Star Wars: The Force Unleashed im Test

PlayStation3Xbox 360

Pro7 wärmt Episode I bis VI auf, der gute George probiert mit einem halbherzigen CGI-Film Dollars aus der ‚Star Wars‘-Fangemeinde zu pressen und auch die Konsolen bekommen ihre Portion Krieg der Sterne aufgetischt. Entpuppt sich ‚The Force Unleashed‘ als funkelndes Coruscant oder verstaubtes Tatooine? Wir schwangen das Lichtschwert!

Star_Wars_The_Force_Unleashed_11Bereits der spielbare Prolog entpuppt sich als bildgewaltiger Overkill: Niemand Geringerer als Darth Vader persönlich lässt sich durch eine Wookie-Siedlung lenken, deren Bewohner ihr in pelziges Geschnetzeltes verwandelt. Im Hintergrund jagen Tie Fighter gen Horizont, vorbei an gigantischen Sternenzerstörern, die durch die Atmosphäre gleiten. Diesen bombastischen audiovisuellen Größenwahn hält Star Wars: The Force Unleashed gekonnt bis zum Abspann durch.

Daran kann man erkennen, was die Entwickler zu diesem Spiel bewog. Dabei war man sich zu Beginn noch nicht klar darüber, wie das neue Star Wars-Spiel aussehen sollte. Ehe es losgehen sollte, fingen sie praktisch von vorne an. Über ein Jahr lang sammelten sie viele unterschiedliche Ideen. Nach dem Brainstorming verfügten sie über 100 Einfälle, die auf 20 bis 25 brauchbare Konzepte gebracht wurden. Darunter auch solche, wie ein dritter Knights of the Old Republic-Teil, ein Wookie-Superheld oder Darth Maul als Protagonist. Am Ende entschied man sich für den damals relativ unerforschten Zeitraum zwischen Revenge of the Sith und A New Hope als Handlungseitraum. Dies gab ihnen den notwendigen Schub, um sieben verschiedene Konzepte auszuwählen, von denen diverse Elemente ihren Weg ins endgültige Spiel fanden. Und mit dem Segen von George Lucas machten sie sich daran, The Force Unleashed zu programmieren.

Star_Wars_The_Force_Unleashed_12Inhaltlich zwischen der neuen und alten Trilogie angesiedelt, wechselt die Perspektive nach dem furiosen ‚Vorspann‘ zu Vaders geheimem Sith-Schüler. Dieser hört auf den Spitznamen »Starkiller«, der eher an Aggro Berlin als an Lichtschwert-Akrobatik erinnert. Zunächst gilt es, für euren dunklen Meister die verbliebenen Jedis ins Nirwana zu schicken, die die Order 66 der Klon-Armee überlebten. Zu diesem Zweck hüpft und metzelt er sich in feinster Action-Adventure-Manier durch lineare Levels, an deren Ende sich die Krieger der Alten Republik zum zweisamen Duell stellen. Den steinigen Weg bis zum Finale säumen unzählige Aliens, Droiden, Rebellen und Sturmtruppen, die sich mit Schwertkünsten und Macht-Spielereien in die Knie zwingen lassen.

Spielerisch steht Star Wars: The Force Unleashed in bewährter God of War- und Devil May Cry-Tradition und bietet rustikales Hack‘n‘Slay-Gameplay. Dem Lichtschwert werden niederschmetternde Combos entlockt, zudem lässt sich feindliches Laser-Sperrfeuer mit dem Lichtsäbel blocken. Luke Skywalker durfte in ‚Rückkehr der Jediritter‘ leidvolle Erfahrungen mit der Blitzattacke des Imperators machen, welche zum Standard-Repertoire der dunklen Seite der Macht zählt und euch auch in Star Wars: The Force Unleashed zur Verfügung steht. Ganze gegnerische Kohorten lassen sich so paralysieren, alternativ kann man das Lichtschwert mit der blauen Energie aufladen, um so besonders brachial auszuteilen. Größere Widersacher, wie AT-STs, werden hingegen via Quicktime-Event in handliche Schrottklumpen verwandelt.

Star_Wars_The_Force_Unleashed_19Abgerundet wird die ‚Hau drauf‘-Action von diversen Machtattacken. Per Machtstoß purzeln Sturmtruppen wie Bowling-Pins durch die Levelszenerie, auch dicke Stahltore können so bequem aufgesprengt werden. Am spaßigsten gefällt aber der Machtgriff: Feindliche Soldaten lassen sich ebenso mit der Macht aufnehmen wie Teile des Interieurs und anschließend mithilfe der beiden Analogsticks durch den Raum wirbeln. Schleudert einen explosiven Kanister in die Rebellenstellung, lasst einen imperialen Offizier über den Abgrund schweben, um ihn danach ‚versehentlich‘ loszulassen, bringt die Decke zum Einsturz ... der morbiden Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Honoriert wird die Macht-Choreographie mit unzähligen Einblendungen, wie ‚Tiefer Fall-Bonus‘ oder ‚Zerquetsch-Bonus‘.

Leider macht euch das eigenwillige Zielsystem des Öfteren einen Strich durch die Rechnung. So wird statt dem schwer bewaffneten Weltraumsöldner ein harmloser kleiner R2D2-Verschnitt anvisiert, obwohl euer virtuelles Alter Ego genau auf den Gegner ausgerichtet ist. Einmal zu Fall gebracht, offenbart sich der zweite Kritikpunkt am Kampfsystem: Für einen durchtrainierten Sith-Athleten, braucht Starkiller viel zu lange, um auf die Beine zu kommen, während er sich weiterhin empfindlichen Attacken ausgesetzt sieht. Sowas frustriert - vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden.

