Soul Calibur IV im Test

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Zehn Jahre nach dem ersten Soul-Calibur, damals noch auf dem seeligen Dreamcast, beglückt uns Namco nun mit dem inzwischen vierten Teil der Serie, diesmal auf der aktuellen Konsolen-Generation. Die größte Neuerung dabei ist die lang erwartete Möglichkeit, sich auch über das Internet mit Freunden zu messen. Aber welche Neuerungen bietet der Titel sonst noch und kann er insgesamt wirklich so überzeugen, wie es seine Vorgänger zu ihrer Zeit getan haben?

Ich muss euch zu Beginn erst einmal ein Geständnis machen, nämlich das ich ein absoluter Einzelgänger bin, zumindest wenn es ums spielen geht. Also egal welchen Titel ich mir gerade antue, ihr werdet mich dort so gut wie nie im Mehrspieler-Bereich antreffen, egal ob on- oder offline. In meiner knapp bemessenen Freizeit habe ich keine Lust auf den ständigen Wettbewerb und den damit verbundenen Stress und brauche ihn auch nicht. Dadurch meide ich natürlich bestimmte Genres kategorisch, so wie die Katzen das Wasser.

Ein gutes und produktives Beispiel wäre dabei, die so genannten Fighting-Games. Da selbige meist rein auf Muliplayer ausgelegt sind und auch erst dann ihr wahres Potenzial entfalten wenn ein menschlicher Spieler auf der anderen Seite als Gegner bereit steht. Das wissen natürlich auch die Macher, weshalb sie meist von Anfang an auf einen ernst gemeinten Single-Player-Part in ihren Spielen verzichten. Zum Glück gibt es aber auch hier Ausnahmen, die sich nicht damit zufrieden geben auf festgelegten und ausgetretenen Pfaden zu wandeln und versuchen den Spielern etwas neues und einzigartiges zu bieten, wie in diesem Fall ein funktionierender Einzelspieler-Modus.

Ich spreche natürlich von der Soul-Calibur-Reihe, mit deren ersten Teil sogar ich sehr viel Spaß hatte. Genial und ausufernd war der Einzelspieler-Modus ausgefallen und genauso motivierend. Auch der vierte Teil, zu dessen Test wir uns heute hier eingefunden haben, bietet wieder einen entsprechenden Bereich - oder sagen wir lieber zwei, denn das ganze wurde aufgesplittet, einmal in den Geschichtsmodus und zum zweiten in den Schicksaltsturm. Leider ist dieser Umstand aber nicht mit dem Grundsatz gleichzusetzen, das zwei Modi auch doppelten Spielspaß versprechen, denn dem ist leider nicht so. Aber darauf möchte ich erst später an passender Stelle näher eingehen.


Erst einmal möchte ich auf die Möglichkeiten eingehen, die uns das Hauptmenü bietet, in das wir nach einem kurzen obligatorischen Intro geworfen werden. Sechs Punkte stehen uns hier zur Verfügung: Zum einen wären das die bekannte Aufsplittung in den Single-Player und den Multiplayer-Bereich und natürlich den Optionen. Weiterhin gibt es wieder das aus den vorherigen Teilen bekannte Museum. Aber auch das Erstellen eigener Kämpfer wurde mit einem eigenen Eintrag bedacht. Genauso wie der XBOX-Live-Bereich, der es nun endlich ermöglicht, online gegen Kämpfer aus aller Welt anzutreten.

Wobei mir hier aber leider die unerfreuliche Aufgabe zufällt, euch von einer gewissen Beschränktheit des Modus zu berichten, da nur reine 1-vs-1-Duelle möglich sind. Es gibt also weder Turniere, noch kann man sich mit mehr als einem Gegner gleichzeitig prügeln, oder ähnliches. Es gibt nicht einmal eine Lobby, in der man sich nach einem Kampf treffen kann. Will man also ein weiteres Match bestreiten, muss man tatsächlich ein neues Spiel eröffnen und sich dort umständlicherweise erneut zusammen finden. Was ich in der heutigen Zeit schon ein wenig als Witz und sogar als Zumutung empfinde, das macht ja jeder drittklassige Titel besser. Die einzige Einstellung, die man im gesamten Multiplayer-Bereich tätigen kann, außer natürlich der Auswahl des Kämpfers und der Arena, ist die Wahl zwischen Spezial- und Standard-Modus, die sich alleine auf die mögliche Ausrüstung und Waffen bezieht. Denn bei Standard sind die auferlegten Attribute auf dergleichen nicht maßgebend, während sie bei Spezial-Variante Verwendung finden.


