Bulletstorm im Test

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Wo Epic drauf steht, da ist Action drin! Dieses ungeschriebene Gesetz der modernen Videospielgeschichte wird nun ein weiteres Mal untermauert - und zwar mit Bulletstorm, dem neuesten Projekt von Epic Games und den tschechischen Painkiller-Machern People Can Fly. Im Test erfahrt ihr, was Bulletstorm zu bieten hat…
 
bullet3.jpgWir finden uns mitten im All in der Rolle des raubeinigen Kopfgeldjägers Grayson Hunt wieder. Vor einiger Zeit war Gray noch im Dienste der Regierung unterwegs um als Anführer des Spezialkommandos Dead Echo für Ruhe und Frieden zu sorgen. Unglücklicherweise hat das Dead Echo-Squad anstelle vermeintlich böser Regierungsgegner über die Jahre hinweg haufenweise Unschuldige eliminiert, ohne es zu wissen. Schuld daran ist General Sarrano, der Dead Echo für seine eigenen, finsteren Zwecke benutzt hat. Als Gray und seine Jungs spitz kriegen was eigentlich los ist kommt es zur Befehlsverweigerung und Sarrano hetzt ein Todes-Kommando auf den Dead Echo-Trupp. Im Moment ist Flucht die einzige Option, doch Grayson schwört blutige Rache. Einige Zeit später ist es endlich soweit, mitten im All taucht vor uns plötzlich General Sarrano´s gigantisches Schlachtschiff, die Ulysses, auf.

In einem Anfall geistiger Umnachtung und unter erheblichem Alkoholeinfluss entscheiden wir uns für einen direkten Angriff und eröffnen das Feuer. Klar dass wir dem Sternenkreuzer nicht viel entgegen zu setzen haben, doch wenn wir schon untergehen, dann wenigstens mit wehenden Fahnen. In einer Kamikaze-Aktion donnern wir direkt in die Ulysses und finden uns, einige Explosionen und eine schmerzhafte Notlandung später, auf dem Planeten Stygia wieder.

bullet2.jpgDas Schiff ist ein Wrack und unseren besten Kumpel Ishi hat es böse erwischt - blöd gelaufen könnte man sagen. Um Ishi zu retten machen wir uns auf die Suche nach einer Energiezelle, die der Doc zum Durchführen lebenswichtiger Amputationen benötigt. Dabei schließen wir auch erste Bekanntschaft mit den durchgeknallten Freaks, die auf Stygia hausen. Teils mutierte, extrem aggressive Punker machen Jagd auf uns und rennen mit allerlei Tötungswerkzeug durch die Gegend. Kaum haben wir ein paar der Kameraden umgelegt, saust plötzlich die Ulysses an uns vorbei, der Direkt-Angriff scheint also auch Sarranos´s Schiff schwer beschädigt zu haben. Das Monstrum stürzt in der Ferne ab und wir können uns ein dreckiges Lachen nicht verkneifen. Nach einigen weiteren, kurzen Scharmützeln bergen wir die benötigte Energiezelle aus einer havarierten Rettungskapsel und ergattern nebenbei auch noch eine Elektro-Peitsche.

Das nützliche Spielzeug, mit dem Sarrano´s Heavy Echo Trooper ausgestattet sind, ermöglicht es uns Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Feinde zu packen um sie durch die Gegend zu schleudern. Die Elektro-Peitsche bildet die Grundlage für das Skillshot-System, das in Bulletstorm zum Einsatz kommt - doch dazu später mehr.

bulletstorm1.jpgMit der Energiezelle im Gepäck machen wir uns also daran Ishi´s Leben zu retten was, wie durch ein Wunder, auch gelingt. Der Rest der Crew hat nicht so viel Glück und wird von den Einheimischen niedergemetzelt. Übrig bleiben nur wir und unser asiatischer Freund, dessen Körper und Gehirn nach der „Not-Operation“  nun zur Hälfte aus Cyborg-Elektronik besteht. Dumm nur dass Ishi´s gespaltene Persönlichkeit absolut mies gelaunt ist und uns die gesamte Spielzeit hinweg darauf hinweist, was wir doch für ein dämlicher Vollidiot sind. Aber es hilft alles nichts, aus dieser Nummer kommen wir nur gemeinsam raus. So schlagen wir uns Richtung Ulysses durch um hoffentlich an Board des Rettungsschiffs zu gelangen, das General Sarrano aufsammeln soll. Dass wir den Bastard bei Gelegenheit umlegen werden, versteht sich von selbst - doch vorerst haben wir größere Probleme!

