Klassiker als Manga: Zelda - A Link To The Past im Test

Wind peitscht in einer finsteren Nacht und treibt den Regen wie spitze Nadeln der Erde entgegen. Unheil und Gefahren kann man förmlich riechen. Plötzlich ertönt eine zarte Stimme und schneidet durch die verregnete Nacht. Die Stimme trägt eine Botschaft an einen jungen Mann, der auserkoren ist, ein Held zu sein und das nahende Böse aus der Welt zu vertreiben. Doch ist er dieser Aufgabe gewachsen? Er, der gerade tief eingehüllt in seinem Bettzeug schläft und nichts von dem Abenteuer ahnt, das ihm bevorsteht ...

So oder so ähnlich lässt sich die packende Atmosphäre des SNES Klassikers The Legend Of Zelda - A Link to the Past beschreiben, der Anfang der Neunziger für Nintendos 16-Bit Konsole erschien und auch heute noch überzeugt. In der erschienenen Manga Neuauflage gleichen Namens geht‘s aber ein wenig anders los. Hatte das Mangaka Duo Himekawa schon in den vorherigen Zelda Mangas immer wieder den Storyverlauf geändert, ist es auch hier nicht anders. Denn der Leser erfährt zuerst etwas über Link und seinen Traum.

Der junge Hylianer möchte eine Apfelfarm besitzen und hilft seinem Onkel fleißig bei dessen Apfelernte. Ihr erfahrt also schon etwas über Link, noch bevor es in der oben erwähnten stürmischen Nacht so richtig los geht. Wie im Videospiel, erklingt einige Seiten später auch im Manga Zeldas Stimme in Links Ohr. Die Prinzessin bittet den jungen Held um Hilfe, so dass dieser sofort ins Schloss aufbricht. Hier nimmt das Schicksal dann seinen Lauf und der rote Faden der SNES-Videospielvorlage beginnt sich zu offenbaren.
 

Was folgt, ist der tragische Tod von Links Onkel, die Rettung Prinzessin Zeldas aus dem Verließ des Schlosses und die Flucht der beiden in die Kathedrale der Zeit. Hier wird Zelda wieder von Agahnim entführt und es liegt an Link, die Prinzessin zu retten und Agahnim den Gar auszumachen. Soweit nichts Neues im Vergleich zum Videospiel. Aber spätestens im zweiten Kapitel kommt es doch anders, als es ein Zelda Fan erwartet. Obwohl Himekawa dem roten Faden des SNES Epos folgt, baut sich das Mangaka Duo ihre eigene Geschichte rund um Link und seine Suche nach dem Masterschwert und den sieben Weisen.

Damit ihr euch vorstellen könnt, was im Manga anders ist als in der Videospielvorlage, möchte ich ein Beispiel nennen. Wir bleiben im zweiten Kapitel. Link ist in einer Kutsche unterwegs, die kurzerhand von einer Bande überfallen wird. Angeführt wird die Diebesbande von Ganti, einer schwarzhaarigen Draufgängerin. Bevor die Diebe aber an die Beute der Kutsche kommen, ergreift Link die Zügel und kann mitsamt der Kutsche fliehen. Natürlich lässt Ganti dieses Vorgehen nicht auf sich sitzen und folgt Link. Einige imposante Zwischenfälle (die ich nicht verrate) später werden die beiden aber ein Team und Ganti entwickelt sich zu einer treuen Gefährtin, die zeitgleich aber auch als wortfrecher Sidekick fungiert.
 

Ihr merkt hier sicherlich den ersten großen Unterschied. Link ist im Spiel nie in Begleitung einer gewissen Ganti gewesen. Die Diebin gibt sich im Manga ein Stelldichein, was der Geschichte sehr gut tut, denn der Leser bekommt so mehr von Link zu lesen bzw. zu sehen. Die Gespräche zwischen den Personen und natürlich ihre Handlungen verleihen dem Ganzen eine ganz persönliche Note, die so im Spiel nicht zum Tragen kommen.

Aber nicht alle diese Abweichungen zum Original sind gut, wie ich finde. Ein anderes Beispiel: wie im Spiel, landet Link im Manga in der Schattenwelt. Musste er sich auf dem SNES noch in Form eines Hasen durchschlagen, bleibt im Manga seine menschliche Form erhalten, obwohl alle anderen Bewohner Hyrules und sogar Ganti zu Tieren werden. Ich persönlich finde es schade, dass Himekawa hier eine so starke Abweichung macht. Ich hätte Link im Manga gerne als Hase gesehen. Das waren jetzt aber nur zwei der vielen Unterschiede, die im Manga zu finden sind. Wie schon bei den anderen Zelda Mangas sind diese nicht weiter schlimm, da sie beinharten Zelda Fans, die die Spiele in- und auswendig kennen, eine neue Perspektive verschaffen und etwas vollkommen Neues aufzeigen.

Ein wenig schade finde ich aber auch im A Link To The Past Manga, dass das Ende viel zu schnell erreicht ist. Man hat sehr oft das Gefühl, dass sich die Ereignisse überschlagen und Link viel zu schnell von einem zum anderen Ort gelangt. Natürlich hat das den Grund, dass Himekawa die komplette Geschichte des SNES Klassikers auf knappen 190 Seiten verpacken wollte. Ich hätte eben diesen Manga sehr gerne auf zwei oder mehrere Bänder verteilt gesehen, da A Link To The Past neben dem Ocarina of Time Manga zu den besten Comic Ablegern der Zelda Reihe zählt.

 

Das hängt aber auch ein gutes Stück mit der zeichnerischen Qualität der beiden Manga zusammen. Genauso wie beim OoT Manga ist der Zeichenstil bei A Link To The Past erwachsener und mit weitaus mehr Details versehen, als es noch beim kindlichen Minish Cap Manga der Fall war. Solch ein Zeichenstil hat natürlich zur Folge, dass die gesamte Atmosphäre dunkler ausfällt und dem neuesten Zelda Manga eine hohe Qualität verleiht. Besonders deutlich wird es, wenn man sich die Zeichnungen bei Kämpfen anschaut. Hier übertrifft sich das Himekawa Duo wahrlich selbst und man bleibt gerne über mehrere Minuten auf den besagten Seite kleben, nur um auch das kleinste Detail in sich aufzunehmen. Wahrlich ein kleines Meisterwerk!

Gab es in den Manga zu Four Swords oder Minish Cap Bonus Manga, findet sich in diesem Band ein anderes Bonbon, nämlich ein Interview mit dem Mangaka Duo Himekawa und Eiji Aonuma, seines Zeichens Videogame Designer bei Nintendo und einer der wichtigesten Köpfe hinter der Zelda Reihe. In dem interessanten Interview äußern sich die beiden Mangaka zu ihren Zelda Manga und ihrer Sicht der Dinge bei diversen Änderungen. Das Interview ist wahrlich ein kleiner Bonus, der in solcher Form gerne auch in zukünftigen Projekten gern gesehen wird.

FAZIT:
Obwohl es deutliche Unterschiede zwischen dem Videospiel und dem Manga gibt, kann ich eine klare Empfehlung für alle Zelda und Manga Fans aussprechen. Super klasse finde ich die geschaffene Atmosphäre und die zeichnerische Qualität der rund 192 Seiten, wobei nicht alle Seite gezeichnet sind. Denn das Interview zwischen Himekawa und Aonuma ist ja auch noch drin. Und dieses sollte sich kein Zelda Fan entgehen lassen. Zugreifen!




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