Star_Wars_The_Force_Unleashed_2Für spielerische Tiefe sorgen dezente RPG-Elemente, in KotOR-Sphären sticht Star Wars: The Force Unleashed aber nicht vor. Für jeden erlegten Feind hagelt es Machtpunkte aufs Konto, die mit klassischen Erfahrungspunkten vergleichbar sind. Diese investiert ihr in neue Attacken und Combos, erhöht die Widerstands- und Blockfähigkeit. Ein nettes Sahnehäubchen, doch wirkliche Abwechslung bietet Star Wars: The Force Unleashed nicht. Warum nicht eine Flug-Einlage in Papa Vaders Tie Advanced? Warum keine fordernden Kopfnüsse? Die anspruchslosen Physik-Rätsel kratzten nur an der Oberfläche des Möglichem. So verschenkt das erste Star Wars-Spiel für die aktuelle Konsolengeneration leider viel Potenzial. Zumal die Spielzeit mit nur 6 Stunden äußerst limitiert ist und die Multiplayer-Modi vermutlich in der Galaxie über Bord gingen.

Die Euphoria-Grafikengine leistet ganze Arbeit. Nie sah ein Star Wars-Game besser aus. Die eingangs erwähnten monumentalen Kulissen bietet eine exorbitante Weitsicht, gleichzeitig wimmelt das Bildschirmgeschehen voller diffuser Details. Reißt man eine Steuerkonsole aus der Wand, erscheinen Rohre, Kabel und Dampf, im Eifer des Gefechts zersplittern Glasscherben, bersten Säulen und erhellen imposante Explosionen und Funken das Bild. Abwechslungsreiche (wenn auch teils matschige) Texturen paaren sich mit Glanzeffekten, Enviroment- und Bump-Mapping, zudem gestaltete man die Levelabschnitte optisch extrem variantenreich. Grafikhuren kommen gewiss auf ihre Kosten. Dennoch wirkt die Optik, ebenso wie das Gameplay, stellenweise »unfertig«, Clipping-Fehler und Nerviges Screen Tearing trüben den Augenschmaus etwas. Nichts zu mäkeln gibt es hingegen beim Sound. Der Lärm der Tie Fighter erinnert genauso wie das Brummen der Lichtschwerter an die Zelluloid-Vorlagen, orchestrale Melodien untermalen die Bildschirm-Action, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Auch die deutsche Synchronisation steht ihrem anglophonen Pendant ausnahmsweise in Nichts nach.




Kai meint:

Kai

Star Wars: The Force Unleashed erinnert an Haute Cuisine ... schmeckt lecker, aber man wird nicht satt davon. Nach kurzer Eingewöhnung schleudert ihr gekonnt das Lichtschwert durch die Korridore und lasst Tie Fighter in der Landebucht schweben, das Gameplay ist ebenso dynamisch wie spaßig. Leider fehlt spielerische Abwechslung genauso wie ein hoher Umfang. Ausgehungerte Dante-Jünger greifen jedoch ebenfalls bedenkenlos zu wie eingefleischte Star Wars-Fans. Nicht zuletzt dank der fulminanten Präsentation wird eine dichte Atmosphäre erzeugt. Zudem behandelt die Storyline die Lücke zwischen Episode III und IV. Möge die Macht mit Euch sein!

Sascha meint:

Sascha

Die Macht ist stark mit Star Wars: The Force Unleashed, zumindest wenn man sich auf die Inszenierung und die technische Umsetzung konzentriert. Wie erwartet liefert das Spiel in bester Star Wars Manier einen bombastischen Soundtrack und die schicke Grafik versetzt euch ins Schwärmen. Spielerisch wird für meinen Geschmack nicht genug Abwechslung geboten und auch in Sachen Story war ich bis zum Start des zweiten Akts eher gelangweilt. Glücklicherweise wird zu diesem Zeitpunkt aber der nächste Gang eingelegt und somit entpuppt sich The Force Unleashed doch noch zum spaßigen Häppchen für zwischendurch. Star Wars Fans greifen blind zu, alle anderen sollten im Idealfall vorher anspielen.

Positiv

  • Kolossale Grafik
  • Authentisches Star Wars-Feeling
  • Gelungener Machtgriff

Negativ

  • Kurze Spielzeit
  • Spielerisch eintönig
  • Ladezeiten im Optionsmenü
Userwertung
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Forum
  • von Goldeneye:

    Ein wirklich richtig gutes Star Wars-Spiel! Erinnere mich noch gerne an 2008 zurück als ich es gespielt habe.

  • von Darkshine:

    Inzwischen für Switch im eShop verfügbar.

  • von Civilisation:

    Hoffentlich war die Macht damals Kai und Gregory, als sie "Force Unleashed" testeten. Star Wars: The Force Unleashed Pro7 wärmt Episode I bis VI auf, der gute George probiert mit einem halbherzigen CGI-Film Dollars aus der ‚Star Wars‘-Fangemeinde zu pressen und auch...

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Star Wars: The Force Unleashed Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2008-09-19
Vermarkter Activision
Wertung 8.1
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neXGam YouTube Channel
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