Crossboard 7 im Test

Xbox 360

Snowboarden gehört zweifellos zu den Sportarten, die sich besonders gut für Kinect-Umsetzungen eignen. Hektische oder extrem komplexe Bewegungen werden kaum verlangt. Und da es immer bergab geht, kommt der Spielspaß auch bei kleineren Fehlern nicht ins Stottern. Gleich zwei der bekanntesten japanische Entwicklerteams haben die Gunst der Stunde erkannt. Während SEGA in Sonic Free Riders das Firmenmaskottchen auf die Piste schickt, lässt Konami mit Crossboard 7 eine Horde neuer monströser aber dennoch sympathischer Wintersportler auf die Menschheit los.

Eigentlich ist es nicht ganz korrekt Crossboard 7 als Snowboardspiel zu bezeichnen, denn die skurrilen Protagonisten stürzen sich mit ihren futuristisch anmutenden Brettern nicht nur verschneite Berge hinunter. Auch Vulkane, Sanddünen und Flüsse sind nicht vor ihnen sicher. Wer auf der Suche nach Realismus ist, hat sich ganz klar vergriffen, denn hier wird geradlinige Arcade-Action ohne viel Schnickschnack geboten. Bei Games dieser Art ist eine Story absolut überflüssig und darum geht es auch direkt mit dem Training los, das wirklich sehr gut auf die kommenden Aufgaben vorbereitet.

 

Crossboard_7_1.jpgDie Steuerung ist simpel, was auch der Hauptgrund dafür sein dürfte, dass sie gut funktioniert. Wie es sich gehört, steht der Zocker seitlich zur virtuellen Piste. Durch eine Beugung nach vorn wird Geschwindigkeit aufgebaut, während seitliche Bewegungen des Oberkörpers die Richtung beeinflussen. Es dauert nur wenige Minuten, bis diese Grundlagen verinnerlicht sind und in den Kurven mit richtiger Stärke eingesetzt werden können. Natürlich kommt es nicht nur auf Geschwindigkeit an. Auch Tricks gehören zum Extremsportalltag. So kompliziert wie bei den alten Tony Hawk Games (bevor irgendein Trottel diesen furchtbaren Skateboard-Controller erfunden hat) oder der legendären Amped-Reihe wird es aber nicht. Grabs, Grinds und Flips sind nur in wenigen Variationen vorhanden, die sich mit einfachen Aktionen auslösen lassen. Völlig fehlerfrei ist die Bewegungssteuerung hier nicht. Gern führt der virtuelle Stellvertreter mal eine halbe Drehung zu viel aus oder reagiert erst beim zweiten Versuch auf ein Kommando. Diese Macken treten aber relativ selten auf und da das Game viel vergibt, werden die Nerven nicht überstrapaziert.

 

Ein paar Extras, die gesammelt und durch eine Stampfbewegung ausgelöst werden können, sollen zusätzlichen Spaß bringen, erfüllen diese Aufgabe aber nur ansatzweise. Neben einem Geschwindigkeitsschub sind eigentlich nur Geschosse verfügbar, mit denen die Kontrahenten kurzzeitig aufgehalten werden können. Nicht gerade abwechslungsreich, aber ganz nett.

 
Crossboard_7_2.jpgEs wird Zeit für einen Blick in die Zukunft: Die neXGam-Wertung für dieses Spiel wird höher ausfallen, als auf den meisten anderen Webseiten. Ausnahmsweise sind die branchenüblichen Bestechungsgelder nicht der Hauptgrund für unsere Freundlichkeit. Crossboard 7 ist einfach kein Game für anspruchsvolle Dauerzocker und sollte darum auch nicht nach den gleichen Kriterien bewertet werden, wie eine ausgewachsene Snowboard-Simulation der Marke Amped. Konami hat ein simples und kurzweiliges Arcade-Game abgeliefert, das durchaus dazu in der Lage ist, Familienmitglieder verschiedener Generationen vor dem Fernseher zu versammeln und zu unterhalten. Wer sich Crossboard 7 zu diesem Zweck zulegt, wird auch Freude an dem Spiel haben. Sind allerdings ein komplexes Tricksystem und knifflige Herausforderungen die Objekte der Begierde, ist die Enttäuschung tatsächlich vorprogrammiert.

 

Crossboard_7_6.jpgEs wird eine ordentliche Anzahl von Modi und Strecken geboten. Vom simplen Rennen über etwas kniffligere Slalomkurse und Trick-Herausforderungen bis hin zu Distanzsprungduellen gibt es viel zu entdecken. Eine Truppe von Monstern, die so kinderfreundlich sind, dass sie auch der Sesamstraße entsprungen sein könnte, fungiert als Gegner. Doch trotz ihrer pseudo-coolen Klamotten und den anderen Szene-Accessoires können die virtuellen Kontrahenten kaum mithalten, wenn ein erfahrener Zocker vor dem Sensor steht. Nach wenigen Stunden ist jede Strecke, jedes Board und jede spielbare Figur freigeschaltet. Hier muss nun doch ein wenig gemeckert werden, denn dass es möglich ist, familientaugliche Spiele zu programmieren, die auch ein paar Herausforderungen für ältere Semester beinhalten, haben Titel wie Mario Kart schon vor Ewigkeiten bewiesen.

 

Auch das Leveldesign ist verbesserungswürdig. Obwohl die Pisten optisch sehr stark variieren, fehlt ihnen ein eigener Charakter. Mit ein paar gewagten Experimenten hätten sich spielerische Unterschiede verwirklichen lassen, doch dazu fehlte den Machern anscheinend der Mut. Was bleibt sind Strecken, die alle ganz nett sind, aber auch im späteren Verlauf des Games keine Überraschungen bereithalten.