Storytechnisch lässt Bulletstorm nichts anbrennen und legt sofort los. Überraschungen gibt es kaum, die straff inszenierte Erzählung passt zum Stil des Spiels und wartet mit interessanten - wenn auch stereotypischen - Charakteren auf. Speziell den herrlich proletigen Grayson muss man einfach ins Herz schließen! Für Unterhaltung ist in jedem Fall über die gesamte Spielzeit hinweg gesorgt...
bulletstorm2.jpg Das ehemalige Space-Paradies Stygia wimmelt nur so vor tödlichen Gefahren, die es in First Person-Perspektive zu überwinden gilt. Auf dem Weg zur Ulysses kämpfen wir uns durch verlassene Städte und Freizeitanlagen, Höhlensysteme, einen gigantischen Vergnügungspark, mit giftigen Pflanzen zugewucherte Parkanlagen und den Untergrund der Hauptstadt. Dabei bekommen wir es mit den bereits erwähnten Punks, sowie mit diversen anderen Mutationen zu tun, die uns allesamt ans Leder wollen. Hört sich nach einem 0815-SciFi-Shooter an, oder? Weit gefehlt! Dank des Skillshotsystem, das besonders spektakuläre Kills mit Bonuspunkten belohnt, unterscheidet sich Bulletstorm grundlegend von anderen Genrevertretern. Ursprünglich zu Trainingszwecken der Heavy Echoes entwickelt, projiziert die Elektropeitsche - die fest mit unserem Arm verbunden ist - eine Kampfstatistik in Form von Skill-Points auf das Headup-Display. An überall verteilten, abgestürzten Rettungskapseln, die als Ingame-Shop fungieren, dürfen wir unsere Skill-Point gegen neue Waffen, Upgrades und Munition eintauschen.

Um Skillshots auszuführen empfiehlt es sich unsere Feinde via Peitsche oder Tritt in die Luft zu befördern um sie währenddessen mit Blei vollzupumpen. Das Spiel schaltet dabei automatisch in Slow-Motion, somit haben wir eine, zugebenermaßen recht großzügig bemessene, Zeitspanne zur Verfügung um mit unseren Widersachern herumzuexperimentieren.

bulletstorm5.jpgWährend die hilflosen Gestalten in Zeitlupe durch die Luft fliegen dürfen wir uns in normaler Geschwindigkeit weiterbewegen! Ob wir nun explosive Gegenstände in die Meute kicken und einen „Gangbang“ verursachen oder ihnen mit einem zünftigen „Fire in the Hole“ im wahrsten Sinne des Wortes Feuer unterm Hintern machen, bleibt uns überlassen. Wir können die bösen Jungs auch in Abgründe, Elektro-Leitungen, stachelbewährte Kakteen, fleischfressende Pflanzen oder spitze Metall-Gerüste befördern, indem wir sie mit der Peitsche hineinziehen, sie in die Richtung des jeweiligen Objekts kicken oder mit Schmackes in sie hineinrutschen. Natürlich lassen sich die Skillshots nach Belieben kombinieren, was nicht nur ungemein viel Spaß bringt, sondern auch mit ordentlich Bonuspunkten honoriert wird. Kreative Interaktion mit der Umgebung, zielsichere Abschüsse - womöglich sogar mit zwischenzeitlichem Waffenwechsel  - und Mehrfach -Skillshots treiben den Multiplikator entsprechend in die Höhe. An Handwerkszeug stehen uns neben dem Sturmgewehr, das sich immer im Inventar befindet, eine Schrotflinte, ein Revolver, ein Scharfschützengewehr - dessen Kugeln wir selbst steuern dürfen - und einige eher unkonventionelle Ballermänner zur Verfügung.

