Bevor ihr in die Rolle von Michael Tapp schlüpft, der sich auf macht, den mysteriösen Tod seines Vaters und Detectives David Tapp aufzuklären, wacht ihr in der Person von Campbell auf. Dieser ist drogensüchtig und ein Opfer Jigsaws. Das erkennt ihr an der verkehrten Bärenfalle um seinen Kopf. So beginnt das Spiel mit einem Adrenalinschub, während man als Campbell versucht, sich aus der Bärenfalle zu befreien. Gelingt euch dies, macht ihr als Campbell weiter und sucht nach eurem Sohn, der - wenn man Jigsaws Worten Glauben schenken kann - am Leben ist und von euch gefunden werden will. Ob Campbell seinen Sohn findet und ob Michael Tapp den Tod seines Vaters aufklären kann, wird an dieser Stelle nicht verraten. Da müsst ihr schon selbst Hand anlegen. ;)
Wie schon der Vorgänger, ist Saw 2 - Flesh & Blood ein Horror Action-Adventure, dass euch in dunkle Gemäuer führt, vor Gefahren und extreme Fallen stellt und euch auch mal mit Gegnern konfrontiert, die euch an den Kragen wollen. Dabei werdet ihr immer und immer wieder vor Rätsel und Quick-Time Events gestellt, die es zu lösen gilt. Diese orientieren sich sehr stark am Vorgänger und lassen euch beispielsweise Türen knacken, Zahlenrätsel lösen oder Jigsaws Fallen entschärfen, um andere Personen vor dem sicheren Tod zu bewahren. Leider kommt hier ein extremes Trial-&-Error Prinzip zum Tragen. Die Hinweise auf des Rätsels Lösung sind so rar gesäht, dass ihr sehr oft einfach drauflos probiert und erst einmal auf dem Schlauch steht. Was resultiert dann natürlich daraus? Frust!
Aber Frustmomente hat man nicht nur bei den Rätseln, sondern auch an deren Stellen, die von den Jungs bei Zombi Studios eher verschlechtert als verbessert wurden. So war die schwammige Steuerung im letzten Saw Videospiel ein großer Kritikpunkt, vor allem, was Kämpfe anging. Anstatt diese zu verbessern, haben die Entwickler ganz auf Echtzeit-Kämpfe verzichtet. Nähert sich euch ein Gegner, beginnt ein Quick-Time Event. So müsst ihr bestimmte Knöpfe drücken, um zu blocken oder den Gegner anzugreifen. Dynamik und Anspruch? Fehlanzeige! Das führt soweit, dass Kämpfe schon nach nur wenigen Malen derart nerven, dass man sich die Kampf-Steuerung des letzten Teil zurück wünscht. Ein anderes Problem tritt hier auch auf. Saw 2 will ein Horror Spiel sein. Es will einen mit Schockmomenten um den Verstand bringen. Wenn aber jeder Angriff in einem Quick-Time Event endet, dem man eh nicht entgehen kann und der auch absolut ohne jeden Schockeffekt daher kommt, will einfach keine Horror Stimmung aufkommen. Woher denn auch?
So lauft ihr durch die linearen Level, immer bedacht, dass euch kein Gegner in die Quere kommt und ihr wieder einen dieser dummen Quick-Time Events absolvieren müsst. Aber die kommen ja nicht nur in Kämpfen zum tragen. Saw 2 ist voller Quick-Time Events. Ihr wollt euch aus der Bärenfalle befreien? Löst ein Quick-Time Event. Ihr wollt einer Klinge ausweichen, die beim Öffnen einer Türe auf euch zurast? Drück den richtigen Knopf. Ihr wollt über ein Loch im Boden oder von einer Plattform springen? Quick-Time Event! Irgendwann ist auch mal gut damit!!
Natürlich lebt ein Spiel wie Saw vom Wiedererkennungswert. Und dieser ist auch beim zweiten Teil vorhanden. So werden euch Fallen, Personen und natürlich auch Jigsaw bekannt vorkommen. Vorausgesetzt, ihr könnt etwas erkennen, denn das Spiel ist extrem dunkel ausgefallen. Ein Klick in die Optionen zum Helligkeitsregler lohnt sich also auf jeden Fall auch vor Spielstart. Klingt also wirklich so, als wenn sich seit dem Vorgänger nicht wirklich was in eine positive Richtung getan hat. Das ist leider auch so. Sehen wir mal über die neue Kampf-Steuerung hinweg, fällt auf, dass sich sonst nichts im Vergleich zum Vorgänger getan hat. Die gleichen Schlauchlevels, die (fast) gleichen Aufgaben und Fallen und auch die gleiche Präsentation erwarten euch bei Saw 2 - Flesh & Blood. Nun, Fans des ersten Teils wird das wohl kaum stören, alle anderen werden aber ungläubig den Kopf schütteln.
Treibt euch die Geschichte an, werdet ihr das Spiel in guten 6 bis 7 Stunden beendet haben. Ein Wiederspielwert existiert leider nicht. Sobald man alles gesehen und jedes Rätsel gelöst, bzw. jede Falle entschäft hat, wandert das Spiel auch schon ins Regal oder die nächstbeste Tauschbörse. Grund dafür ist auch der fehlende Multiplayer. Saw 2 ist eine Angelegenheit für Solisten.
Wie vorhin schon kurz angesprochen, ist auch in Sachen Präsentation alles beim Alten geblieben. Dunkle Räume wollen stellenweise hässliche Texturen verbergen und auch bei den Charaktermodellen könnte man meinen, dass diese aus der letzten Konsolengeneration stammen. Durchweg hat man das blöde Gefühl, dass sich die Entwickler einfach keine Mühe mit dem Spiel gegeben haben. Und bei einem Publisher wie Konami, die selbst für eine Horror Serie wie Silent Hill bekannt sind, ist das etwas unverständlich. Ich will nicht sagen, dass Saw 2 grottenschlecht aussieht. Das nicht, aber es liegt im Durchschnitt und auf Niveau des Vorgängers. Besser ist es da bei Sound. Dieser konnte ja auch schon im ersten Teil überzeugen und kommt mit beklemmenden Melodien daher, die eine schön gruselige Atmosphäre erzeugen. Gut bis sehr gut sind auch die englischen Sprecher, allen voran Tobin Bell, der Jigsaw seine Stimme leiht und für das nötige Feeling sorgt.
Saw 2 - Flesh & Blood ist ein Spiel für Fans, die nicht genug von den Filmen kriegen können und auch schon den Vorgänger mehrmals blind durchgespielt haben. Aber auch die werden sich fragen, wie man das Kampfsystem nur so verkorsen konnte. Billige und vorhersehbare Quick-Time Events machen in einem Survival Horror Spiel keinen Spaß, liebe Zombi Studios. Und auch sonst hat man das blöde Gefühl, dass Saw 2 eher ein Rückschritt als ein Fortschritt ist, da neben dem Gameplay auch die Grafik irgenwie von gestern ist!