Wobei wir direkt beim nächsten Punkt währen, nämlich der Möglichkeit, eigene Kämpfer zu erstellen. Dieser stellt, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, einen nicht unerheblichen Motivationsfaktor des Spieles dar und hat so auch einen entsprechend großen Raum von den Machern zur Verfügung gestellt bekommen hat. Was auch lobenswert ist, kann man sich doch hier endlich mal kreativ austoben. Eine gelungene und willkommene Abwechslung gegenüber dem ansonsten sehr destruktivem Gameplay. Man kann man aber nicht nur neue Kämpfer erschaffen, sondern auch vorhandene anpassen, zumindest in einem begrenzten Rahmen. Dafür stehen uns insgesamt sechs Kategorien mitsamt ihrer Vielzahl von Optionen zur Verfügung, die so, zumindest auf den ersten Blick, erstmal keine Wünsche offen lassen.

Begonnen wird bei der Ausrüstung, die man in insgesamt zwölf Bereichen anpassen kann. Angefangen bei verschiedenen Kopfbedeckungen, über Schulterpolster, Gürtel und Beinschienen bis hin zu den Schuhen. Dabei stellt uns das Spiel schon Anfangs eine beträchtliche Anzahl zur Verfügung, die sich aber natürlich im Laufe des Spieles nicht unwesentlich erhöht, da wir ständig weitere freischalten und käuflich erwerben können. Zu beachten ist dabei, das das ganze nicht nur optischen Gesichtspunkten unterliegt, sondern auch einen handfesten Nutzen hat. Denn jeder Ausrüstungsgegenstand bringt eigene Werte mit, die man sich durch das einfache Anlegen einverleiben kann. Dabei kann man prinzipiell von einem festen Grundsatz ausgehen, nämlich das die abgedrehtesten Gegenstände auch die besten Werte haben. So muss man also, will man es sich nicht unnötig schwer machen, sich von oben bis unten mit selbigen voll hängen, bis man wie ein absoluter Freak aussieht. Was ein wenig schade ist, denn so wird die Kreativität natürlich wieder ein wenig einschränkt. Nur beim Arcade-Modus und den jeweiligen Mehrspieler-Varianten ist dies nicht der Fall, da dort die entsprechenden Werte einfach ignoriert werden.


Als nächsten können wir dann noch, die angelegten Ausrüstungsgegenstände farblich anpassen. Weiter geht es mit der den grundlegenden Körper-Attributen des Kämpfers. So haben wir, im dritten Bereich, nicht nur die Möglichkeit, den Körperbau (zumindest marginal zu verändern) sondern auch das Gesicht und die Frisur. Auch die Farbe der Haut und der Klang der Stimme unterliegen hier unserer Auswahl. Danach kommt etwas sehr entscheidendes, denn dann geht es um den zu verwendeten Kampfstil, mit dem wir uns unserer zahlreichen Feinde erwehren wollen mitsamt den zugehörigen Waffen. Zwar haben wir leider nicht die Möglichkeit einen eigenen Stil zu entwickeln oder mehrere zu mischen, aber immerhin können wir uns für eine der 25 vorgefertigten Stile entscheiden.

Im nächsten und damit fünften Bereich können wir der Figur dann noch Spezialfähigkeiten zuweisen, zumindest wenn ihr die dafür benötigten Werte zur Verfügung stehen. Selbige reichen von nicht blockbaren Angriffen bis hin zu zeitweiser Unsichtbarkeit und vielem mehr. Danach können wir noch unserem Kämpfer einen Namen geben, ihm eine Arena zuweisen, die Grundstellung verändern oder einen Testkampf bestreiten.


