Grand Ages: Medieval im Test

PlayStation 4Xbox One

Der Konsolencontroller – ein recht vielseitiges Eingabegerät, das durch die Jahre seiner Existenz viele Formen durchlief. War es anfangs noch ein blockiges Gerät, welches Joystickfetischisten mieden, hat es sich in der Neuzeit zu einem superkomplexen Steuerungselement gemausert. Jump ’n’ Runs, Rennspiele und Beat ‘em ups sind seine Stärken. Sogar die allseits beliebten Ego-Shooter beherrscht er dank leichter Zielhilfe außerordentlich gut, was PC-Spieler nicht davon abhält, sich darüber lustig zu machen. Doch ein Genre war seit Lebzeiten ein großes Problem, welches dank Maus und Keyboard mehr auf dem PC zu Hause ist: die Echtzeitstrategie!

Grand_Ages_Medieval_6Seien wir doch mal ehrlich: Die bis jetzt erschienen Strategietitel im Konsolenlager sind leider wegen des Steuerungsdefizits nicht wirklich berauschend. Hätte ein Halo Wars eine Maus-Unterstützung, würde es viel besser von der Hand gehen, und von dem allerersten Command & Conquer auf der alten PlayStation fange ich erst gar nicht an. Hierdurch ist die Zahl von Strategietiteln im Vergleich zum PC natürlich begrenzt und so freut es mich dann doch sehr, wenn ein Entwickler sich die Arbeit macht, dieses Genre auf die Heimkonsole zu bringen. So im Fall von Grand Ages: Medieval. Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, kann ich schlichtweg sagen, dass das Steuerungsdefizit gegenüber dem PC auf ein Minimum reduziert wurde. Wüsste ich nicht, das Grand Ages: Medieval auch für den Windows-Rechner veröffentlicht wird, könnte man meinen, dass das Spiel extra für die Konsole hergestellt wurde.

Und quasi vorbildlich werdet ihr auch zum Start der Kampagne an die Hand genommen und bekommt Stück für Stück die Spielmechanik und Steuerungsmöglichkeiten angelernt. Das ist nach dem eher missratenen Blood Bowl 2 ein Segen, denn Grand Ages: Medieval ist auf seiner Art auch ein Schwergewicht. Es versetzt einen in die Haut eines Adeligen, dessen Vater Kaiser Konstantin X. im Jahr 1050 nach Christus dient. Doch dieser und euer Vormund haben das Zeitliche gesegnet und ihr seid auf euch allein gestellt, Papas Reich groß werden zu lassen. Und das macht ihr, indem ihr Handel mit Nachbarstädten treibt. Hierzu schickt ihr einfach einen Kundschafter los, der das Terrain aufdeckt. Trifft dieser auf Nachbarn, dann können die diplomatischen Verhandlungen beginnen. Anfangs solltet ihr ein Handelsabkommen abschließen, was sich meist die Gegenpartei mit einer dicken Finanzspritze bezahlen lässt.

Grand_Ages_Medieval_3Doch auch wir ziehen unseren Vorteile daraus. Von dem Moment an, wo ein Handeln zwischen den Städten erlaubt ist, könnt ihr Händler losschicken und eure Ware dort verkaufen. So kommt euer Koalitionspartner zu den Produkten, die er benötigt, und ihr verdient euch eine goldene Nase. Hierbei solltet ihr die Marktsituation der Provinzstädte berücksichtigen, um nicht mit Verlust auf der Schuldenbank zu landen. Ihr werdet schnell merken, dass euer Zuhause nicht alle Verbrauchswaren herstellen kann, da das Spiel pro Stadt nur fünf Betriebe zulässt. Also seid ihr auf den Handel angewiesen und nebenbei zur Expansion. Hierzu heuert ihr einen Siedler in der Schenke an und schickt ihn am besten an einen Ort, an dem ihr ressourcentechnisch gut abschneidet. Dumm: Erst wenn der Siedler unterwegs ist, könnt ihr auf der Weltkarte ersehen, wo welche Rohstoffe zu finden sind.