Als da wären die Flair-Gun - ein Gewehr das zwei durch eine Kette miteinander verbundene Granaten verschießt, ein Granatwerfer - dessen Geschosse herum rollen und entweder sofort oder auf Knopfdruck explodieren - und eine Kanone die rotierende Bohrköpfe abfeuert. Zwischenzeitlich stehen wir auch einmal an einem fest montierten Geschütz oder haben eine schnell erhitzende Mini-Gun in den Händen, die wir vorher einem Feind abgenommen haben.

bulletstorm3.jpgWie erwähnt lassen sich die Knarren an Rettungskapseln upgraden und mit besonders durchschlagskräftigen Spezialladungen versehen. Die Munition unserer Feinde wird aufgesammelt oder komfortabel via Peitsche geangelt, Patronen für die „Spezial“-Waffen müssen hingegen meist gekauft werden, da sie eher selten in den strikt linearen Levels herum liegt. Zusätzliche Punkte gibt es für die Zerstörung von News-Robotern, Elektro-Fliegenschwärmen oder Bier-Flaschen - wobei letztere auch getrunken werden dürfen, was einen kurzen Schwipps zur Folge hat. Abwechslung zu den normalen Schießereien gibt´s bei einer actionreichen Zugfahrt-Fahrt durch das Ödland, der Steuerung eines mechanischen Mini-Godzillas , dem Kampf gegen eine überdimensionale Pflanze, und der Flucht vor einem (unseretwegen) stinksauren, haushohen Ungeheuer mit anschließendem Luft-Gefecht. Abgesehen davon hält man sich bei People Can Fly an gängige Shooter-Konventionen und hetzt uns Feindhorden en´ masse auf den Hals.

Zwar haben es nicht viel mehr als eine Handvoll unterschiedlicher Gegner-Typen ins Spiel geschafft, schlimm ist das aber nicht: Bei Epic´s hierzulande indizierter Gears of War-Reihe hat das immerhin auch niemanden gestört! ;-) Von der KI unserer Widersacher ist nicht viel zu spüren, im chaotischen Durcheinander aus heranstürmenden und anschließend durch die Luft fliegenden Gegnern, Explosionen und Skillshots fällt das aber ohnehin nicht weiter auf.
bulletstorm6.jpgWer dem visuellen Overkill entgegen wirken möchte kann übrigens auch einfach die Skillshot-Anzeigen im Optionen-Menü deaktivieren. Das Health-System ist genretypisch automatischer Natur! Gehen wir in Deckung und stecken keine Treffer ein, erholen wir uns selbstständig. Die Checkpoints sind größtenteils fair gesetzt und auch der Schwierigkeitsgrad sollte kein Problem darstellen, selbst ein Durchgang auf der höchsten Stufe verläuft bei Shooter-Kennern weitestgehend problemlos. Optisch macht Bulletstorm einiges her und kitzelt ein wahres Effekt-Gewitter aus der Unreal Engine heraus. Obwohl die Bewegungsfreiheit in den Spielabschnitten sehr begrenzt ist, kommt dank sehenswerter Grafiken im Hintergrund und einer oftmals beeindruckenden Weitsicht nie das Gefühl von Enge auf. Bei dem Blick von einem gigantischen Staudamm auf einen malerischen Strand fühlt sich das Ganze sogar fast an wie Urlaub…

Zumindest wenn man über all die Kugeln hinweg sieht, die uns ständig um die Ohren fliegen. Es wurde spürbar viel Wert auf optische Abwechslung und eine coole Inszenierung gelegt, was auch bei den actionreichen Skripts und unterhaltsamen Zwischensequenzen auffällt. Zwar sind nicht alle Texturen knackscharf, hinsichtlich des gelungenen Level-und Charakterdesigns sind das aber Peanuts.

bullet1.jpgAuch an der Vertonung gibt es kaum etwas auszusetzen, die Sprüche, Flüche und Witzeleien der Charaktere sind teilweise brüllend komisch und erfreulicherweise macht sogar die deutsche Synchronisation eine passable Figur. Die meisten der Gags hören sich auf Englisch natürlich trotzdem noch einen Tick besser an! Während die Detonationseffekte ruhig noch etwas mehr Druck vertragen hätten, klingen die Waffen- und Umgebungsgeräusch genauso gut wie die Hintergrundmusik, die oftmals aus treibenden Metal-Beats besteht und wie die Faust aufs Auge passt. Abseits der gut achtstündigen Kampagne wartet noch der Echo-Modus, der uns die Levels wiederholen lässt um unter Zeitdruck möglichst viele Skill-Points zu sammeln. Weitere Spielabschnitte schalten wir durch das Erreichen bestimmter Punkt-Wertungen frei. Online wird die Leistung aus dem Echo-Modus verglichen oder in einer Art Horde-Modus miteinander gegen immer stärker werdende Feindwellen angetreten.

