Fat Princess im Test

PlayStation3

Seit jeher als Multiplayer-Kracher schlechthin angekündigt, mussten sich geduldige Spieler einer harten Probe unterziehen. Schon letztes Jahr auf der E3-Messe in Los Angeles konnte die Fachpresse viel gutes erzählen. Doch wann sollte es denn endlich erscheinen? Ein ganzes Jahr später kam anschließend schließlich die heißersehnte Meldung: Fat Princess soll am 30. Juli im PlayStation Network zum Download bereit stehen. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und stürzten uns für Euch gleich in heiße Multiplayer-Schlachten. Erfahrt bei uns, ob sich der happige Preis von 15€ lohnt.

Fat_Princess_neXGam_11Lasst euch von den bunten, lustigen und hübschen Screenshots nicht täuschen. Hinter Fat Princess steht ein blutiger Kampf zwischen zwei Königreichen und deren Prinzessinnen, Vorposten und jede Menge Kuchen. Das Hauptaugenmerk liegt, wie man am Titel schon erkennt, bei den Prinzessinnen, die entweder gerettet oder entführt werden wollen. Dazu stehen dem Spieler fünf Klassen zur Verfügung: Der starke Krieger, der heilende Priester, der mit Feuerbällen-werfende Magier, der flinke Bogenschütze und der einfache Arbeiter. Jede Klasse hat seine Vor- und Nachteile, doch nur mit der richtigen Kombination führt man das eigene Königreich zum Sieg. Man startet als Schwächling, als Niemand, als jemand, der man einfach nicht sein will. Erst mit der klassenspezifischen Mütze verwandelt man sich zu einer wichtigen Kriegskomponente.

Die Arbeiter-Mütze wird oft vernachlässigt, doch ist sie fast einer der wichtigsten Klassen in Fat Princess. Diese beschafft nämlich Holz und Diamanten, die wichtig sind, um andere Klassen aufzuwerten und an bestimmten Stellen der Map Gegenstände wie Leitern, Tore oder Sprungbretter zu bauen. Das verschafft dem eigenen Königreich natürlich viele Vorteile. Mit dem Sprungbrett kann man ganze Passagen einfach überspringen, mit der Leiter kommt man leichter in die gegnerische Burg, während ein Tor die Gegner für kurze Zeit in Schacht hält. Die Klassenaufwertungen sollte man ebenfalls nicht vernachlässigen. Der Arbeiter beispielsweise kriegt die Fähigkeit Bomben zu werfen, was entscheidend sein kann beim Erobern von Vorposten. Der Krieger muss zu Beginn mit einem Schwert und einem Schild auskommen, mit dem er zumindest Geschosse blocken kann. Doch aufgewertet kriegt er eine mächtige Lanze, die zwar mehr Schaden macht, die Deckung aber vernachlässigt. Eine besonders gute aufgewertete Klasse ist der Priester: Zu Anfang kann er nur heilen, mit gedrückter Taste sogar Flächendeckend, doch aufgewertet verwandelt er sich zum dunklen Priester, der den Gegnern die Lebensenergie absorbiert. Zwischen den Aufwertungen kann man natürlich hin und herschalten. Entweder man stürzt sich Energie-absorbierend ins Gefecht oder mit Druck auf die Dreiecks-Taste geht man als normaler Prediger erneut zurück in die Defensive. Alle anderen Spieler sind übrigens nicht unbedingt auf den Priester angewiesen. Man heilt sich langsam aber sicher, wenn man ruhig stehen bleibt. Das ist jedoch lange nicht so schnell und effektiv wie mit einem Priester.

Fat_Princess_neXGam_16So, jetzt kommen wir zum Knackpunkt. Hauptaufgabe in den Modi „Befreit die Prinzessin“ und „Schnapp und weg“ ist es, die eigene Prinzessin zu retten oder die Gegnerische zu entführen. Das passiert natürlich nicht automatisch, sobald man die rivalisierende Festung stürmte. Die Damen wollen getragen werden. Und wie macht man das dem Gegner besonders schwer? Richtig, man mästet die Gute. Überall auf der Karte verteilt befinden sich Kuchenstücke, die aufgenommen und zur Prinzessin getragen werden müssen, die nach jedem Stück immer fetter und damit schwieriger zu tragen wird. Haltet sie immer bei Laune, denn sie kann auch wieder abnehmen, wenn sie nichts zu futtern bekommt. Nur mit vereinten Kräften lässt sich die riesige Prinzessin bewegen. Aber versucht erst mal, mit genug Leuten heil in die gegnerische Festung zu gelangen... Lange hart umkämpfte Matches sind da vorprogammiert. Eine schnelle Runde für zwischendurch ist so meist nicht möglich.

