Die Geschichte wird Stimmungsvoll erzählt...
Das Spielgeschehen lässt sich als Taktik-RPG aus isometrischer Perspektive beschreiben, ähnlich Final Fantasy Tactics oder auch Nippon Ichi Games à la Disgaea auf der PlayStation 2. Dabei ist der Verlauf sehr linear, was das Navigieren für alle, die der japanischen Sprache nicht mächtig sind, natürlich erleichtert. Zur Hälfte drückt man sich durch lange Dialoge zwischen den Charakteren, zur anderen Hälfte wird gekämpft. Auch das Kampfsystem hat man schnell durchblickt - es wird Rundenweise gezogen,,, sprich ihr seid zuerst dran und wenn ihr alle eure erlaubten Aktionen ausgeführt habt, gebt ihr per Knopfdruck an die CPU-Schergen weiter.
In der Iso-Prespektive werden die Runden gezogen...
Jeder Charakter bekommt pro Runde 99 Aktionspunkte, die er nun beliebig verwenden kann. Die Fortbewegung auf dem Terrain, das Anwenden von Items oder eine von drei verschiedenen Attacken kosten alle eine bestimmte Anzahl solcher Punkte, welche auch durch die Statuswerte und Ausrüstung der Charaktere beeinflusst wird. Besonders achten muss man auf Höhenunterschiede im Spielfeld, die man zu seinen Gunsten nutzen sollte. Außerdem können sich die Waffen bei allzu eifrigem Gebrauch überhitzen und werden so für einige Runden unbrauchbar. Der spielerische Gehalt der etwas beschränkten taktischen Möglichkeiten kann keineswegs mit modernen Genrevertretern mithalten, sorgt aber durchaus für genug Laune beim „Wachen roden“.
Die Statusverwaltung ist auf englisch und damit lesbar...
Die Story ist in einer düsteren Steampunk-Welt angesiedelt. Das bedeutet, dass ihr durchaus mal ein Luftschiff betretet und gigantische Kanonen durch die Wüste rollen, jedoch alles (auch eure Waffen, wie z.B. Schwerter!) mit Dampf betrieben werden. Das zieht auch starke Umweltverschmutzung und infolgedessen Krankheiten mit sich. An einer solchen Krankheit stirbt die Schwester unseres Helds Lucian, der auszieht um sie zu rächen. Bald trifft er aber auf weitere Weggefährten und muss, wie sollte es anders sein, den ganzen Kontinent vor einem größenwahnsinnigen Diktator retten.
Die richtige Stellung gegenüber dem Gegner ist sehr wichtig...
In den hübschen Rendersequenzen sind abgesehen vom Vorspann nie Menschen zu sehen, sondern stets nur Maschinen oder die besuchten Orte. Fortgeführt wird die Geschichte nur durch Dialoge. Da diese einen nicht gerade kleinen Teil des Reizes ausmachen, lesen geduldige Naturen am besten parallel die hervorragende englische Übersetzung im Internet.
Optisch ist Wachen Röder nett anzusehen. Die isometrische Perspektive gestaltet sich in den teils verwinkelten 3D-Konstrukten manchmal als recht unpraktisch. Obwohl man die Kamera in vier Schritten ums Feld rotieren kann, kommt es schon mal vor, dass es unmöglich ist die Charaktere zu sehen. Diese sind stets zweidimensionale Sprites und wirken beim häufig verwendeten Zoom recht pixelig. Eine echte Überraschung sind dagegen die Spezialangriffe, die stets dreidimensional dargestellt werden und in ihrer Farbgebung etwas an die Cel-Shading-Optik erinnern.
Die Geschichte wird noch emotional...
Da diese Animationen aber stets gleich aussehen und nur das Spielgeschehen bremsen, stellt man sie schon nach wenigen Spielstunden lieber ab. Die Dialogsequenzen sind unspektakulär: nette Features wie Bildschirmfüllende Charakterportraits gibt es hier leider nicht. Hin und wieder werdet ihr immerhin mit guter, japanischer Sprachausgabe verwöhnt. Beim Sound gibt es wahrlich nichts zu meckern. Die Kompositionen unterstreichen die Stimmung wunderbar und gehen eine künstlerische Einheit mit den Bildern ein.
Wer mit dem Genre etwas anfangen kann und sich zudem nicht an der Sprachbarriere stört, dem kann Wachen Röder durchaus ans Herz gelegt werden. Für den ohnehin recht günstigen Preis bekommt man schließlich ein nettes kleines Artbook, Sticker und vor allem ein stimmungsvoll präsentiertes Spiel, das bis zum abschließenden „Auf Wiedersehen“ viele Abende ausfüllen dürfte.
written by Philipp Klüglein, ©neXGam