Woher nehmen?

Neben der mangelhaften Qualität und fehlenden Bestandteilen gibt es natürlich noch das Problem der Bezugsquellen und der Verfügbarkeit von Ware. Neben dem bekannten Internet-Aukionshaus mit den vier Buchstaben versorgen sich Sammler auf Flohmärkten, Videospielforen und spezifischen Retrobörsen. Hier hat jede Bezugsquelle so ihre Probleme.

Bei eBay ist naturgemäß das Angebot am größten, jedoch auch die Nachfrage, so dass Schnäppchen zunehmend rarer werden. Jedoch ist das Angebot nach Jahren noch konkurrenzlos, selbst die obskursten und seltensten Artikel tauchen von Zeit zu Zeit in der Bucht auf. Wer es exotischer mag, versorgt sich mittlerweile direkt im Mutterland der Videospiele bei Yahoo Auctions und schlägt sich mit sog. Proxybietern und Google Translate herum.

Ebenfalls beliebt sind Marktplätze einschlägiger Internetforen wie das hauseigene neXGam-Forum. Hier wechseln Liebhaberstücke von Sammler zu Sammler, meist in gutem Zustand und zu niedrigeren Preisen als bei Ebay. Probleme bereiten lediglich das kleinere Angebot und die Anonymität des Internets ohne Absicherungen beim Handel übers WWW.

Flohmärkte hingegen haben ihren Reiz zunehmend verloren. Nur noch selten findet man begehrte Titel aus den 80ern und 90ern auf Flohmärkten. Insbesondere in Ballungsgebieten gesellen sich viele Händler und Weiterverkäufer dazu, die interessierte Kunden mit Horrorpreisen gepaart mit Unwissen gängeln. Lediglich wer bereit ist früh aufzustehen und an einem Tag 2-3 Märkte mitzunehmen hat noch die Chance echte Schnäppchen zu machen.

Eine Abhilfe schaffen Retrobörsen. Hier geht es nahezu ausschließlich um klassische Spiele für Konsolen, Homecomputer und PCs. Die Auswahl ist riesig, der Andrang ebenfalls. Jährlich finden in Deutschland und Österreich mehrere dieser Börsen statt. Doch wo Licht ist, ist bekanntlich Schatten. Denn alle Händler wissen um den Wert ihrer Waren, so dass echte Schnäppchen nahezu ausgeschlossen sind. Trotzdem kann Handelsgeschick und ein freundliches Auftreten zum ein- oder anderen Preisnachlass führen, das Porto spart man sich beim Kauf vor Ort ebenfalls. Besonders geschätzt wird das Treffen mit Gleichgesinnten und den daraus resultierenden Fachsimpeleien, sowie die Möglichkeit die begehrte Ware vor Ort auf Mängel zu überprüfen.

Der Schnäppchenjäger

Der Schnäppchenjäger fühlt sich sowohl auf Retro-Konsolen wie auch auf aktuellen Plattformen wohl. Meist folgt er keinem bestimmten Schema, »Hauptsache billig« lautet die Devise. So werden regelmäßig Amazon Aktionen beäugt, Rausramschaktionen bei einschlägigen UK-Händlern aktiv genutzt und auf Flohmärkten um den letzten Cent gefeilscht.

Oft kommt es vor, dass der Schnäppchenjäger Spiele ungespielt und ungeöffnet ins Regal legt, da er nie ernsthaftes Interesse daran hegt, das Spiel auch zu spielen. Seine Befriedigung erreicht der Sammler durch die Gewissheit etwas günstiger als andere Spieler bzw. dem aktuellen Marktpreis zu erstehen. Es kommt vor, dass Schnäppchenjäger von Zeit zu Zeit das Interesse am Gaming verlieren und ihre Sammlung veräußern, oder sich die Frage stellen, warum man Spiel XY überhaupt gekauft hat.

Der CE-Sammler

Collectors Edition, Limited Edition, Prestige Edition ... Aufwändige Sammlereditionen haben in den letzten Jahren Konjunktur, fast kein Spiel erscheint mehr ohne eine mehr oder weniger limitierte Ausgabe.  Das sah in den 80ern und 90ern noch komplett anders aus. Sammlereditionen gab es nahezu ausschließlich in Japan. Europa und die USA mussten sich mit hässlichen Covern in Standardhüllen begnügen, ab und an gab es mal ein Lösungsbuch zu einem Titel. Die Zielgruppe von LE‘s, CE‘s etc. ist dabei klar: Spieler, die ein Spiel nicht nur konsumieren wollen, sondern auch ihre Zuneigung zu diesem zum Ausdruck bringen wollen.

Das passiert durch Sammlerfiguren im Regal, Artbooks oder Soundtrack CDs. Der CE-Sammler liebt liebevoll und aufwändig gestaltete Sammlerboxen und greift dafür auch gerne tiefer in die Tasche. Was er jedoch nicht mag, sind Editionen welche offensichtlich nur auf den Geldbeutel des Konsumenten abzielen und mit langweiligen Sammelkarten und sogenannten In-Game-Items zum Download locken. Häufig sind CE-Sammler auch Serien-Sammler, bzw. anders herum. Fans und Liebhaber bestimmter Serien (Final Fantasy, Resident Evil, etc.) kaufen i.d.R. ihre Spiele als Limited Edition, sofern eine verfügbar ist.



Der Nostalgiker

Der Nostalgiker ist meistens der »Einsteigertyp« in die Sammelleidenschaft. Der Nostalgiker stößt in der Regel zufällig im Internet oder im TV auf seine Begeisterung für Videospiele in der Kindheit und frühen Jugend. Um eines oder mehrere Spiele von damals nochmal zu erleben, kauft er sich bei Ebay günstig die Konsole oder den Heimcomputer seiner Kindheit und die dazugehörigen Spiele.

