Atari Lynx

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Es steht zwar Atari drauf, aber was viele gar nicht wissen - ursprünglich wurde der Lynx von jemanden ganz anderem entwickelt. Und dieser jemand war die kleine kalifornische Company Epyx, die sich seinerzeit mit ihrer Games Sportreihe einen sehr guten Namen unter den damaligen Spielefreaks geschaffen hatte.

Angespornt vom großen Erfolg dieser Spiele und der ständig weiter wachsenden Branche entschloss sich Epyx 1987 einen eigenen Handheld zu entwickeln. Als Arbeitstitel war schnell 'Handy' gefunden, nicht ahnend welche Bedeutung der Begriff ein knappes Jahrzehnt später mal in Deutschland bekommen sollte.
An der Entwicklung von "Handy" sassen jedoch keine unbekannten Leute, schliesslich hatten sich Dave Needles und R. J. Micals bereits als AMIGA-Entwickler einen Namen gemacht. Angeblich soll dies später zur paradoxen Situation geführt haben, dass auch in Atari's Hallen Amiga's zum entwickeln von Lynx-Software gestanden haben sollen.



'Eine der legendärsten Companies..'


Jedenfalls setzten sich diese Herren den Plan den weltweit ersten Handheld mit Farbdisplay zu entwickeln. Leider übersah man wohl bei all dem Ethusiasmus einwenig wie teuer denn so eine Handheld-Entwicklung werden könnte, weshalb Epyx bald schon tief in den roten Zahlen steckte. Um den drohenden Konkurs abzuwenden sprang Atari in die Bresche und führte das Projekt unter dem Namen "Lynx" zu Ende.

Genau am 11. Oktober 1989 war es dann endlich soweit - der Lynx feierte seine US-Premiere. In den Händlerregalen standen neben der normalen Version auch eine Deluxe-Variante, die zusätzlich noch California Games enthielt. (Wurde später durch Batman Returns ausgewechselt - besser vergrault man wohl Neukunden nicht!)
Leider stand die Veröffentlichung unter keinem guten Stern, denn beinahe zum selben Zeitpunkt brachten die Konkurrenten Sega und Nintendo jeweils ihre Handhelds auf den Spielemarkt. Dementsprechend sanken die Verkaufszahlen des Luchses (Lynx = eng. Luchs) auch recht bald und pendelten sich auf einem wenig berauschenden Niveau ein.
Das änderte sich auch beim bald darauf folgenden Europa-Release nicht. Oft musste dafür das bis dato relativ kleine Spieleportfolio des Lynx Prügel beziehen, das entgegen anderslautender Behauptungen sehr wohl einige Hits bzw. Hochkaräter enthielt, die zudem so in der Form auf anderen Handhelds nicht machbar gewesen wären (z. B. Warbirds, Steel Talons)



Der Atari Lynx II im Frontblick


Schliesslich reagierte die Atari Führung (wie immer leider etwas spät) und brachte im August 1991 den Lynx II auf den Markt. 2 Jahre nach dem offiziellen Release ein Re-Release der Hardware in kleinerem und handlicherem Format, geringerem Batterieverbrauch (ca. 1 Std. länger!) und der Option die Hintergrundbeleuchtung an bzw. auszuschalten (letzters ist nützlich für Spielpausen). Viele Fans des Handhelds schöpften hier nochmal Hoffnung, doch der Kampf war bereits verloren.
Atari machte unterdessen munter mit den alten Fehlern weiter: Werbung wurde entweder gar nicht oder nur in Atari Fachzeitschriften geschaltet, während aus der Firmenzentrale immer vollmundigere Versprechungen kamen.

Weihnachten '93 - als bereits die Einstellung der Produktion beschlossene Sache war - wurden noch haufenweise Werbezettel voller Unwahrheiten verteilt, in denen kommende Hits wie beispielsweise Eye of Beholder angepriesen wurden. Natürlich wurde ein Großteil der Software aufgrund der Marktlage nicht mehr veröffentlicht.

