NLL 2011 im Test

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Liebe Leserin, lieber Leser: Vielen Dank dafür, dass du dieses Review angeklickt hast. Du hast sowohl neXGam als auch mir als Redakteur einen großen Gefallen getan. Wenn ich Spiele teste, frage ich mich gelegentlich: „Wird das überhaupt jemand lesen?“ Es ist natürlich klar, dass ein Text zum neuesten Teil der Halo-Reihe oder ein Bericht zum aktuellen FIFA-Update immer ein großes Publikum finden. Doch wer nimmt sich die Zeit, um sich über richtig skurrile Produkte wie Cricket-Games oder virtuelle Haustiere zu informieren? Du machst das! Und darum haben wir dich superlieb! Das musste einfach mal gesagt werden. Und jetzt viel Spaß mit einem Review zu einer Indie-Lacrosse-Simulation. Viel skurriler geht es nun wirklich nicht mehr...

Eine kurze Internetrecherche führt zu der erstaunlichen Erkenntnis, dass ein Deutscher Lacrosse Verband (DLaxV) existiert. Noch schockierender ist die Tatsache, dass die U19-Weltmeisterschaft der Lacrosse-Damen in diesem Jahr in Hannover stattfindet. Es muss also irgendwo in Deutschland Menschen geben, die diesen Sport aktiv betreiben. Der Großteil der Bevölkerung hat aber sicherlich noch nie eine Partie gespielt oder auch nur gesehen. In Nordamerika ist die Lage etwas anders. Dort existiert eine Profiliga namens NLL mit 10 Teams aus den USA und Kanada. Laut Wikipedia erscheinen im Durchschnitt 10.000 Fans, wenn zwei der Mannschaften aufeinander treffen. Das ist eine beeindruckende Zahl, die aber offensichtlich nicht gereicht hat, um EA Sports oder ein anderes großes Entwicklerteam wachzurütteln. Darum ist das offizielle Game zur aktuellen Saison auch nicht im Laden erhältlich, sondern exklusiv als Download in der Xbox Live Indie-Sektion. Stir Fry Games, die mit SFG Soccer und SFG Beach Volleyball bereits zwei sehr unterhaltsame Sportgames abgeliefert haben, wurden mit der Umsetzung beauftragt.

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Ich werde nicht versuchen, die Regeln von Lacrosse im Detail zu erklären. Wer ernsthaft darüber nachdenkt, 400 MS Points zu investieren, muss lediglich wissen, dass es erstaunlich viele Parallelen zu bekannteren Sportarten gibt. Die Mannschaft, der es gelingt die meisten Bälle ins gegnerische Tor zu ballern, gewinnt am Ende die Partie. Das Alleinstellungsmerkmal beim Lacrosse ist ein besonderer Schläger, der zum Transportieren, Werfen und Fangen des Balles verwendet werden muss. Abgesehen von einer recht gewöhnungsbedürftigen Tastenbelegung erinnert das Gameplay von NLL 2011 stark an die Fußball- und Eishockey-Simulationen der späten 90er Jahre. Die Aktionsmöglichkeiten sind nicht ganz so weit entwickelt wie bei anderen aktuellen Genrevertretern und auch die Taktik spielt eher eine Nebenrolle. Bis auf die Tatsache, dass es gelegentlich etwas schwierig ist, den richtigen Spieler auszuwählen, funktioniert die Steuerung gut. Sobald die Schussmechanik, die eine gute Beherrschung der Analogsticks und Shoulderbuttons voraussetzt, verinnerlicht ist, entpuppt sich NLL 2011 als kurzweiliges Sportspektakel. Schüsse und Pässe sitzen spätestens nach zwei Übungspartien, so dass selbst absolute Lacrosse-Neulinge nicht lange auf die ersten Erfolgserlebnisse warten müssen.

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NLL 2011 ist kein reiner Arcade-Titel, bei dem es ausschließlich auf schnelle Reaktionen ankommt. Durch einige taktische Anweisungen können auch die computergesteuerten Mitspieler beeinflusst werden und eine Energieleiste sorgt dafür, dass mit die Kräfte der Sportler sparsam eingesetzt werden müssen. Neben regulären Kämpfen um den Ball gibt es auch die Möglichkeit eine Schlägerei anzufangen. Die Idee ist interessant, doch leider sind die Auseinandersetzungen spielerisch extrem seicht. Ein umfangreicher Karriere-Modus mit starken Gegnern beschert den Käufern mehrere Tage gute Unterhaltung. Im Anschluss wirkt sich das eher simple Gameplay dann aber doch negativ auf die Motivation aus. Im Gegensatz zu den anderen Veröffentlichungen des Studios wurden diesmal keine Rollenspielelemente integriert, wodurch das mehrfache Durchzocken recht sinnlos erscheint. Die Rettung kommt in Form der Multiplayer-Modi. Egal ob man mit- oder gegeneinander spielen möchte, NLL 2011 macht es möglich. Einzelmatches oder auch die komplette Karriere dürfen mit insgesamt vier Personen bestritten werden und wie so oft macht auch dieses Videospiel besonders viel Spaß, wenn man nicht allein vor der Konsole sitzt.