Auf den ersten Blick sind das sicherlich mehr als genug Optionen um damit glücklich zu werden. Doch spätestens auf den zweiten, näheren Blick, kommt man nicht umhin, sich den Einschränkungen des Systems offen zu stellen. Denn leider sind die Möglichkeiten in einigen Bereichen stark eingeschränkt oder gar nicht vorhanden. So zum Beispiel der grundlegende Körperbau oder das Alter der Kämpfers. Da schimmert dann doch merklich das grobe Baukastensystem durch. Da können auch die vielen Kampfstile und die reichhaltige Ausrüstung nicht auf Dauer hinweg täuschen. Aber egal wie glücklich ihr damit werdet, es gibt neben den über 30 Kämpfern der Standard-Riege noch Platz für 50 weitere und damit für die von euch erstellten.

Nun will ich aber endlich auf den Single-Player-Modus eingehen, der in vier verschiedene Spiel-Variationen aufgeteilt ist. Anfangen wollen wir im obligatorischen Training-Bereich, der auch beim ersten anspielen ganz vorne stehen sollte. Hier kann man nicht nur jede erdenkliche Kampfsituation simulieren, sondern auch direkt nach einer entsprechenden Lösung suchen und sie dann bis zum erbrechen üben. Leider gibt es dabei nicht die Möglichkeit sich direkt beim üben die jeweilige Tastenkombinationen und das Timing anzeigen zu lassen. So müssen die selbst ablaufenden Demos gezwungenermaßen ausreichen.


Das zweite wäre der Geschichtsmodus, der als einziger eine Story und damit verbunden, Zwischen- und Endsequenzen bietet. Wobei ihr nicht allzu hohe Erwartungen an dergleichen stellen solltet, denn ansonsten könnte das ganze sehr enttäuschend für euch enden. Denn außer einem kurzen Einleitungstext und einer relativ kurzen Endsequenz gibt es in dem Bereich nicht viel mehr zu entdecken. Ein wenig mager, vor allem da die Endsequenzen auch noch in Spielegrafik gehalten sind. Aber immerhin gibt es für das erfolgreiche bewältigen der jeweils fünf Runden, eine neue Waffe und eine neue Wettkampfarena. Dabei ist der gebotene Schwierigkeitsgrad, von denen es zwei zur Auswahl gibt, kaum nennenswert. Denn wenn sogar ich die Runden ohne vorheriges Training ohne Probleme schaffe und das innerhalb von einigen Minuten, sagt das schon einiges aus. Übrigens tritt man hier fast immer gegen mehrere Gegner pro Runde an, natürlich nicht gleichzeitig, sondern nacheinander.

Ein weiterer Modus für Einzelkämpfer ist der Schicksalsturm, der sich über insgesamt 60 Etagen erstreckt. Auch hier gibt es wieder einige Besonderheiten, denn man kämpft nicht nur mit einem Auserwählten, wie in den anderen Modi, sondern gleich mit mehreren. Was einen gewissen taktischen Aspekt ins Spiel bringt, da man dadurch die Möglichkeit erhält, während eines laufenden Matches, den Kämpfer zu wechseln. So können sich die Unbeteiligten, in der Zwischenzeit eine kurze Pause gönnen, in der erfreulicherweise auch ihre Energie langsam regeneriert wird. Davon sollte man in kritischen Situationen auch ausgiebig Gebrauch machen, denn ist einer unserer oder einer der gegnerischen Kämpfer komplett besiegt, fällt er für die aktuelle Runde auch komplett aus. Was sehr ärgerlich werden kann, denn oft muss man nicht nur eine Etage am Stück bewältigen, sondern gleich mehrere hintereinander.


Als besonderes Schmankerl gibt es in jeder der 60 Etagen eine Herausforderung, neben dem reinen besiegen der Gegner, die es zu bewältigen gilt. Natürlich gibt es für die investierte Mühe auch eine Belohnung, nämlich weitere Ausrüstungsgegenstände. Ein Beispiel, wäre die 35. Etage, in der man kein Kämpfer wechseln darf oder die Erste, die ohne irgendeinen Schaden überstanden werden muss. Das ganze ist eine interessante und sicherlich auch motivierende Idee, doch leider lässt einen das Spiel ziemlich im Regen darüber stehen, was jeweils von uns erwartet wird, so hilft nur reines ausprobieren oder eine entsprechende Auflistung aus dem Internet.

