Metal Gear Solid - Portable Ops im Test
Vorbei sind die Zeiten, in denen ihr mit Bedacht die passenden Spielkarten auswählen konntet, Portable Ops bietet peitschende Echtzeit-Action. Zahllose Waffensysteme, von verschiedenen MGs, über den Rocketlauncher bis hin zur beschaulicheren Betäubungspistole, haben ihren Weg auf die UMD gefunden. Desweiteren findet sich das in Snake Eater eingeführte CQC (Close Quarter Combat)-System auch im PSP-Ableger wieder. Durch verschiedene Tritte, Griffe und Würfe lässt sich der unliebsame Widersacher auch waffenlos ins Reich der Träume schicken. Hobbyrambos sind jedoch naturgemäß fehl am Platze: Akribisch und langsam schleicht ihr euch via Analog-Nub von einer Ecke zur nächsten, die feindliche Soldateska stellt ihr am besten durch gezielte unauffällige Kopfschüsse ruhig. Besonders geschickte Naturen können sich wieder nah an die Russen schleichen und diese mit einem höflichen "Freeze" nachhaltig zur Kapitulation bewegen.
Anschließend will der regungslose Körper in einem Spint oder äquivalenten Plätzchen versteckt werden. Leider ist Handhabung der nackten Schlange reichlich fummelig ausgefallen. Die PSP bietet weder die Tastenvielfalt, noch die Ergonomie des Dual Shock-Pads, demnach muss das Gameplay natürlich Abstriche hinnehmen. Sowohl genaues Zielen, als auch der puristische Nahkampf gestalten sich deutlich schwieriger als bei den ausgewachsenen Heimkonsolen. Desweiteren ist die Kamera reichlich suboptimal ausgefallen und muss stetig nachjustiert werden. Die obere Anzeige entspricht hier einer Art Sonar. Sowohl fremde Schritte, als auch die eigene Lautstärke werden visuell angezeigt, verhaltet euch möglichst leise um keine ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen.
Anstatt nur auf Altbewährtes zu setzen, birgt das portable MGS auch eine handfeste Innovation. Erstmals lassen sich auch weitere Einheiten rekrutieren, die anschließend gemeinsam mit Naked Snake das Lager unsicher machen. Zu diesem Zweck schleppt ihr bewusstlos geschlagene Kombattanten zu eurem Truck, um sie anschließend in Einzelhaft zum Überlaufen zu bewegen. Einmal frei nach dem Sciencetology-Schema von euren Argumenten überzeugt, lassen sich bis zu drei Mitstreiter in den Kampf führen. Aufgrund der unauffälligen Camouflage lässt sich mit den Söldner auch superb spionieren, um z.B. Ziele für eine nächtliche Sprengaktion auszuloten. Nicht benötigte Einheiten parkt ihr stilecht in Pappkartons.
Die modische Sowjet-Tarnung eurer Kollaborateure kann sich aber auch als Spielspaß-Killer erweisen. Anstatt mit Snake ewig dem Feindvolk auszuweichen, marschiert ihr als Uniformierter einfach schnurstracks durch die feindlichen Reihen - Tadaa! Der Level ist beendet. Auf diese Weise erblicken trickreiche Gamer bereits nach wenigen Stunden den Abspann. Wer das Hosentaschen-Abenteuer jedoch "ernsthaft" zockt, wird gut 20 Stunden unterhalten. Konami orientiert sich hierbei ganz an den Bedürfnissen der mobilen Zockerschaft und hat die Etappen in viele kleine handliche Häppchen zerstückelt, dich sich meist in wenigen Minuten durchzocken lassen. Ideal für die Bahnfahrt also. Sämtliche Minimissionen sind modular aufgebaut, sprich es steht euch frei ob ihr lieber entlegene Winkel nach neuen Waffen absucht oder der Storyline folgt.
Ermüdet der Einzelspielermodus, so darf sich der geneigte Sofa-Agent auch an umfangreichen Multiplayer-Modi versuchen. Sowohl via Ad-Hoc, als auch im Internet tretet ihr gegen gegen menschliche Snakes an. Im Cyber Survival-Modus lasst ihr euer rekrutiertes Team gegen die Auswahl eines Gegenspielers antreten. Wer das taktische Gameplay meistert und einen Sieg einfährt, darf sich anschließend aus dem Kämpferportfolio des Verlierers bedienen. Action-Junkies setzen hingegen auf eine zünftige Runde, Deathmatch, Team Deathmatch oder Capture the Flag.
Metal Gear Solid - Portable Ops nutzt eine angepasste Subsistance-Engine. Während die Akeure fast ebenso detailliert und eindrucksvoll, wie bei den Vorgängern über das kleine Display flimmern, musste die Umgebungsgrafik deutliche Abstriche hinnehmen. Beeindruckte Snake Eater noch mit einer lebensechten Dschungelflora, so sind die Portable Ops-Architekturen deutlich ressourcenschonender aufgebaut. Für Handheld-Verhältnisse geht die grafische Güte jedoch vollkommen in Ordnung, auch wenn der verhoffte Aha-Effekt ausbleibt. Für eine hollywoodreife Akustik sorgen die bekannten englischen Sprecher und stimmige Kompositionen von Harry Gregson.
Kai meint:
Positiv
- Innovatives Recruiting
- Gewohnt geniale Storyline
Negativ
- Träge, unpräzise Steuerung
Userwertung
Konami hat Vieles richtig gemacht: Der Haus und Hof-Söldner beeindruckt auch auf Sonys Edelhandheld mit einer liebevollen Präsentation und zahlreichen Innovationen, die das Spielsystem intelligent erweitern. Leider verwehrt die hakelige Steuerung höhere Wertungssphären, welche dem Gameplay viel Dynamik raubt. Vor allem geselligen Zockern sei ein Kauf jedoch wärmstens empfohlen.