Bei Atari konzentrierte man sich fortan völllig auf das neue Projekt Jaguar.
Der Ausflug Atari's in den Handheldmarkt endete mit einer finanziellen Katastrophe, der die ohnehin angespannte Finanzlage von Atari noch weiter verschärft hatte. Vom Imageschaden einmal ganz zu schweigen.



Lynx I (oben) im Vergleich zu Lynx II (unten)


Doch obwohl das Projekt Lynx von offizieller Seite aufgegeben worden war, liessen die Fans das Gerät nicht einfach sterben. Erste Eigenentwicklungen (Homebrew) wurden veröffentlicht die mit der Zeit immer aufwendiger wurden, bestes Beispiel ist das vor kurzem erschienene Alpine Games von duranik.
Auch für das Jahr 2004 sind weitere, vielversprechende Projekte in Planung, wie etwa das Action-RPG Distant Lands, welches dem Lynx fast ein Jahrzehnt nach seinem verfrühten offiziellen Begräbnis endlich zu einem Rollenspiel verhelfen soll. (Bei Atari hatte man den Wert von Rollenspielen völlig falsch eingeschätzt)



Die neue Hoffnung für alle Lynx Rollenspieler...


Übrigens - von seinem Release 1989 bis ins Jahr 2001 war der Atari Lynx gemessen an den Leistungsmerkmalen der Handheld mit der meisten Power. Erst nach 12 Jahren konnte Nintendo mit dem Game Boy Advance den Lynx eindeutig hinter sich lassen. Und 12 Jahre im Videospielbusiness sind eine verdammt lange Zeit...



--- 2. Das Gerät / die Module ---


Auf den ersten Blick mag der Lynx vorallem aufgrund der zahlreichen Knöpfe als überladen erscheinen. Doch der Schein trügt - wie auch bei der Konkurrenz von Nintendo und Sega werden hier lediglich zwei Buttons (A + B) zum spielen benötigt. Das diese aber jeweils einmal am oberen als auch am unteren Rand zu finden sind, ist natürlich kein Produktionsfehler sondern sogar geplant - als einzigster Handheld lässt sich das Display per einfachem Knopfdruck um 180° Grad drehen. Selbiges macht ihr jetzt auch mit dem Lynx und schon haben auch Linkshänder zukünftig keine Probleme mehr mit Handhelds. Ein geniale, wenngleich leider wenig beachtete Spielerei!

Ebenso wenig wurde die Linkfunktion des Luchses gewürdigt. Denn während bei der Konkurrenz maximal 1 vs. 1 Duelle über Linkkabel ausgefochten werden konnten, durften sich Lynx-Zocker sogar mit bis zu 7 anderen Spielern verbinden und so Duelle austragen. Das erfreuliche - zwar mag es der Lynx niemals zu vergleichsweise sovielen Spielen wie der Game Boy gebracht haben, dafür unterstützt aber ein Großteil der Games ein Multiplayerspiel über das Comlynx Kabel.



Eine Cart im Blick - leider sind die unten entblössten Kontakte sehr empfindlich


Dank eines speziellen 3D-Chips schreckt der Lynx auch nicht vor der Darstellung der dritten Dimension zurück, was Spiele wie z. B. Steel Talons oder Hard Drivin' eindrucksvoll bewiesen haben.
Apropos Spiele - diese wurden nicht auf Modulen, sondern sogenannten Carts ausgeliefert. Diese teils hauchdünnen Scheiben (mitunter fragte man sich wie da alles Platz finden soll!?) wurden wie gehabt an der Rückseite der Konsole im Slot versenkt und sitzen wie angegossen.

Atari bzw. Epyx hatte hier also ein fehlerfreies technisches Wunderwerk gezaubert? Leider auch nicht - einen großen Nachteil hatte der Lynx gegenüber der Konkurrenz, nämlich dem Batterieverbrauch. Und da schlug man sogar noch den als Batterie-Killer verschrienen Game Gear aus dem Hause Sega. Nach maximal 4 Stunden war Schluss und euer Lynx musste wieder neu gefüttert werden.