Als letztes kommen wir nun zum Arcade-Modus, bei dem wir uns durch jeweils acht Stages kämpfen und uns genauso vieler Gegner besiegen müssen. Dabei wird das bekannte und bewährte zwei-Siege-System verwendet, was bedeutet, das der gewinnt, der zuerst zwei Runden für sich entscheiden kann. In diesem Modus spielen, wie schon erwähnt, die Ausrüstungs- und Waffenattribute keine Rolle. So das wir es hier, wohl auch mit schwersten zu tun haben, zumindest theoretisch. Denn die KI der Gegner, lassen sich, wie in den anderen Modi auch, durch einfache Tricks aushebeln, zum Beispiel mit ständigen Wurfeinlagen. Zwar trifft dieses Ärgernis sicherlich auch auf fast alle anderen Genrevertreter zu, trotzdem ist es eine ärgerliche Sache, macht es so doch aus jeder Anstrengung und schweißtreibendem Training vergeudete Liebesmüh.


Alle diese Modi haben dabei eines gemeinsam, denn es gibt in ihnen nicht nur Ausrüstungen, Figuren, Waffen und Kampfarenen frei zuschalten, sondern auch Geld zu verdienen - je nachdem wie gut wir uns jeweils schlagen. Mit selbigen können wir uns nicht nur weitere Recken und Ausrüstungsgegenstände kaufen, sondern auch verschiedene Grafiken und Illustrationen und vieles mehr, die man anschließend im Museum betrachten kann.

Zum Schluss ist es nun auch endlich an der Zeit auf die Kämpfe im allgemeinen genauer einzugehen. Die in den Grundzügen natürlich deckungsgleich sind mit denen der vorherigen Teile. So wird auch hier mit sehr vielen verschiedenen Kampfstilen und damit verbunden, auch mit genauso vielen verschiedenen Waffen gekämpft, die allesamt sehr gelungen und abwechslungsreich ausgefallen sind. Genauso wurde das bewährte acht-Wege-System wieder integriert, so dass das umrunden der Gegner weiterhin ohne Probleme möglich ist. Auch die angelegt Ausrüstung, kann durch massive Beanspruchung und damit Krafteinwirkung zerstört werden, um so die entsprechenden Vorteile, die man dadurch genießt, zunichte zu machen.

Komplett neu hingegen, ist die so genannte Seelenleiste, die sich durch das erfolgreiche Angreifen des Gegners auflädt und durch blocken wieder entlädt. Ist sie somit irgendwann bei Null angekommen, besteht nicht mehr die Möglichkeit des blockens und damit verbunden auch die Gefahr einen Seelenausfall. In diesem Zustand kann der jeweilige Gegner mit einem einzigen kraftvollem Angriff, einem so genannten kritischen KO, das direkte Ende des Kampfes effektvoll einleiten.


Carsten meint:

Carsten

Zu meinem großen Bedauern hat der Einzelspieler-Modus sehr stark Federn lassen müssen. So kann weder der Geschichtsmodus, noch der Schicksalsturm wirklich überzeugen. Aber auch der Multiplayer krankt, im gewissen Maße, an Ideen- und Variationslosigkeit. Dafür sind die Kämpfe ansich effektvoll inszeniert, abwechslungsreich und sehr motivierend. Technisch ist der Titel dabei sowieso über jeden Zweifel erhaben und auch das Balancing ist, bis auf wenige Ausnahme sehr gut gelungen. 

Positiv

  • geniale Optik und spannende Kämpfe
  • umfangreiche Kämpferriege
  • Online-Modus

Negativ

  • Einzelspieler-Part enttäuschend
  • variantenarmer Muliplayer
  • Kämpfer-Editor zu eingeschränkt
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Forum
  • von pseudogilgamesh:

    Super! (Schick die Idee ans Autorenteam!)...

  • von Crewmate:

    Ich suche ein Spiel, in dem ich jemandem mit einer Langhantel die Fresse polieren kann. Bietet der Charaktereditor Langhanteln?...

  • von Afro-Toad:

    LOL! Damit habe ich es dann wohl geschafft, meine eigene Argumentationkette perfekt zu untermauen!

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Soul Calibur IV Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 31. Juli 2008
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8.2
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