Ist der erste Spatenstich getan, entsendet das Bauteam, um eine Straße dorthin zu bauen. Schon könnt ihr die erwirtschafteten Ressourcen von Punkt A nach B schicken. Ist der Handel anfangs noch einfach, indem ihr Manuel den Händler zum nächsten Markt schickt, wird es recht zeitraubend im späteren Verlauf, wenn eine Vielzahl von Städten entdeckt ist. Hier bietet Grand Ages: Medieval eine automatische Handelsroute, die sowohl Fluch wie auch Segen darstellt. Mit simplen Befehlen lassen sich diese Erstellen, doch lässt man der Computer-KI freie Hand, kauft sie recht häufig falsche Waren oder nutzt nicht die komplette Transportfläche. So seid ihr oft gezwungen, immer wieder einzugreifen, um die KI zu korrigieren. Ein anderes Problem größeren Ausmaßes wird euch in der Form von Banditen begegnen, die mit fast schon sadistischen Zügen eure hart erarbeiteten Rohstoffe klauen.

So seid ihr früher oder später dazu gezwungen. Geld ins Militär zu stecken, damit die Kolonnen nicht unbewacht den Räubern zum Opfer fallen. Ein Tipp von mir sofort vorneweg: Zum Start einer Kampagne gleich eine Kaserne bauen! Obwohl den Schwerpunkt bei Grand Ages: Medieval der Handel darstellt, könnt ihr Kriege beginnen, doch sind diese meist teuer und nicht so unterhaltsam. Das liegt an Defiziten, wie das ihr keine Taktik braucht, um die feindliche Armee zu besiegen. Der, der die meisten Einheiten zu Felde schickt, geht in den meisten Fällen auch als Sieger hervor. Formationsbefehle und andere Kleinigkeiten wie bei einem klassischen Echtzeitstrategietitel gibt es nicht. Faktisch reicht es, die Truppen einfach loszuschicken und zu warten, bis der Kampf vorbei ist. Ist euch das zu aufwendig, lässt sich die Zeit verschnellern. Ihr werdet bald merken, dass ihr dieses „Feature“ oft nutzt, da die eigentliche Spielgeschwindigkeit von Grand Ages: Medieval recht gemächlich ist.

Grand_Ages_Medieval_1Eine andere „Innovation“, die ich bei Grand Ages: Medieval lieben gelernt habe, ist das freie Speichern. Ist das auf dem Windows-PC gang und gäbe, findet man diese Möglichkeit auf den Heimkonsolen recht selten. So muss ich nicht immer warten, bis die automatische Speicherfunktion in Kraft tritt, und kann zu allen Zeiten wieder ein wenig an meinen Imperium arbeiten. Was die Mankoliste angeht, hat das Strategiespiel auch ein paar Tücken. So sind die Texte ein bisschen klein geraten, was es manchmal schwer macht, diese zu lesen. Ganz besonders, wenn der Fernseher ein Stückchen weiter Weg steht. Zudem wäre eine bessere optische Feedbackfunktion wünschenswert. Beim Bau von Arbeitsstätten kann man sich nur auf die Angabe in der Liste verlassen. Selbst wenn man mehrere gleiche Produktionsstätten in Auftrag gegeben hat und diese auch gebaut werden, sieht man nur eine. Das ist doof.

Optisch ist Grand Ages: Medieval durchweg befriedigend. Das Spiel glänzt mit einer frei zoom- bzw. drehbaren Kamera und das alles ohne irgendwelche Ruckler. Zwar wirken Einheiten prinzipiell winzig, aber die großen Umgebungen bieten viel Platz zum Erkunden und Siedeln.




Dominic meint:

Dominic

Ich bin begeistert! Nach dem eher schnöden Blood Bowl 2 war Grand Ages: Medieval trotz komplexer Mechanik dank vorbildlichem Tutorial und Steuerung ein Segen auf ganzer Linie. Doch wer hier hofft, sein Imperium auf kriegerischer Art zu vergrößern, sollte lieber Abstand nehmen, da Grand Ages: Medieval eine fast hundertprozentige Handelssimulation darstellt. Angaben zum Mehrspielermodus kann ich leider nicht machen, da während meiner Testzeit kein anderer Spieler online war.

Positiv

  • Gelungene Padsteuerung
  • Freies Speichern!!!
  • Dynamisches Wirtschaftssystem

Negativ

  • Schriftart ein bisschen zu klein
  • Automatische Handelsroute nicht perfekt
  • Optisches Feedback ungenügend
Userwertung
8.05 2 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Dominic ist ins Mittelalter gereist, um so besser Grand Ages Mediaval testen zu können. Grand Ages: Medievall Der Konsolencontroller – ein recht vielseitiges Eingabegerät, das durch die Jahre seiner Existenz viele Formen durchlief. War es anfangs noch ein blockiges Gerät,...

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Grand Ages: Medieval Daten
Genre Wirtschaftssimulation
Spieleranzahl -
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 1080p
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2015-10-09
Vermarkter Kalypso Media
Wertung 8
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