Wer also die Neuanschaffung des Handhelds ins Auge fasst, holt sich - falls nicht vorhanden - am besten auch gleich noch ein passendes Netzteil aus dem Baumarkt seiner Wahl...




--- 3. Das Zubehör ---


Natürlich ist auch für den Lynx ein Haufen allerlei (un)nützliches Zubehör erschienen. Unerlässlich aufgrund des Batterieverbrauchs ist da sicherlich das offizielle Lynx-Netzteil (AC Adaptor) von Atari, wobei irgendein Netzteil aus einem beliebigen Elektrofachgeschäft oder Baumarkt mit entsprechender Spannung ebenfalls problemlos funktioniert.

Mehr zu den einzelnen Zubehörteilen findet ihr unter diesem Link:

--- 4. Technische Details ---

Zum Abschluss wie gehabt die technischen Details des Lynx.


Lynx I Lynx II
Maße: 26,875 cm x 10,625 cm x 3,75 cm 23,125 cm x 10,625 cm x 5 cm
Bildschirm: 8,75 cm Diagonale 8,75 cm Diagonale



Buttons: 2x2 zwei Feuerknöpfe (A + B)

2 Optionsknöpfe (Option 1 + 2)


Pause Knopf


Option 1 + Pause = Restart Game


Option 2 + Pause = Dreht den Bildschirm um 180° (für Linkshänder!)

Strom an Leuchte (nur LYNX II, flackert bei leeren Batterien)


Power on Knopf


Power off Knopf


Backlight Knopf :

(Schaltet die Hintergrundbeleuchtung ab, nur LYNX II. Spart über 60% Strom ein)


Joypad: acht Richtungen Digipad


Potis Lautstärke

Helligkeit

Anschlüsse Kopfhörer: (3,5mm Klinke, Lynx I Mono, Lynx II Stereo)

ComLynx (Zum vernetzen von bis zu 8 Lynx)

Power (9V DC, 1A)

Game Card Schlitz

Batterie Fach (6 x AA Batterien)





Zwei Chips im Lynx teilen sich die Hauptlast der anfallenden Arbeit, besser bekannt unter den Namen Mikey und Suzy. Nachfolgende Tabelle verrät etwas über die Aufgaben und Fähigkeiten der beiden Geschwister:

---Mikey---
16-Bit custom CMOS chip getaktet mit 16 MHz
MOS 65C02 Prozessor getaktet mit durchschn. ~3,6 MHz
8-Bit CPU, 16-Bit Adressbereich
Soundengine
4 Kanal Sound
8-Bit DAC je Kanal
(4 Kanäle x 8Bit/Kanal = 32 Bit)
Stereo (LYNX II)
Video DMA Treiber für das LCD-Display
4096 Farben (12-bit) Palette
16 Farben gleichzeitig (4 bit) aus einer Palette pro Scanline (mehr als 16 Farben können durch rotieren der Scanlines erreicht werden)
System Timer
Interrupt Controller
UART (Für das Comlynx)
512 bytes ROM (um die Cartridge zu laden)


---Suzy---
16-Bit custom CMOS chip getaktet mit 16MHz
Blitter (Blitter = bit-map block transfet unit)
Graphics Engine
Hardware draw Support
Unbegrenzte Anzahl von High-Speed Sprites mit Kollisionsdetektion.
Hardware high-speed sprite zeichnen, Streuung und Effekten
Hardware Entschlüsselung von komprimierten Sprites
Hardware Clipping und Multi-direktionales Scrolling
Variable FrameRate (bis zu 75fr/s!!)
160 x 120 dreifarben Standard Auflösung (16.320 adressierbare Pixel)
Möglichkeit einer künstlichen 480 x 102 Pixel Auflösung
Mathematischer Ko-Prozessor
Hardware 16-Bit Multiplikations und Divisionsverfahren (32-Bit Ergebnisse)
Parallelverarbeitung von einzelnen Multiplikation oder Divisionsaufgaben.

Screenshots

Übersicht: Atari Lynx

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