Online Modi kommen, erste einmal ein paar Worte zum lokalen Spiel mit bis zu drei Freunden, denn hier kommt - meiner Meinung nach - die meiste Freude auf. Online hin oder her, aber es gibt nichts besseres bei einem Fußballspiel, als einem Kumpel, der neben einem auf dem Sofa sitzt, ein Tor reinzuhauen und sich dann gepflegt darüber zu erfreuen, wie er genervt in den Controller beißt. Es gibt einfach nichts besseren. Und hier trifft PES 2011 voll ins Schwarze! Egal, ob mit- oder gegeneinander, wer bis zu drei Fußball begeisterte Freunde in seinem Umfeld hat, muss sich PES zulegen!

Wer aber keine Fußballfans in seinem Freundeskreis hat - was ja auch ruhig mal vorkommen kann ;) -, der kann natürlich onliche gehen und so gegen menschliche Mitspieler antreten. Und obwohl die Konkurrenz von EA dieses Jahr mit ihrem 11 gegen 11 Online Modus die Nase wieder etwas vorn hat, braucht sich PES der Modi wegen nicht zu verstecken. Alle aus dem Vorgänger bekannten Spielmodi sind natürlich mit drin, aber das I-Tüpfelchen stellt definitiv die Meister Liga dar, die nun komplett online gespielt werden kann, natürlich mit allem, was dazugehört. Hier ist Langzeitmotivation garantiert! Was die technische Seite der online Matches angeht, ist PES 2011 wiederum ein zweischneidiges Schwert. Die mesten Spiele gingen schön flüßig von statten, aber andere (wenige) Partien waren hingegen von Lags und Verzögerungen geplagt. Woher diese schwankende Qualität der online Matches resultiert bleibt abzuwarten. Vielleicht kommt ein Update seitens Konami. Natürlich kann es aber auch an der Verbindung des Spielers liegen, Stichwort Lan oder Wlan Verbindung. Alles in allem läuft der Online Modus aber weitaus besser als noch im Vorgänger.
 

Kommen wir nun zur Grafik. Seit Jahren hat die FIFA-Serie hier die Nase vorn und daran hat sich in diesem Jahr leider nicht viel verändert. Was aber äußerst positiv ausgefallen ist, ist die Qualität der Spielermodelle. Vor allem die Gesichter der Kicker sind unglaublich detailliert und stellen bisher das Non-Plus-Ultra in Fußballspielen dar. Ein Sebastian Schweinsteiger oder ein Christiano Ronaldo sehen wirklich lebensecht aus. Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass PES in diesem Punkt dieses Jahr die Nase vorn hat. Bei FIFA stimmt das Gesamtpaket, aber an Konamis Qualität der Spielermodelle kommt EA nicht heran! Ansonsten präsentiert sich PES eher schlicht. Schlichtes Hintergrunddesign, triste Stadien und texturschwache Fans sind leider nicht auf dem höchsten Niveau. Hier wäre viel mehr dring gewesen. Was dagegen umso mehr überzeugt, ist die Animationsvielfalt der Spieler. Konami hat 1000 neue Animationen versprochen und die Zahl dürte sogar stimmen. Die Kicker verhalten sich realistischer als je zuvor, was eine wirklich Augenweide ist. Hut ab, Konami! Nächstes Jahr aber bitte die restlichen Kritikpunkte ausbessern!

Beim Sound fällt PES 2011 leider deutlich ab. Die Fangesänge sind alles andere als überzeugend und lassen den Eindruck entstehen, dass hier schon seit Jahren das selbe Tonband abgespult wird. Gleiches gilt übrigens für die Kommentatoren, die sinnfrei drauflos labern und sich teilweise ins Wort fallen. Eine Überarbeitung ist hier ja schon fast Pflicht! Einen Torwart als super und fehlerfrei zu bezeichnen, obwohl dieser in der Partie schon 6 Tore zugelassen hat, klingt einfach lächerlich. Also bitte Konami, hier muss nachgebessert werden!