Deus Ex Invisible War im Test

So oder ähnlich dürfte die Newsmeldung bei Spiegel Online lauten, würde das Inferno in Wirklichkeit stattfinden, welches wir bei Deus Ex: Invisible War als Intro erleben. Und hier beginnt auch schon unsere Geschichte: In letzter Minute entkommen noch einige Wissenschaftler und Personal aus der Stadt. Ihr findet Euch in Seattle wieder, in der Tarsus Akademie. Es stellt sich die Frage, was vorfiel. Ihr wollt Antworten? Euer Protagonist heißt Alex und ist nach Wunsch männlich oder ebenfalls weiblich und macht sich umgehend daran herauszufinden, was passierte. Doch bevor Ihr nachhaken könnt, was wirklich in Chicago los war und ob es Überlebende gibt, wird eure Unterkunft von sogenannten »Suchenden«, einer Gruppe von Gläubigen des Ordens, einer neuen Weltreligion, angegriffen.

Die Ereignisse von Deus Ex: Invisible War sind 20 Jahre nach dem Vorgänger Deus Ex angesiedelt. Damals zerstörte JC Denton, erst im Dienste der Regierung tätig, daraufhin zur Terrororganisation NFS übergelaufen, moderne Kommunikationssysteme und löste so einen Zusammenbruch der alten Weltordnung und Weltwirtschaft aus. 20 Jahre danach kämpft man immer noch mit den Auswirkungen des »großen Kollapses«. Wie der alte Protagonist seid auch ihr ein sogenannter »biomodifizierter« Mensch, d. h. ihr verfügt über die Möglichkeit euren Körper mit Hilfe von Nanotechnologie in Form von Biomodifikationen zu verändern. In der Gesellschaft nach dem großen Kollaps bildeten sich mehrere mächtige Gruppierungen, die um die Vorherrschaft kämpfen. Die wichtigsten sind hierbei zum einen die WTO (World Trade Organization), die sich vor allem um ökonomischen Fortschritt bemüht und der Orden, der die Biomodifikationstechnolgie ablehnt und bekämpft, da sie eine Gefahr für die Individualität des Menschen darstellen.

Und genau hier spielt Deus Ex: Invisible War seine Stärke aus. Anstatt euch in die Rolle des Glaubenskriegers oder des WTO-Soldaten zu verdammen, wird euch die Wahl gelassen, welcher Ideologie ihr folgen wollt. Die Story zieht sich wie ein Leitfaden durch das Game, und so müsst ihr nie Gefahr laufen, euch in den unzähligen Nebenquests zu verstricken. Während eines Kapitels des Spiels bekommt ihr in etwa 10-15 unterschiedliche Aufträge angeboten. Häufig habt ihr ebenfalls in den Nebenquests die Auswahl, welchem Auftraggeber ihr die Aufgabe erfüllt. Soll NG Resonance, eine sehr berühmte Holofigur, lieber für Pequod‘s Kaffee oder für QueeQueg‘s Kaffee Werbung machen? Entscheidet selbst! Seid ihr Verfechter des Rechts oder lasst ihr auch Unrecht geschehen, um anderen zu helfen? Praktisch jede eurer Aktionen wirkt sich auf die Ausrichtung zu den verschiedenen Ideologien aus. Deshalb solltet ihr eure Taten wohl überlegen! Die gesamte Charakterentwicklung eures Helden ist nicht-linear und dynamisch.

Auch die Gesprächen mit den NPCs (Non Player Characters) verlaufen ebenfalls nicht linear. Diese Entscheidungsvielfalt wirkt sich ebenfalls im direkten Spiel aus. So sollt ihr einen Waffenproduktionskomplex infiltrieren. Zuerst die Bots und Wachen ausschalten und den Zentraleingang nehmen oder besser wachsam um das Gelände herum und einen Schleichweg suchen?

Hier ist die Wahl der Biomodifikationen oft entscheidend für das Vorgehen im Game. Könnt ihr beispielsweise Sicherheitscomputer hacken, dürfte es euch leicht fallen, die Bots und Kameras zu deaktivieren, vorausgesetzt ihr findet das passende Terminal. Eventuell entscheidet ihr euch aber auch für das Thermal-Tarnfeld? Dieses macht euch nämlich für mechanische Einheiten unsichtbar, und so könnt ihr frontal auf den Eingang zugehen.

Die Steuerung von Deus Ex: Invisible War dürfte jedem Xbox erprobten Ego-Shooter Fan fast sofort ins Blut übergehen, aber auch Anfänger werden sich hier flott einleben können. Trotzdem ist die fehlende Option, die Pad-Belegung frei zu konfigurieren ein Wermutstropfen, da sie sich so nicht auf individuelle Bedürfnisse einstellen lässt.

Das HUD ist halb transparent gehalten, und hat in der Standardeinstellung einen angenehmen Blauton, der sowohl Funktionalität als auch das »Cyborg« Gefühl ein bisschen vermittelt. Die Halbtransparenz gewährleistet gleichzeitig einen guten Überblick über die sofort zugänglichen Inventargegenstände, den Energiestatus, die Hitpoints und den Status der Biomodifikationen, und trotzdem ist das HUD ebenso in hitzigen Feuergefechten nie im Weg.

Die Grafik ist kann sich durchweg sehen lassen. Umfangreiche Gebiete warten darauf inspiziert zu werden. Die Freiheit fast alle Bereiche betreten zu können wird allerdings mit längeren Ladezeiten bezahlt. Aber das lohnt sich. Denn die Welt in Seattle ist groß. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten: Die Charaktere sind allesamt leider etwas klobig geworden. Da sah man schon Besseres. Wenn man da an Yager, oder ähnliches denkt...

Soundtechnisch kann Deus Ex Invisible War absolut überzeugen: ob die Sprachsamples, welche in Deutsch gesprochen werden (inklusive Untertitel) oder auch die Umgebungsgeräusche: all das über Dolby digital: Man befindet sich wahrhaftig mittendrin: TOP!

Die verschiedenen Orte, an denen ihr eure Aufträge erfüllt, wurden gut umgesetzt und sind mit charakteristischen Merkmalen des jeweiligen Landestyps ausgestattet.