 

Crossboard_7_8.jpgAuch wenn es relativ einfach wäre, sich über den fehlenden Xbox-Live-Multiplayer-Modus aufzuregen, lassen wir das an dieser Stelle. Games mit Bewegungssteuerung sind immer dann besonders lustig, wenn sie in geselliger Runde vor dem heimischen Bildschirm gespielt werden. Oft haben Zuschauer genau so viel Spaß wie die aktiven Zocker. Darum ist der 2-Spieler-Modus von Crossboard 7 auch völlig ausreichend, um eine kleine Party zu starten. Die Bewegungen beider Kontrahenten werden ebenso gut erfasst wie in der Solo-Abfahrt und die Duelle gegen menschliche Gegner erhöhen die Langzeitmotivation auf ein erträgliches Maß. Das Kinect-Mikrofon kommt ebenfalls zum Einsatz. Wenn im Raum ordentlich Krach gemacht wird, wird die Begeisterung der Meute mit einem zusätzlichen Geschwindigkeitsschub belohnt. Eine durchaus witzige Idee, die hoffentlich in Zukunft häufig kopiert wird.

 

Crossboard 7 gehört nicht zu den besonders schweißtreibenden Kinect-Titeln, eine gewisse Beweglichkeit ist aber dennoch gefragt. Die menschliche Anatomie lässt eine Beugung nach vorn eigentlich immer zu, doch die andere Richtung kann ungelenken Büromenschen durchaus ein paar Probleme bereiten. Um die Tricks zu absolvieren, sind kleine akrobatische Einlagen nötig, aber zwei bis drei Drehungen sind hier bereits das Maximum, das der Körper können muss.

 

Es soll ja tatsächlich Menschen geben, die hauptsächlich Xbox zocken, um Achievements zu verdienen. Dieser besonderen Spezies kann der Kauf von Crossboard 7 wärmstens empfohlen werden. Einfacher als hier lässt sich das Ansehen in der virtuellen Welt kaum steigern, denn für jeden noch so kleinen Erfolg hagelt es Punkte. Allein für das absolvierte Training und ein paar Abfahrten auf leichten Strecken wird die Zahl neben dem Gamertag stärker erhöht, als für das Beenden der Halo: Reach (ich finde immer eine Möglichkeit mein Lieblingsspiel zu erwähnen) Kampagne auf heldenhaft.

 

Crossboard_7_5.jpgAuch die schrille Optik ist ein klares Indiz dafür, dass Kinder die Hauptzielgruppe dieses Produktes sind. Einen blauen Werwolf in Baggypants, der auf einem von goldenen Blitzen umzuckten neongrünen Board einen Vulkan herunter rast, gibt es selbst in der Welt der Videospiele nicht täglich zu sehen. Die Effekte sind gut gemacht und flimmern in so kurzen Abständen über den Bildschirm, dass selbst ewige Skeptiker endlich zugeben müssen, dass Games wohl doch dazu in der Lage sind, epileptische Anfälle auszulösen. Wenigstens die Strecken sind etwas zurückhaltender. Die Berge, Flüsse und Schneelandschaften wurden abwechslungsreich in Szene gesetzt. Dank vieler Details und guter Weitsicht muss sich Crossboard 7 in diesem Bereich nicht vor den erwachsenen Snowboard-Simulationen verstecken. Wer die grellbunten Monsterfahrer meiden möchte, darf übrigens auch einen virtuellen Menschen auswählen oder direkt den Xbox Avatar verwenden.

 

Die Musik mit ihren harten Gitarrenriffs und schnellen Drums ist gerade noch erträglich. Der englischsprachige Kommentar geht allerdings gehörig auf die Nerven. Sprüche der Marke “Wow, dude!“ oder “Awesome! That is how it´s done!“ donnern im Sekundentakt aus den Lautsprechern. Dabei klingt die Stimme eher bekifft als wirklich enthusiastisch. Da müssen sich selbst Nachwuchszocker etwas beleidigt vorkommen, weil sie irgendjemand im Hause Konami für doof genug hält, um sowas cool zu finden.

 



 

 

Tim meint:

Tim

Crossboard 7 ist bis auf kleinere Aussetzer in der Bewegungserkennung gut spielbar, was tatsächlich ausreicht, um eine vorsichtige Kaufempfehlung auszusprechen und eine höhere Wertung zu vergeben als für Sonic Free Riders. Das bunte Snowboard-Spektakel setzt sich qualitativ deutlich von den diversen Totalausfällen, die zum Kinect-Start vorschnell auf den Markt geworfen wurden, ab. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir es hier mit einem Spitzenspiel zu tun haben. Einsteigerfreundliche Renn- und Trickaction steht auf der Tagesordnung. Gelegenheitszocker und Kinder werden also bestens bedient, während anspruchsvollere Zeitgenossen nach wenigen Stunden die Lust vergehen dürfte.

Positiv

  • Solide Bewegungssteuerung
  • Viele Modi
  • Einsteigerfreundlich

Negativ

  • Kaum Herausforderungen für Erwachsene
  • Unglaublich nerviger Sprecher
  • Kein Online-Multiplayer
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Civilisation:

    Tim hat sich auf das Brett gewagt, die das Spiel bedeutet. Crossboard 7 Snowboarden gehört zweifellos zu den Sportarten, die sich besonders gut für Kinect-Umsetzungen eignen. Hektische oder extrem komplexe Bewegungen werden kaum verlangt. Und da es immer bergab geht, kommt der...

Insgesamt 0 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Crossboard 7 Daten
Genre Funracer
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2010-11-10
Vermarkter Konami
Wertung 6.9
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen