Dancing Stage: Mario Mix im Test

GameCube

Obwohl seine Popularität aufgrund ständig wachsender Konkurrenz in den letzten Jahren ein wenig litt, darf sich Mario immer noch als eine der wahren Ikonen der Videospiel-Szene betrachten. Einer der Gründe für seine andauernde Beliebtheit lässt sich sicherlich mit seiner Vielseitigkeit begründen, die sich in einer so schnelllebigen Branche alles andere als selbstverständlich rechtfertigen lässt. Marios Wurzeln liegen zwar im Jump´N´Run-Bereich, aber er wagte regelmäßig den Blick über den Tellerrand und stattete unterschiedlichen Genres einen Besuch ab. Es stellt sich die Frage, ob der pummelige Mützenträger seiner Haupttätigkeit als Klempner überhaupt nachkommt, da er neben dem Retten von Prinzessinnen auch viele verschiedene Hobbys hat. Tennis, Kartfahren, Fußball und Partys feiern sind nur einige der Freizeitbeschäftigungen des Allround-Talents. Wie es aussieht, reicht das aber noch nicht aus, um sein Bedürfnis nach Spaß zu befriedigen. In Marios neuestem Abenteuer dreht sich alles um das Thema Tanzen. Gemeinsam mit Konami, den Meistern des Genres, schickt Nintendo seinen Schnurrbart-Superstar an die Front, um bewegungsfaule Zocker ins Schwitzen zu bringen.

Dancing_Stage_Mario_Mix_11Der erste Unterschied zu den mariolosen Teilen der Dancing Stage Reihe wird schnell deutlich. Diesmal gibt es einen Story-Modus. Waluigi, der Bruder des etwas bekannteren Wario und daher selbstverständlich auch ein Feind von Mario und Luigi (ja, ein Nintendo-Stammbaum kann verwirrend sein …), stahl die Harmonien aus den Trüffeltürmen. Da diese magischen Gegenstände für den Rhythmus beim Tanzen zuständig sind, befürchtet Toad, seines Zeichens extrem erfolgloser Leibwächter der Prinzessin Peach, schreckliche Konsequenzen für sich und seine Landsleute. Asynchrones Dauertanzen könnte das gesamte Pilz-Königreich ins Chaos stürzen. Ein Held muss her, um die Diebesbeute zurück zu erobern. Glücklicherweise kennt dieser Pilzkopf gleich zwei Weltenretter. Wahlweise kann der Story-Modus mit Mario oder Luigi durchgespielt werden.

Auch wenn sich die Geschichte dämlich anhört, verleiht sie dem Game den typischen Nintendo-Charme, der es zu einem außergewöhnlichem Tanzspektakel macht. Gastauftritte fast aller Helden und Bösewichte des Mario-Universums sowie ein guter Schuss Humor sorgen für Stimmung. Besonders der ständig zwischen Panik und Heldenlobpreisung schwankende Toad dürfte selbst dem kaltherzigsten Zocker das eine oder andere Lächeln entlocken. Dummerweise lässt sich der Story-Modus in der Regel nach weit weniger als zwei Stunden beenden, wenn man nicht als völliger Neuling zu diesem Genre stößt. Die verschiedenen Schwierigkeitsgrade und freischaltbare Extras motivieren allerdings zum mehrmaligen Durchzocken.

Dancing_Stage_Mario_Mix_12Da Gamecube-Besitzer im Gegensatz zu vielen anderen Konsolenzockern mit Mario Mix zum ersten Mal in den Genuss eines Dancing Stage Games kommen, soll das Spielprinzip an dieser Stelle noch einmal kurz erklärt werden: Richtungspfeile steigen vom unteren Bildschirmrand auf und in dem Augenblick, wo eines dieser Symbole in einer der ständig eingeblendeten Formen ankommt, muss der Zocker auf den entsprechenden Bereich seiner Tanzmatte treten.

Das ist auch schon alles. Hört sich langweilig an? Keine Sorge! Falls der Rhythmus stimmt, was in diesem Spiel glücklicherweise der Fall ist, kommt Stimmung auf. Spätestens wenn schnelle Kombinationen gefordert werden oder zwei Pfeile gleichzeitig ihr Ziel erreichen, wird jeder Genre-Neuling die Genialität des einfachen Grundprinzips zu schätzen lernen. Verständnisvolle Nachbarn sind eine wichtige Voraussetzung, sofern man Mario Mix, das immer waghalsige Sprünge fordert, genießen will. Mit einem Standardcontroller erhält man praktisch keinen Spaß, aber glücklicherweise liefert Nintendo direkt eine Tanzmatte mit.

Das Action Pad:
Gutes Equipment ist bei Games, die einen Spezialcontroller benötigen, immer besonders wichtig. Allerdings kann man bei Tanzmatten nicht viel falsch machen und auch das Nintendo-Original bietet kaum Anlass zur Kritik. Vergleicht man das Stück mit ähnlichen Produkten der Preiskategorie, fällt sofort die leichte Struktur auf Unter- und Oberfläche auf, die leider nicht selbstverständlich ist. Das Wegrutschen der Matte oder das Ausrutschen des tanzwütigen Zockers lässt sich zwar nicht völlig ausschließen, aber wer ein wenig Vorsicht walten lässt, sollte Dancing Stage: Mario Mix ohne Krankenhausaufenthalt durchspielen können. Die Größe des skurrilen Zubehörs empfinde ich persönlich (Schuhgröße: 46) als akzeptabel, während meine Freundin (Schuhgröße: 36) absolut zufrieden ist. Natürlich gibt es noch wesentlich bessere Alternativen, doch für einen Bonus ohne Aufpreis ist das Action Pad, wie es auf der Verpackung genannt wird, ein mehr als akzeptables Zockwerkzeug. Eine 30 Kilogramm schwere Metall-Tanzplattform hätte den Kauf und Transport außerdem unnötig erschwert ...

Dancing_Stage_Mario_Mix_2Mario Mix beinhaltet die typischen Dancing Stage Modi. Auf Wunsch kann man sein Gewicht eingeben und anschließend berechnen lassen, wie viele Kalorien man weggetanzt hat. Die im Story-Modus freigespielten Songs können später ebenso einzeln ausgewählt werden, um auf Highscore-Jagd zu gehen. Falls man will, darf man hier den so genannten »Trix Mix« aktivieren. Entscheidet man sich für diese Option, werden einige der Pfeile durch andere Symbole ersetzt, die nach dem Auslösen sowohl positive als ebenfalls negative Effekte haben.

Auch eine 2-Spieler-Variante integrierten die Entwickler und selbstverständlich bringt ein Game dieser Art besonders viel Spaß, wenn zwei Zocker wild herumspringen, um den besten Tänzer zu ermitteln. Merkwürdigerweise schaffte es Nintendo offensichtlich nicht, einzelne Action Pads in den Handel zu bringen. Wer nicht extra ein zweites Komplettset kaufen möchte, versucht sein Glück beim Big N-Ersatzteil-Versand (danke an Forumsbesucher Undead Collector für den Tipp). Etwas ärgerlich ist, dass man immer nur zwischen Mario und Luigi wählen kann, bevor man das Tanzbein schwingt. Auch wenn es nicht sonderlich relevant ist, welche Figur man auf dem Bildschirm sieht, wirkt es merkwürdig, dass man im Story-Modus auf mehrere computergesteuerte Gegner trifft, diese allerdings nie selbst selektieren darf.

Ein Dutzend Mini-Games, die ebenfalls während des Story-Modus gemeistert werden müssen und danach jederzeit zur Verfügung stehen, bringen Abwechslung in den Tanz-Alltag, werden allerdings auch vorzugsweise mit dem Spezialcontroller in Angriff genommen. Die kleinen Herausforderungen, über die an dieser Stelle nicht alles im Voraus ausgeplaudert werden soll, sind zwar spielerisch nicht sonderlich anspruchsvoll. Sie spornen ehrgeizige Zocker aber dennoch zu immer neuen Versuchen an, um die Highscores zu knacken.

Dancing_Stage_Mario_Mix_3Der Schwierigkeitsgrad des Games sorgte in letzter Zeit bereits für heftige Diskussionen und reichte vielen Kritikern aus, um Mario Mix den Kinderspiel-Stempel aufzudrücken. Doch obwohl diese Episode der Konami-Reihe eindeutig leichter ausfällt als seine Vorgänger, ist das nicht unbedingt ein Grund zum Meckern.

Wer die Songs von Dancing Stage Fusion (PS2) auf dem maximalen Level mit dem Rücken zum Fernseher durchspielt, wird auf dem Gamecube keine neue Herausforderung finden. Der Großteil der Zockergemeinde dürfte aber spätestens auf dem höchsten der vier Schwierigkeitsgrade ernsthaft ins Schwitzen kommen. Marios Ausflug in die Welt des Tanzes fällt einsteigerfreundlich aus, und solange man diese Art der Körperertüchtigung nicht zur Kunstform erhebt, kann man viel Spaß mit dem Game haben.

Musik ist Geschmackssache und Videospielmusik bedient meistens einen besonders ausgefallenen Geschmack. Mir persönlich hätten reguläre Songs aus den Charts der letzten Jahrzehnte besser gefallen als Remixes von Nintendo-Soundtracks und tanzbarer Fassungen klassischer Melodien. Die Qualität der Stücke schwankt zwischen hektischer Kirmesmusik und Techno, den zockfremde Besucher eines Clubs kaum von der sonstigen akustischen Untermalung ihres jeweiligen Tanztempels unterscheiden könnten. Alles hört sich rhythmisch einwandfrei an, doch es fehlen einfach richtige Lieder, die statt kurzen Voice-Samples echte Texte und Stimmen bieten. Die knapp 30 Songs stammen hauptsächlich aus den 8-Bit-Auftritten des Klempners sowie einigen aktuelleren Games wie Mario Party 5 oder Wario World. Aber ebenso Neuinterpretationen von Stücken aus »Eine kleine Nachtmusik« oder "Carmen" sind vertreten. Altbekannte Effekte sorgen für das typische Nintendo-Flair. Insgesamt scheint mir die neXGam-Wertung für den Sound gerechtfertigt, auch wenn mehr Abwechslung, was den Stil betrifft, nicht geschadet hätte.

Dancing_Stage_Mario_Mix_7In Sachen Optik wagten die Entwickler keinerlei Experimente. Der Protagonist, seine Freunde und Feinde weichen kaum von dem Look ab, der mit dem Beginn der Nintendo 128-Bit-Ära etabliert wurde. Im Prinzip ist alles, was man außer den Pfeilsymbolen auf dem Bildschirm sieht, eine einzige umfangreiche Zwischensequenz.

Solange man selbst spielt, wird so viel Konzentration gefordert, dass man keine Chance findet, den Blick schweifen zu lassen, um die Geschehnisse im Hintergrund zu verfolgen. Unbeteiligte Zuschauer können sich jedoch an der Cartoon-Grafik erfreuen. Mario Mix sieht zwar in technischer Hinsicht nach nichts Hervorragendem aus, aber es ist einfach witzig, wenn das Nintendo-Maskottchen und andere bunte Figuren ihre Verrenkungen zur Musik vollführen. Besonders Endgegner Bowser (nein, ich verrate nicht zu viel, das dürfte jedem klar sein) hätte man so viel Beweglichkeit nicht zugetraut.




Tim meint:

Tim

An welchen Maßstäben soll man dieses Game messen? An den bisherigen Episoden der Dancing Stage Reihe oder an den Mario-Spielen, dem anderen Teil seiner Ahnenreihe? Um den Titel genießen zu können, muss man ein Fan des bekanntesten Klempners der Welt sein. Denn Nintendo schaffte es, den exklusiven Gamecube-Ableger der Serie perfekt in die eigene Produktpalette zu integrieren. Der niedrigere Schwierigkeitsgrad, der Story-Modus, die Mini-Games, die zuckersüße Optik und selbstverständlich die Songauswahl machen Mario Mix trotz des inzwischen auch außerhalb Japans bekannten Grundprinzips zu einem echten Mario-Game. Die Mischung aus familienfreundlichem Nintendo-Charme und ausgereiftem Konami-Gameplay verfügt zwar über ein paar Schattenseiten, wie beispielsweise den stilistisch eingeschränkten Soundtrack, lässt sich aber dennoch insgesamt als gelungen bezeichnen

Positiv

  • Ausgereiftes Gameplay
  • Der übliche Nintendo-Charme
  • Gelungener Soundtrack

Negativ

  • Niedriger Schwierigkeitsgrad
Userwertung
2 1 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Ob das Spiel cool ist? Das verrät euch Tim in seinem Review. Dancing Stage: Mario Mix Obwohl seine Popularität aufgrund ständig wachsender Konkurrenz in den letzten Jahren ein wenig litt, darf sich Mario immer noch als eine der wahren Ikonen der Videospiel-Szene betrachten....

  • von Tsubasa:

    Wird bestimmt cool werden.

  • von Sengaya:

    Ein glück das ich DSL hab Pics sehen doch schon mal ganz nett aus. Werds mir wohl auf jeden Fall holen, auch wenns nur Nintendo Charas gibt, ist wenigstens mal was anderes. PS: Ich will auch mal die Songliste sehen ...

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Dancing Stage: Mario Mix Daten
Genre Musikspiel
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2005-10-28
Vermarkter Nintendo
Wertung 8.4
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