Abgesehen von der ersten Kriegerklasse kann nicht geblockt werden. Daher laufen die Gefechte häufig chaotisch und hektisch ab. Hier ist Buttonsmashing angesagt, da es neben dem normalen Angriff nur noch eine stärkere gibt, in dem man den entsprechend Knopf gedrückt lässt. Der Großteil der Taktik in Fat Princess besteht darin, so schnell es geht die wichtigsten Vorposten einzunehmen und zu halten, um auch dementsprechend schnell die Klassen mit Rohstoffen aufgewertet zu bekommen... Und natürlich die Prinzessin schön fett zu halten. Begleitet wird das ganze durch einen Story Mode mit dem wunderschönen Titel „Die Legende der fetten Prinzessin“. Die Geschichte wird lustig in Form eines Kinder-Bilderbuches erzählt, kann einem im Grunde aber völlig egal sein, da die Gefechte willkürlich einsetzen. Diese dient in erster Linie eher dazu, sich einzuspielen und auf die Multiplayer-Modi vorzubereiten. Zumal sich die KI-Kollegen meist doof anstellen. Glücklicherweise kann man mit der Oben-Taste des Digipads Leute befehligen zu folgen. Das macht die Sache einfacher.

Fat_Princess_neXGam_22Dazu kann man als Singleplayer auch unter dem Menüpunkt „Rumblöden“ normale Gefechte gegen Bots spielen und »Gladiatorenkämpfe« austragen. Hier wählt man sich eine Klasse und zieht anschließend in die Arena. Der leider etwas stumme Moderator und die Zuschauer machen die Atmosphäre perfekt. Hierbei müssen verschiedene Gegnerwellen ausgeschaltet werden. Natürlich hat man mehr Energie als in normalen Auseinandersetzungen. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gibt es übrigens auch. Die lassen einen in alte Doom und Duke Nukem Tage schwelgen mit Namen wie „Nimm’s leicht“, „Gesundes Mittelmass“ und „Ich will es hart!“.

Erwähnte ich bereits, wie eigenartig die Menüpunkte klingen? „Alleine spielen“ und „Gegen andere spielen“ sind noch verständlich und „Rumblöden“ erklärte ich zuvor ebenfalls schon. Hinter „Ein bisschen angeben“ verstecken sich die Statistiken und Bestenlisten, während „Rädchen drehen“ die Optionen darstellen. Hier befindet sich ein Nachschlagewerk mit allem, was man über Fat Princess wissen muss, diverse Spieloptionen, unter anderem auch der Gewaltgrad (wir Deutschen bekamen diesmal keine zensierte Version) und der Charaktereditor. Nach jedem gewonnenen Match schaltet man mehr Möglichkeiten frei, seine Spielfigur zu gestalten. Ebenso hat man die Wahl, ob man Männlein oder Weiblein spielt. Da verstellt sich allerdings nur die Stimme. Wer also Lust hat, eine bärtige Frau zu erstellen, nur zu.

Fat_Princess_neXGam_30Verschiedene Optionen und Story Mode schön und gut. Aber was ist denn mit dem Multiplayer? Dieser ist nur Online spielbar und bietet vier unterschiedliche Modi. Die bereits angesprochenen „Befreit die Prinzessin“ und „Schnapp und weg“, sowie das klassische Team-Deathmatch und „Invasion“. Hier müssen Vorposten eingenommen und verteidigt werden. Austoben kann man sich auf insgesamt acht Karten plus einer Fußball-Karte. Warum diese nicht als Modi angezeigt wird, bleibt mir schleierhaft. Denn dahinter versteckt sich noch ein nettes Minigame. Beide Königreiche stehen sich auf dem Fußballfeld gegenüber und spielen... na ja, Fußball eben. Da man nicht schießen kann ist es etwas knifflig, den Ball kontrolliert zu steuern, daher artet das ganze meist eher in riesige blutige Massenprügeleien aus. Die Zuschauer werfen ab und zu Hüte auf das Spielfeld, damit man sich einer Klasse bedienen kann. Nette Idee und wird von mir sicher das ein oder andere mal gespielt.