Wer bereits ein paar Stir Fry-Spiele gezockt hat weiß, dass die kanadische Spieleschmiede fast ausschließlich Produkte mit humorvoller Cartoon-Optik veröffentlicht. Das passt natürlich nicht zu einer Sportsimulation mit offizieller Lizenz. Darum sehen die Modelle der Spieler diesmal viel realistischer aus als in früheren Werken des Studios. Die Qualität der Grafik liegt mal wieder deutlich über dem Indie-Standard, aber es dürfte klar sein, dass NLL 2011 nicht mit Vollpreis-Software der Marke FIFA verglichen werden kann. Eventuell gibt es hierzulande ja tatsächlich Menschen, denen die Stars der Lacrosse-Szene bekannt sind. Diese Experten werden feststellen, dass die Namen der Profis zwar korrekt sind, aber individuelle Merkmale nicht berücksichtigt wurden. Die harten Jungs auf dem Platz sehen sich so ähnlich, dass es sich um Klone handeln muss. Trotz diverser Mankos, die alle auf das kleine Budget zurückgeführt werden können, macht das Game eine gute Figur. Die Animationen sind nicht vielfältig aber flüssig und wer genau hinsieht wird erkennen, dass die Spielermodelle mit einem subtilen Cel-Shading-Effekt aufgewertet wurden. Satte Farben sorgen dafür, dass die eher simplen Texturen nicht unangenehm auffallen. Die Programmierer wissen anscheinend, wie sich mit begrenzten Mitteln schöne Bilder auf den Fernseher zaubern lassen.

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Zum Sound gibt es nicht viel zu sagen. Ein Technotrack stimmt in den Menüs auf die kommende Partie ein. Sobald es wirklich losgeht, sind aber nur die Zuschauer und ein paar Effekte zu hören. Das klingt abgesehen von gelegentlichen Aussetzern ganz okay, ist aber nicht gerade abwechslungsreich.

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Tim meint:

Tim

NLL 2011 ist ein grundsolides Produkt, das einer ausgewachsenen Simulation nicht ganz so nah kommt, wie es die offizielle Lizenz und die “erwachsene“ Aufmachung vermuten lassen. Das einfach verständliche Gameplay erinnert an die großen Sportspiele vergangener Tage, die oft großzügig auf Komplexität verzichtet haben um den schnellen Einstieg zu ermöglichen. Der Karriere-Modus ist lang und bietet viele Herausforderungen. Wenn alle Lacrosse-Trophäen erobert wurden, gibt es für Einzelgänger aber keinen Grund mehr eine weitere Partie zu starten. Für einen geselligen Abend mit einigen Gleichgesinnten eignet sich das Produkt aus dem Hause Stir Fry aber immer. Was die Technik angeht gibt es nicht viel zu meckern. NLL 2011 gehört zu den schickeren Indie-Games und der Preis von 400 MS Points erscheint gerechtfertigt.


Obwohl die Vorzüge leicht zu erkennen sind, muss ich zugeben, dass die Zahl unter diesem Bericht eine Verlegenheitswertung ist. Wir Tester tun gern so, als wüssten wir alles. Wir schreiben Sätze wie “Das Fahrverhalten des Ferrari Testarossa ist absolut realistisch!“, obwohl wir selbstverständlich nie das Steuer der Edelkarosse in den Händen hatten. Ich gebe offen zu, dass NLL 2011 meine erste und einzige Begegnung mit Lacrosse darstellt. Es ist also durchaus möglich, dass Kenner der Materie das Spiel furchtbar finden oder positive Eigenschaften entdecken, die mir verborgen geblieben sind. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass es auf der Xbox 360 weitere Lacrosse-Umsetzungen gibt. Wir haben das Konkurrenz-Produkt College Lacrosse nicht getestet und werden das wahrscheinlich auch nie tun, aber die Trial-Version macht einen extrem guten Eindruck. Es ist also durchaus möglich, dass NLL 2011 nur die zweitbeste Versoftung der ungewöhnlichen Sportart ist. Darum lassen wir auf der neXGam-Wertungsskala auch noch ein wenig Platz nach oben!

Positiv

  • Unkompliziertes Gameplay
  • Solide Grafik
  • Endlich mal ein neuer Konsolensport

Negativ

  • Langweiliger Sound
  • Mittelmäßige Langzeitmotivation
Userwertung
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NLL 2011 Daten
Genre Funsport
Spieleranzahl 1-4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 15.04.2011
Vermarkter -
Wertung 7.5
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