Dem Nostalgiker geht es weniger um Zustand, Originalverpackungen oder Sammlerwerte, er will schlicht ein Stück Erinnerung aufleben lassen. Ist das geschehen, ist er enttäuscht, dass die Jugend unwiederbringlich vorbei ist, und verliert häufig das Interesse. Die bisher eingekauften Spiele und Konsolen werden wieder bei Ebay verkauft. Der andere Weg ist die intensivere Beschäftigung mit den Spielen und der Hardware. Der Nostalgiker informiert sich im Internet, diskutiert in Internetforen und weitet seine Sammlung zunehmend aus. Lose Module weichen originalverpackten Exemplaren und die ein oder andere damals verpasste Retrokonsole wird nachgekauft. Jeder Sammler bleibt immer ein wenig Nostalgiker, doch viele Nostalgiker entwickeln sich im Laufe ihrer »Sammlerkarriere« zu einer der anderen hier vorgestellten Sammlertypen wie Komplettsammler oder auch Seriensammler.
 

Der Komplettsammler

Der Komplettsammler - der Autor zählt sich selbst zu dieser »Spezies« - verfolgt stets das Ziel alle erhältlichen Titel einer Konsole, Handheld etc. zu sammeln. Die Hauptmotivation des Komplettsammlers ist es in der Regel nicht alle Titel zu spielen, sondern die Gewissheit alle erhältlichen Games - meist festgelegt nach Region (PAL, US, JAP) - für eine Plattform zu besitzen. Das Tageswerk des Betroffenen besteht daraus, Listen aller verfügbarer Titel zu erstellen, vorhandene Titel aus der Liste auszutragen und die unter »woher nehmen?« besprochenen Quellen nach gesuchten Titeln abzugrasen.

Der Komplettsammler wird von sich sagen, dass der Weg das eigentliche Ziel ist. Ist die Komplettsammlung im Regal, widmet sich der Sammler in der Regel einer anderen Konsole. Um die spielerische Qualität schert sich der Komplettsammler nicht. Jedes Spiel, welches für seine auserkorene Plattform erschien, wird gesammelt. Ob es sich um uralte Football-Spiele oder Rise of the Robots handelt - es wird gekauft, um die Sammlung zu komplettieren.

Besagte Komplettsammler sind häufig der Grund für obskur hohe eBay-Preise, obwohl ein Titel damals schon als nicht spielenswert galt und heute völliger Schrott ist. Ist der Titel rar und fehlt diversen Sammlern im Regal, steigt der Preis. Der sogenannte Bieterkrieg beginnt.

Der Sealed-Sammler

Ihr habt eine dicke Brieftasche und euch steht der Sinn danach etwas Besonderes euer Eigen zu nennen, was nur wenige andere besitzen? Dann ist das Sammeln von noch neuen, eingeschweißten Titeln (sealed) das Richtige für euch.

Der Sealed Sammler sammelt ausschließlich neue und noch versiegelte Titel. Da die teils 25 Jahre alten Spiele in der Regel heute alle gebraucht sind, sind noch eingeschweißte Versionen alter Games entsprechend teuer und begehrt. Handelt es sich zusätzlich noch um Titel beliebter Serien wie Castlevania und Final Fantasy, können die Preise schnell explodieren. Ein besonderes Augenmerk legen Sealed Sammler auf den Zustand der Folie und ihre Authentizität. So fordern Sealed Sammler vor dem Kauf meist Detailfotos von Spielen aus allen Perspektiven, um den Zustand einzuschätzen und zu erkennen, ob es sich um Original-Folie handelt. Da sealed Games in der Regel hohe Erträge auf eBay erzielen, ruft dieser Sachverhalt viele Betrüger auf den Plan, welche komplette Spiele in top Zustand erneut einschweißen und auf eBay und Foren anbieten.

Um dem Treiben einen Riegel vorzuschieben, organisieren sich sealed Sammler in entsprechenden Foren. Oder vertrauen auf das Urteil eigens eingerichteter Rating-Unternehmen wie die VGA (Video Game Authority). Die VGA überprüft Spiele auf Originalzustand und gibt ein vom Zustand des Spiels abhängiges Ratingurteil ab. Dieses Urteil gibt Interessenten die Gewissheit, ein Original im entsprechenden Zustand zu erstehen. Der Verkäufer freut sich über einen dementsprechenden höheren Endpreis. Die Preise die sealed Games erreichen, erzeugen bei vielen Spielern Kopfschütteln und Unverständnis. So erzielte ein noch verschweißtes Stadium Events für NES in der US-Version im Jahre 2010 satte 41.000 US-Dollar.

Der Serien-Sammler

Der Serien-Sammler hat seine Sammelleidenschaft einer bestimmten Spieleserie verschrieben. Beliebte Serien wie Final Fantasy, Castlevania, Mega Man oder Resident Evil scharen tausende Fans um sich. Und wie das mit Fans so ist, deckt der Fan sich mit allerhand Fanmaterial ein. Der Serien-Sammler sammelt nicht nur alle erhältlichen Titel einer Serie in sämtlichen Varianten, sondern auch Poster, T-Shirts und Soundtrack CDs.



Da die Macher der beliebten Serien sich ihrer Fans bewusst sind, erhalten prominente Serien meist ein wahres Füllhorn an sammelbarem Merchandise. Ob das Figuren in Originalgröße oder vergoldete Berettas sind, die Auswahl ist bunt und vielseitig. Beliebte und seltene Sammlerstücke erzielen dabei besonders hohe Preise, wie die Resident Evil: Code Veronica Dreamcast oder eine Presseausgabe von Mega Man 9 in einer stilistisch den NES-Vorgängern angepassten Box.