Die erstellten Spiele starten immer in der vollen Besetzung mit Bots, die nach und nach von richtigen Spielern ersetzt werden. Man kann also ruhig zocken, bis andere Spieler dazustoßen. Die Server sind wegen des Releases noch ein klein wenig überrannt, daher muss man etwas Geduld mitbringen und drei Anläufe benötigen, um auf einen zu kommen. Dafür kann man nach Sieg oder Niederlage einfach in dem Spiel bleiben und eine neue Runde starten. Auch ein Voice-Chat ist vorhanden, der bei mir bisher tadellos funktionierte

Fat_Princess_neXGam_9Ein Großteil des Charmes von Fat Princess ist eindeutig die Grafik. Die Divise lautet: Sehr „Cartoon“ig, sehr bunt, sehr abgedreht. Es ist einfach ungemein lustig anzusehen, wie die putzigen kleinen Menschen sich gegenseitig zu riesigen Blutlachen prügeln. Groß zu bestaunende Effekte sucht man vergebens. Ebenso sind einige Objekte detailarm, doch das ist nicht schlimm. Fat Princess beweist erneut, dass weniger manchmal mehr sein kann. Die Karten unterscheiden sich optisch mit verschiedenen Szenarien voneinander. Von Wäldern mit Flüssen und Canyons bis zu Stränden mit Buchten und Vulkänen mit Lavaströmen ist einiges vorhanden. Auch sind diese mit netten Details bestückt und recht überschaubar, damit man sich schnell zurechtfindet. Nach spätestens fünf Minuten weiß man, wo alles ist und wie man am besten hinkommt. Der Sound weiß ebenfalls zu gefallen. Lustige und mittelalterlich angehauchte Musik begleitet den Spieler durch das ganze Game und unterstreicht das Chaos und die Hektik in den hitzigen Gefechten. Die lustigen Stimmen der Spielfiguren erinnern an Worms und sind dementsprechend gut gewählt. Leider haben diese nicht so viele lustige Kommentare wie die Würmer.




Tobias meint:

Tobias

Meine sehr geehrten Damen und Herren: Mit Fat Princess haben wir es mit dem für mich bisher besten PSN-exklusiven Download-Titel zu tun. Die Action eines Castle Crashers kombiniert mit der Online-Sucht eines Battlefield’s mit dem Look von Nintendo’s knuddeligen Animal Crossing. Ich glaube, ich habe es damit gut zusammengefasst. Nach einer kurzen Einspielphase hat man den Dreh raus und kann sich sofort in heiße Multiplayer-Gefechte stürzen. Es fällt einem echt schwer, den Charme und dem Witz von Fat Princess zu entgehen. Mit einem Splitscreen-Modus hätte man dem Spiel den allerletzten Schliff verpassen können. Auch wird das hektische und chaotische Spielsystem sicherlich nicht jedem Gefallen und so bleibt es jedem selbst überlassen, ob Fat Princess die 15€ wert sind. Für mich war es das und wenn die Tage die Server stabiler laufen, steht dem ultimativen Spaß nichts mehr im Wege. Da lohnte sich die Warterei. Zugreifen!

Positiv

  • Charme ohne Ende
  • Süchtig-machendes Spielprinzip
  • Lustige Spielidee

Negativ

  • Kein Splitscreen
  • Server zum Release noch etwas überlastet
  • Hektisches und chaotisches Gameplay nicht für Jedermann
Userwertung
8 1 Stimmen
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Forum
  • von Darkshine:

    Ist das immer noch online spielbar? War ja ein recht früher PSN Titel.

  • von Civilisation:

    Frisch entstaubt: Tobias Rezi zum Spiel. Fat Princess Seit jeher als Multiplayer-Kracher schlechthin angekündigt, mussten sich geduldige Spieler einer harten Probe unterziehen. Schon letztes Jahr auf der E3-Messe in Los Angeles konnte die Fachpresse viel gutes erzählen. Doch...

  • von ViviTribal:

    Sowas von chaotisch Gerade vor 2 Wochen ist noch ein Erweiterungspack erschienen. Ich denke, dass es schon noch gezockt wird. Aber ist eben nicht jedermanns Sache. Einfach mal auf YouTube ein paar Gameplay Videos gucken, ob man mit dem Chaos klar kommt....

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Fat Princess Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 32
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2009-07-30
Vermarkter Sony
Wertung 9.2
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neXGam YouTube Channel
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