Miami Vice im Test

PSP
Ach, die 80er Jahre. Damals gab es unter der Sonne kein cooleres Heldenduo als Alligatorfreund Sonny Crockett und sein charmanter Partner Ricardo Tubbs. Die beiden krempelten nicht nur die Drogenszene Floridas um, sondern beeinflussten seinerzeit auch Mode und Musik in ganz erheblichen Maße. Kein Wunder, dass sich schon recht bald jemand ranmachte das sympathische Duo zu versoften. Leider waren alle Miami Vice Spiele bisher eher weniger gelungen und konnten nur selten das Flair der Serie einfangen. Als bestes Negativbeispiel sei hier auf die Davilex Titel aus dem Jahre 2003 verwiesen. Nun, drei Jahre später, versucht sich der Londoner Entwickler Rebellion noch einmal an der Sache...
Und das auch nicht völlig ohne Grund, kommt in Kürze doch eine Kinoversion des 80er Jahre Serienklassikers in die deutschen Kinosäle. Ein Grund zum jubeln ist das aber noch lange nicht, denn der einstmals so smarte Don Johnson alias Sonny Crockett oder Philip Michael Thomas aka Ricardo Tubbs werden definitiv nicht mit von der Partie sein. Da blutet einem echten Fan natürlich das Herz, wenn der schnöselige Colin Farewall künftig im weißen Freizeitanzug als Sonny Crocket durch Miami tingelt..


Hier wird aus der Third-Person Perspektive gespielt...


Doch genug zu den Enttäuschungen einer Fanseele, vielmehr hin zu unserem sich bereits am neuen Kinofilm orientierenden PSP Game. Selbiges wurde exklusiv für Sonys Schmuckkästchen entwickelt und verspricht dadurch alleine schon mal gute Anpassung an die Hardware der PSP. Sollte man jedenfalls meinen.

Wer sich seit den Achtzigern und etlichen Wiederholungen im Deutschen Privatfernsehen für Palmen, Strände und das Miami Drogendezernat erwärmen kann, erhofft natürlich auch genau das hier zu erhalten. Und tatsächlich - im Süden Floridas blüht nach wie vor der Drogenhandel und will von euch gestoppt werden. Dabei sind nahezu alle Mittel recht - fingierte Drogenkäufe zwecks Beweisbeschaffung, unkooperative Zeugen verhören und fiesen Gangstern eins vor den Latz knallen. Dabei dürft ihr euch zunächst euren Liebling auswählen und dann mit diesem in den Kampf ziehen. Wer einen Kumpel mit Miami Vice auftreiben kann, darf sich sogar drahtlos in ein coop-Abenteuer stürzen und gemeinsam die Szene aufmischen.

Zuvor werdet ihr in einem kleinen Tutorial aber noch über die überlebenswichtigen Feinheiten im Leben eines Cops der "Narcotics" Branche unterrichtet. Die Pflichtübung beinhaltet neben zahlreichen Versteckspielchen hinter Kisten und grundlegenden Dingen der Steuerung natürlich auch Zielübungen mit der Bleispritze, was sich dank Infrarot-Zielpunkt als recht angenehm erweist und nur selten Schwierigkeiten bereitet.


Vorsichtiges Vorgehen zahlt sich aus...



Diese Zielübungen sind im übrigen durchaus ernst zu nehmen, denn eure Fähigkeiten diesbezüglich spielen später eine wichtige Rolle. Nach der Beendigung jedes leider recht linear geratenen Levels erhaltet ihr nämlich eine Punktwertung über eure Trefferquote, euren Gesundheitszustand und euer Vorgehen (Rambo adé) was sich letztlich dann in eurem Ansehen niederschlägt. Wer darauf keinen Wert legt, wird sich im späteren Spielverlauf viel härter beim Verhör einiger potenzieller Informationsquellen tun - ein guter Ruf kann also durchaus entscheidend sein.

Ebenfalls entscheidend ist eure Spürnase für das weiße Pulver. Selbiges liegt nämlich zuhauf in den Stages herum und wartet nur darauf von euch eingesackt und vertickt (!) zu werden. Mit dem Geld könnt ihr dann weitere Drogen kaufen, Waffen beschaffen oder neue Klamotten bezahlen. Das halte ich doch moralisch für fragwürdig und was der Captain im Department dazu sagt, will ich gar nicht erst wissen... :-)


Teils werden Gegner auch aus der Entfernung ausgeschaltet...


Kommen wir zur Technik und reden wir gar nicht so lange herum - war bisher alles noch irgendwie im Rahmen - die Grafik ist übel geworden. Vom Flair des Urlaubsstaats Florida ist wenig bis gar nichts vorhanden, stattdessen begnügt man sich damit in tristen und detailarmen Lagerhäusern und Clubs herumzuturnen. Am meisten erschütterte mich aber der offenbar von TV-Folge 9 inspirierte Ausflug in die sumpfigen Everglades. Mit dem Speedboat heizt ihr hier über eine derart häßlich bräunlich-gelbe Schicht, daß bei mir spontan das Kindheitstrauma über gewisse Campingplatz-Toiletten hervor trat. "Häßlich" mag hart klingen, trifft es aber leider ziemlich genau.

Dazu gibt es dann großzügigerweise auch noch leichtes Flimmern sowie die stocksteifen Protagonisten, die so rein gar nichts vom lockeren Flair der 80er Jahre rüberzubringen vermögen. Die Bewegungsabläufe erinnern an einen besseren Roboter und genauso steuert sich das Heldenduo auch. Dazu kommen dann noch streckenweise Probleme mit der Kamera, beispielsweise wenn ihr um eine Ecke lugt und euer virtueller Alter Ego euch die Sicht auf die lauernde Gegnerschar versperrt oder ihr aber eine schnelle 180° Grad Drehung vollzieht.


Untergehende Sonne - da hat sie was mit dem Spiel gemeinsam...


Auch die Physikengine des Spiels ist leider ein ziemlicher Witz. Nicht nur, daß sich herumliegende Gegenstände niemals vom Fleck bewegen, egal wie stark ihr sie anrempelt oder anschießt. Witziger wird es da nur noch bei den Fensterscheiben, die offenbar aus ganz neuartigem kugelabsorbierenden Material bestehen. Dutzende Bleiladungen könnt ihr auf diese hinabprasseln lassen, ohne dass es auch nur einen Splitter zu sehen gibt. Erwähnenswert ist als Abschluß übrigens auch noch der übermäßige Gebrauch des roten Lebenssaft, was dem Spiel wohl seine USK 18 Einstufung eingebracht haben dürfte. Die Idee wenigstens darüber noch einige Brutalinskis zum Kauf bewegen zu können ist geradezu offensichtlich, besser ihr belohnt derartiges Vorgehen nicht auch noch.

Sebastian meint:

Sebastian

Ich sage dem Kinofilm das gleiche Schicksal wie diesem Spiel hier voraus - ein paar alte Ideen werden aufgewärmt, man scheitert damit und in einem Monat spricht schon kein Mensch mehr davon. Kauft euch lieber die 1. Staffel der Originalserie bei Amazon, da habt ihr weitaus mehr von!

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Miami Vice Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 18. August 2006
Vermarkter VivendiUniversal
Wertung 6.3
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