SNK Arcade Classics 0 im Test

PSP
Shin Nihon Kikaku. Eine Hard- und Softwareschmiede, die sich, dank des revolutionären Arcade-Systems „Neo Geo“ und diversen wegweisenden Spiele-Franchises, vor allem in den 1990er Jahren einen Namen machte. Lediglich älteren Semestern und SNK-Fans dürfte jedoch bekannt sein, dass der osakaer Entwickler die Spielhallen bereits vor dieser goldenen Epoche mit Platinen-Futter versorgte.
Die, bislang nur im Land der aufgehenden Sonne für Sonys PSP erschienene, Spielesammlung SNK Arcade Classics 0 ist SNK Playmores Versuch, den Spielern jene, inzwischen in Vergessenheit geratene, Ära näher zu bringen. Um dies zu bewerkstelligen, stehen satte 20 Titel bereit. Im Detail handelt es sich um folgende Klassiker:

- Ikari Warriors (1986): Top Down-Shooter mit erstklassigem Leveldesign. Der Automat verwendete zwei separate Joysticks – jeweils zur Bewegung und zur Drehung der Spielfigur. Das Charakterdesign der Protagonisten wurde vom Film „First Blood“ (Rambo) inspiriert.

- Ikari Warriors 2 (1986): Größerer Umfang, höhere Difficulty. Bekannt vor allem durch den NES-Port namens „Victory Road“.

- Ikari III: The Rescue (1989): Leistungsfähigere Hardware (beinahe Neo Geo-Niveau!), audiovisuell entsprechend attraktiver als die Vorgänger. Realistischere Darstellung von Prota-und Antagonisten. Zwei Automatenversionen: Das bewährte 2-Stick-System und eine modernere 1-Stick-Fassung.

- Athena (1986): Knuddel-Sidescroller mit der, aus „The King of Fighters“ bekannten, Psycho-Soldatin. Interessantes Power Up-System.

- Psycho Soldier (1987): Athena-Nachfolger, welcher spielerisch mit dem Prequel nicht viel gemein hat. Vielmehr bewegt ihr euch, immer verfolgt vom linken Bildschirmrand, durch, mit Feinden und Hindernissen gespickte, Levels. Spieler 2 kontrolliert Athenas, ebenfalls aus „KoF“ bekannten, Partner Kensou. Zudem dürfen sich Fans an der Urfassung des Psycho-Soldier-Themas erfreuen.

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- Sasuke vs. Commander (1980): Der, mit Abstand, älteste Titel der Sammlung. Der Spieler bewegt den namensgebenden Protagonisten in einem statischen Bildschirm nach links oder rechts, während er, in bester Space Invaders-Manier, heranstürmende feindliche Ninjas beharkt. Der Titel verwendet nur einen einzigen Feuerknopf.

- T.N.K. III (1985): Top Down-Shooter. „Spielfigur“ ist ein amerikanischer Panzer, welcher, in typischer US-Heldenmanier, im Alleingang eine deutsche Festung erobern muss. Gameplaytechnisch etwas zäh. NES-Spielern eventuell unter dem Namen „Iron Tank: The Invasion of Normandy“ bekannt.

- A.S.O. (1985): Vertikales Shoot `em Up. Vorgänger des Neo Geo-Spiels A.S.O. II (Alpha Mission 2). Sehr herausfordernd, abwechslungsreiche Stages.

- Prehistoric Isle in 1930 (1989): Grundsolides Shoot 'em Up und möglicherweise der beste Titel der Sammlung. Audiovisuell eine echte Perle, großartige Bosse. In SNK-Fankreisen beliebter als das Sequel.

- Bermuda Triangle (1987): Vertikales Shoot 'em Up. Hektisches Gameplay. Sprites und Backgrounds geben sich, für 1987, vergleichsweise bunt und detailiert. Wenig Abwechslung.

- Vanguard II (1984): Ein weiteres Vertical-Shoot 'em Up. Sandbox-Level, in denen es gilt, diverse Ziele zu erfüllen, um zur nächsten Stage zu gelangen. Hervorragende Grafik, etwas schwammiges Gameplay. Nach dem geringen Erfolg des 4 Fire-Button-Konzepts (1 für jede Richtung), welches im Vorgänger zur Anwendung kam, setzte man bei Vanguard II wieder auf ein bewährteres Spielprinzip.

- HAL 21 (1984): Zu Recht eher unbekanntes Vertical-Shoot `em up. In jeglicher Hinsicht unspektakulär, Kontrollschema aus A.S.O. II entlehnt.

- Marvins Maze (1983): Einziges Puzzle-Game der Sammlung. Iso-Perspektive, am ehesten mit „Pac Man auf zwei Ebenen“ zu beschreiben. Spaßig!

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- Guevara (1987): Eines der bekannteren Spiele der Compilation; nicht zuletzt durch den NES-Port „Guerrilla War“. Top Down-Shooter à la Ikari Warriors. In jeglicher Hinsicht erstklassiges Design. Auch dieser Automat verwendete das bewährte Rotary-Joystick-System.

- P.O.W. (1988): Sidescroll-Beat `em Up, welches mit erstaunlich flüssigen Animationen aufwartet, sich jedoch nicht ganz so dynamisch spielt wie die Konkurrenz aus dem Hause Taito. Dennoch sehr unterhaltsam. Geheimtipp!