Das ist recht kurzweilig, dürfte MP-Fans aber kaum länger bei der Stange halten! So, im Prinzip hätten wir jetzt alles… Noch ne gute 80er-Wertung drunter geklatscht und fertig… Das würde ich sagen, hätte ich NICHT die deutsche Version von Bulletstorm getestet!

bulletstorm4.jpgAus welchem Grund sich Electronic Arts nämlich dazu entschieden hat den Action-Titel in Deutschland zu veröffentlichen ist mir schleierhaft. Um das begehrte USK18-Siegel zu ergattern musste so ziemlich alles was Bulletstorm ausmacht aus dem Spiel geschnitten werden. Kein Blut, keine herumfliegenden Körperteile und keine Deko-Leichen - die tolle Atmosphäre der Uncut-Version verschwindet hierzulande völlig. In Bulletstorm geht es nun mal darum seine Feinde auf möglichst grausame Weise um die Ecke zu bringen, allerdings geschieht das auf eine dermaßen überzogene und durchgeknallte Art und Weise dass man nicht einmal im Traum über den „Realitätsgrad“ der gezeigten Szenen nachdenken würde. Selbiger ist schlichtweg nicht vorhanden!

Abgesehen davon war man inkonsequent: Wenn man sich aus Jugend- oder viel mehr „Erwachsenen“-Schutzgründen schon dazu entscheidet ein Spiel dermaßen zusammenzuschneiden, sollte man wenigstens darauf achten das man auch die Splattereffekte nicht mehr hören kann. Matsch- und Spritzgeräusche gibt es nämlich ebenso wie Dialoge über „zerstückelte Biker“ oder ominöse „Leichenberge“, von denen in der deutschen Fassung weit und breit nichts zu sehen ist. 

Harry meint:

Harry

Bulletstorm macht Laune ohne Ende! Die Coolness der Charaktere ist über jeden Zweifel erhaben, an der Optik gibt es absolut nichts auszusetzen und das Skillshot-System kommt als Motivations-Garant erster Güte daher. Die bissigen Dialoge und das - für einen Shooter - ziemlich abwechslungsreiche Gameplay überzeugen genauso wie das kreative Waffen- und Leveldesign. Meckern kann man eigentlich nur über den geringen Widerspielwert und den mangels Spielmodi zu vernachlässigenden Mehrspielermodus.

Achja… Und über die deutsche Version, die ist nämlich nix! Der Spaßfaktor wurde in der USK-Fassung ganz einfach wegzensiert - und das ist keine Übertreibung. Lange Rede, kurzer Sinn: Wer auf kompromisslose Action steht kommt um Bulletstorm nicht herum, sollte aber tunlichst zur internationalen Version greifen.

Anmerkung der Redaktion:
Die Wertung unten bezieht sich auf die USK-Fassung, die Uncut-Version - die glücklicherweise ebenfalls hier liegt - hat eine Wertung jenseits der 80er-Marke verdient! ;-)

Positiv

  • Unkompliziertes Gameplay
  • Spaßiges Skillshot-System
  • Gelungene Präsentation

Negativ

  • Bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte USK-Fassung
  • Geringer Wiederspielwert
  • MP-Modus fehlt es an Umfang
Userwertung
10 1 Stimmen
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Forum
  • von Master DK:

    VR version vom Spiel ...

  • von Darkshine:

    Wär trotzdem witzig, immerhin ist Bulletstorm DAS Spiel welches bei den Onelinern am meisten vom Duke inspiriert ist.

  • von bbstevieb:

    Darkshine schrieb: Leider ist der Duke Nukem DLC nie reduziert. Aber ist der nicht komplett witzlos weil man trotzdem noch mit dem Namen des Original Chars angesprochen wird usw. so hat es zumindest die GameStar...

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Bulletstorm Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 24. Februar 2011
Vermarkter ElectronicArts
Wertung 6.8
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