- Street Smart (1989): ISO-Fighting Game und inoffizielles Fatal Fury-Prequel. Alle drei JAMMA-Buttons finden Verwendung (Schlag, Tritt und Sprung). Gerüchten zufolge handelt es sich bei den, offiziell namenlosen, Protagonisten um einen jungen Takuma Sakazaki (Spieler 1) und Jeff Bogard (Spieler 2). Das (einzige) Background-Theme wurde für Fatal Furys VS. Mode recycled. Street Smart war ausserdem das erste US-Arcade-Game, bei dem der bekannte „Winners don’t use drugs“-Slogan zum Einsatz kam.

- S.A.R.: Search and Rescue (1989): Top Down-Shooter mit bizarrem Setting. Zombies, alienähnliche Kreaturen und riesigen Roboter darf man hier mit vielerlei exotischen Waffen zu Leibe rücken. Auch S.A.R. verwendet das, für Overhead Run `n Gun-Spiele dieser Ära übliche, 2-Joystick-Setup.

- Touchdown Fever (1987): Ordinäres American Football-Game mit, für 1987, sehr passabler Technik. Einzige Besonderheit: Das Spiel verwendet ebenfalls einen Rotary-Stick! Original-Teamnamen, jedoch Fantasie-Spieler.

- Gold Medalist (1988): Relativ gutaussehender Track & Field-Clone. Gameplaytechnisch entspricht es weitestgehend dem Vorbild.
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- Super Championship Baseball (1989): Inoffizieller Vorgänger des wohl besten NES-Baseballspiels „Baseball Stars“. Entspricht spielerisch eben jenem, kommt allerdings, arcadetypisch, lediglich mit 2 Spielmodi daher.

Bereits nach dem Starten wird klar, welche Zielgruppe SNK Playmore mit dieser Compilation anpeilt: Fans werden von einem alten Bekannten, dem jonglierenden Neo Geo CD-Affen, begrüßt. Meines Erachtens eine fragwürdige Entscheidung, dürfte doch so mancher CD-Besitzer im Laufe der Zeit eine gewisse Antipathie gegen den putzigen Primaten entwickelt haben. Einen Druck auf die Start-Taste später findet ihr euch im eher spartanischen Hauptmenü wieder. Dort kann eines der zwanzig Spiele gestartet oder die Galerie betreten werden. In letzterer finden sich Artworks, Flyer und Bezels (die, in dieser Epoche noch üblichen, Bildschirmrahmen). Auch kann hier in Ruhe den Soundtracks aller enthaltenen Spiele gelauscht werden.

Habt ihr euch schließlich für einen der Klassiker entschieden, darf ein neues Spiel gestartet oder alternativ ein Spielstand geladen werden. Da hinter dem bunten Front-End der Arcade Classics ein Emulator werkelt, wird stufenlos gespeichert. Es geht also exakt an jenem Punkt weiter, an dem ihr den entsprechenden Spielstand angelegt habt.

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Eher zweckmäßig kommt auch das spielinterne Optionsmenü daher. Lediglich eine Anpassung der Darstellungsart und der Buttonbelegung ist möglich. Dabei kann das Spiel eurer Wahl sowohl in der Originalauflösung als auch vertikal gestreckt wiedergegeben werden. In jedem Fall leben müsst ihr allerdings mit unschönen Balken- 16:9 gibt es nicht.

Ein besonderes Schmankerl wird bei „rotated“ Spielen, also jenen, deren Original-Automat einen vertikal gelagerten Bildschirm besitzt, geboten. Selbigen kann eure PSP auf Wunsch nämlich simulieren, sofern ihr euch in der Lage seht, ohne Fingerfraktur mit einem vertikal ausgerichteten Handheld zu spielen. In diesem Modus darf ausnahmsweise auch der komplette Screen genutzt werden.

Sinnvoll gelöst wurde das Problem des zusätzlichen Joysticks, welcher bei nahezu allen Overhead-Shootern verwendet wurde, um die Spielfigur um die eigene Achse zu rotieren. Diese Aufgabe obliegt nun den beiden Schultertasten der portablen Playstation. Alternativ kann aber auch auf ein moderneres Kontrollschema zurückgegriffen und euer Charakter, wie beispielsweise beim Neo Geo-Erfolgstitel Shock Troopers, ausschließlich mit dem D-Pad oder Analog-Nub gesteuert werden. Die Umsetzung der jeweiligen Spiele ist gelungen, allerdings nicht authentisch. Während sie ihren Automatenvorbildern, Emulation sei dank, audiovisuell wie ein Ei dem anderen gleichen, wird man Unzulänglichkeiten wie Slowdowns, Spriteflackern und andere Problemchen, mit denen die vergleichsweise leistungsschwache Hardware der 1980er zu kämpfen hatte, vergeblich suchen. Ebenso wie einen 2-Spieler-Modus. Hier daddelt ihr ausschließlich solamente.

Sebastian meint:

Sebastian

Die SNK Arcade Classics 0 sind reiner Fanservice und als solcher vorwiegend für SNK- sowie Arcade-Freunde interessant. Jene sollten, sofern sie die Möglichkeit haben und noch nicht im Besitz der Original-Platinen sind, auch unbedingt zugreifen. Alle anderen riskieren zunächst einen Blick, ohne aber zuviel zu erwarten. Und entscheiden sich im Zweifelsfall eher für eine aktuellere SNK-Compilation.

Positiv

  • Weitgehend originalgetreue Arcade-Spiele
  • In dieser Qualität noch nie zuvor portiert
  • Galerie-Content muss nicht freigeschaltet werden

Negativ

  • kein 2-Spieler-Modus
  • kein Belohnungssystem
Userwertung
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SNK Arcade Classics 0 Daten
Genre Compilation
Spieleranzahl -
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 21.04.2011
Vermarkter SNKPlaymore
Wertung 6
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